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Serie Nanyte: Der Dealer

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15.11.2009
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Nanyte: Der Dealer

“Ein neues Schweinchen?“, fragte Barrow gelangweilt. Er musterte den Neuankömmling ohne sonderliches Interesse. “Wird es Ärger machen?“
“Ich glaube nicht“, antwortete Ambers und zuckte mit den Schultern, “Bloß ein kleiner Junkie. Lief halbnackt auf der Straße rum und hat eine Familie zu Tode erschreckt.“
„Ist ja wohl kein Wunder, der Kerl sieht aus wie 'ne lebende Leiche.“ Barrow tippte auf seiner Tastatur herum. “Kann er sich ausweisen?“
“Kein Ausweis und scheinbar hat 'ne Katze seine Zunge gefressen. Ich bekomme nicht eine Silbe aus ihm raus.“
„Ab in den Zwinger damit.“

Machine war 21 Jahre alt und hieß eigentlich David Seyers. Machine nannten ihn nur seine Kunden und die Cops. Trotz seines jungen Alters gehörte er schon zu den ganz Großen, wenn es um das Absetzen von Substanzen aller Art ging. Er hatte früh angefangen und sich hochgearbeitet. Machine brachte alles an den Mann, egal, wie verboten oder gefährlich die Ware war. Aufgrund seiner Kaltblütigkeit hatte ihm irgendein verlauster alter Penner den Spitznamen „Machine“ verpasst. Sie hatten ihn schon etliche Male eingebuchtet, aber nie lange halten können. Er war bei einem Gelegenheitsdeal erwischt worden. Nichts Großes. Nur ein paar bunte Pillen an eine Gruppe experimentierfreudige Kids. Neue Kunden gewann man am besten, wenn sie noch jung waren. Nach seinem Maßstab war das fast schon ein Kavaliersdelikt. Schlimmer wäre es gewesen, wenn sie ihn zwei Stunden vorher geschnappt hätten. Er hatte einen neuen Stoff in die Hände bekommen. Irgendein chemisches Zeug, das „Nanyte“ genannt wurde, und das man sich spritzte. Die grüne Flüssigkeit sah aus wie pures Gift, aber scheinbar war der Trip, den das Zeug einem verschaffte, unschlagbar. Heute Abend war Machine wieder eine Dosis losgeworden. Sein Kunde war ein stinknormaler Junkie und trotzdem hatte er es geschafft, ganze fünf Ladungen Nanyte in seinen Körper zu pumpen und immer noch zu leben. Machine kannte seinen Namen nicht, aber er verkaufte ihm den Stoff zum Vorzugspreis. Er wollte sehen, wieviel der Junge noch vertragen konnte, sah es als Marktforschung.
Machine grinste still vor sich hin. Er hätte auch laut loslachen können, immerhin war der Abend noch jung und er in der Zelle der U-Haft allein. Er würde hier wieder raus sein, bevor sich zuviel Gesocks ansammelte.
Aus dem angrenzenden Gang erscholl der Signalton der Gittertür, die den Zellentrakt von Barrows Schreibtisch trennte. Machines Lächeln gefror zu einer starren Maske, als er sah, wen Ambers hereinschob. Sein Nanyte-Junkie!
Und er sah alles andere als gut aus. Ambers öffnete die Zellentür und schubste ihn auf die Bank gegenüber von Machine. “Ein Freund von dir?“, fragte er und grinste herablassend. Machine fiel keine gute Antwort ein und schüttelte einfach mit dem Kopf. Ambers zuckte mit den Schultern, verließ die Zelle und schloss die Tür hinter sich wieder ab. Sie waren allein.
Machine betrachtete die abgemagerte Erscheinung, die halb bewusstlos auf der Bank hing. Er machte es bestimmt nicht mehr lange. Er war nackt, abgesehen von seinen schwarzen Boxershorts. Seine Haut war ausgebleicht, glänzte wächsern. Rippen traten hervor, die Wangen waren eingefallen. Glasige Augen waren in dunkle Ringe eingebettet wie zwei Perlen. Er atmete in kurzen, heftigen Stößen und schwitzte.
Machine interessierte es nicht, ob der Kerl gleich abkratzte, sondern ob er ihn verpfiffen hatte. “Hey! Hey du!“
Der kahlgeschorene Schädel des Junkies kippte nach vorn und wackelte auf dem dürren Hals hin und her. Er sah aus wie eine dieser kleinen Figuren mit den riesigen Köpfen, die unentwegt nickten. Seine Augen blieben jedoch fast geschlossen, sodass man nur das Weiße sehen konnte.
“Hey! Hörst du mich?”
Eine Mischung aus Krächzen und Grunzen drang aus den aufgesprungenen Lippen des Junkies, sein Oberkörper sackte weiter zusammen. Auf der bleichen Haut bildeten sich Schweißperlen. Es sah aus, als schmelze sie gleich mitsamt dem Fleisch von den Knochen.
Machine sprang auf und ging zu ihm hinüber. Er nahm seinen Kopf in beide Hände und starrte ihn an. “Reiß dich zusammen, Mann. Ich will nur wissen, ob du geplaudert hast. Danach kannst du den Rest von deinem Trip genießen und meinetwegen gern den Löffel abgeben.”
Ein Rülpsen war die einzige Antwort, die er bekam. Wütend schlug Machine ihn gegen die Gitterstäbe. “Willst du mich verarschen?”
Er rammte dem Junkie die Faust in den Magen. “Rede endlich”, zischte er leise, “Dann haben wir alle unsere Ruhe.” Immer noch nichts. Die perlenartigen Augen stierten ins Leere.
“Ach, scheiß auf dich.”
Machine ließ ihn los, verpasste ihm aber noch einen Kinnhaken, der den dürren Mann von der Bank hob und auf den Boden schleuderte. Er trat nochmal nach und wollte sich gerade wieder auf seinen Platz setzen, als er von etwas festgehalten wurde. Er schaute nach unten und sah die knochige Hand des Junkies an seinem Bein. “Sag bloß, du hast deine Meinung geändert.” Machine beugte sich hinunter. “Was hast du mir zu sagen? Hast du mich in Schwierigkeiten gebracht?” Er schaute in das bleiche Totengesicht und stutzte. Es sah anders aus und das lag nicht an dem dünnen Blutfaden, der aus dem Mundwinkel kroch. Die käsige Haut war plötzlich von einem Adergeflecht durchzogen. Sie verliefen wie gerade Linien, knickten hier und da ab und setzten ihren Weg in andere Richtungen fort. Sie glühten grünlich. Machine riss sich los und wich zurück. “Verdammt, was ist mit dir los, Mann?”
Der Junkie stand auf. Sein gebrechlicher Körper schien schlagartig von neuer Vitalität erfüllt zu sein. Die Adern zeigten sich nun überall an ihm, bildeten Muster. Er starrte Machine an. Seine Augen waren nicht mehr weiß, sondern schimmerten in hellem Grün. Der Mund klaffte auf. Immer weiter. Die Mundwinkel rissen ein und helles Blut quoll hervor. Die Bauchdecke wölbte sich bedrohlich, als würde sie jeden Moment platzen. “Oh, Scheiße!” Machine wirbelte herum und rannte zur Tür, rüttelte an den Gitterstäben. “Hey! HEY! Mit dem Typen hier stimmt was nicht!”
Niemand antwortete ihm.
Der Junkie gab ein Schlürfen und Gurgeln von sich, das von irgendwo aus seinem Inneren zu kommen schien. Aus seinem Mund schob sich etwas, das wie ein Metallrohr aussah. Rötliches Gewebe klebte daran. Die Haut an den Unterarmen wurde rissig, platzte ab wie alter Nagellack. Glänzendes Metall wurde freigelegt. An die Stellen der Hände traten metallene Spitzen. Schlürfend wurde der aufgeblähte Bauch zusammengezogen. Aus dem Mundrohr und den Spitzen spritzte grünlicher Schleim. Machine brauchte nicht lange überlegen, um zu wissen, was das für ein Zeug war: Nanyte!
Das Ding setzte sich in Bewegung, direkt auf Machine zu. “Hilfe! Verdammt, lasst mich hier raus!”
"Jetzt halt endlich das Maul!“, kam es aus dem Gang.
“Bitte, Mann! Hier drin geht irgendwas ab! Ich will hier raus!”
“Du willst nicht still sein, nur das geht hier ab, Machine!”
Das Ding war jetzt ganz nah. Machine spürte seinen hechelnden Atem im Nacken. “Oh Scheiße!”
“Okay, es reicht! Jetzt seid ihr fällig!”, brüllte Barrow.
Machine wurde von den Gittern weggerissen und zu Boden geschmettert. Das Ding kniete sich auf ihn. Der Bauch schien wieder kurz vorm Bersten zu stehen. Es rammte die Speerhände in Machines Seiten. Sein aufkeimender Schrei wurde von dem Schlauch erstickt, der sich aus dem Metallrohr wand und in seinen Mund schnellte. Mit geweiteten Augen beobachtete Machine, dass sich der Bauch zusammenzog wie ein Blasebalg. Gleichzeitig spürte er das Nanyte in seinen Körper fließen. Es war kühl, linderte den Schmerz. Die Zelle und das Ding verschwammen vor seinen Augen. Auch Barrow, der die Tür wutentbrannt aufriss und dann vor Schreck starr wurde, war nicht mehr als ein blauer Fleck. Dann versank die ganze Szenerie in Dunkelheit.
Machine erwachte und fand sich noch immer auf dem Boden der Zelle wieder. Er fühlte sich erstaunlich gut. Mühelos und ohne Schmerzen richtete er sich auf, schaute an sich herunter. Sein Hemd war zerfetzt, wo die Stacheln des Dings eingedrungen waren, aber darunter schien alles in Ordnung. Keine Wunden, keine Narben. Nichts! War es nur ein furchtbarer Traum gewesen? Machine sah sich um. Neben ihm lag Barrow in einer Lache undefinierbarer, grünroter Flüssigkeit. Er war kaum noch zu erkennen, das Gesicht im Todeskampf verzerrt. Seine Zunge ragte gleich einem fetten Wurm zwischen blutigen Lippen hervor. Machine kroch von dem Leichnam fort. Warum lebte er noch, wenn der Polizist gestorben war? Wie war das möglich? Aus der Schleimpfütze führten Abdrücke nackter Füße zur Zellentür. Sie stand offen. Weg hier! Zu anderen Gedanken war Machines Verstand nicht mehr fähig. Dieses Ding konnte noch irgendwo hier in der Nähe sein, doch diesen Umstand schob er beiseite. Er wollte nur noch fort, sprang auf und rannte los. Die Polizeiwache flog geradezu an ihm vorbei. Nur aus dem Augenwinkel sah er die Toten, die Boden und Tische zierten. Er rannte weiter, immer weiter. Raus aus dem Gebäude, die Straße hinunter, die erschrockenen Blicke der Passanten ignorierend. Erst in einer schmalen Gasse, ein paar Blocks entfernt, kam er zum Stehen, holte Atem. Was sollte er jetzt tun? Er konnte nicht zur Polizei gehen. Wer würde ihm diese abgedrehte Scheiße schon glauben? Sie würden ihn für das ganze Gemetzel verantwortlich machen und auf den Stuhl schnallen, während dieses Ding durch die Nacht spazierte und weiter tötete. Nein, er musste aus der Stadt raus und zwar schnell. Er musste verschwinden, irgendwohin, wo ihn niemand kannte, niemand mit dieser ganzen Sache in Verbindung brachte. Machine rannte hinaus in die Nacht, einem Leben auf der Flucht entgegen. Er bemerkte nicht den Fleck in seinem Nacken, der mikroskopisch kleine Partikel in die Luft entsendete.

Cyphrim schaute vom Dach eines Hochhauses auf die Stadt hinunter, betrachtete das Leben, das in den Straßen pulsierte. All die kleinen Menschen, die ihren Trivialitäten nachgingen. Es hatte begonnen, die ersten beiden Kinder waren unterwegs. Eines geistlos, eines unwissend. Cyphrim streckte seine Hand aus, musterte fahles Fleisch, kalten Stahl, grün leuchtende Adern. Er richtete seinen Blick wieder auf die Stadt. Ein Lächeln umspielte seine dünnen Lippen.

 

Ich kann nicht wirklich sagen, warum ich diese Geschichte geschrieben habe oder was mich dazu inspiriert hat. Sie war heute Morgen ganz plötzlich da und wollte aus meinem Kopf raus. Über Kritik bin ich wie immer höchst erfreut. :)

 

Tach Pale Man

Zu Beginn schubst du den Leser gleich in die Szene, das ist für so eine Geschichte gut, auch wenns nur ein mäßig origineller Dialog zwischen zwei klassischen Donut-Cops ist.

Dann rutscht du in der Schilderung von Machines Vita in diese distanzierende Erzählhaltung. Das klaut doch Tempo! Also da muss ich schon richtig was spannendes erzählt kriegen, damit mich das bei der Stange hält. Das ist hier zu wenig und was du über ihn erzählst klingt so serienklug. Sorry, Pale Man.

Hm, und dann die Schlussszene, da habe ich das Gefühl, etwas hundertmal Gesehenes ein weiteres Mal sehen zu müssen. In dieser Zelle verdichtet sich das Gefühl von deiner Geschichte als Klischee-Medley aus amerikanischen Filmen. Die Donut-Cops, die Gitterstäbe, "Machine", das Terminator-Ding, die Namen der Polizisten, ihre Sprüche ... Ich bin echt kein Experte für Filme, aber der Eindruck drängt sich mir auf. Nicht so meins.

Aber wenn du die Form glättest und Klischees entschärfst oder überspitzt, könnte die Geschichte ein hübsches Stück werden, für Leute, die sowas mögen.

Grüße
Kubus

 

Hi Kubus!

Vielen Dank fürs Lesen und deine Kritik. Dein Eindruck täuscht dich nicht: Mein Nanyte ist tatsächlich ein Ballungszentrum an Filmklischees. Ich habe kurz vorher "Die Saat" gelesen, das mehr Drehbuch als Roman ist. Vielleicht hat mich das unbewusst beeinflusst. Ich muss die Geschichte wirklich nochmal überarbeiten. Die Überspitzung finde ich eine gute Idee, denn ich will einen gewissen Trashfaktor aufrechterhalten.
Mit dem Ende habe ich allerdings selbst ein wenig Magenschmerzen. Das liest sich wirklich so ausgelutscht. Ich lasse mir da etwas Neues einfallen.
Bei Machine bin ich aber absichtlich auf Distanz gegangen, um ihn ein wenig mit Hintergrundinfos zu unterfüttern (immerhin ist er die Hauptfigur). Vielleicht passt das aber besser in einen Roman und nicht in eine Kurzgeschichte. Ich denke mal nach, ob ich einen anderen Weg finde und das Tempo anziehen kann.

Gruß
Pale Man

 

Moi Pale Man,

Du bist doch jemand, der auch mal neue und gute Ideen hat! ;) Da geht noch was. An sich gefällt mir aber das Konzept, das setting, die Figuren (Einschränkung s.u.).

Kann nur Kubus zustimmen - der Text liest sich angenehm und zuegig, aber Du könntest mit etwas Ueberarbeitung mehr rausholen.

Ich mag es, wenn der Autor mittendrin nochmal einen Schritt zuruecktritt und die Geschichte von einer anderen Seite her angeht. Die Biographie an der Stelle stört mich nun gar nicht, auch nicht so ausfuehrlich - aber: Nicht alles, das gesagt wird, ist interessant.
Von der Gewichtung her könnte der Teil mit dem "Ding" mehr Raum bekommen - weil wir sonst in einen Charakter (Machine) eingefuehrt werden, der eigentlich nur gleich drauf hops geht, quasi nur als Ablenkung genommen wird, damit der Hintergrund (Waffenexperiment) ueberrascht. Wenn Du da also den ersten Teil um die ganzen alten Geschäfte rausnimmst und von Entstehung seines Namens (verkürzt) zu den deals um die neue Droge springst, wuerde das helfen.

Das Ende ... erinnert mich u.a. an die Schlusszene von Resident Evil. Alice/Milla da unten alleine, Kamera auch aus Hubschrauberperspektive, hrumpf. Die Idee, plötzlich ein anderes Thema, Dreh, reinzubringen finde ich aber wirklich sehr gut. Auch weil es nochmal die Geschichte vor einen anderen (Erzähl)hintergrund stellt.

Was mich stört, sind die Dialoge. Das ist hundertmal gehört, und ich finde nun diese abgeranzte Copsprache nicht so unendlich spannend, als dass ich sie auch noch in'ner KG lesen muss. Vllt könnte der Text gewinnen, wenn Du die einfach streichst. Eigentlich tun die nix zur Handlung, und sind so generisch, dass sie auch keine gelungene Charakterisierung ergeben. (Fuer mich sind Klischees einfach keine Charakterisierung.)

“Wen schleppst du mir denn da an?“, fragte Barrow (> gelangweilt) in seinem gewohnt gelangweilten Tonfall. Seine kleinen Schweinsaugen musterten (> Er musterte) den Neuankömmling ohne sonderliches Interesse. Er stopfte sich einen Teil eines klebrigen Donuts in den Mund und begann(KOMMA) die Reste der Glasur aus seinem Schnauzbart zu pulen. “Wird er mir Ärger machen?“
“Ich glaube nicht“, antwortete Ambers und zuckte mit den Schultern, “Bloß ein kleiner Junkie. Lief halbnackt auf der Straße rum und hat eine Familie zu Tode erschreckt.“
„Ist ja wohl kein Wunder, der Kerl sieht aus wie 'ne lebende Leiche.“ Barrow tippte auf seiner Tastatur herum. “Kann er sich ausweisen?“
“Kein Ausweis und scheinbar hat 'ne Katze seine Zunge gefressen. Ich bekomme nicht eine Silbe aus ihm raus. Vielleicht ist er harmlos, aber ich will den kleinen Stinker für heute Abend von der Straße haben. Es gibt auch ohne vollgedröhnte Trottel genug zu tun.
Der Teil wuerde mir als Dialog zwischen den Cops reichen - danach sagen sie nix Neues mehr. (Fettes könnte raus, das ist so Copgeschwätz bzw zu Altbekanntes.)
Soll er den doch einfach dann in die Zelle schieben. Dann wuerde die Spannung anziehen, der Tonfall wäre kuehler, damit wäre auch die Situation fuer den Leser schwerer einzuschätzen - die Bullen könnten Psychopathen sein, vllt ist dies schon eine Diktatur etc. Dann Junkie/Monster, das gefällt mir, das entwickelt sich gut, und auch der Dreh nochmal am Schluß ist fein.

Was ich seltsam fand: egal, wie abgefuckt die Welt in diesem Szenario sein soll - ein Dealer, dessen Kundschaft am laufenden Meter wegstirbt, wuerde wohl nicht lange Geschäfte machen. Das einfach mit "es gibt immer Leute, die gierig genug sind" finde ich aus dem Hut gezaubert. Das wuerde ich streichen - denn danach hast Du das Argument: Er hat was, was einen neuartigen Rausch auslöst. Das zieht (siehe Kugelfischrestaurants).

scheinbar hat 'ne Katze seine Zunge gefressen.
*Orden verleih fuer ein schön uebertragenes idiom* :)
@Maeuser: Cat got your tongue? / Did the cat get your tongue?
sah es als eine Art von Marktforschung an.
ohne von - Mafo reicht. Anders als a kind of ...
Machines Neugier fand ich gut ansonsten, liebevolles Detail, ganz nebenher.
Die Haut hatte einen bleichen Ton angenommen und glänzte wächsern. Die Rippen traten hervor und die Wangen waren eingefallen. Die glasige Augen waren in dunkle Ringe eingebettet wie zwei Perlen.
Die Beschreibung gefällt mir (v.a. die Perlen, auch zweimal), dreimal mit Die anfangen nicht, und so viele und sind unelegant. Vorschlag:
Seine Haut hatte einen bleichen Ton angenommen, glänzte wächsern. Rippen traten hervor, die Wangen waren eingefallen. Glasige Augen lagen eingebettet in dunkle Ringe wie zwei Perlen.
Die Unterarme veränderten sich auch. Die Haut bekam Risse, platzte ab wie alter Nagellack und legte glänzendes Metall frei. Die Hände lösten sich und fielen nutzlos zu Boden. An ihre Stellen traten metallene Spitzen. Der augeblähte Bauch zog sich zusammen.
Lalala ... :Pfeif:.
Er schaute nach unten und sah die knochige Hand des Junkies an seinem Bein. “Sag bloß, du hast deine Meinung geändert.”
Schön verkuerzt.
Sie sahen seltsam aus, verliefen wie gerade Linien, knickten hier und da ab und setzten ihren Weg in andere Richtungen fort. Sie glühten grünlich. Machine riss sich los und wich zurück
Kann raus - man liest danach, dass es seltsam aussieht. Nimmt Spannung, und setzt auch hohe Erwartungen. Die Beschreibung mit den Verästelungen finde ich sehr schön, sehr bildlich gesprochen und nicht platt.
Neue Kunden gewann man am besten im jungen Alter.
Ungeschickt doppeldeutig - durch 'man' bezieht sich das junge Alter auf den Verkäufer. Was er will ist, junge Kunden zu gewinnen.
Eine Mischung aus Krächzen und Grunzen entwand sich den aufgesprungenen Lippen. Sein Oberkörper sackte weiter zusammen.
Durch den Absatz ist mir der Bezug zu 'sein' zu weit weggerutscht. Da wuerde ich oben einen Junkie sparen, und ihn hier einsetzen.
Er hatte Pecht gehabt und war erwischt worden, als er einen Deal durchgezogen hat.
Kuddelmuddel in den Tempi.
Irgendein chemisches Zeug, das „Nanyte“ genannt wurde(KOMMA) und das man sich spritzte.
Einschub auch wieder beenden
Er sah aus wie eine dieser kleinen Figuren mit den riesigen Köpfen, die unetwegt nickten - ein Bobblehead.
Raus, hat man schon vor Augen, das wirkt belehrend. Kennst Du "Wackeldackel"?
Er nahm sein Notizbuch in die Hand und schrieb.
Ich bin uneins mit mir, ob ich das handschriftliche/Notizbuch charmant altmodisch oder als Stilbruch sehen soll. Ein bissl beisst es sich mit dem Nanokram - hätte der vllt einen kleinen palm? Andererseits ist das Notizbuch etwas Hervorstechendes, und sagt etwas über die Figur. Man prägt sich das mehr ein, als wenn es wie erwartet ein palm wäre - tja ...
Gleichzeitig spürte er das Nanyte in seinen Körper fließen. Es war kühl, linderte den Schmerz.
Schön - die Körperzustände/Beschreibungen gefallen mir insgesamt sehr gut. Ausserdem ist "Mundrohr" ein schön fieses Wort!

Aber:

Sein Mund reichte jetzt von einem Ohr zum anderen und aus der breiten Öffnung schob sich etwas, das wie ein Metallrohr aussah.
Kann raus - das nimmt Lesern die eigenen Bilder und ersetzt sie durch Predator, Octalus und frag mich.

Naja, so irgendwie. Lange Rede kurzer Sinn: Szenario gefällt mir insgesamt, auch die Details, viele Bilder, die sehr gut auf mich gewirkt haben - feil noch bissl, dann ist das ne schöne Idee auf kleinem Raum.

Herzlichst,
Katla

P.S.
Diese Geschichte ging mir nicht mehr aus dem Kopf, die Szenen mit der Verwandlung/im Knast finde ich echt gelungen - die habe ich mir als Bilderkette, nicht als Text gemerkt.
Nur noch: Es ist ziemlich sinnlos, eine Waffe an der eigenen Bevölkerung auszuprobieren - selbst wenn ein selektiver Genozid versucht würde (ob das mit Nanotechnologie ginge, hm), was aber hier nicht angedeutet ist. Denn bezahlt würden solche Experimente von Pharmakonzernen/Staat (auch Steuerzahlern) und dann dürfte auch so ein hoher Anteil der Leute aus der Rüstungsindustrie nicht wegsterben, denn das würde ja den Gewinn für den extrem mindern, der sich das hier ausgedacht/erprobt hat. Eigentlich hast Du damit eine Parallele geschaffen zu den Verkaufsstrategien des Dealers. Absicht?

Auch wenn das ein kluges Konstrukt wäre: Ich rate, das eigentliche Experiment nicht im 'Ursprungsland' der Prots stattfinden zu lassen - im kleinen ok, aber dann diese massenhafte Verbreitung als Ausblick nehmen, nicht als direkte Konsequenz. Vllt hätten sie ja die "Epidemie" im 1. Versuch auf den Knast beschränkt und dann dort alles vernichtet. (Ja, das klingt auch nach Filmplot, aber würde logischer wirken). Und den Großeinsatz - Dein Schlußbild) dann woanders beendet.

 

Hallo Pale Man!

Mir hat deine Geschichte gefallen!
Gehen wir mal durch.

und scheinbar hat 'ne Katze seine Zunge gefressen.
Diese Wendung hab ich noch nie gehört/gelesen und brauchte einen Moment, um sie zu verstehen.

Wer sich das gab, lebte mit etwas Glück lange genug für einen zweiten oder dritten Schuss. Machines Nanyte-Kunden starben wie die Fliegen und es war ihm egal. Die hohe Todesrate erlaubte es ihm, den Stoff zu einem entsprechend hohen Preis zu verkaufen.
Den kursiven Satz würde ich rausnehmen, das erwähnst du beides schon.

Machines Lächeln gefror zu einer starren Maske, als er sah, wen Ambers hereinschob. Ein Nanyte-Junkie! SEIN Nanyte-Junkie!
Das Kursive würde ich wieder rausnehmen, denn ich glaube nicht, dass das erste Merkmal, das er erkennt, ist, dass er ein Narnyte-Junkie ist, sondern sein erster Gedanke wird sein, dass er den Typen kennt.

Die glasige Augen waren in dunkle Ringe eingebettet wie zwei Perlen.
glasigen

Die Dialoge fand ich teilweise ziemlich lahm und klischeehaft, wie etwa

Hier drin geht irgendein ganz verrückter Scheiß ab!
oder

“Oh Gott... bitte hilf mir. Es tut mir leid. Es tut mir alles so leid. Das wollte ich nicht. Nein, das wollte ich nicht.... ES TUT MIR LEID!”
Najaa.. Vielleicht gehst du da nochmal drüber.

Nach der Charakterisierung von Machine habe ich mich nebenbei gefragt, wie Machine selbst zu Drogen steht. Ist er disziplinierter Abstinenzler oder selbst ein Junkie? Wenn er nämlich selbst Drogen nimmt, dachte ich an der Stelle der Verwandlung, könnte er selber auf 'nem (leichten) Trip sein, dann würde diese Verwandlung noch surrealer rüberkommen.
Aber dann kam der Twist am Ende.
Fand ich im Prinzip sehr gut (musste auch an Resident Evil denken), er hebt die Geschichte auf eine ganz andere Ebene, aber wirft dann auch einige Fragen auf; siehe Katlas Anmerkungen.

Alles in allem aber gern gelesen, endlich mal was Frisches! :)

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hi Katla und Maeuser!

Danke fürs Lesen und die wirklich hilfreiche Kritik. Ich habe mich gleich heute an die Überarbeitung gemacht, um eure Punkte größtenteils auszumerzen.
Ich habe die Einleitung abgeändert, Machines Part stärker in den Vordergrund gezogen und ein komplett neues Ende verfasst (ich liebe sowohl Spiele als auch Filme aus dem Resi-Universum, aber das vorherige Ende hat mir schlicht nicht gefallen).
Ich hoffe, ihr habt Spaß an der neuen Fassung und beehrt mich wieder mit eurer geschätzten Kritik ;).

 

Hallo Pale Man

Ich bin ein wenig zwiespältig, was die Geschichte angeht.

Ja, ich finde die Idee gut, und die Umgebung taugt sicherlich für eine schöne Horrorgeschichte. Zunächst hab ich mich ein wenig an den englischen Namen gestört, vor allem an Machine (da musste ich immer an den Typ mit der Maske aus 8mm denken, kam mir irgendwie abgenutzt vor); das Zweite, das mich gestört hat, war die Tatsache, dass der Junkie scheinbar halbtot in die Zelle zu Machine geworfen wird - würden die nicht einen Arzt rufen? Gibts da keine anderen Zellen? Naja, irgendwie wurden bei mir dann beide Aspekte zu einem stimmigen Ganzen zusammengesetzt - ist halt keine "normale" Gefängniszelle, sondern irgendein dreckiges Loch in irgendeinem gottverlassenen Kaff in den USA, in dem sich die Cops einen Dreck darum scheren, wie es den Insassen geht. Und, ja, mit diesem Bild funktioniert die Geschichte dann - keine Ahnung ob das so deine Absicht war, aber bei mir hats geklappt. Und dann hast du eben die schöne Umgebung für eine Horrorgeschichte.

Eine enge Zelle gefällt mir deshalb als Ort, weil es die Ausweglosigkeit und das Ausgeliefertsein des Protagonisten sehr stark hervorhebt - beides Themen, die ich sehr gerne in Horrorgeschichten habe. Und vielleicht kommt daher auch das Problem, das ich mit der Geschichte habe.

Machines Lächeln gefror zu einer starren Maske, als er sah, wen Ambers hereinschob. Sein Nanyte-Junkie!

Schöne Stelle hier. Ab hier weiß man, dass es jetzt verdammt eng wird für Machine. Und er kann nichts machen, schließlich sitzt er mit diesem Junkie in einer kleinen Zelle.

Die anfänglichen Beschreibungen des Junkies können noch überzeugen, doch dann liegt der Fokus der Geschichte auf der Verwandlung des Junkies, und an ebendieser Stelle verliere ich ein wenig das Interesse an der Geschichte. Objektiv gesehen machst du die Sache gut: Die Beschreibungen sind gut, detailliert, so wie man das in einer Horrorgeschichte erwartet - und genau da liegt für mich das Problem. Sie sind für mich einfach zu detailliert, mir gefallen Andeutungen, Umrisse besser. Das ist mein subjektives Urteil. Ich finde das Unbekannte bedrohlicher, und insofern hätte es mir besser gefallen, wenn du - ab der oben zitierten Stelle - den Schwerpunkt eher auf die Spannung gelegt hättest als eine (wenn auch originelle) "Monster"-Verwandlung beschrieben hättest. Von daher konnte die zweite Hälfte für mich nicht ganz das halten, was die Erste versprochen hat.

Ein paar Unstimmigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Er konnte sich gute Anwälte leisten und kam immer gegen Kaution wieder raus. So würde es auch diesmal wieder laufen. Sein Rechtsverdreher war bereits auf dem Weg, um ihn aus dieser miefigen Zelle zu holen.

Ich finde, das passt nicht so gut zu nem Straßendealer, auch wenn er erfolgreich ist. Vor allem nimmt es der später beschriebenen Wut, der Nanyte-Junkie könne ihn verraten haben, ein wenig die Glaubwürdigkeit. Warum sollte er sich darum so viele Sorgen machen, wenn er eh wieder dank seines Geldes und Anwalts frei kommt?

Heute Abend war Machine wieder eine Dosis losgeworden.

Was ist aus den anderen Leuten geworden, die es sich gespritzt haben? Am Ende ist von "zwei Kindern" die Rede - sind damit nicht Machine und der Junkie gemeint? Wenn es noch mehr Leute gibt, die es benutzt haben, müsste es dann nicht mehr "Kinder" geben? Oder hab ich was falsch verstanden?

Er wollte sehen, wieviel der Junge noch vertragen konnte, sah es als Marktforschung.

Versteh ich nicht den Satz. Würde er es wirklich riskieren wollen, einen guten Kunden zu verlieren? Oder umgekehrt, würde es ihn wirklich interessieren, nach wie vielen Schüssen einer stirbt, solange er die Kohle für den Stoff bekommt? "Marktforschung" klingt so nach Interesse.

Handwerklich ist es schon recht gutes Niveau, auch dank der anderen Kommentare und deiner Überarbeitungen. Folgende Dinge sind mir hier noch aufgefallen:

Sie hatten ihn schon zigmal eingebuchtet, aber nie lange halten können.

Ich finde geschrieben sieht das schrecklich aus. Kann man vielleicht machen, mir würde "etliche Male" oder sowas deutlich besser gefallen.

Er sah aus wie eine dieser kleinen Figuren mit den riesigen Köpfen, die unetwegt nickten.

unentwegt

Eine Mischung aus Krächzen und Grunzen entwand sich den aufgesprungenen Lippen des Junkies,

Ein Krächzen entwindet sich der Kehle, nicht den Lippen - die krächzen ja nicht.

Machine sprang auf und kam zu ihm herüber.

Wäre aus Sicht des Junkies richtig. Da du hier aber aus der Sicht von Machine schreibst müsste es lauten: "Machine sprang auf und ging zu ihm hinüber."

Achja, mit dem letzten Satz kann ich mich nicht anfreunden. Der klingt für mich irgendwie nach einem überzeichneten Super-Bösewicht, eher unfreiwillig komisch. Der Absatz an sich ist OK, aber diesen Satz würde ich Cyphrim nicht sagen lassen.

Gut, also Fazit: Schöner Auftakt, schöne Umgebung, schön düstere Stimmung. Auch die Verwandlung ist gut beschrieben, also objektiv und handwerklich machst du die Sache echt gut! Mir hätte zwar ein anderer Schwerpunkt und ein wenig mehr Spannung besser gefallen, aber das ist meine rein subjektive Meinung.

Viele Grüße.

 

Hi Schwups!

Danke fürs Lesen. Ich werde mich gleich der kleineren Fehlerchen annehmen (ich hasse es, wenn mir sowas passiert :D).

Was ist aus den anderen Leuten geworden, die es sich gespritzt haben? Am Ende ist von "zwei Kindern" die Rede - sind damit nicht Machine und der Junkie gemeint? Wenn es noch mehr Leute gibt, die es benutzt haben, müsste es dann nicht mehr "Kinder" geben? Oder hab ich was falsch verstanden?

Tatsächlich gibt es am Ende der Geschichte erst zwei Kinder. Nicht jeder Mensch, der Nanyte in seinen Körper injiziert bekommt, verändert sich auch. Der Tod ist sehr viel häufiger die Folge (siehe Barrow und die restlichen Polizisten). Das Nanyte muss bis zu einem bestimmten Grad vom Kreislauf aufgenommen werden, bevor Verwandlungen stattfinden können. Noch dazu sind diese Verwandlungen von Person zu Person unterschiedlich. Während einige zu Injektoren werden wie der Junkie, wurde aus Machine eine Art Sporenfabrikant. Und es gibt noch weitere Formen. Wodurch genau diese Veränderungen bestimmt werden, bleibt aber vorerst mein Geheimnis (ich denke nämlich gerade darüber nach, daraus eine Serie zu machen).

Versteh ich nicht den Satz. Würde er es wirklich riskieren wollen, einen guten Kunden zu verlieren? Oder umgekehrt, würde es ihn wirklich interessieren, nach wie vielen Schüssen einer stirbt, solange er die Kohle für den Stoff bekommt? "Marktforschung" klingt so nach Interesse.

Nanyte ist noch ziemlich neu und der Junkie Machines erster Abnehmer. Er ist quasi ein Versuchskaninchen durch das Machine herausfinden will, wieviel er seinen Kunden andrehen kann, bevor sie das Zeitliche segnen. Seine Neugier ist in diesem Fall stärker als sein Geschäftssinn.

Achja, mit dem letzten Satz kann ich mich nicht anfreunden. Der klingt für mich irgendwie nach einem überzeichneten Super-Bösewicht, eher unfreiwillig komisch. Der Absatz an sich ist OK, aber diesen Satz würde ich Cyphrim nicht sagen lassen.

Ich sollte nicht mehr so viele Comics lesen :D. Stimmt, das wirkt wirklich dezent albern. Ich nehm's raus.

 

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