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Narzissus und die Tulipan

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06.08.2005
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Narzissus und die Tulipan

N. stöhnte. Nur einen kurzen Moment war er abgelenkt gewesen, hatte aus dem Augenwinkel zum Fenster hinübergesehen und Aufmerksamkeit vom Monitor abgezogen. Ein Blick nach draußen blieb bei diesem Spiel nicht ungesühnt, obwohl er es jetzt schon zum dritten Mal meisterte. Und das bei all den unzähligen virtuellen Toden, die er sich dabei immer wieder zugezogen hatte! Die sinfonische Musik aus den Lautsprechern schwoll an, abgehackt eingeworfene Chorgesänge, dann der Schlag, den er nicht mehr mit dem Schild blocken konnte, ein zu spät platzierter Hieb ...
"Na gut, bereit zu sterben", entfuhr es N., kurz bevor die rote Schrift den Bildschirm füllte: "Ihr seid gestorben!" Wie erwartet, fand sich darauf sein Ebenbild am Leuchtfeuer wieder. Zeit für eine Pause.

Jetzt wand N. den Kopf und blickte ganz bewusst aus dem Fenster. Endlich war draußen der Frühling ausgebrochen, verspätet in diesem Jahr, aber inzwischen beschleunigt wie in einem Zeitraffer. Man konnte den Pflanzen fast beim Wachsen und Knospen zusehen. Als er letzte Woche zwei Tage zur Supervision nach Basel gefahren war, hatte er fast die Magnolienblüte vor dem Haus verpasst. Im Garten lockte nicht nur der frische Grünton des Rasens, sondern die weißen und roten Tupfen dazwischen: Narzissen und Tulpen. Wie in dem alten Lied, das er in der Grundschule mit vielen Strophen gesungen hatte. Von allen Liedern aus der Kindheit war ihm das im Gedächtnis geblieben, wegen der seltsamen Sprache. Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide. Blumen, die sich anziehen? Als Kind hatte ihn das verwirrt.
Aus einem Impuls heraus zückte er sein Handy und tippte: "Geh aus, mein Herz, und suche Freud." Fast auf der Stelle erschien eine Erwiderung auf dem Display: "Suche Freud? *g* "
Na klar, von E.! Musste die immer alles wiederholen? Aber er verstand natürlich, was sie meinte und tippte: "Das Lied gab es doch, bevor der Psycho-Freud überhaupt geboren war!"

Kurz überlegte N., ob er mal durch den Garten gehen sollte, den Wind auf der Haut spüren und die Düfte einatmen. Er sah auf den Rücken seines rastenden Ritters, die Bewegungen des Brustkorbes wirkten wie echtes Ein- und Ausatmen. Er wollte ihn nicht warten lassen.

Soviel hatten sie schon miteinander erlebt. Begonnen hatte er mit unterschiedlichen Charakteren, einem Dieb, einem Zauberer und einem Kleriker, aber inzwischen hatte er die anderen alle gelöscht. Dafür hatte er mit diesem Ebenbild die ganze Welt der alten Fürsten erforscht, war durch immer neue dunkle Gänge und feuchte Gewölbe geschritten, hatte steinerne Treppen und rostige Leitern erklommen und mit gigantischen Gegnern gekämpft. Fröstelnd dachte N. an den riesigen Wolf mit dem Leuchtschwert, wie er ihm beim ersten Mal begegnet war. Inzwischen dauerte es nur ein paar Minuten, ihn durch gezielte Schildparaden und Angriffhiebe zu zerstören. Präzises Timing war eben alles.

Voller Hingabe hatte er seinen Helden mit allem ausgestattet, was ihm dienlich war. Er trug jetzt nicht mehr seinen Schwertstumpf vom Anfang in der Hand, sondern besaß ein ganzes Inventar an Waffen. Den speziellen Nutzen von Hellebarde, Armbrust oder Zauberschwertern hatte er bei Kämpfen ausprobiert. Flakons mit Heiltränken und Gegenstände wie Masken, Kronen und Ringe, die ihn beim Tragen mit Magie ausstatteten, hatten ihm manchmal ein Leben gerettet. Und obwohl das nackte Gesicht des Avatars eine innere Leere andeutete, war es doch von Symmetrie geprägt. N. lächelte seinen Stellvertreter an. "Komm, mein Held, gehen wir mal weiter."

Auf N.s Kommando erhob sich der Ritter und marschierte schweren Schrittes durch den dachlosen Gang die grasbewachsenen Treppenstufen hinauf. Doch irgendetwas war merkwürdig gewesen an dem vertrauten Haltepunkt. N. lenkte seinen Charakter wieder hinunter, zurück zu dem Leuchtfeuer im Freien und sah sich um. Es war ein Burghof, umgeben von Ruinen, mit kniehohen Gräsern und gewucherten Sträuchern. Am Rand stimmte das auch noch, aber in der Mitte, wo eigentlich festgetretener Erdboden vorherrschen sollte, sprießte jetzt frisches Grün rund um das Feuer. Ob das ein neues Bonus-Feature war, was man erst beim dritten Mal entdecken konnte? Das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide,
summte es in seinem Kopf. N. sah sich weiter um, entdeckte den vorher knorrigen alten Baum am Rand, der plötzlich neu begrünt frische Triebe bildete. Als wäre der Frühling auch hier angekommen. Dazu schien sich der Himmel aufzuhellen; das passte doch gar nicht zu den sonst fahlen bis dunklen Tönen der Umgebung.

Die sonst herumlungernden Non-Player-Charaktere fehlten, und der Brunnen wirkte richtig einladend. Kleine Tröpfchen sprühten über den Rand wie winzige Fontänen, und N. lenkte seinen Ritter heran und ließ ihn die Hand ins Nass tauchen.
"Wie unlogisch!", rief N. etwas verärgert, ein randvoller Brunnen in dieser Höhe? Bisher hatte er sich über alle Zusatzangebote gefreut, hatte die schwierigeren Gegner zerstört und sämtliche Trophäen bis zu Platin eingesammelt, aber das hier war doch hanebüchen. N. zuckte mit den Schultern, erstaunt über seine eigene Wortwahl. Na gut, wenn die Macher des Spiels sich im Frühlingskitsch ergehen wollten! Er würde jetzt weiter gehen.

Aber irgendwas stimmte mit dem Controller nicht. Sein Ritter blieb am Brunnen stehen, mit der Hand im Wasser, das Gesicht gespiegelt auf der Oberfläche, und die Kommandos über das Pad hatten keinerlei Wirkung.
N. stöhnte laut auf. Hatte sich das Spiel aufgehängt? Hoffentlich hatte er sich nicht den Save zerschossen!

"Alles ist gut!", sagte sein Alter Ego, "lass mich nur noch einen Moment hier stehen."
N. sprang auf. Noch nie hatte der Ritter zu ihm gesprochen.
"Wie kannst du reden?", entfuhr es ihm. "Das geht doch gar nicht! Und das Pad ..."
" ...ist in Ordnung. Ich will hier nur stehen. An dem einzigen Ort, der ein bisschen schön ist, Leben birgt." Er nahm sich den Helm ab und wischte über die Augen.
"So ein Weichei! Das kann doch gar nicht passieren!" N. schüttelte den Kopf. Nein, er träumte nicht.
Ein böser Streich? Aber er war doch im Offline-Modus. Wie auf ein Stichwort meldete sich E. am Handy. Nervös tippte er:
"Was willst du? Sag bloß, du willst dich mit mir treffen?"
Als Antwort eine SMS: Treffen. Als brauchte er jetzt ein Echo.
"Hach, wie die nervt!"

N. wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Was war nur los? Er liebte seine Welten getrennt: hier der Frühling in der Realität, dort der morbide Charme des Seelensammelns mit seinem Alter Ego als unbeirrbar starkem Helden.
"Ohne mich kannst du doch gar nichts machen!" N.s Stimme quäkte. "Du bist doch nur mein Ebenbild!"
Ein verächtliches Lachen drang aus dem Lautsprecher. "Dein Ebenbild? Kannst du denn ein Schwert halten? Du würdest hier doch keine Minute überleben!"
Jetzt war es N., der verächtlich lachte. "Und du lebst nur dank meiner Erfahrung! Alle deine Items hast du von mir!"
Beide schwiegen kurz. Dann fuhr N. leise fort: "Du bist doch ich."
"Ich bin nicht du. Hast du mal in den Spiegel gesehen?"

Das brauchte N. nicht. Schon seit seinen frühen Zwanzigern hatte er sich für das immer schütterer werdende Haar geschämt, und auch sein sich ausbreitender Bauch machte ihn nicht glücklich. Unbeholfen blickte er sich im Zimmer um, ließ den Blick schweifen von einem zum anderen Poster an den Wänden, blieb am Katana hängen. Auch wenn er es nur zur Dekoration angeschafft hatte, natürlich konnte er ein Schwert halten. Trotzig stand er auf und stieg auf seine Couch, reichte an die Wand, nahm das gewichtige Schwert in die Hand und befreite es aus seiner Scheide. Vorsichtig schwang er es ein paarmal durch die Luft, blickte dann aus dem Fenster und grollte: "Es kommt der Tag, da will das Schwert schw ... äh ... schwingen." Jetzt konnte ihn nichts mehr aufhalten.

"Das meinst du doch wohl nicht ernst!" N. drehte sich um und sah in meine Richtung. "Du willst mich doch jetzt wohl nicht Amok laufen lassen!"
Mist! Immer dieses Eigenleben der ausgedachten Figuren! Ob andere Geschichtenschreiber das auch haben?
"Wieso? Ist doch eine schöne Szene", entgegnete ich. In meinem Kopf hatte ich schon alles gesehen: Wie N. hinausstürmte und Narzissen und Tulpen köpfte, dann im Vorgarten das Niedermetzeln der vollen Magnolienblüten, ignorierte Schreie der verängstigten Nachbarn, Polizeisirenen, Zurufe, der Schuss - und dann das Ausbleiben der roten Schrift am Himmel: "Du bist gestorben!"

"Wenn du das machst, reden sie wieder alle davon, solche Spiele zu verbieten!", fauchte N. in seiner Wut.
"Darum geht es mir doch gar nicht. Mich interessiert doch der psychologische Zusammenhang, Narziss-Mythos und narzisstische Kränkung."
"Ja klar, und deine Bildungsbürger haben das schon längst geschnallt. Aber ein Amok... Das macht doch alles kaputt!"
Seufzend verabschiedete ich mich innerlich von dem Blütenregen. Oder vielleicht ein Seppuku im Narzissenbeet, und die sich langsam rot färbenden Blütenblätter ...
"Und komm nicht auf die Idee mit einem Selbstmord", mischte er sich wieder ein. "Bedenke: Ich habe das Spiel zweimal durch, da musst du mir doch eine gewisse Leidensfähigkeit zugestehen. Mich haut doch die Ablehnung meines Ebenbildes nicht so einfach um. "
Ich nickte langsam. "Stimmt leider."
"Obwohl du mich ihm ähnlicher hättest schreiben können."
Sein schmollender Ton ließ mich grinsen. "Und welches Ende hättest du gern?"
"Eine Pause! Hinaus in den Garten, hinein in die Narzissen!"
Noch einmal seufzte ich. Dann sah ich ihm zu, wie er ohne Schwert auf den Rasen lief, sich mitten in die Ansammlung der weißen und roten Tupfen legte, in den blauen Himmel schaute und - au nein - dazu zu pfeifen begann. Geh aus , mein Herz ...
Ich aber freute mich, vom PC zur Konsole zu wechseln.
"Her, du Finstertöter!" rief ich aufgeregt. "Dunkle Seelen, alte Fürsten - ich bin bereit. Bereit zu sterben!"

 

Hej Elisha,

mich hat es zu Beginn an Otherland erinnert (was insofern schade ist, weil dadurch Deine Handlung einfach geschluckt wird, ich kann das gar nicht verhindern, auch dort wird beschrieben wie der Spielheld in einem Moment der Unaufmerksamkeit stirbt).

So richtig funktioniert die Geschichte bei mir nicht. Ich empfinde den plötzlich unlenkbaren Ritter und das Auftauchen der Autorin als (zu große) Hürden für den Fluss, auch wenn es als Idee nett gedacht ist.
Zum Schluss bin ich einfach komplett raus.

(das Lied "Geh aus mein Herz ... " ist aber one of my favorites)

LG
Ane

 

Hallo Ane,

danke fürs zeitnahe Lesen und Kommentieren. Das in der Story gemeinte Spiel ist "Dark Souls", und da gehört das Sterben am laufenden Band dazu. Otherland kenne ich nicht.
Schade, dass die Wendungen bei dir nicht funktionieren; ich hoffe mal, das ist bei anderen anders.

See you.

Elisha

 

Hallo elisha,

insgesamt gut geschrieben, aber ich erkenne nicht wohin die Geschichte will. Das Ende wirkt mir zu künstlich, das plötzliche Auftreten der Autorin, dass sich N. das Schwert greift und die Blumen im Garten zersäbelt.

"Wenn du das machst, reden sie wieder alle davon, solche Spiele zu verbieten!", fauchte N. in seiner Wut.
"Darum geht es mir doch gar nicht. Mich interessiert doch der psychologische Zusammenhang, Narziss-Mythos und narzistische Kränkung."
"Ja klar, und deine Bildungsbürger haben das schon längst geschnallt. Aber ein Amok... Das macht doch alles kaputt!"

Die narzistische Kränkung hättest du ggf. herausarbeiten sollen.
Insgesamt ist es keine runde Geschichte. Das Ende ist mir zu abrupt. Der Einfall der Autorin war für mich zu plötzlich.

MfG mantox

 

„Komm her zu mir, mein Ehrenpreis,
Mein Röslein und Narzisse,
Mein Augentrost und Wegeweis,
Mein Giftheilzuckersüße.
Ich gebe dir, schöns Blümelein,
Mein Herz zu einem Blumkrug ein.“
Angelus Silesius,*Sie liebt ihn als ihre Blume​

Wir wissen nicht, welche Narzisse(n) die beiden Dichter (s. zuvor und der von Dir zitierte Paul Gerhardt) von Kirchenliedern und Überlebende des Dreißigjährigen Krieges in ihrem Werk meinten, aber ich behaupte mal einfach Narcissus poeticus (weiß blühend) oder die gelb blühende Osterblume (Narcissus pseudonarcissus), aber die Einleitung Deiner Geschichte,

liebe Elisha,

verführt mich zu diesem Besuch wegen ihrer Aktualität

[e]ndlich war draußen der Frühling ausgebrochen, verspätet in diesem Jahr, aber inzwischen beschleunigt wie in einem Zeitraffer
und dem Gegensatz hier Frühlingserwachen mitsamt Kirchenlied wider das Schlachten auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches Teutscher Nation und das virtuelle Abschlachten mit pseudoritterlichem Status (der eigentlich satte sieben Generationen zuvor mit dem Einsatz von Schusswaffen sein Ende fand).

Die Figurenwelt der Welt der Fantasy liefert noch einen Bezug zu den Narzissen – sie werden auch als „Feen"-lilien bezeichnet und der Tulipan/die Tulpe ist nichts anderes als der Turban des Muselmanen - und dann die Überraschung

…, aber das hier war doch hanebüchen. N. zuckte mit den Schultern, erstaunt über seine eigene Wortwahl
und mit dem Geplänkel jedes Schöpfers mit seinem Geschöpf
N.s Stimme quäkte. "Du bist doch nur mein Ebenbild!"
aas selbstbewusst ist und sich abgrenzt
Beide schwiegen kurz. Dann fuhr N. leise fort: "Du bist doch ich."
"Ich bin nicht du. Hast du mal in den Spiegel gesehen?"

Doch noch’n paar Schnitzer (das einfachste zuerst)

Leerstelle​

Aber ein Amok[…]...
Und passend dazu
Ich nickte langsam.[…]"Stimmt leider."

Velwechserungen​

Jetzt wand N. den Kopf …
Windet er den Kopf zum Fenster?
Winden – wand – gewunden, jedoch
wenden – wandte/wendete – gewandt/gewendet

Soviel hatten sie schon miteinander erlebt.
Soviel – Konjunktion? Besser auseinander: So viel …

…, wo eigentlich festgetretener Erdboden vorherrschen sollte, sprießte jetzt frisches Grün rund um das Feuer.
Sprießen – spross – gesprossen

Gern gelesen und Gruß aus OB nach BO vom

Friedel,

dat noch’n schönet Wochenende wünscht

 

@Mantox und @Friedrichard

Hallo Mantox,
danke für deinen Kommentar.

Die narzistische Kränkung hättest du ggf. herausarbeiten sollen.
Ich dachte, das hätte ich. Er will sich mit seinem Ebenbild vereinigen (Ich bin du), aber wird von dem abgelehnt.

Insgesamt ist es keine runde Geschichte. Das Ende ist mir zu abrupt.
Ich wollte sie nicht rund machen, sondern zweimal die Ebene wechseln: einmal vom Spiel in die "Realität" von N., dann von dort zur "Realität" des Erzählers. Im Grunde genommen passiert da zweimal dasselbe, und es sollte natürlich überraschend und abrupt sein.

Der Einfall der Autorin war für mich zu plötzlich.
Das Geschlecht habe ich offen gelassen. Ein Autor als Erzähler ist wahrscheinlicher, denn "Dark Souls" wird mehr von Männern gespielt.


Hallo Friedel,

ich habe deinen Kommentar sehr gern gelesen und danke dir für deine Mühe. Aus technischen Gründen schreibe ich z.Zt. ohne Rechtschreibkorrektur, da fehlt natürlich was an Kontrolle. Toll, was du alles gefunden hast.

Jetzt wand N. den Kopf …
Windet er den Kopf zum Fenster?
Winden – wand – gewunden, jedoch
wenden – wandte/wendete – gewandt/gewendet
Das hatte ich anscheinend schon selbst bemerkt und korrigiert, bevor ich deinen Kommentar gelesen habe, und ich dachte schon, du hättest dich vertan. :huldig: Stimmt natürlich nicht, denn in dem Text zur Veröffentlichung war der Fehler noch drin und :bonk: wurde auch von meinem Redakteur übersehen.

…, wo eigentlich festgetretener Erdboden vorherrschen sollte, sprießte jetzt frisches Grün rund um das Feuer.
Sprießen – spross – gesprossen
Hier habe ich nachgelesen. Da gibt es auch die andere Form, die mir besser gefällt:
sprießen - sprießte - gesprießt

Vielen Dank nochmal und BO>OB-Grüße!

Elisha

 

Hey Elisha,

ich hatte ein paar Mal begonnen, die Geschichte zu lesen, aber immer abgebrochen. Die Grundsituation 'Rollenspiel am Computer' fand ich nicht so prickelnd, aber weil deine beiden anderen Texte mir gut gefielen, habe ich dann doch durchgehalten - und es nicht bereut.
Das Aus-der-Rolle fallen der Rollenspielfigur, der Dialog und die Beziehung von Spieler und Avatar, das hat mir sehr gefallen. Dass dann noch der Erfinder des Spielers auftaucht, fand ich dann allerdings ein wenig zu viel des Guten.
Insgesamt aber eine nette Story,

viele Grüße,

Eva

 
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Servus Elisha,

mir gefiel deine kleine Geschichte ausgesprochen gut!

" ...ist in Ordnung. Ich will hier nur stehen. An dem einzigen Ort, der ein bisschen schön ist, Leben birgt."
Das ist eine wunderbare, haarsträubende Idee, dass ein paar zigtausend Programmzeilen, des andauernden Gemetzels leid, sich neu formatieren und, nun mit einer empfindsamen Seele ausgestattet, erkennen, was den wahren Wert der Existenz ausmacht. Der Zauber eines Wassertropfens, das Wunder der Natur, die schiere Schönheit der Welt …

Noch nie in meinem Leben spielte ich ein Computerspiel, kein Witz, und diese Art von Rollenspiele verfolge ich nur hin und wieder über die Schultern meiner halbwüchsigen Söhne hinweg. Und dabei ertappe ich mich dann, dass ich, angetan von der meist wirklich beeindruckenden Grafik, vollkommen unkonstruktive Vorschläge zum Besten gebe wie: „Lass den Typ doch mal da nach hinten gehen, dieses Wäldchen dort schaut wirklich wunderhübsch aus.“
„Verdammt, offshore, dort ist nix, das ist nur Scheißkulisse!“
„Na komm, nur ein bisschen spazieren gehen …“
„Jessas, offshore! Das ist ein Spiel!“

Ja, ich bin wohl viel zu unernst für den Ernst solcher Spiele und wahrscheinlich auch zu sensibel, ich würde meinen Helden sich in eine Blumenwiese legen und den Herrgott einen lieben Mann sein lassen.

"Eine Pause! Hinaus in den Garten, hinein in die Narzissen!"
Genau so.
Und deswegen sind mir auch das Ende und die Schlusspointe deiner Geschichte so sympathisch. Der Prot N. hat sich offenbar seinen Sinn für die wirklich wichtigen Dinge bewahrt, bzw. gesteht die Autorin, seine Schöpferin, sie ihm zu, bzw. du, Elisha, die Schöpferin der Autorin, gestehst der Autorin des N. zu, ihm sie zugestehen zu lassen …
Ein nettes metafiktionales Spielchen, aber sehr hübsch verpackt, finde ich.

Und das bei all den unzähligen virtuellen Toden, die er sich dabei unaufhörlich zugezogen hatte!
Eines der beiden Adjektive würde ich weglassen.
Und auch wenn’s nur virtuelle Tode sind, fände ich es so schöner zu lesen: ... die er dabei gestorben war.

Schon seit seinen frühern Zwanzigern
frühen

Magnolien-Blüten,
Magnolienblüten

Narziss-Mythos und narzistische Kränkung
narzisstische

Mist! Immer dieses Eigenleben der ausgedachten Figuren! Ob andere Geschichtenschreiber das auch haben?
Diesen erklärenden Satz würde ich ersatzlos streichen, den braucht‘s wirklich nicht, für mein Gefühl schwächt der den schrägen Schluss erheblich. Ich glaube, dass ohne ihn trotzdem auch der dämlichste Leser begriffe, worum‘s da geht.

Ich nickte langsam."Stimmt leider."
Vor dem Anführungszeichen fehlt das Leerzeichen.

Ja, gefiel mir.

offshore

 
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Hallo Offshore,

vielen, vielen Dank für deinen Kommentar, so lustig, lehrreich und lebensecht!

„Lass den Typ doch mal da nach hinten gehen, dieses Wäldchen dort schaut wirklich wunderhübsch aus.“
„Verdammt, offshore, dort ist nix, das ist nur Scheißkulisse!“
„Na komm, nur ein bisschen spazieren gehen …“
„Jessas, offshore! Das ist ein Spiel!“
:rotfl:

:susp: Dein Nachwuchs nennt dich Offshore - mein Offspring nennt mich Mudda. :D

Die vorgeschlagenen Änderungen habe ich größtenteils übernommen, nur dabei zweifle ich

Ich glaube, dass ohne ihn trotzdem auch der dämlichste Leser begriffe, worum‘s da geht.
und lass ihn lieber drin.
...gesteht die Autorin, seine Schöpferin, sie ihm zu, bzw. du, Elisha, die Schöpferin der Autorin, gestehst der Autorin des N. zu, ihm sie zugestehen zu lassen …
Du merkst, komplizierte Sache das. Und das Ganze ist ohne in denkbar ...

Gruß, Elisha

 

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