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Nacht
Nehme einen tiefen Schluck. Erfrischend läuft der kalte Gerstensaft meine trockene Kehle runter.
Über die Speiseröhre in meinen vor Hunger zehrenden Magen.
Die brennende Leere erstirbt in dem sprudelnden gelblichen Naß. Liege im Bett. Fühle mich unwohl.
Mein Kopf ist taub. Abgestumpft. Stecke in einem Vakuum.
Der Tinitus nervt. Verstärkt mein Unbehagen.
Ein tiefer Zug an dem selbstgedrehten Sticky,
bestückt mit Standardpeace aus dem nahegelegenen Park, und ich bin wieder soweit, meiner eigenen Unfähigkeit die Dinge anzugehen, den depressiven Unterton zu verpassen.
Der Tag?
Wie viele zuvor. Träge. Lustlos.
Stunden machen für 16 Euro mit Meldepflicht. Keine Aufgabe. Nichts zu tun.
Was bleibt?
Die stetig steigenden Forderungen des Alltags.
Miete, Gas, Strom, Telefon, Internet.
Keine Chance zu entkommen.
Bin gefangen in einer aufgedrängten Welt.
Hatte keine Wahl. Bin hier geboren. Aufgewachsen. Sterben.
Setzte die gallengrüne Flasche erneut an.
Eine weitere Ladung des alkoholischen Durstlöschers strömt in mein, noch von Schläfrigkeit durchzogenes, Ich.
Die Zeiger der funkgesteuerten Uhr stehen auf halb zwölf.
Ordnung im Chaos aus Frankfurt.
Nach meiner Kündigung vor sechs Monaten, war innerhalb kurzer Zeit der Tag, der Nacht gewichen.
Lange Abende beim Kickern. Mit Freunden durch die Bars der Stadt ziehen. Immer in der Hoffnung es möge etwas ganz besonderes passieren. Etwas Neues. Ein Licht am Horizont, den Weg zu weisen. Es tat sich nichts.
Ich gab auf.
Paßte mich an. Meinem Leben. Meiner Lage.
Blieb zu Hause.
Aufopfernde Hingabe meinerseits, zu ändern das Jetzt?
Keine Kraft. Fühle mich leer. Erschöpft. Kann nicht, will nicht mehr der Zukunft entgegentreten.
Habe keine. Laufe weg. Komme nicht weit. Meine Lunge schreit. Mache das Licht aus. Es ist Nacht. Zwing dich zu schlafen. Schlaf ein.
Bin Hellwach.