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Nachts

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28.01.2004
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Nachts

Heißes Wachs tropfte zäh auf den Boden, verlief sich auf seinem schattigen Grund, schimmerte sanft im dämmrigen Kerzenlicht.
Warme Luft stand im Raum und trug die Dunkelheit gemächlich in die Zimmerecken.
Stille hing unter der Decke, nur ab und an durchbrochen vom leisen Knistern des Kerzendochts.
Die kleine Flamme reflektierte sich in der staubigen Fensterscheibe, die der Nacht an sich den Zugang verwehrte.
Entfernter Laternenschein ließ sich nur vermuten.
Und so fand eine Träne ihren vorgeschriebenen Weg im Glanze des schüchternen Kerzenscheins, perlte unauffällig aus dem Augenwinkel, verfing sich in dünnen Wimpern und floss flink über die fahle Wange um auf meinen Lippen zu vergehen, hinterließ nur eine müde Spur unbekannten Schmerzes.
Der Blick folgte wahllos einem Schatten an der Wand um den Geschmack zu vergessen, doch die Erinnerung blieb, Gedanken waren gestorben, doch wurden wiedergeboren.
Die Hand war zu müde um die Kerze zu ersticken, die Augen zu wach um sich in Schlaf zu ertränken.
Der Sehnsucht war die Flucht ins Schwarz verwehrt.
Die blasse Hand verkrampfte sich im kalten Kissen um sich das zitternde Schluchzen fort zu lügen, obwohl es ein Schrei der gebleichten Seele war, obwohl es in Alpträumen wohl immer wieder die Verfolgung aufnehmen würde, obwohl es nichts half, gegen diese unbesiegbare Qual.
Von Zeit zu Zeit schauderte die Kerzenflamme vor der melancholischen Melodie, die der kalte Herbstwind in den Fugen des alten Holzes spielte und bewahrte sie ihr Leben lang in einem kleinen Traum.
Gedanken verkrochen sich im staubigen Schatten der Nordwand um sich in Sinnlosigkeit zu betäuben, die Hand suchte Halt.
Keine Träne konnte mehr die verstecktesten Traurigkeiten entlassen.
Gen Abgrund schlitternd griff eine Hoffnung nach ihrem Verhängnis, verzweifelt eine Möglichkeit suchend dem Schmerz Herr zu werden, endlich in schwarzen Schlaf zu fallen und sonst nichts mehr zu spüren.
Und so war es eine rote Träne, die die letzte Angst nach außen trug, über trockene Haut Richtung Schwerkraft floss, am schmalen Knöchel nach unten tropfte um die Flamme der Kerze für diese Nacht zu erlöschen.

 

hallo ebsista!

deine geschichte ist sehr poetisch... aber ich muss sagen, dass ich mich ziemlich zusammenreissen musste, damit ich sie fertig gelesen habe. meiner meinung nach brauchst du eine ziemlich komplizierte sprache, mit extrem vielen adjektiven

Und so fand eine Träne ihren vorgeschriebenen Weg im Glanze des schüchternen Kerzenscheins, perlte unauffällig aus dem Augenwinkel, verfing sich in dünnen Wimpern und floss flink über die fahle Wange um auf meinen Lippen zu vergehen, hinterließ nur eine müde Spur unbekannten Schmerzes.
nur schon in diesem satz schaffst du es, sieben adjektive unterzubringen...!:)
manchmal ist halt weniger mehr...
ausserdem brauchst du ein paar beschreibungen, die mir nicht sehr logisch erscheinen:

über trockene Haut Richtung Schwerkraft floss
die schwerkraft ist eine kraft, die überall auf dieser erde ist, deshalb kannst du nicht sagen, dass etwas in richtung schwerkraft fliesst. dinge werden jedoch von der schwerkraft angezogen, so könntest du das noch verändern...

Heißes Wachs tropfte zäh
heisses wachs ist meiner meinung nach nicht zäh, sondern ziemlich flüssig, fast wie wasser...

also, das wars von mir. aber hei: nichts desto trotz! du hast eine schöne, geschichte geschrieben und willst möglichst viel beschreiben. hast du auch, nur eben fast ein bisschen zu viel...;)

herzliche grüsse, cuio vae:
adaneth

 

Hallo Adaneth!

Ich hatte mir schon überlegt, ob es überhaupt passend war, meine Geschichte unter die Kategorie "Alltag" zu stellen.
Die Geschichte zeigt vor allem persönliche und sehr intensive Eindrücke und lässt bestimmt den einen oder anderen Leser den Kopf schütteln. Es ist eine Art niedergeschriebener Gedankenfluss, der die Situation aus meiner Sicht beinahe exakt darstellt. Wenn die Geschichte für den Leser also nicht ganz nachvollziehbar sein sollte, kann ich das sehr gut verstehen.
Adaneth, ich gebe dir Recht: Die Sprache scheint dem Außenstehenden wohl wirklich sehr kompliziert, ihm mag die Anzahl der Adjektive übertrieben vorkommen. Doch ich habe, als ich die Geschichte schrieb, sehr sorgfältig jedes einzelne Wort ausgewählt. Für MICH dürfte sie nicht anders geschrieben sein
Das als nachträglicher Kommentar zu der Geschichte.

Trotzdem vielen Dank für deine Kritik! Ich dachte mir schon, dass die Geschichte wahrscheinlich keinen gänzlich positiven Anklang findet, da ich sie - wie schon angesprochen - nicht für andere sondern quasi für mich selbst geschrieben habe.
Freue mich auf weitere Meinungen.

LG,
ebsista

 

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