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Nachtleben

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15.07.2013
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Nachtleben

„Kannst du bitte deine Beine mal still halten?“ murmelte Thomas „Ich versuche hier einzuschlafen!“
„Schlaf, schlaf“, flüsterte Sonja zärtlich, doch dann brach es raus „ Mein Gott, nicht mal rühren darf man sich! Wozu hast du mich aufgeweckt?“
„Entschuldige“, sagte Thomas. „Gute Nacht.“
„Jetzt schlafe ich nicht mehr ein!“
„Na ja, solange du ruhig bleibst.“

Er drehte sich auf den Rücken.
Auf die Zimmerdecke fiel vom halbzugezogenem Fenster ein helles Streifen. Früher, wenn er nicht schlafen konnte, ging er in die Küche, zum Kühlschrank. Doch jetzt hatte er keine Lust auf Essen, keine Lust auf Sex, keine Lust auf irgendwas.
Thomas sah nach links. Sonja lag da und starrte genauso auf die Decke. Dann, bemerkte er wie sie ihn von der Seite ansah. Kurzeitig stieg in ihm der Wunsch auf, sie zu streicheln, wenigstens über die Decke. Doch dieser Wunsch währte nur kurz. Er seufzte.
„Ich muss dir etwas sagen“, sagte sie
„Nur zu“, sagte er
„Ich bin fremdgegangen.“
„Super“, sagte er „Und, weiter?“
Sie stützte sich auf den Ellbogen und begann zu erzählen. Lange, rachsüchtig und ausführlich: Angehöriger der benachbarten Firma. Sie nannte sogar seinen Namen, Thomas kannte ihn.
Sie trafen sich auf einer Konferenz und es war um sie geschehen. Sie konnte sich einfach nicht beherrschen. Sie hat schon immer davon geträumt. Sich nicht beherrschen zu müssen. Von einem Mann, der keine Fragen stellt. Der das macht, was er will. Immer. Im Leben, im Bett, überall.
Von solchen Gesprächen entstand in Thomas sogar so etwas wie Verlangen, doch dann grunzte er nur widerwillig in sich hinein: das ist ja Abartig und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf.

„Ok“, er holte tief Luft. „Dann will ich auch aufrichtig sein.“
„Wer ist sie?“, fragte Sonja.
Thomas antwortete: Die Ex meines Kumpels. Sie war auch bei uns zu Gast, als die beiden noch zusammen waren. Was hat er an ihr gefunden? Wenn man ganz ehrlich sein will dann, es ist echt komisch, ihre Figur. Sie ist eine Frau, wie viele, nichts Besonderes, aber ihr ganzer Körper hat so eine gewisse Biegung. Darüber hat er mal in einem Buch gelesen, er wusste auch nicht mehr in welchem. Vielleicht hat man ihm das auch nur jemand erzählt. Alles Unwichtig. Wichtig ist, diese Biegung, zum verrückt werden.

„Beweise mir das“, sagte Sonja
„Hier bitte schön“, Thomas gähnte und reichte ihr sein Handy. „Ruf sie an, gleich, sie geht ziemlich spät ins Bett.“
„Was bist nur für ein Miststück“, Sonja brach in Tränen aus.
„Na, na, na,“ Thomas schlug seine Hände zusammen. „Und du? Was bist du?“
„Ich habe doch alles nur ausgedacht!“

Thomas schwieg eine Weile und sagte dann:
„Ich auch. Alles erfunden, ausgedacht.“
Sonja schwieg lange, dann sagte sie leise aber deutlich:
„Ich glaube dir nicht.“
„Und ich dir!“, schrie Thomas auf, stand auf und ging nackt in die Küche.

Er kochte Tee, holte Wurst aus dem Kühlschrank und belegte Brötchen.
Dann kam Sonja in die Küche, ebenfalls nackt.
Sie tranken Tee und gingen schlafen.

 

Hallo Ruess,

ich finde, dass Du in Deiner Kurzgeschichte stellenweise gut beschreibst, wie eine Nacht bei einem Ehepaar aussehen kann, bei welchem das einzige, das eingeschlafen zu sein scheint, ihre Beziehung ist.

Thomas antwortete: Die Ex meines Kumpels. Sie war auch bei uns zu Gast, als die beiden noch zusammen waren. Was hat er an ihr gefunden? Wenn man ganz ehrlich sein will dann, es ist echt komisch, ihre Figur. Sie ist eine Frau, wie viele, nichts Besonderes, aber ihr ganzer Körper hat so eine gewisse Biegung. Darüber hat er mal in einem Buch gelesen, er wusste auch nicht mehr in welchem. Vielleicht hat man ihm das auch nur jemand erzählt. Alles Unwichtig. Wichtig ist, diese Biegung, zum verrückt werden.
Diese Stelle unterstreicht das Unsinnige der Konversation. Sie ist Dir - meiner Meinung nach - gut gelungen.

An manchen Stellen ist das Verhalten der Figuren aber so sprunghaft, dass es dann doch irgendwie zu viel und nur schwer nachvollziehbar ist.

Doch jetzt hatte er keine Lust auf Essen, keine Lust auf Sex, keine Lust auf irgendwas.
Der Sprung zur Lust auf Sex ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht, wenn Thomas früher immer Sex gehabt hätte, wenn er nicht schlafen konnte, aber er ist dann ja immer an den Kühlschrank gegangen.

„Und ich dir!“, schrie Thomas auf, stand auf und ging nackt in die Küche.
Was ist hier zum Beispiel mit "Und ich dir!" gemeint? Glaubt er ihr oder glaubt er ihr nicht? Und warum schreit Thomas jetzt plötzlich, wo er bisher eher emotionslos, fast phlegmatisch reagiert hat?

Die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede passt an vielen Stellen noch nicht, da ist noch eine Überarbeitung nötig.
Ein Beispiel:

„Kannst du bitte deine Beine mal still halten?“ murmelte Thomas „Ich versuche hier einzuschlafen!“
„Kannst du bitte deine Beine mal still halten?“, murmelte Thomas. „Ich versuche hier einzuschlafen!“

Hier noch ein paar weitere Fehler:

Auf die Zimmerdecke fiel vom halbzugezogenem Fenster ein helles Streifen
ein heller Streifen.

Vielleicht hat man ihm das auch nur jemand erzählt.
Vielleicht hat ihm das auch nur jemand erzählt.

Abartig
abartig

Viele Grüße
Leni

 

Hallo Ruess,

oh man, dass ist ja 'mal eine kaputte Beziehung. Die Idee finde ich gut. Der Schreibstil ist noch etwas ausbaufähig.

Besonders diese Stelle:

Thomas antwortete: Die Ex meines Kumpels.

Es verschwimmen hier Gedanken und wörtliche Rede. Ich hätte hier eine Trennung schöner gefunden, also eine wörtliche Rede im Dialog mit ihr und die Hintergedanken dann sozusagen nur für den Leser. Hier scheiden sich Lenis und meine Geister.

Ich habe die Geschichte gern gelesen und würde mich auf eine vielleicht etwas pointiertere Version freuen.

Liebe Grüße
Maedy

 

Hallo Ruess,

da Deine Geschichte noch so unkommentiert hier rumliegt, will ich mich mal erbarmen. Ich hatte sie gestern Abend schon gelesen, aber mir fiel nicht wirklich viel ein, was ich dazu sagen könnte. Das ist schon mal ein schlechtes Zeichen, aber ich will versuchen, etwas Hilfreiches daraus zu machen.

Der Grund, warum mir nichts einfiel, dürfte sein, dass mich Deine Geschichte emotional nicht erreicht hat. (Und emotional will sie ja sicher sein, es ist ja keine Suspense-Story.) Ich kann die Handlungen bzw. Aussagen der Charaktere kaum nachvollziehen, weil ich zu wenig über sie erfahre. Offenbar ein Paar, das schon eine längere Zeit beisammen ist. Es gibt eine Distanz zwischen ihnen, anscheinend sogar einen Groll, zumindest auf Sonjas Seite. Denn sie versucht ja, Thomas zu verletzen, mindestens aber ihn auf ziemlich brutale Weise zu provozieren. Aber warum? Welche Vorgeschichte haben die beiden? Warum fühlen sie so füreinander? Was fühlen sie eigentlich genau?

Zum Beispiel diese Stelle hier:

Früher, wenn er nicht schlafen konnte, ging er in die Küche, zum Kühlschrank. Doch jetzt hatte er keine Lust auf Essen, keine Lust auf Sex, keine Lust auf irgendwas.

Was ist zwischen "früher" und "jetzt" mit Thomas passiert? Das zu wissen, würde dem Leser enorm helfen, sich in Thomas hineinzudenken. Und zwar möglichst nicht in der Form "Jetzt hatte er keine Lust mehr auf xyz, weil ...", sondern eher indirekt. So wach im Bett liegend kann man sich z.B. hervorragend an irgendwelche Vorkommnisse aus der jüngeren und älteren Vergangenheit erinnern, kann die Gedanken schweifen lassen, frei assoziieren. Mach Dir das zunutze! Zeig uns, was Thomas erlebt hat, entweder vor oder nach dem oben zitierten Satz. Die Kausalität zwischen beiden erkennt der Leser dann ganz von selbst.

Und das ist nur ein Beispiel. Weitere Punkte, die genau so unerklärt bleiben:

Kurzeitig stieg in ihm der Wunsch auf, sie zu streicheln, wenigstens über die Decke. Doch dieser Wunsch währte nur kurz.
Sie stützte sich auf den Ellbogen und begann zu erzählen. Lange, rachsüchtig und ausführlich
„Ich bin fremdgegangen.“
„Super“, sagte er „Und, weiter?“
(Regt er sich hier denn überhaupt nicht auf?!)

Du solltest uns vermitteln, warum sie so empfinden, sonst bleiben Deine Charaktere für uns nur leere Hüllen.

Und selbst, wenn ich mir irgendeine Motivation in die beiden hineinfantasiere, finde ich keine Erklärung für den Schluss. Bei:

Thomas schwieg eine Weile und sagte dann: „Ich auch. Alles erfunden, ausgedacht.“

musste ich an den alten Gag denken von dem Mann, dem seine Tusnelda beim Trennungsstreit eröffnet, dass alle ihre Orgasmen nur gespielt waren, und er sagt: "Meine auch!" :D Sorry, dafür kannst Du nichts. Aber hier:

Er kochte Tee, holte Wurst aus dem Kühlschrank und belegte Brötchen.
Dann kam Sonja in die Küche, ebenfalls nackt.
Sie tranken Tee und gingen schlafen.

war ich ernsthaft verwirrt. Was bitte geht jetzt ab? Das klingt ja, als ob sie sogar gemeinsam Tee trinken würden. Ist der Streit jetzt vergessen? Machen die sowas jede Nacht und denken sich schon gar nichts mehr dabei? Oder ist der Sturm vorbei, weil ihre Beziehung damit sowieso erledigt ist und Sonja morgen früh ihre Sachen packt - da können sie ja ab jetzt als Freunde gemeinsam Tee trinken? Ich versteh's nicht. Und warum? Weil ich die Motivation der beiden von Anfang an nicht nachvollziehen konnte.

Es wäre übrigens ein spannendes Thema für sich, was eigentlich am nächsten Tag passiert. Ist vermutlich nicht die Geschichte, die Du erzählen wolltest, aber vielleicht ja doch überlegenswert. Und sei es nur, weil Du Deine Geschichte - auch wenn sie hier endet - besser machen kannst, wenn Du zumindest für Dich selbst eine Vorstellung davon hast, was danach kommt.

Und dann habe ich noch einen handwerklichen Aspekt. Dein Einsatz der Anführungsstriche erscheint mir unorthodox und uneinheitlich. Schau Dir als Beispiel diesen Absatz an:

„Ok“, er holte tief Luft. „Dann will ich auch aufrichtig sein.“
„Wer ist sie?“, fragte Sonja.
Thomas antwortete: Die Ex meines Kumpels. Sie war auch bei uns zu Gast, als die beiden noch zusammen waren. Was hat er an ihr gefunden? Wenn man ganz ehrlich sein will dann, es ist echt komisch, ihre Figur. Sie ist eine Frau, wie viele, nichts Besonderes, aber ihr ganzer Körper hat so eine gewisse Biegung. Darüber hat er mal in einem Buch gelesen, er wusste auch nicht mehr in welchem. Vielleicht hat man ihm das auch nur jemand erzählt. Alles Unwichtig. Wichtig ist, diese Biegung, zum verrückt werden.

Wo spricht da noch Thomas (das gehört dann in Anführungsstriche), und wo der Erzähler (ohne AS)? Du machst es Dir da auch selbst etwas schwer, weil Du zwischen "mein"/"uns" und "er"/"ihm" springst. Es gibt noch eine oder zwei weitere Stellen, wo AS fehlen.


So, und um das Maß voll zu machen, noch eine Metakritik: Ich habe gesehen, dass Du bisher nur Deine eigenen Geschichten gepostet und über die diskutiert, aber keine einzige andere Geschichte kommentiert hast. Letzteres solltest Du aber dringend tun. Warum? Zum einen, weil so ein egoistisches Verhalten (nur "nehmen", nicht "geben") hier nicht so gerne gesehen wird. Es wird dazu führen, dass recht bald kaum einer mehr Deine Texte lesen und kommentieren mag, weil nichts zurückkommt. Und zum anderen, weil Du selbst eine Menge dabei lernen kannst, wenn Du einmal gezielt darüber nachdenkst, warum Dir manche Geschichten gefallen und andere nicht, und das dann selbst umzusetzen versuchst. Das sage ich Dir als jemand, der noch nicht lange hier ist, aber genau auf diese Art schon enorm viel dazugelernt hat.

Grüße vom Holg ...

PS: So, inzwischen bin ich überholt worden, weil ich so lange zum Tippen gebraucht habe. Ich ändere deswegen aber mal nichts mehr an meinem Beitrag ...

 

Hallo an alle drei,

die meine Geschichte kommentiert haben. Vielen Dank! Vielleicht, soll ich das Schreiben doch mal ernster betreiben und auf dieser Seite aktiver werden. Irgendwie macht es doch Spaß!
Ich werde mich bemühen! Versprochen!
Mit besten Grüßen
Ruess
PS: Lieber Incredible Holg es ist wirklich keine Absicht von mir egoistisch zu sein. Ich würde schon was schreiben, was kritisches, aber ich glaube, ich bin noch zu grün dafür. Ich muss noch viel, viel lernen. Das ist alles!

 

PS: Lieber Incredible Holg es ist wirklich keine Absicht von mir egoistisch zu sein. Ich würde schon was schreiben, was kritisches, aber ich glaube, ich bin noch zu grün dafür. Ich muss noch viel, viel lernen. Das ist alles!

Ich sag's einfach noch mal: Andere Texte zu bewerten ist eine hervorragende Art zu lernen! Und genug Erfahrung als Leser hat jeder von uns. Schau Dich mal ein bisschen im Forum um, was andere "Grüne" für Kommentare schreiben. Jede Wette, das kannst Du auch.

Grüße vom Holg ...

 

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