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Nadine - Neufassung
Ich zappe vom Erotikkanal weg, finde in der Eile nur eine dümmliche Sitcom, als ich den Schlüssel im Schloss höre. Es ist schon nach Mitternacht, als Bettina nach Hause kommt. Es ist ihr Damenabend, und nach dem Outfit zu schließen, das sie sich vor dem Weggehen angezogen hat, ist es die Diskothek in der nahen Kreisstadt, die sie mit Nadine, ihrer langjährigen Freundin, angesteuert hat. Nadines Wagen bleibt an solchen Abenden in unserer Einfahrt stehen.
Wir stellen einander keine Fragen, wenn wir getrennt ausgehen. Es ist ein Ritual zwischen uns, einander ein Päckchen Kondome in die Hand zu drücken, wenn wir uns zum Abschied küssen, und es gehört auch zum Ritual, sie auf keinen Fall wieder mit nach Hause zu bringen. In den meisten Fällen habe ich meine einfach weggeworfen, nachdem ich Volker, meinen Freund, im Nachbarort abgesetzt habe, es mögen vielleicht drei, vier, fünf Male gewesen sein, bei denen sich etwas ergeben hat.
Bettina jedoch das Flirten zu verbieten, das ist so, wie einer Blume das Wasser, die Sonne und die Bienen vorzuenthalten. Sie zu beobachten, wie sie auf die Tanzfläche geht, dort zu strahlen und zu schillern beginnt, die Blicke auf sich zu ziehen beginnt, dann den einen auserwählten in ihren Bann schlägt, ihn erst im Tanz in Besitz nimmt, sich dann an einen Tisch oder die Bar führen lässt, das ist etwas, was mich gleichzeitig fasziniert und unendlich schmerzt, wenn ich mit ihr unterwegs bin. Der Gedanke, dass sie jeden mit einem Fingerschnipp haben könnte, treibt mich in den Wahnsinn, der Gedanke, dass sie meine Geliebte ist, dass der Neid der anderen deutlich spürbar ist, wenn sie an meinem Arm das Lokal verlässt, nachdem sie dort allerhand Verwirrung gestiftet hat, lässt mich oft einige Zentimeter wachsen. Natürlich gibt es immer wieder Gerede und Getuschel, doch ein bestimmtes „ich liebe sie, und ich vertraue ihr“ bringt die vermeintlichen Freunde rasch zum Schweigen, die gerne zu ihrem eigenen Vorteil Zwietracht säen möchten.
Bettina kommt ins Wohnzimmer, sehr zu meiner Überraschung hat sie noch Nadine im Schlepptau. Die beiden Frauen sind total aufgekratzt, die Hitze, das Tanzen und wohl auch ein wenig Alkohol haben Röte auf ihre Wangen gezaubert. Bettinas Kuss schmeckt nach Rauch, eine Marke, die sie liebt, aber niemals selber kauft, ihr offenes dunkles Haar hängt ihr ins Gesicht, ihr Körper riecht nach Schweiß, Resten ihres Parfums und jener leichten Erregung, die mir sagt, dass sie noch nicht schlafen gehen möchte. Sie blickt sich um, ihr Blick wird spöttisch, als sie den noch laufenden Sat-Decoder und die Sitcom auf der Mattscheibe sieht. All das „wegen mir hättest du nicht umschalten müssen“ und „seit wann schaust du denn solchen Schmarrn“ in einem einzigen Blick, in einem einzigen Blitzen ihrer Augen. Ich liebe sie einfach, diese Frau.
Nadine kommt herein, „Hallo Markus“, lächelt sie scheu. Sie ist blond, trägt ihr langes Haar locker mit einer Klammer hochgesteckt. Ich stehe auf, gehe zu ihr hinüber, „Hallo Nadine, nett dass du noch reinschaust“, umarme sie und küsse sie auf die Wange. Auch sie ist seltsam erhitzt, ihre Befangenheit wirkt kokett nach der langen Zeit, die wir uns nun schon kennen. Ich gehe zur Vitrine, nehme zwei Gläser heraus und schenke den beiden von dem Wein ein, den ich mir für meinen Herrenabend vor der Glotze geöffnet habe. Die beiden Mädchen nehmen mich auf dem Sofa in die Mitte, wir prosten einander zu, mein beiläufiges „wie war‘s denn, ihr beiden“ löst bei den beiden einen Austausch von Blicken und ein Gekicher aus, das noch aus der Zeit stammt, wo sie beide Schulmädchen waren.
„Hast du etwas dagegen, wenn Nadine heute bei uns schläft“, fragt Bettina plötzlich. Ich blicke zu ihr hinüber, etwas enttäuscht, schüttle fast unmerklich den Kopf, möchte nur Nadine gegenüber nicht allzu offensichtlich unhöflich sein. „Nein Schatz, natürlich nicht“, sage ich mit wenig Enthusiasmus in der Stimme. So habe ich mir das nicht vorgestellt, ich werfe Bettina einen wütenden Blick zu. Sie lächelt mich nur an, wirft ihr Haar mit dieser unnachahmlichen Bewegung in den Nacken, dann tut sie etwas, was sie bisher noch nie getan hat: Sie greift in ihre Jackentasche und drückt mir das kleine Päckchen ungeöffnet wieder in die Hand, das ich ihr wie immer vor dem Weggehen zugesteckt habe. Ich verstehe gar nichts mehr, nehme daher kaum wahr, dass Nadines Atem meinen Nacken trifft, ihre Hand ganz leicht auf meinem Rücken liegt. „Geh schon mal vor, du weißt doch, dass ich kein kaltes Bett mag, Markus“.
Verwirrt stehe ich auf, wende mich zu Nadine, auf mein „Gute Nacht, schlaf gut, bis morgen früh“ lacht sie wieder auf diese mädchenhafte Art, „Ciao Markus“ antwortet sie. Ich schüttle den Kopf, „bis später Liebling, und beeil dich bitte“, und gehe ins nebenan liegende Schlafzimmer. Ein matter Versuch, ich rechne mir nicht mehr viel aus, Bettina ist laut und leidenschaftlich, und mit Nadine im Nebenzimmer ...
Es ist heiß, ich öffne das Fenster und lege mich nackt auf das Bett, so wie ich im Sommer immer schlafe, lasse nur ein kleines Licht an. Von fern dringen die Geräusche aus dem Haus, das Kichern der beiden, die Toilette, dann die Dusche. Ich denke über die Kondome nach, die sie mir wieder in die Hand gedrückt hat, bemerke, dass ich die kleine Schachtel noch immer in der Hand halte, schaue sie abwesend an, während ich über die lange Zeit der Gemeinsamkeit mit dieser Frau nachsinne. Ich muss wohl die Augen geschlossen haben, ein wenig eingedöst sein ...
Eine sanfte Berührung auf meiner Brust lässt mich leicht zusammenzucken, sanft, aber aufregend neu in ihrer Zärtlichkeit. Ich öffne die Augen und blicke in Nadines Gesicht, das sich lächelnd über das meine beugt, die Lippen zum Kuss geöffnet. Ich will mich gerade umsehen, da fühle ich die vertraute Hand auf meiner Schulter. „Schhhhhht“, macht sie leise, „nicht reden, nicht jetzt“. Ich warte ab, fühle eine heftige Woge der Erregung durch meinen Körper fluten, als die zarten Lippen Nadines die meinen berühren, während die vertraute Atem, der vertraute Herzschlag an meiner anderen Seite zu spüren sind.
Ich bin wie in Trance, als sich der grazile Körper Nadines auf mich schiebt, ihre Hände, ihre Lippen mich zu liebkosen beginnen, während Bettina meine Hand hält, liebevoll, selbstverständlich, als wäre das die natürlichste Sache der Welt. Katzengleich gleitet Nadines Körper über den meinen, ihre Küsse treffen meinen Hals, meine Schultern, saugen sich kurz an meinen aufgerichteten Nippeln fest, erst am linken, dann am rechten.
Nadines Zunge spielt gerade in meinem Nabel, da fühle ich, wie vertraute Hände meinen Schaft berühren, meine Vorhaut erst bewegen, dann mit einem Ruck zurückschieben, ich fühle, wie ihm ein feuchtes Kondom übergestreift wird. Man kann die Blicke spüren, die die beiden Frauen über meinen Körper hinweg austauschen, dann gleitet Nadine von mir, legt sich auf den Rücken, einladend, bereit. Ich fühle, wie mir die vertrauten Hände noch einen kleinen Schubs geben, dann bin ich bereits auf Nadine, folge der Einladung, schlinge meine Arme unter ihre Schultern, fühle, wie sie sich öffnet, als ich die Barriere überschreite, zum ersten Mal in ihren Körper eindringe. Unsere Lippen finden sich, wir suchen unseren Rhythmus, während wir die Freundin, die Geliebte neben uns aus unseren Gedanken verdrängen, uns aufeinander einlassen. Schließlich finden wir einander, ihre Reaktionen sind neu und aufregend für mich. Erst ist sie weich, nachgiebig, fast verletzlich, ich liebe sie sanft, doch plötzlich fühle ich ein Fordern, eine Kraft, eine Glut, die ich in dieser stillen Frau nicht vermutet hätte. Ich lasse mich von ihrer Leidenschaft beflügeln und nähere mich rasch dem Höhepunkt. Kurz drängt sich Bettina in mein Bewusstsein, ich spüre ihre Hand auf meinem Rücken, sehe, wie sie die der Freundin hält, ihr Halt und Stütze gibt, dann verschwindet der Gedanke, als sich die aufgestaute Anspannung in einer gemeinsame Explosion entlädt ...
Vorsichtig ziehe ich mich eine Weile später zurück, streife das Kondom ab, Bettina nimmt es mir ab, schlägt es in ein Taschentuch ein und legt es auf das Nachtkästchen. Sie nimmt eine Zigarette aus der Schachtel, zündet sie an und gibt sie uns beiden abwechselnd zum Rauchen. Die Atmosphäre hat sich verändert, entladen, wir sitzen unbefangen voreinander wie Kinder, in unschuldiger Nacktheit.
Bettina dämpft die Zigarette aus, löscht das Licht. „Gute Nacht jetzt, es ist spät“, sagt sie, als mich die beiden in die Mitte nehmen. Ich kann lange nicht einschlafen, lausche Atem der Frauen neben mir.
Früh am nächsten Morgen weckt mich Bettina, legt den Finger auf ihre Lippen, zieht mich zu sich. Wir lieben uns leise, sanft, vertraut. Ohne Kondom, wir nur wir es einander vorbehalten haben, unser Zeichen der Treue, der Zusammengehörigkeit. Erst nachher merke ich, dass Nadine nicht mehr bei uns ist. Als wir später ins Wohnzimmer kommen, hat sie bereits Frühstück gemacht, die Sonne scheint hell durch das geöffnete Fenster.