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Nachdenken über das Lichtschalter-Mensch-Verhältnis

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30.05.2011
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Nachdenken über das Lichtschalter-Mensch-Verhältnis

Die Sache war so: Radochla hat so dagesessen, wie er immer mal dasitzt, um nichts zu denken, einfach so. Das kann er eine ganze Weile aushalten, je nachdem, doch dann kommen ihm die Lebensgeister zurück, und die zeigen sich im Denken. Langsam beginnt Radochla über etwas nachzudenken. Woran er denkt, worüber er nachsinnt, woher das kommt und warum…, auch darüber hat Radochla schon nachgedacht, doch dahintergekommen ist er nicht.
Heute denkt er über den Lichtschalter nach. – Vielleicht ist sein Blick drauf gefallen? Er weiß es nicht. Der Lichtschalter ist es.
Das steht für Radochla fest. Er ist wichtig, der Lichtschalter… Gäbe es keinen Lichtschalter, müßten wir alle im Dunkeln sitzen. Radochla sitzt gerne in der Dämmerstunde und denkt vor sich hin. Ihm würde es ja nicht so viel ausmachen. Dazu braucht er kein Licht, kein Kerzenlicht, kein elektrisch Licht, nein, auch kein Sonnenlicht. Sind ihm nicht gerade in der Dämmerung schon Gedanken gekommen, die ihm zu denken gegeben haben, über die er immer mal wieder nachdenkt? – Nicht von ungefähr sagt man ja wohl auch, daß es bei jemandem dämmert, wenn er nahe am Begreifen ist…
Radochla liebt es, solchen Gedanken nachzuhängen. Er ist dann ganz ruhig. Es ist ihm ein bißchen, als wäre das Abendläuten verklungen. Wer nahe der Kirche wohnt, weiß, daß es da ein Nachklingen gibt, bevor die Glocken verstummen, so ein leises und nachlassendes Baum ohne Bim… Bei ihm heißt das … Dämmerung, … Dunkel…, … Stille, immer wieder Stille.
Lichtschalter…, denkt Radochla, ein paarmal nichts als Lichtschalter… Lichtschalter im Treppenhaus. Lichtschalter im Treppenhaus unten. Lichtschalter im Treppenhaus oben. Lichtschalter im Korridor vorn. Lichtschalter im Korridor hinten. Lichtschalter in allen Räumen. Lichtschalter in Reichweite… – Gut, daß sie da sind!
Nein, Radochla braucht sie jetzt nicht. Er weiß, sie sind da. Er braucht nur einen Schritt zu tun. – Knips! – Sofort ist Helligkeit da. Gut, das zu wissen…
Lichtschalter…, ja, ja! Darauf ist Verlaß. Einschalten, und die elektrische Sonne scheint. Ausschalten, wenn die liebe Sonne scheint. Für die gibt’s keinen Schalter… Warum eigentlich nicht? Es gäbe Streit: Die einen wollen ewigen Sonnenschein. Die andern wollen ihn nur für sich allein. – Radochla sinnt dem Reim hinterher – Es ist gut so, wie es ist!
Kann man sich auf den Lichtschalter verlassen? Meistens, ja. In Radochlas Kindheit hatte man auch schon Lichtschalter. Solche zum Drehen. Ein bißchen wie der Uhrzeiger: Viertel – Licht an. Halb – Licht aus. Dreiviertel – Licht an. Um – Licht aus… Da hat’s mal paar auf die Finger gegeben. Man darf nicht von Dreiviertel auf Halb drehen! Schalter kaputt…
Sinnlos wird der Schalter, wenn der Strom fehlt. Da ist nichts zu schalten. Da hat sich’s ausgeschaltet. Ohne Schalter kein Licht. Ohne Strom erst recht kein Licht… Auch der beste Schalter hilft dann nicht. Das weiß man bald.
Lichtschalter…, ist das nicht so eine Art Wasserhahn? Einschalten heißt Aufdrehen. Was sonst Aufdrehen ist, ist beim Schalter einschalten. Fast wie beim Gashahn. Aufdrehen… Aber sofort Anzünden! Gashahn kann gefährlich sein. Wasserhahn auch, aber nicht so sehr wie Gashahn. Lichthahn? Nein, den gibt’s nicht! Oder heißt der nicht Drosselspule ? – Wie heißt der Mann von Frau Drossel? War die Drossel nicht der Bräutigam? Amsel und Drossel, von Kindern arglos besungen… – ein lesbisches Paar? Nie auf den Gedanken gekommen! Jahrzehntelang nicht. Wie heißt der Drosselmann? – Drosselhahn?
Ist nicht jeder männliche Vogel ein Hahn? Bei den Hühnern – ja. Bei den Enten – i wo! Bei den Puten ist’s wohl der Truthahn. Spricht man von Storchenhähnen?
Und wie ist’s bei den Lichtschaltern? Gibt’s da etwa auch Männlein und Weiblein? Ob man, nein, Frau, schon dafür auf die Straße gegangen ist? Warum gibt’s keine Wasserhenne, aber dennoch ein Wasserhuhn? Bei Gasgeruch muß man den Gashahn prüfen. Eine Gashenne gibt’s nicht, aber ein Kücken… Ja, das gibt’s beim Gashahn. So heißt der drehbare Kegel im Gashahn, der für das Absperren und Durchlassen zuständig ist. Wer’s vom Gashahn nicht kennt, kennt’s vielleicht vom Bierfaß, denn da gibt’s so ein Küken im Bierhahn. Woher diese Kücken freilich kommen, ist nun auch wieder so eine Sache. – Schließlich gibt’s ja weder Gas- noch Biereier, aus denen Gas- oder Bierhennen Küken ausbrüten könnten, wenn es die gäbe.
Da ist der Lichtschalter schon eine klare Sache. Nix da, mit Hahn, Henne, Küken und Eiern…
Plötzlich ist’s blendend hell. „Warum mußt du denn im Dunkeln sitzen!“ ruft Frau Radochla.
„Ach, nur so!“ sagt Radochla, „Ich glaube, mir ist gerade ein Licht aufgegangen…“
Doch das hört Frau Radochla schon nicht mehr. Im Nu hat sie in der Küche alle Schalter und Hebel in Gang gesetzt.

 

Hej Mstislawski40,

ich würde Dir raten, Dich mehr auf den Radlocha zu konzentrieren. Erst setzt Du ihn mir vor die Nase und dann geht er dermaßen verloren, im Lichtschalter- und Wasserhahn-Getümmel.

Das Verhältnis ist doch zumindest in einer Hinsicht klar: Wie viele Lichtschalter gäbe es wohl ohne (einen) Menschen?

Der Anfang ist nett geschrieben.

LG
Ane

 

Lichtschalter...

Hallo, Ana,
schönen Dank für Dein Interesse und die freundliche Bewertung!
Alles an Eröterung über Lichtschalter findet im Denken Radochlas statt. Er sitzt da, tut sonst nichts als Dasitzen, und es kommen ihm so gedankliche Brocken in den Sinn, die er aufgreift, aber nicht recht bewältigen kann.
So habe ich mir den Radochla ausgeguckt. Sein Biographisches bleibt bedeckt.
Demnächst kommt ein weiterer Radochla.
Herzlichst Jochen

 

Hallo Mstislawski40,

herzlich willkommen hier!

Da ist der Lichtschalter schon eine klare Sache. Nix da, mit Hahn, Henne, Küken und Eiern…
Immerhin haben Drehschalter einen Federmechanismus. :D

Dass im Bierhahn ein Küken sitz, habe ich bisher nicht gewusst. Mal sehen, was ich mit dieser Information anfange. Womit ich bei der Frage nach dem Sinn dieser Geschichte angekommen bin. Ab: „Lichtschalter…, ist das nicht so eine Art Wasserhahn?“ erkenne ich ein humoriges Stück zur Linguistik über Betrachtungen zur (formalen) Semantik. Oder so ähnlich. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

Die Rubrik „Seltsam“ ist falsch gewählt. Im Dunkeln sitzen und nachdenken, sei es über Evolution oder Lichtschalter, ist in dieser schnelllebigen Zeit (leider) selten geworden, aber was selten ist, ist nicht gleich seltsam. Wie er immer mal dasitzt und denkt, gehört zu Radochlas „Alltag“.

Eine Kleinigkeit noch:

Er ist wichtig, der Lichtschalter…
Er ist wichtig, der Lichtschalter …
Wenn die Auslassungspunkte ein ganzes Wort ersetzen, dann Leerzeichen vorweg. Wenn sie ein Wortteil ersetzen, dann direkt an den letzten Buchstaben anschlie…


Gruß

Asterix

 

Hallo Mstislawski40,

grüß Dich, Jochen,

hatte gestern nur flüchtig Dein zwotes Stückchen gesehn - in den fünf verbliebenen Minuten (ich sitz im Internetcafé mit der Selbstauflage von einer Stunde/Tag im Internet) wäre nix zu Stand gekommen, die jenen absurden Humor des Erstlings mit dem Nachdenken (oder ist’s ein Grübeln?) über das Verhältnis von Mensch / Lichtschalter noch eins draufzusetzen versucht, dass man – in dem Fall ich - „eigentlich“ nur die zusammengesetzten Substantive zerschlagen müsste und der gestrige Kommentar ließe sich übernehmen.

F(r)eylich wäre das Problem, welcher Teil den Bahnhof, welcher den Imbiss übernehme.

Doch gefällt mir heute der Schluss besser als gestern das Ende um den alles andere als kalten Kaffee:

„Warum mußt du denn im Dunkeln sitzen!“ ruft Frau Radochla.
„Ach, nur so!“ sagt Radochla, „Ich glaube, mir ist gerade ein Licht aufgegangen…“

Wäre der winzige Dialog nun noch bairisch angehaucht und holprig – ich sähe Dich auf dem Weg zu Herrn Fey, besser bekannt als Karl Valentin, und Frau R. hieße dann konsequent Lisl Karlstadt.

 

Hallo Mstislawski40,

ich hab diesen Text dann mal zu seinem Verwandten in die gleiche Rubrik geschoben, denn seltsam ist daran tatsächlich nichts.

Grüße
C. Seltsem

 

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