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Nacht-Wächter

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03.09.2015
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Nacht-Wächter

"Wie fühlst du dich?" Zum dritten Mal innerhalb der letzten zwei Stunden wollte Luthecia das von Manfred wissen. Sie waren an diesem Sonntag erst in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen und hatten dann aus einer verrückten Laune heraus um ein Frühstück im Café gegenüber gewettet, wer länger wach bleiben kann. Der Laden öffnete um acht Uhr und jetzt war es gerade zwei Minuten vor halb fünf. Sie saßen im Wohnzimmer. Manfred beobachtete Lucy und konnte erkennen, wie ihre Augen einen Schuhplattler tanzten.
"Bald schläft sie ein …", mutmaßte er in Gedanken. Tatsächlich fielen ihre Augenlider zitternd zu. Ihre Hände rutschten über das Leder der Armlehne des Ohrensessels nach vorne und konnten den Körper nicht mehr stützen.
"Gut!", dachte er schadenfroh. Doch genau in diesem Augenblick folgte der Oberkörper den Händen und Lucy schlug unsanft auf den Teppichboden.
Sofort war sie wieder da: "Das war nicht geschlafen, ich musste mich nur ein wenig bewegen. Ist ja nicht verboten, oder?", stotterte sie schlaftrunken.
"Egal, mein Schatz, du wirst verlieren!", rief er fröhlich. "Du bist ja jetzt schon total fertig."
"Sei dir nicht so sicher, mein Lieber. Ich kann länger aushalten als du. Das hier", sagte sie und wies zum Boden, "war nur ein kleiner Ausrutscher. Ab sofort wirst du das nicht mehr erleben." Sie trank ein Glas Wasser. Das Glas behielt sie in der Hand und stellte es vorsichtig auf ihren Oberschenkel. Aufrecht sitzend grinste sie siegessicher zu Manfred hinüber. Der machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich vor dem Tisch auf den Boden. So würde er, wenn er einschlief, mit dem Hinterkopf an die Tischkante schlagen. Dann wurde es wieder still. Manfred kehrte zu seiner Taktik zurück, direkt in ihre Augen zu schauen, um sie so schneller zu ermüden.
Doch sie hatte anscheinend aus dem letzten Vorfall gelernt und fixierte die Pflanzen im Beet vor der Terassentür. Er beschloss, es ihr gleich zu tun und wählte einen großen Rosenbusch aus. Er nahm sich vor, jedes Teil im Geiste für sich zu beschreiben.
"Jeden einzelnen Stachel! Jedes Blatt, jedes Ästchen, jede Blüte." Sein Plan stand fest. Er begann mit den dickeren Ästen unten.
Etwa doppelt so dick wie die oberen. Ein kurzer Blick bestätigte ihm diese Erkenntnis. Wieder nach unten. Wow, diese Stacheln, die sind enorm groß. Ehrlich, ich habe noch nie so große Stacheln gesehen. Der Busch war gewachsen, innerhalb der paar Sekunden, die er ihn beobachtet hatte. Riesig war er geworden! Die Blüten verdeckten die Straßenlaternen. Nein, keine Pflanze konnte so schnell … Ich bin eingeschlafen! Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Mein Gott, ich muss wach werden! Er ohrfeigte sich kräftig. "Wach auf, Manfred, wach auf!" Luthecias Stimme erreichte ihn wie durch einen Nebel.

"Jetzt wach endlich auf, du Verlierer!" Ihre Lache war spöttisch. Das passte gar nicht zu ihr. "Du hast verloren, Manfred, jetzt zahl den vereinbarten Preis!"
Diese laute Stimme, nicht zu fassen. Sie sieht mich an, als ob sie mich verachtet, mich lächerlich findet. OK, er hatte die Wette verloren, aber das war doch kein Grund.
Jetzt trat sie so nahe an ihn heran, dass er ihren Atem auf der Haut spürte. Ihr Gesicht war puterrot angelaufen, ihre Augen sprühten vor Zorn.
"Du – wirst – das – Frühstück – be – zah – len!", klang ihr Stakkato an sein Ohr.
Er versuchte, sie zu beruhigen: "Ist ja gut, Schatz, ist ja gut. Bleib cool, du …"
"Von wegen cool! Ich kratz dir die Augen aus und prügel dich windelweich, wenn du nicht sofort mit der Kohle rausrückst!"
Er war der Verzweiflung nahe.
"Hallo! Ich bin's! Manfred! Wir sind seit vielen Jahren ein Paar und verstehen uns prächtig! Also komm runter, krieg dich endlich wieder ein, das ist ja unheimlich, was du hier abziehst."
Ihre Hand zuckte blitzartig nach vorne. Gleichzeitig spürte er einen brennenden Schmerz auf der linken Backe.
Seine Mutter betrat seine verwirrte Gedankenwelt. Auch sie hatte nur schwer die Beherrschung bewahren können, wenn er etwas angestellt hatte. Die Prügel, die er von ihr bezogen hatte, waren sprichwörtlich nicht von schlechten Eltern. Bis zu ihrem frühen Tod war es ihm und ihr nicht vergönnt, diesen Missstand beherrschen zu lernen.
Ihre Prügel aber waren im Verhältnis zu der Show, die Lucy hier abzog, geradezu ein Liebesbeweis gewesen. Er spürte das Blut in kleinen Rinnsalen über seine Backe laufen. Seine schweißnasse Hand zuckte nach oben und versuchte, die Wunden abzudecken. Doch so brannten sie noch mehr. Er riss die Hand wieder weg. Tatsächlich. Sie hatte ihn blutig gekratzt, wegen dieser blöden Wette hatte sie ihn verletzt!
"Du hast doch nicht mehr alle Steine in der Schleuder!", schrie er und schubste sie von sich weg.
Doch Lucy's Angriffslust war ungebrochen. Mit gesenktem Kopf und vorgestreckten Fäusten dampfte sie wieder heran. Er ließ sie herankommen und sprang im richtigen Moment schnell zur Seite. Ihr Angriff ging ins Leere – fast. Denn ihr rechtes Knie stützte sich mit großer Wucht zwischen seinen Beinen ab, worauf er sich nicht mehr auf denselben halten konnte und mit gekrümmtem Körper seitlich auf dem Boden zu liegen kam. Dort versuchte er, dem gewaltigen Schmerz Herr zu werden, der sich in seinen Lenden bis hinauf in den Oberbauch breitmachte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sie seine hilflose Lage ausnutzen würde. Der Schmerz machte ihn hilflos! Er hasste diese Empfindung.
Bei Lucy schien die letzte Sicherung gefallen zu sein.
Er riss die Augen auf und traute ihnen nicht. Luthecia stand über ihm, reckte einen der hölzernen Küchenstühle über ihr Haupt und war im Begriff, zuzuschlagen.
"Halt, du Wahnsinnige! Nein, lass das! Nein, nein, nein!"
Der Stuhl sauste herab …

"Wach auf Manfred! Komm zu dir!" Er sah Lucy über sich und bevor er verarbeiten konnte, dass ihr Blick eher besorgt als wütend auf ihn herabsah, stieß er einen hysterischen Schrei aus, sprang auf und flüchtete ins Schlafzimmer. Er rannte um die Betten herum und suchte irgendetwas, mit dem er sich bewaffnen konnte. Doch hier war nichts.

Lucy kam langsam herein. Sie lehnte sich gegen den Schrank und beobachtete ihn aufmerksam.
"Bist du jetzt wieder da?", fragte sie.
"Ja! Und zwar voll! Bleib weg, du hast jetzt keine Chance mehr!" Kampfbereit stand er da, die Beine gespreizt und die Fäuste nach vorne geballt.
Sie lachte ungehemmt, hielt sich den Bauch und fiel kraftlos auf das vordere Bett.
Luthecia rollte sich zu ihm hinüber, als sie sah, dass er seine Kampfhaltung aufgegeben hatte und tief beschämt zu Boden schaute.
"Erzähl! Ich hab dich besiegt? Nicht nur bei der Wette, sondern auch im Traum? Interessant, auf geht's, erzähl endlich."
"Ich …", begann Manfred kleinlaut. Dann setzte er neu an: "… möchte jetzt endlich frühstücken. Lass uns gehen, okay?" Verlegen grinsend rieb er sich seinen schmerzenden Nacken.
Lucy grinste über beide Backen: "Alles klar, Großer, du zahlst."
Sie legten sich die Arme gegenseitig um die Hüften und machten sich auf den Weg. Als er im Vorübergehen noch einen kurzen Blick in die Küche warf, bemerkte er ein am Ende gezacktes Holzstück, das da am Boden lag. Eindeutig eines der Stuhlbeine. Lucy bemerkte seinen Blick.
"Abgebrochen." Ihre Schultern hoben sich leicht. "Die sind erst ein Jahr alt. Du solltest dich beschweren."

 

Moin Porter,

ich habe stilistisch eigentlich gar nichts an deiner KG zu bemängeln. Ich mag deine Sprache und wie du Handlung darstellst. Stimmt mich schon fast traurig, diese Tatsache. Rechtschreibfehler sind mir auch nicht aufgefallen. Hmmmm.

Ich liebe ja Texte über Beziehungen von Menschen, wo eigentlich gar nicht so viel passiert, aber dennoch rüberkommt wie die beiden Personen zueinander stehen, nur durch Nuancen. Hier kann ich nur erkennen, dass die beiden sich lieben. Es passiert nichts Großartiges, was mich enttäuscht, kein richtiger Konflikt, der die Dinge neu ordnet. Aber falls der Traum kein Traum war, wie du es ja am Ende andeutest und offenlässt, und du es weitergesponnen hättest. Die Freundin macht weiter mit Psychospielchen, mit versteckten Andeutungen, mit kleinen Schlägen und Tricks im Schlaf ... Dann fänd ich die Story super. So fehlt mir da einfach etwas in der KG, irgendeine besondere Begebenheit und Aussage.

Soweit von mir.

Lg, chico

 
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Auch diesmal will ich dir wieder mit einer Kleinigkeit auf den Keks gehen, Porter:

Doch sie hatte scheinbar aus dem letzten Vorfall gelernt und fixierte die Pflanzen im Beet vor der Terassentür.

Wenn sie nur scheinbar aus dem Vorfall gelernt hat, hieße das nichts anderes, als dass sie eben nichts daraus gelernt hat, was allerdings im Widerspruch zu ihrem Verhalten stünde.
Vermutlich meinst du anscheinend.

Tatsächlich haben die Begriffe anscheinend und scheinbar zwei gänzlich unterschiedliche, um nicht zu sagen gegensätzliche Bedeutungen.
Mit anscheinend wird die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint. Scheinbar hingegen besagt, dass etwas nur dem Schein nach, tatsächlich aber nicht so ist, wie es sich darstellt.

(Obwohl sich diese missbräuchliche Verwendung von „scheinbar“ umgangssprachlich immer mehr etabliert und man sie mittlerweile auch in einstmals seriösen Qualitätszeitungen zu lesen bekommt, kann ich’s einfach nicht lassen, darauf hinzuweisen. Ist irgendwie mein ganz persönlicher Kampf gegen Windmühlen quasi. :D)


Abgesehen davon, Porter, war das ein durchaus unterhaltsames, charmantes kleines Lesevergnügen für mich.


ernst Don Quichotte offshore

 

Hej Porter,

ich hasse diese Traum-im-Traum-Träume. Davon hier zu lesen war erschreckend, weil dir die Geschichte gut gelungen ist.

Gefehlt hat mir so etwas wie Atmosphäre. Erst dachte ich, ich müsste mehr über die Protagonisten wissen, aber ich denke, es ist das fehlende Umfeld, denn Lucy muss unklar bleiben, des Endes wegen.

Auch der Einschub mit dem Jungen bleibt unschlüssig, wäre an dieser Stelle nicht ein zusätzlicher Auszug aus seinem eigenen Leben angemessener? Quasi um noch einen aufzusetzen?

Ansonsten eine tolle, einfache konsequente Idee und Umsetzung.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Porter,

Frühe Morgenstunden

Also ich steh immer erst zu den späten Morgenstunden auf. Meist aber erst um die mittaglichen Morgenstunden. Haha.

Manfred beobachtete Lucy und konnte erkennen, wie ihre Augen einen Schuhplattler tanzten.

Schon bleibe ich wieder hängen und versuche mir das vorzustellen. Klappt halt leider nicht. Als gebürtiger Bayer sagt mir der Begriff Schuhplattler zwar was, aber wie das zwei Augen hinkriegen, verstehe ich nicht ganz. Außerdem schätze ich mal, du meinst die Pupillen die tanzen? Bei den Augen würde ich mir ernsthafte sorgen machen.
Passt auch von der Thematik für mich nicht ins Bild.

Von mir gibt’s zu der Geschichte ein Meh. Hat mich nicht vom Hocker gehauen, war aber auch nicht schlecht. Die Idee an sich ist ganz interessiert, der Einstieg mit dem gegenseitigen Wachhalten geht schnell von statten und liest sich leicht. Es passiert viel, was mich zumindest bis zum Schluss gehalten hat. (Der Einschub mit dem Jungen kann ruhig weg, der macht für mich wenig Sinn. Wurde aber oben schon erwähnt.)
Die Beziehung der beiden Prota. ist noch zu undeutlich. Diese ist ja der unterliegende Kernpunkt der Geschichte, wird aber nicht stark genug hervorgehoben/angeschnitten. Für meinen Geschmack ist dieser Hauch der da mitschwingt, im Sinne von Wette und anschließendem Totschlag im Traum zu wenig um die Beziehung, als Hauptaspekt, zu beschreiben. Finde ich noch ausbaufähig.
Der Schlusspointe ist eine lustige Idee und hat mich zumindest noch mal kurz stutzen lassen.

Das wären meine groben Eindrücke gewesen.
An sich nett geschrieben, aber nichts besonderes.

Gruß,
KorbohneD

 
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Servus Bas,

in diesem Forum geht das Rezensieren so schnell, dass man schon viel zu tun hat, seine eigenen Rezensionen zu beantworten und fast vergeblich nach einem "jungfräulichen" Text sucht, der noch auf eine solche wartet. Ich werde schneller werden müssen :)

Egal. Jetzt ist deine wichtig und sonst nichts.

der Einstieg in deine Geschichte gefällt mir sehr gut.
Der Einstieg gefällt auch mir sehr gut :D

Die "Kleinigkeiten" habe ich sorgfältig gelesen.

Besonders für den Hinweis auf die gefühlsmäßigen Unterschiede im Satz

Jetzt war es mit seiner Beherrschung vorbei: "Hallo! Ich bin's! Manfred! Wir sind seit vielen Jahren ein Paar und verstehen uns prächtig! Also komm runter, krieg dich endlich wieder ein, das ist ja unheimlich, was du hier abziehst."
Hier handelt es sich tatsächlich eher um Verzweiflung und sachliche Deeskalations-Bemühungen.

Der Schachtelsatz bezüglich des kleinen Jungen werde ich ändern müssen. Der stößt mir selbst jetzt im Nachhinein sauer auf.

Vielen Dank für deine Mühe.

LG Porter


Lieber chico,

deine Kritik habe ich mir sehr zu Herzen genommen, zumal auch die anderen Rezensenten den Hintergrund mehr oder weniger vermissen.

Ich werde in den nächsten Tagen die Story noch einmal in diesem Sinn überarbeiten. Mal sehen, was dabei rauskommt.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Porter


Hallo Ernst,

es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man sich sprachlich "auf die Schnauze legen" kann. Anscheinend relativ schnell und scheinbar unmerklich verdrehe ich da die Aussage in die falsche Richtung.

Schön, dass es dir aufgefallen ist. Ich habe es auch schon geändert.

Herzliche Grüße
Porter


Servus Kanji,

Atmosphäre fehlt. Das Ereignis, der Ablauf, die Dialoge alleine gibt/geben das offensichtlich nicht her. Ich habe in der Antwort auf Chicos Rezension schon eine Überarbeitung angekündigt. Mal sehen, ob ich begriffen habe, was da fehlt - ich glaube erstmal fest daran :)

Die Brunnen-Zeitungsmeldung habe ich eliminiert, da die Geschichte auch ohne diesen Einschub logisch bleibt.

Ansonsten eine tolle, einfache konsequente Idee und Umsetzung

Danke!

LG Porter

 

Servus KorbohneD,

was mich an deiner Rezension am meisten trifft, ist die Bezeichnung "nett" für meine Geschichte. Nett ist ja bekanntlich die kleine Schwester von blöd. Gott sei Dank dröselst du die Dinge, die dich gestört haben oben drüber auf, sodass mich dieser Gedanke nicht allzu sehr plagt :hmm:

Die Morgenstunden in den Mittag zu verschieben, gehört übrigens auch zu meinen liebsten Hobbys :D

Schon bleibe ich wieder hängen und versuche mir das vorzustellen. Klappt halt leider nicht. Als gebürtiger Bayer sagt mir der Begriff Schuhplattler zwar was, aber wie das zwei Augen hinkriegen, verstehe ich nicht ganz. Außerdem schätze ich mal, du meinst die Pupillen die tanzen? Bei den Augen würde ich mir ernsthafte sorgen machen.
Passt auch von der Thematik für mich nicht ins Bild.
Der Schuhplattler mit den Augen ist ein so genannter "Insider", der in meinem sozialen Umfeld oft und gerne die Runde macht, wenn auf einer Feier jemanden vorzeitig der Schlaf überkommt. Die Bewegung wird dabei in den Oberlidern gesehen, die in wechselndem Tempo auf die Unterlider schlagen. Von der Bewegung her entspricht das in etwa den Bewegungen der Herren beim Klatschen mit Händen zu den Oberschenkeln und Füßen beim Schuhplattln. Daher der Vergleich, der m. E. auch passt. Aufgrund der Tatsache, dass hier (nicht nur von dir) Probleme bei der Vorstellung entstehen, werde ich das aber noch ändern.

Die Beziehungskiste genauer darzustellen, ist mir jetzt schon ein persönliches Anliegen, da das von mehreren Rezensenten angemerkt wurde.

An sich nett geschrieben, aber nichts besonderes.
:crying:

Gruß zurück
Porter

 

Hallo Porter,

was mir gefällt an deinem Text, ist die Szenenführung. Du gehst unmittelbar rein, erklärst erst gar nicht, warum es zu der Wette kommt, zeigst, wie sich die beiden belauern und damit auch den unterschwelligen Frust. Traumsequenzen mischen sich mit Wirklichkeit, niemals kann ich mir ganz sicher sein, was passiert und was Imagination ist. Du überzeichnest die Figuren gerade so viel, dass der Slapstick durchkommt, das ist gut.
Sprachlich verwendest du an manchen Stellen für meinen Geschmack zu oft gehörte Wendungen, die Dialoge wirken ein bisschen gewollt und könnten frischer sein. Und was der Text will, außer unterhalten, weiß ich auch nicht, aber ich fand es schon ein „nettes“ (nein, das ist Spaß, geschuldet deiner Antwort auf den letzten Kommentar), ein amüsantes Leseerlebnis.

Textstellen:

, wie ihre Augen einen Schuhplattler tanzten.
Schuhplatter, die Vorstellung ist grässlich, aber der Vergleich gut.

"Jeden einzelnen Stachel! Jedes Blatt, jedes Ästchen, jede Blüte." Sein Plan stand fest. Er begann mit den den dickeren Ästen unten.
Etwa doppelt so dick wie die oberen. Ein kurzer Schwenk nach oben bestätigte ihm diese Erkenntnis. Wieder nach unten. Wow, diese Stacheln, die sind enorm groß.
warum du hier Absätze machst und Anführungsstriche und in der Folge nicht, keine Ahnung.

Seine Mutter betrat seine verwirrte Gedankenwelt. Auch sie hatte nur schwer die Beherrschung bewahren können, wenn er etwas angestellt hatte. Die Prügel, die er von ihr bezogen hatte, waren sprichwörtlich nicht von schlechten Eltern. Bis zu ihrem frühen Tod war es ihm und ihr nicht vergönnt, diesen Missstand beherrschen zu lernen.
das klingt unmotiviert, holprig, fließt nicht. Zu viel Tell.Selbst das Wort Prügel finde ich unpassend. Und: warum schlägt sie ihn=?

"Du hast doch nicht mehr alle Steine in der Schleuder!",
mm, so gewollt witzig.

Hoffe, du kannst was mit anfangen.
viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Isegrims,

ja, ich kann was mit deinen Anmerkungen anfangen.

Die Anführungsstriche werde ich ergänzen, die Mutter-Aktionen erklären, die Dialoge auffrischen und die zu gebräuchlichen Wendungen abwenden. Wahrscheinlich :)

Bevor du jetzt meinst, ich wäre genervt ... mitnichten. Ich hatte nur keine Lust, viel zu schreiben. Das wäre wahrscheinlich eine Stunde später anders gewesen, aber was soll 's.

Vielen Dank für deine Rezension.

Herzliche Grüße
Porter

 

Hallo @all,

ich habe versucht, mir eure Anmerkungen zu Herzen zu nehmen. Die meisten konnte ich problemlos umsetzen. Was mir schier unmöglich ist, eine Hintergrundgeschichte zu basteln, da dadurch die Kurzgeschichte unweigerlich zum Roman wird. Die beiden Hauptfiguren erhalten eine eigene Geschichte (Abstammung, Eltern, Geschwister etc.) und das verändert zwangsläufig auch die bisher erzählte Story. Ständig stoße ich auf Ungereimtheiten, die nicht zu den Personen oder den Dialogen passen.

Vielleicht könnt ihr euch ansehen, was inzwischen draus geworden ist und mir eine Rückmeldung geben.

Dieser Teil geht also der oberen Geschichte voraus:


Das Restaurant hatte einfache Holztische und fest im Boden verankerte Bänke, links und rechts davon. Die Möbel waren in dunkelgrau gehalten und die Beleuchtung über den Tischen relativ dürftig. Aber Manfred wusste aus vielen Mittagspausen, dass die Qualität der Speisen und Getränke weit über der der Ausstattung lag. Das Essen wurde warm serviert, wie er es gerne mochte, das Besteck war sauber und auch das Auge kam nicht zu kurz.

Heute wurden seine Augen von anderen Dingen angezogen, besser gesagt, von anderen Personen. Ungläubig starrte er auf die junge Frau, die nicht weit von ihm allein an einem der Tische saß und Sauerkraut mit Würstchen zu sich nahm. Doch entscheidend für seine Verwunderung war, was sie unmittelbar davor gegessen hatte. Die Vorspeise hatte aus Vanilleeis mit heißer Himbeersoße bestanden, das sie sich zusammen mit einer großen Tasse Schokolade einverleibt hatte.

Sein Erstaunen war so groß, dass er erst mit Verzögerung wahrnahm, dass sie sich bei seinem Anblick vor Lachen krümmte. Ihr Glucksen und Prusten drang somit erst allmählich an seine Sinnesorgane. Seltsamerweise machte ihn ihre Heiterkeit fröhlich. Er dachte gar nicht daran, sich beleidigt zu fühlen. Angesteckt von ihrem unbeherrschten Lachen, fing auch er an, die Sitzfläche seiner Bank mit seinem beschwingten Hinterteil blank zu reiben. Die Tränen liefen beiden aus den Augen.

Als er sich langsam beruhigte, saß er an ihrem Tisch und hielt ihre Hand in der seinen. Er zog sie schnell zurück, doch sie ergriff sie gleich wieder und sah ihm tief in die Augen. Die Fröhlichkeit wich einer Vibration, die fast greifbar zwischen ihnen waberte. Sie küsste ihn und er erwiderte ihre Zuneigung nur zu gerne. Der gemeinsame Abend endete nicht an diesem Tag. Danach begann eine unbeschwerte Zeit, die Manfred später als glücklichste seines Lebens bezeichnete und Luthecia mit dem Attribut "obergeilste Experience" belegte. Sie dauerte fast vier Wochen und endete in einer Kirche.
In Manfreds Leben blieb neben seinem Beruf als Informatiker großer Raum für den Glauben. Katholisch, sorgfältig erkämpft und modern interpretiert, wie er stets betonte. Obwohl er dabei "gerne auf die Institution Kirche verzichten konnte", trug er seinen Glauben zwischendurch schon mal in eines der reichlich vorhandenen Gotteshäuser. In seiner Kindheit musste er durch seine Mutter Gewaltexzesse durchleben, die er nur mit Hilfe des Glaubens überstanden hatte. Schließlich hatte sich sein Vater von seiner Frau getrennt und war mit ihm in eine andere Stadt gezogen. Seine Mutter schien mit dieser Lösung zufrieden zu sein, da sie seither keinerlei Kontakt aufnehmen wollte.

Sein Vater kam mit der Situation zurecht. Er ging seinem Beruf nach und verließ sich in Bezug auf seinen Sohn auf ihn und sein Umfeld. Nie kam ihm der Gedanke, dass sein Sprössling ihm nicht die Wahrheit über seine Unternehmungen zu erzählen könnte. Wenn Manfred an diese Zeit zurückdachte, lächelte er. Tatsächlich hatte er alles Mögliche angestellt, aber nie zu sehr über die Stränge geschlagen. So blieb ein Saubermann-Image an ihm hängen, das er nie bestritten hatte. Bestätigt hätte er es aber auch nicht, aber wurde auch nie verlangt.

Manfred betrat die Kirche zusammen mit Lucy, wie Luthecia genannt werden wollte. Die beiden setzten sich in die erste Bankreihe.

"Hierher komme ich nur, wenn ich diese Stille suche. Hörst du sie?" Manfred drehte den Kopf zu Lucy.

"Und ob!" Lucys Gesicht verzog sich spöttisch. "So still war es noch nicht einmal im Schoß meiner Mam!"

Ihr Körper straffte sich. "Aber dagegen kann man ja was tun!" Sie holte ihr Mobiltelefon aus der Tasche ihrer Lederjacke.

Sie röhrte in das Mikrofon: "Hi, Bruno! Mobilisier doch mal die Meute und kommt in die Kirche an der Ostendstraße. Hier haben wir Platz genug. Und bringt genug Stoff mit."

Manfreds Stimme zitterte, als er sie fragte. "Lucy, was machst du? Hier ist nicht der Ort für eine 'Meute'." Er hob seine Arme hilflos nach oben. "Wer kommt da und was bedeutet dieses Gequatsche über den Stoff?"

"Nun tu doch nicht so!" Lucy flüsterte fast. "Du hast doch bestimmt auch schon mal richtig abgefeiert." Sie blickte auf die Frage in den Augen ihres Gegenüber. "Mit Stoff meine ich Rum, klar und gut. Es ist sicher auch für dich noch genug da. Und die, die jetzt kommen, sind meine Freunde."
Der Mann konnte es nicht fassen.

"Du willst mir also erzählen, dass du hier in der Kirche eine Party feiern willst?"

Sie nickte.

"Du bringst uns in Teufels Küche. Das hier ist das Haus Gottes!"

"Oh." Sie zog den Ton besonders lang. "Das Haus Gottes. Soviel ich weiß, liebt dieser Gott alle seine Kinder, also auch mich und meine Kumpels. Du wirst sehen, die sind gar nicht so übel."

Manfred nickte skeptisch.

"Ich habe nichts gegen eine anständige Party, auch nichts gegen den ein oder anderen guten Schluck. Aber hier in der Kirche ist schlicht und einfach nicht die richtige Umgebung." Er streichelte sie leicht an der Schulter. "Hier feiert man das Mahl des Herrn mit dem Leib und dem Blut Christi!"

Lucy lachte laut auf. "Ich garantiere dir, dass auf unseren Feiern der ganze Leib eingesetzt und unser Blut nur guten Alk bekommt."

"Das wird nicht gut enden, nicht gut!" Verzweifelt suchte Manfred nach überzeugenden Argumenten. Doch bevor ihm das Richtige einfiel, wurde die Türe aufgerissen und eine Horde junger Leute stürmte die Kirche und auch sofort zu ihnen nach vorne. Einer zog einen großen Reisekoffer hinter sich her. Lucy umarmte einen der Männer.

"George! Ich freue mich. Wie geht es dir?"

"Prächtig, Lucy, prächtig! Das kann ich dir versichern." Er blickte zu Manfred. "Und wer ist das?"

"Das ist Manfred. Wir sind zusammen."

George streckte die Hand aus und Manfred schlug ein.

'Wir sind zusammen', dachte er. 'Wirklich?'

Zu George gewandt, versuchte er erneut, den Ort des Geschehens zu verlagern. "Was hältst du davon, mein Bester, wenn wir zu mir nach Hause gehen und uns den … Stoff dort schmecken lassen?"

"Wie groß ist deine Wohnung?", war dessen Gegenfrage.

"60 Quadratmeter. Das ist …"

Weiter kam er nicht.

George begann laut zu brüllen: "Hier – hat – jeder – von – uns – sechzig – Qua – drat - meter – für – sich – alleine!" Das Echo hallte von den Wänden zurück. Das Johlen der anderen bestätigte seine Begeisterung für das Platzangebot.

Manfred gab auf. Das würde sich bald auflösen. Dessen war er sicher. Seine Aufgabe war es, seine Freundin in Sicherheit zu bringen.

Lucy nahm einen kräftigen Schluck aus einer der Flaschen, die die anderen mitgebracht hatten.

"Mh, gut." Sie streckte Manfred die Flasche entgegen. "Willst du?"

"Nein! Einer muss klaren Kopf bewahren."

Er wandte sich flüsternd an George: "Sag mal, wie lange treibt sie es denn schon so?"

"Was?", kam die Gegenfrage.

"Na, das mit dem Trinken. Wie lange geht das schon?"

"Als ich Lucy kennenlernte, war es schon so und es gab bisher nur eine kurze Unterbrechung. Die fand die letzten vier Wochen statt, seit sie dich kennt."

George sprach nach einer kurzen Pause weiter: "Sie ist auch zum ersten Mal seit Jahren wieder zum Psychiater gegangen."

Manfred riss die Augen auf. "Zum Psychiater, das wird ja immer schöner. Der alleine wird bei der Alkoholsucht auch nicht helfen."

"Es geht dabei nicht um den Alkohol. Sie ist dort, weil sie von Zeit zu Zeit unkontrollierte Gewaltausbrüche hat." George blickte zum ersten Mal seit seinem Eintreffen ernst.

"Gewalt? Lucy?", fragte Manfred ungläubig.

"Ja! Sie rastet total aus und stand auch schon wegen Sachbeschädigung vor Gericht. Sie hat mit einem Baseballschläger ein Auto ziemlich zugerichtet."

Manfred nickte nachdenklich mit dem Kopf. "Wie lange ist das her?"

"Schon ziemlich lange", meinte George unpräzise.

Die Tür zur Sakristei wurde aufgezogen und ein magerer Mann in einer schwarzen Soutane trat herein.
"Was ist denn hier los?", donnerte der Pfarrer los. "Verlassen Sie sofort die Kirche, sonst lasse ich Sie von der Polizei entfernen!"

Manfred trat auf ihn zu: "Bitte entschuldigen Sie. Natürlich werden wir sofort …"

"Halt die Fresse, Pfaffe", lallte es hinter ihm. Manfred hatte sofort Luthecia erkannt.

Er drehte sich zu ihr um und sagte: "Keine Gewalt, Lucy, keine Gewalt. Du wolltest doch nicht mehr …"
Sie schien zu Besinnung zu kommen, denn sie erschrak über sich selbst. Sie blickte traurig in Manfreds Augen.

"Du hast recht. Wir sollten gehen." Sie schien mit einem Mal nüchtern geworden zu sein.

Sie ging Richtung Ausgang und die anderen folgten ihr.

"Zu dir?", fragte sie vorsichtig.

Manfred nickte, umfasste sie und setzte sie wenig später ins Auto. Er stieg ebenfalls ein und fuhr los.
Nach wenigen Metern rief Lucy fröhlich: "Ich habe eine Idee. Ich wette mit dir, dass du zuerst einschläfst, wenn wir bei dir sind."

"Du spinnst", sagte er, dachte aber gleichzeitig: 'Keine Chance.'

Als sie ankamen, war er entschlossen, ihre Selbstüberschätzung zu bestrafen.

"Ein Frühstück im Café da drüben. OK?"

"OK." Sie wirkte siegessicher.


Das ist also die Vorgeschichte zu dem Text im ersten Thread dieses Themas. Wenn man aber beides im Zusammenhang liest, stellt man fest, dass die Geschichte so nicht erzählt werden kann. Also umschreiben, was ich -wie schon geschrieben- versucht habe. Hier das Ergebnis (noch nicht ganz fertig).

"Wie fühlst du dich?" Zum dritten Mal innerhalb der letzten zwei Stunden wollte Luthecia das von Manfred wissen. Der Laden öffnete um acht Uhr und jetzt war es gerade zwei Minuten vor halb fünf. Sie saßen im Wohnzimmer. Manfred beobachtete Lucy und konnte erkennen, wie ihre Lider sich immer wieder senkten und erschrocken wieder aufgerissen wurden.

"Bald schläft sie ein …", mutmaßte er in Gedanken. Tatsächlich fielen ihre Augenlider zitternd zu. Ihre Hände rutschten über das Leder der Armlehne des Ohrensessels nach vorne und konnten den Körper nicht mehr stützen.

"Gut!", dachte er schadenfroh. Doch genau in diesem Augenblick folgte der Oberkörper den Händen und Lucy schlug unsanft auf den Teppichboden.

Sofort war sie wieder da: "Das war nicht geschlafen, ich musste mich nur ein wenig bewegen. Ist ja nicht verboten, oder?", stotterte sie schlaftrunken.

"Egal, mein Schatz, du wirst verlieren!", rief er fröhlich. "Du bist ja jetzt schon total fertig."

"Sei dir nicht so sicher, mein Lieber. Ich kann länger aushalten als du. Das hier", sagte sie und wies zum Boden, "war nur ein kleiner Ausrutscher. Ab sofort wirst du das nicht mehr erleben."

Sie trank ein Glas Wasser. Das Glas behielt sie in der Hand und stellte es vorsichtig auf ihren Oberschenkel. Aufrecht sitzend grinste sie siegessicher zu Manfred hinüber. Der machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich vor dem Tisch auf den Boden. So würde er, wenn er einschlief, mit dem Hinterkopf an die Tischkante schlagen. Dann wurde es wieder still. Manfred kehrte zu seiner Taktik zurück, direkt in ihre Augen zu schauen, um sie so schneller zu ermüden.

Doch sie hatte anscheinend aus dem letzten Vorfall gelernt und fixierte die Pflanzen im Beet vor der Terrassentür. Er beschloss, es ihr gleich zu tun und wählte einen großen Rosenbusch aus. Er nahm sich vor, jedes Teil im Geiste für sich zu beschreiben.

Jeden einzelnen Stachel! Jedes Blatt, jedes Ästchen, jede Blüte. Sein Plan stand fest. Er begann mit den dickeren Ästen unten.

Etwa doppelt so dick wie die oberen. Ein kurzer Blick bestätigte ihm diese Erkenntnis. Wieder nach unten.

Wow, diese Stacheln, die sind enorm groß. Ehrlich, ich habe noch nie so große Stacheln gesehen.

Der Busch war gewachsen, innerhalb der paar Sekunden, die er ihn beobachtet hatte. Riesig war er geworden! Die Blüten verdeckten die Straßenlaternen. Nein, keine Pflanze konnte so schnell … Ich bin eingeschlafen! Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Mein Gott, ich muss wach werden! Er ohrfeigte sich kräftig.

"Wach auf, Manfred, wach auf!" Luthecias Stimme erreichte ihn wie durch einen Nebel.

"Jetzt wach endlich auf, du Verlierer!" Ihre Lache war spöttisch. "Du hast verloren, Manfred, jetzt zahl den vereinbarten Preis!"

Diese laute Stimme, nicht zu fassen. Sie sieht mich an, als ob sie mich verachtet, mich lächerlich findet. OK, er hatte die Wette verloren, aber das war doch kein Grund.

Jetzt trat sie so nahe an ihn heran, dass er ihren Atem auf der Haut spürte. Ihr Gesicht war puterrot angelaufen, ihre Augen sprühten vor Zorn.

"Du – wirst – das – Frühstück – be – zah – len!", klang ihr Stakkato an sein Ohr.

Er versuchte, sie zu beruhigen: "Ist ja gut, Lucy, ist ja gut. Bleib cool, du …"

"Von wegen cool! Ich kratz dir die Augen aus und prügle dich windelweich, wenn du nicht sofort mit der Kohle rausrückst!"

Er war der Verzweiflung nahe.

"Hallo! Ich bin's! Manfred! Wir kennen uns jetzt schon ein paar Wochen und verstehen uns prächtig! Also komm runter, krieg dich endlich wieder ein, das ist ja unheimlich, was du hier abziehst."

Ihre Hand zuckte blitzartig nach vorne. Gleichzeitig spürte er einen brennenden Schmerz auf der linken Backe.

Seine Mutter betrat seine verwirrte Gedankenwelt. Auch sie hatte nur schwer die Beherrschung bewahren können, wenn er etwas angestellt hatte. Die Prügel, die er von ihr bezogen hatte, waren sprichwörtlich nicht von schlechten Eltern. Bis zu ihrem frühen Tod war es ihm und ihr nicht vergönnt, diesen Missstand beherrschen zu lernen.

Ihre Prügel aber waren im Verhältnis zu der Show, die Lucy hier abzog, geradezu ein Liebesbeweis gewesen. Er spürte das Blut in kleinen Rinnsalen über seine Backe laufen. Seine schweißnasse Hand zuckte nach oben und versuchte, die Wunden abzudecken. Doch so brannten sie noch mehr. Er riss die Hand wieder weg. Tatsächlich. Sie hatte ihn blutig gekratzt, wegen dieser blöden Wette hatte sie ihn verletzt!

"Du hast doch nicht mehr alle Steine in der Schleuder!", schrie er und schubste sie von sich weg.

Doch Lucys Angriffslust war ungebrochen. Mit gesenktem Kopf und vorgestreckten Fäusten dampfte sie wieder heran. Er ließ sie herankommen und sprang im richtigen Moment schnell zur Seite. Ihr Angriff ging ins Leere – fast. Denn ihr rechtes Knie stützte sich mit großer Wucht zwischen seinen Beinen ab, worauf er sich nicht mehr auf denselben halten konnte und mit gekrümmtem Körper seitlich auf dem Boden zu liegen kam. Dort versuchte er, dem gewaltigen Schmerz Herr zu werden, der sich in seinen Lenden bis hinauf in den Oberbauch breitmachte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sie seine hilflose Lage ausnutzen würde. Der Schmerz machte ihn hilflos! Er hasste diese Empfindung.

Bei Lucy schien die letzte Sicherung gefallen zu sein.

Er riss die Augen auf und traute ihnen nicht. Luthecia stand über ihm, reckte einen der hölzernen Küchenstühle über ihr Haupt und war im Begriff, zuzuschlagen.

"Halt, du Wahnsinnige! Nein, lass das! Nein, nein, nein!"

Der Stuhl sauste herab …

"Wach auf Manfred! Komm zu dir!" Er sah Lucy über sich und bevor er verarbeiten konnte, dass ihr Blick eher besorgt als wütend auf ihn herabsah, stieß er einen hysterischen Schrei aus, sprang auf und flüchtete ins Schlafzimmer. Er rannte um die Betten herum und suchte irgendetwas, mit dem er sich bewaffnen konnte. Doch hier war nichts.

Lucy kam langsam herein. Sie lehnte sich gegen den Schrank und beobachtete ihn aufmerksam.
"Bist du jetzt wieder da?", fragte sie.

"Ja! Und zwar voll! Bleib weg, du hast jetzt keine Chance mehr!" Kampfbereit stand er da, die Beine gespreizt und die Fäuste nach vorne geballt.

Sie lachte ungehemmt, hielt sich den Bauch und fiel kraftlos auf das vordere Bett.

Luthecia rollte sich zu ihm hinüber, als sie sah, dass er seine Kampfhaltung aufgegeben hatte und tief beschämt zu Boden schaute.

"Erzähl! Ich habe dich besiegt? Nicht nur bei der Wette, sondern auch im Traum? Interessant, auf geht's, erzähl endlich."

"Ich …", begann Manfred kleinlaut. Dann setzte er neu an: "… möchte jetzt endlich frühstücken. Lass uns gehen, okay?" Verlegen grinsend rieb er sich seinen schmerzenden Nacken.

Lucy grinste über beide Backen: "Alles klar, Großer, du zahlst."

Sie legten sich die Arme gegenseitig um die Hüften und machten sich auf den Weg. Als er im Vorübergehen noch einen kurzen Blick in die Küche warf, bemerkte er ein am Ende gezacktes Holzstück, das da am Boden lag. Eindeutig eines der Stuhlbeine. Lucy bemerkte seinen Blick.

"Abgebrochen." Ihre Schultern hoben sich leicht. "Die sind doch höchstens ein Jahr alt. Du solltest dich beschweren."

Ich bitte um eure Meinung. Vielen Dank.

LG
Porter

 

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