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Nachts um halb drei
Nachts um halb drei (überarbeitet)
Patrick betrachtete sie genauer. Sie stand am Fenster und schien nicht zu bemerken, dass er wieder da war. Ihre rötliche Haare waren offen und etwas zerzaust von Wind und Schlaf. Einzelne Strähne bewegten sich immer noch leicht. Er konnte jeden Wirbel ihres Rückens sehen, da sie sich aus dem Fenster lehnte. Haifischzacken nannte er die.
Sie trug nur ihre rote Unterwäsche aus Seide. Die fand er ganz besonders anziehend. Ihre langen Beine verschwammen im Dunkel, da der Mond nur auf ihren Oberkörper schien. Deshalb schienen die Schatten auf ihrem Rücken zu tanzen. Wie er sie begehrte!
Sie war so zart und zerbrechlich in diesem Augenblick. Er hatte Angst sich zu bewegen, um sie nicht aufzuschrecken.
Sie drehte ihr Gesicht zur Seite. Sie lächelte nicht. Schade. Trotzdem trübte der ernstere Gesichtsausdruck ihre Schönheit nicht.
Ihr Pony reichte ihr bis über die Stirn. Eine Strähne stach ihr sogar keck ins Auge. Sie strich sie graziös zur Seite mit ihren feinen Pianistenhänden. Sie hatte lange, dünne Finger, aber insgesamt sehr kleine Hände. Der Ring glänzte im Mondlicht kurz auf. Dieser goldene Ring, der ihr soviel bedeutete und ihm egal war.
Ihre mandelförmigen Augen- braun waren sie- kniff sie zusammen. Ihm war das egal. Ihre Augen hatte er schon so viele Male gesehen. Er war ein guter Beobachter.
Ihre Augen waren bei weitem das Faszinierendste an ihr. Goldene Sprenkel, die ihn kribbelig machten, umrahmten die Pupille. Starrte man zu lange in ihre Augen verlor man sich in ihrer Tiefe und die Spenkel tanzten hypnotisch.
So gerne hätte er sie jetzt gemalt, um diese Schönheit festzuhalten und niemals zu vergessen, all die Liebe zu ihr auf die Leinwand zu bannen. Noch immer rührte er sich nicht. Aber sie geriet in Bewegung, wahrscheinlich hatte sie seinen Blick gespürt. Sie drehte sich um, ihr Haar wirbelte mit, schien zum Leben zu erwachen. Wie Feuer, Feuer der Leidenschaft...
Als sie ihn sah errötete sie etwas. Ihr schien gerade erst bewusst geworden zu sein, dass sie halbnackt war. Sie brauchte sich nicht zu schämen. Er kannte sie.
Ihr Haar beruhigte sich und lag nun verteilt über ihren Schultern und Brüsten. Wie er sie begehrte, diese irdische Göttin mit ihrem Zauber!
Sie hob die Arme und sagte etwas zu ihm. Er verstand es nicht, so sehr war er in ihrem Bann. Aber er bewegte sich langsam auf sie zu mit kleinen unsicheren Schritten. Er wollte die sehnlich erwartete Umarmung.
Sie trat einen Schritt zurück zum Fenster. Jetzt erkannte er nur noch ihre Umrisse, mehr war nicht nötig. Die Dunkelheit, die sie beide umspielte, machte den Moment noch einmaliger.
Sie sagte noch etwas. Statt auf ihre Worte zu hören, konnte er nur auf ihre Lippen starren. Wie voll und weich sie waren.
Er lächelte und streckte die Arme aus, um sie zu berühren, zu umarmen. Sie stürzte vorwärts, direkt in seine Arme. Endlich.
Es war so kalt hier am Fenster, sie zitterte. Er senkte den Blick und sah in ihre tiefen Augen. Wie ein hilfloses Reh, so unschuldig.
Er musste ihre Schönheit besitzen, für immer haben. Wieso hatte er seinen Pinsel nicht mitgenommen?!
Er küsste sie auf die Stirn. Sie fröstelte. Seine Arme umschlossen sie fest. Sie war sein. Er verstärkte seinen Griff mehr und mehr, es knackte und sie stöhnte auf.
Er legte sie aufs Bett. Ihre Schönheit war schon erstarrt, aber nicht verlorengegangen. Ihre Hände in den seinen. So kalt, so kalt. Ja, sie gehörte ihm, für immer.
Jetzt war es Zeit, den Pinsel zu holen.