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Nachbars Töle

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25.05.2014
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Nachbars Töle

Paul stand unentschlossen und verzweifelt zugleich in der Gemüseabteilung des Supermarktes. Die Preise für frische Kirschen trieben ihm die Tränen in die Augen. Und nur, weil seine Frau für ihn Kirschgötzen zubereiten wollte. Na ja, zugegebenermaßen war das eine seiner Lieblingsspeisen.
Vor einem Jahr war noch alles anders gewesen:

Einen prächtigen Kirschbaum hatten sie in ihrem Garten. Paul ließ nichts umkommen. Schon die ersten reifen Kirschen mussten vom Baum; es war ein Wettrennen gegen die Vögel. Stare, Amseln und Krähen kamen in Scharen, sobald die ersten Früchte rot geworden waren. In früheren Jahren hatte Paul Aluminiumstreifen an Fäden in den Baum gehängt, die dann in der Sonne funkelten. Am Anfang hatte das die Vögel sogar beeindruckt, aber eben nicht lange. Es passierte ihnen ja nichts.
Jedenfalls waren im letzten Jahr auch die ersten Kirschen rot und Paul stieg auf die Leiter. Die Vögel waren ebenfalls im Geäst. Um ihn herum rieselten abgefressene Kerne herunter. Er machte Lärm. Das half. Zumindest für zwei Minuten. Dann kamen die Vögel zurück und ihm eine zündende Idee. Sein Sohn hatte einen dieser neumodischen Lautsprecher, die keine Schnur mehr brauchten und via Bluetooth mit einem Tablet oder Mobiltelefon verbunden werden konnten. Und ganz doof war Paul auch nicht auf dem Gebiet. Er suchte im Internet Hundegebell, das er herunterladen konnte. Dann koppelte er den Lautsprecher mit seinem Smartphone, stellte ihn in eine Astgabel und drehte die Lautstärke auf volle Pulle.
Und dann startete er die Datei. Die Wirkung war grandios. Binnen eines Sekundenbruchteils war kein Vogel mehr im Baum. Paul war bester Laune und pflückte, bis er seinen Eimer voll hatte. Dann plötzlich ein Geräusch: Ein abgefressener Kern fiel herunter. Dann Flügelschläge. Aha, die Quälgeister waren wieder da. Da kam ihm die zweite gute Idee: Er spielte die Datei in einer Schleife ab. Das war zwar ein Riesenkrach in seinem Baum, aber er war die Vögel los. Etwas später dann hörte er ein anderes Geräusch, das nicht an einen Vogel erinnerte.
Scheiße, dachte Paul. Sein Smartphone war ihm aus der Hosentasche gerutscht und hinuntergefallen. Der Verbindung zum Lautsprecher hatte das aber nicht geschadet, und wenn die noch funktionierte, dann war auch das Handy noch heil. Paul pflückte weiter. Das Gebell ging ihm mit der Zeit mächtig auf den Zünder und er wollte es abstellen. Dazu musste er aber von der Leiter steigen, und als er das tun wollte, sah er unter sich einen wie wild kläffenden Köter: Nachbars Töle. Dem muss dieses Gekläffe auch nicht gepasst haben und er wollte dem vermeintlichen Rivalen eins geigen. Nur war da kein Hund, und so bellte er eben einfach mit und brachte sich dabei so richtig in Rage, dass ihm der Schaum an den Lefzen stand. Er war ein richtig scharfer Bolzen und Paul hatte nicht nur Respekt vor ihm.
„Geh’ nach Hause, hier ist nichts“, sagte er zu dem Hund, aber der wurde dadurch nur noch wilder. Er musste seine Frau anrufen, damit die den Nachbarn benachrichtigte. Er griff in die Hosentasche: „Ach Scheiße“, fluchte er. Das Handy lag ja unten. Die Leiter hatte er inzwischen so weit vom Lautsprecher weg an einen anderen Ast gestellt, dass er das Gebell nicht abstellen konnte. Auf den Ästen durch den Baum zu krabbeln, traute er sich nicht. Und so vergingen die Minuten und Paul hoffte, dass doch endlich die Akkus leer würden. Er hätte weinen können und dann tropfte ihm auch noch der Angstschweiß aus der Hose.
Der Nachbar war dann glücklicherweise von der Arbeit gekommen und hatte seinen Hund zu sich geholt und Paul beschimpft, dass er das Tier ja geradezu provoziert habe.
Ach so: Die Vögel. Die hatten sich dann schnell an den Lärm gewöhnt und waren ihrer Lieblingstätigkeit wieder nachgegangen.
Als der Hund weg war, fällte Paul einen folgenschweren Entschluss - und am nächsten Tag den Baum.

Das war vor einem Jahr. Voller Gram legte Paul eine Packung Kirschen in seinen Einkaufswagen und ging damit zur Kasse.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber khnebel,

da ich mit Hunden absolut nichts am Hut habe (ich wurde bisher von drei Hunden gebissen und jedes Herrchen behauptet noch heute, der wollte nur "Hallo" sagen), hat mich der Titel deiner Kurzgeschichte sofort angesprochen: Durch das Wörtchen "Töle" erhoffte ich, eine Geschichte zu lesen, bei der wenigstens eines dieser Viecher nicht ungeschoren davon kommt - was "leider" nicht der Fall war, aber dennoch habe ich deine Geschichte mit einem Schmunzeln und mit Freude gelesen.

Ein paar wenige Tippfehler habe ich noch entdeckt:

Jedenfalls waren im letzten Jahr auch die ersten Kirschen rot ...
... stellte ihn in eine Astgabel und drehte die Lautstärke auf volle Bulle.
-> volle Pulle?
Der Verbindung zum Lautsprecher hatte das aber nicht geschadet[Komma] und wenn das noch ging, ...
Dann plötzlich ein Geräusch: Ein abgefressener Kern fiel herunter.
-> Gross beginnen, da nach dem Doppelpunkt ein vollständiger Satz folgt.

Wir haben ebenfalls einen Kirschbaum in der näheren Umgebung, und auch der wird regelmässig von Vögeln belagert. Ich konnte mir den Protagonisten richtig vorstellen, wie er auf dem Baum rumkraxelt und verzweifelt versucht, zu retten, was noch zu retten ist.

Schön, wie sich der Protagonist immer in eine dümmere, unangenehmere Lage manövriert, und auch das Ende, bzw. der Anfang Konsequenz seiner Handlung ist. Der Kirschbaum hingegen tut mir leid, der kann ja am wenigsten was dafür, und des Nachbars Töle hätte ich wenigstens noch mit Kirschsteinen beschossen. :D

Allgemein mochte ich die Wortwahl: frisch, witzig, passend zum Protagonisten und Geschehen. Ich fand den Stil etwas zu berichtend (z.B. Warum war der Hund "sowieso ein richtig scharfer Bolzen", hatte der Protagonist vielleicht schon eine bemerkenswerte Begegnung mit ihm?), aber alles in allem hab ich es gern gelesen.

Liebe Grüsse
Raki

 

Hallo Raki,

schön, dass dir meine kleine Geschichte (die mir heute Morgen beim Kirschenpflücken :lol: eingefallen ist), gefallen hat. Die musste ich doch gleich aufschreiben.

Ja, die Bemerkung mit dem scharfen Bolzen könnte ich auch streichen. Würde keiner merken. Danke.

Auch deine anderen gefundenen Fehler werde ich gleich eliminieren.

Ich fand den Stil etwas zu berichtend

Hm, beim Schreiben habe ich auch gemerkt, dass eigentlich dar keine Handlung mit Dialogen da ist, aber Paul war ja auch alleine und nur, als der Hund dann da war, hatte er quasi einen Gesprächspartner. Da ist die Gefahr groß, dass der ganze Text zu berichtend wirkt.

Der Kirschbaum hingegen tut mir leid, der kann ja am wenigsten was dafür,

Keine Bange, meiner steht noch und die Vögel haben sich übrigens überhaupt nicht stören lassen :).

Danke fürs Lesen und
Schönen Gruß
khnebel

 

Lieber khnebel,

Ja, die Bemerkung mit dem scharfen Bolzen könnte ich auch streichen. Würde keiner merken. Danke.

Ich fände es schade, wenn die rausfallen würde. Weil die erklärt ja irgendwie schon, wieso sich Paul nicht vom Baum runter traut. Ich wollte eigentlich damit sagen, dass du mit der Aussage ja "nur behauptest", dass der ein scharfer Hund ist - ich als Leser muss dir das also glauben; oder aber du beschreibst das noch etwas mehr.

(Aber ich reite irgendwie auch zu sehr auf dem Hund rum - bin da wahrscheinlich zu vorbelastet :D)

Liebe Grüsse
Raki

 

Hallo Raki,

Hab's wieder drin, nur das sowieso rausgenommen :)

khnebel

 

Er hätte weinen können und dann tropfte ihm auch noch der Angstschweiß aus der Hose

Das tut mir aber leid,

liebe Raki,
aber in der Regel sind nicht die Hunde das Problem, sondern zumeist das andere Ende der Leine (selbst wenn Du sie nicht sehen kannst, denn Leinenhaltung ist so wenig artgerechte Haltung wie für den Menschen Fuß- oder Handschellen. Wenn ich Dir gestehe, dass mein Lieblingsköter mir in die linke Hand gebissen hat (meine schuld, ich wusste ja, dass er beim Wettlauf nach der Hand schnappte, der Jagdtrieb steckt ja selbst in jedem Hubertusjünger und wär’s nur, um jeden Rock bei drei auf den Baum zu jagen) und ich ihm heftig zum Vorwurf machte, nicht nach der rechten gesehn zu haben [als Rechtshänder hätt’s wenigstens einen Krankenschein gegeben], solltestu wieder lachen können.

Ach khnebel,
fast hätt ich Dich vergessen!


Das ist ja ein Jammer mit dem Verblühn der Kirsche! Erst diese geflügelten Leckerschnäbel und dann die Hundeorchestrierung. Ein Dramolett, möcht ichs mal nennen. Und ein kleiner Happen für zwischendurchAber dass Paul sich vor Angst in die Hose macht, hastu mitfühlend beschrieben. Er wird es Dir danken! Aber denn doch noch zwo (oder doch drei) Anmerkungen

Binnen Bruchteilen einer Sekunde war kein Vogel mehr im Baum.
Ist etwa so, wie die Frage, ober einer Kinder habe, worauf der, der nur ein Kind hat, nur korrekt mit "nein" antworten kann, wenn man's genau nimmt.

Warum also Plural? Zwei Bruchteile von Sekunden sind schon doppelt so viel wie einer. „Binnen (eines) Bruchteils einer Sekunde …“

Paul war bester Laune und pflückte seinen Eimer voll.
„pflücken“ ~ abbeeren (gibt’s tatsächlich), (aus)zupfen, enthaaren, rupfen,
vermutlich das falsche Verb. Wenn’s denn gelten soll, so „pflückte, bis der Eimer voll war“, kämme das doppelte „war“, wäre also bissken Möbelrücken: „Bester Laune pflückte Paul (so lange), bis der Eimer voll war“ – oder so ähnlich.

Das war zwar ein Riesenkrach in seinem Baum, aber er hatte die Vögel los.
Dem bairischen „ist/war gesessen“ nun ein Berlin-Brandenburgisches „los haben“?

Gern gelesen vom

Friedel

Es müsste eigentlich ein Aufschrei der Gender-Anhänger erfolgen, denn der böse, böse Hund wird zur weibl. Töle ...

 

Eine erfrischende kleine Geschichte, die mich gerade richtig zum schmunzeln gebracht hat. Gibt's auch nix dran rumzumeckern, die gefällt mir so wie sie ist!

 

Die Preise für frische Kirschen trieben ihm die Tränen in die Augen.

Lieber khnebel,

als großer Kirschen-Fan geht es mir genauso wie Paul, wenn ich im Supermarkt stehe und nach den Kirschen greife. Deshalb kam mein erster Schmunzler schon nach dem zweiten Satz. An Rechtschreibfehlern ist mir nichts aufgefallen, daher nur zum Inhalt: Ich finde, du hast eine sehr liebevolle Art zu schreiben. Du versuchst nicht auf Teufel komm raus, einen bestimmten Stil zu treffen oder besonders zu schocken oder sonstwie Aufmerksamkeit zu erlangen. Sondern deine Geschichten strahlen eine Art Ruhe aus und sind mit einem Augenzwinkern geschrieben - das mag ich total.
Ich musste mehrmals wirklich grinsen, vor allem, als der unechte Hund auf den echten Hund trifft und Paul überhaupt nicht mehr weiß, wohin mit sich :)

khnebel, sehr gerne gelesen!
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,

ich wollte mal probieren, ob ich noch was anderes kann, als Mäusegeschichten :). Es scheint zu klappen, wenn ich mir die Kommentare ansehe.

Dir auch ein herzliches Dankeschön fürs Lesen und Kommentieren.

Warum also Plural? Zwei Bruchteile von Sekunden sind schon doppelt so viel wie einer. „Binnen (eines) Bruchteils einer Sekunde …“

Hast natürlich recht. Ich tendiere nun zu: Im Bruchteil einer Sekunde ... , laut Duden ist das erlaubt. Klingt es aber noch? Binnen Bruchteilen einer Sekunde: Bruchteil ist nicht definiert. Das kann sehr kurz sein, aber auch schon bald eine Sekunde. Beabsichtigt ist natürlich ein kurzer Zeitraum, um die Komik zu verstärken. Also, werde ich wohl doch deinem Vorschlag folgen.

Dem bairischen „ist/war gesessen“ nun ein Berlin-Brandenburgisches „los haben“?

Ha, da ist mir was unterlaufen, was wir bei uns in Sachsen umgangssprachlich eigentlich überhaupt nicht sagen: jmd. los haben, also: „aber er war die Vögel los“.

Wie immer: Danke für deine Aufmerksamkeit. Mal sehen, ob mir noch mal ein Text gelingt, wo der Friedel resigniert seinen Bildschirm ausschaltet :D

Dank dir und
Schönen Gruß
khnebel

Hallo Neytiri,

ich danke dir für dein Lob. Das freut mich sehr! Ich habe schon gesehen, dass du neu im Forum bist, also werde ich dir demnächst einen Besuch abstatten.

Schönen Gruß
khnebel

Hallo RinaWu,

ich freue mich, dass ich dich zum Schmunzeln gebracht habe und danke dir für deine lieben Worte zu meinen Geschichten.

Ich finde, du hast eine sehr liebevolle Art zu schreiben. Du versuchst nicht auf Teufel komm raus, einen bestimmten Stil zu treffen oder besonders zu schocken oder sonstwie Aufmerksamkeit zu erlangen.

Danke!

Schönen Gruß
khnebel

 

Nee, ne

Mal sehen, ob mir noch mal ein Text gelingt, wo der Friedel resigniert seinen Bildschirm ausschaltet
Aber, lieber khnebel, der Friedel hat ein Prinzip: Eine Stunde Internet reicht am Tag, wobei nicht mal ein Durchschnittswert gemeint ist.

Also jetzt noch knapp 'ne halbe Stunde, und Tante Friedchen ist wieder raus ...

Gruß

Friedel

 

khnebel schrieb:
... meine kleine Geschichte (die mir heute Morgen beim Kirschenpflücken eingefallen ist), gefallen hat. Die musste ich doch gleich aufschreiben.

Es freut mich natürlich, khnebel, dass du imstande bist, so intuitiv und spontan ein Geschichtchen zu schreiben. Ob dir auf diese Art ein großer Wurf gelingt, sei allerdings dahingestellt. Das mag jetzt überheblich klingen, aber mir ist das als Lektüre ein bisschen zu wenig. Klar, es ist eine nette Anektote und vermutlich gibt es für so was immer eine dankbare Leserschaft, aber mir fehlt es da halt irgendwie an Literarizität, an Anspruch, an Ergiebigkeit. Solche Texte lese ich, wenn überhaupt, mit einem Achselzucken.
Oder lass es mich so sagen, ich weiß mittlerweile, dass du schreiben kannst und ich wünsche mir einfach, dass du die Ansprüche an dich ein wenig höher schraubst. Versteh bitte meine Kritik also nicht als abwertend, sondern vielmehr als Ansporn.
Aber vermutlich bin ich sowieso der falsche Leser für nette Geschichten.

Ein bisschen Kleinkram noch:

Jedenfalls waren im letzten Jahr auch die ersten Kirschen rot und Paul stieg auf die Leiter.
Das Adverb steht hier für mein Gefühl an der falschen Stelle, bzw. ist es überhaupt unnötig.

Das half. Zumindest für zwei Minuten. Da kamen die Vögel zurück und ihm eine zündende Idee.
Besser: Dann

Sein Sohn hatte einen dieser neumodischen Lautsprecher, die keine Schnur [?] mehr brauchten und via Bluetooth mit einem Tablet oder Mobiltelefon verbunden werden konnten. Und ganz doof war Paul auch nicht auf dem Gebiet.
Wenn Paul schlau genug ist, zu wissen was Bluetooth und Tablet sind, könnte er natürlich auch ein Kabel als Kabel bezeichnen und nicht als Schnur.

Binnen eines Bruchteils einer Sekunde
Den zweifachen Genitiv könntest du dir hier ersparen: Binnen eines Sekundenbruchteils

Scheiße, dachte Paul. Sein Smartphone war ihm aus der Hosentasche gerutscht und heruntergefallen.
Wenn Paul oben im Baum sitzt, kann ihm das Smartphone nicht herunterfallen, sondern nur hinunter.

Der Verbindung zum Lautsprecher hatte das aber nicht geschadet, und wenn das noch ging,
Das Verbindung?
(eventuell: … und wenn die noch funktionierte.)

und als er das tun wollte, sah er unter sich einen, [kein Komma] wie wild kläffenden, [kein Komma] Köter:
wie würde ich streichen.

Nachbars Töle. Dem muss dieses Gekläffe auch nicht gepasst haben
Der Töle? Heißt es nicht die Töle?

Ach ja:

Und ganz doof war Paul auch nicht

Offenbar doch, weil …

Als der Hund weg war, fällte Paul einen folgenschweren Entschluss - und am nächsten Tag den Baum.
So ein Verhalten nämlich nennt man „das Kind mit dem Bade ausschütten.“ :D


offshore

 

Hallo khnebel!

Ich glaub ja auch nicht, dass diese Geschichte unter den bekannten Philosophen dieses Jahrzehnts große Beachtung finden wird. Nichtsdestotrotz ha t sie mir gefallen, weil es eine recht gut durchdachte Steigerung der Abwehrmaßnahmen gibt.
Infolge des Eifers gibt es dann Schwächen in der Konzentration, mangelnde Voraussicht, was in der Summe schließlich zur Katastrophe führen muss und auch tut.
Am Ende muss, wie so oft, ein völlig Unschuldiger sein Leben für den Frieden hergeben. Wie Jesus, seinerzeit.
Also doch höhere Philosophie? :D

Lieben Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ernst,

auch wenn du mit der kleinen Anekdote nicht viel anfangen kannst, freut mich dein Kommentar. Natürlich hat dieser Text keinen hohen Anspruch, das weiß ich selbst. Sollte halt was zum Schmunzeln sein, was ja bei vielen Lesern auch klappt.

Oder lass es mich so sagen, ich weiß mittlerweile, dass du schreiben kannst und ich wünsche mir einfach, dass du die Ansprüche an dich ein wenig höher schraubst.

Ich danke dir erst einmal für deine Einschätzung meiner Fähigkeit im Schreiben. Welchen Anspruch stellt man an sich selbst? Natürlich muss man danach streben, anspruchsvoll zu schreiben. Es obliegt einzig dem Leser, zu bewerten, ob das einem als Autor gelungen ist. Du hast einen sehr hohen Anspruch an Literatur und hast keinen Draht zur leichten Kost, zu der zweifelsfrei dieser Text gehört. Muss ich an dieser Stelle einfach akzeptieren. Deshalb lösche ich den Text nicht gleich wieder.

Jedenfalls waren im letzten Jahr auch die ersten Kirschen rot und Paul stieg auf die Leiter.

Das Adverb steht hier für mein Gefühl an der falschen Stelle, bzw. ist es überhaupt unnötig.

Da vor dem Satz die Rede davon ist, dass schon immer die Vögel in Scharen gekommen waren, wenn die ersten Kirschen rot waren, bezieht sich das Adverb auf den gleichen Zeitraum, wie in den Vorjahren. Ich gebe dir recht, dass man darauf verzichten könnte, wenn der Satz nicht mit „Jedenfalls“ begönne. Ließe man das Adverb weg, könnte man der Meinung sein, im letzten Jahr seien die ersten Kirschen überhaupt erst rot geworden. Mein Gefühl :).

Wenn Paul schlau genug ist, zu wissen was Bluetooth und Tablet sind, könnte er natürlich auch ein Kabel als Kabel bezeichnen und nicht als Schnur.

Ja, die Schnur ist da wohl etwas zu redensartlich geraten. Natürlich weiß Paul, dass das ein Kabel ist. Ändere ich ab. Genauso ändere ich, dass das Handy hinuntergefallen ist.

Der Töle? Heißt es nicht die Töle?

Natürlich heißt es die Töle. Aber der Satz lautet: Dazu musste er aber von der Leiter steigen, und als er das tun wollte, sah er unter sich einen wie wild kläffenden Köter: Nachbars Töle. und damit bezieht sich das Pronomen noch auf den Köter. Anders wäre es, wenn ein Punkt hinter dem Köter wäre. Liege ich da so falsch?

Edit: Noch mal zum Kabel. Ich lass die Schnur stehen, man spricht ja auch vom Schnurlostelefon. Also ist das doch nicht so falsch.

Also, danke nochmals für die Kritik und
Schönen Gruß
khnebel


Hallo Asterix,

Auch dir danke fürs Lesen und Kommentieren. Also, ob das jetzt tief greifend philosophisch ist, wage ich arg zu bezweifeln :).

Nichtsdestotrotz ha t sie mir gefallen, weil es eine recht gut durchdachte Steigerung der Abwehrmaßnahmen gibt.

Das freut mich doch.

Am Ende muss, wie so oft, ein völlig Unschuldiger sein Leben für den Frieden hergeben. Wie Jesus, seinerzeit.

Nun, ob der Baum für den Frieden gefallen ist, bezweifle ich. Paul hat ja seinen Seelenfrieden nicht erlangt, zumindest nicht im Supermarkt :lol:.

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo Khnebel,

ich mag solche friedlich-alltäglichen Geschichten über die kleinen Begebenheiten des Lebens und konnte mir bildlich den bellenden Hund vorstellen und das Pflücken der Kirschen und der Slapstick darin..... und die Freude an den Unwägbarkeiten des Pflückens.....

Alles noch sorgfältiger ausgemalt, wäre es noch amüsanter :)

mit breitem Grinsen gern gelesen
von
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

so unterschiedlich sind eben die Geschmäcker. Ich freue mich, dass du den kleinen Spaß mit breitem Grinsen gemocht hast. Ich sehe es auch eher als Anekdote denn als richtige Kurzgeschichte.

Schönen Gruß
khnebel

 

khnebel schrieb:
Ich sehe es auch eher als Anekdote
Du sagst es, khnebel, eine Anekdote, und nicht eine ...

offshore schrieb:
... Anektote
Oh Gott, oh Gott, diese Schande!
Gibt's ein Smiley, dass sich ins Knie schießt?

Ich geh mich jetzt haltlos betrinken.

 

Hallo khnebel,

mir hat diese Anekdote viel Spass gemacht. Ich hatte den armen Kerl, wie er versucht noch ein paar Kirschen zu retten, bildlich vor Augen. Besonders der Satz ...dann tropfte ihm auch noch der Angstschweiß aus der Hose find ich genial.
Es muss ja nicht immer tiefsinniger Humor sein, warum auch?

Liebe Grüße
Nick

 

Hallo Nick,

Es muss ja nicht immer tiefsinniger Humor sein, warum auch?

Ich freue mich natürlich, dass du Spaß dran hattest. Dein Zitat habe ich aufgeführt, weil ich glaube, man muss damit vorsichtig sein. Wenn ich mir nämlich ansehe, was die Comedy-Industrie heute so auf die Bühne bringt dann möchte ich dir schon fast widersprechen. Das gilt nicht für alle, es ist auch Ansichtssache, aber der Humor, den die Humoristen, wie sie noch vor dreißig Jahren hießen, geboten haben, der ist ausgestorben. Es gibt ja kaum noch was Subtiles, wo man bisschen mitdenken muss. Die Lachmuskeln werden strapaziert mit Glamauk, der schon wieder an das Mittelalter erinnert. Ich gebe dir aber recht und das ist auch ein bisschen meine Ansicht, dass man manches auch mit einem Augenzwinkern betrachten kann. Und das habe ich hier versucht.

Schönen Gruß
khnebel

 

Hi khnebel,

gelungen! :lol:
Flott erzählt, gespickt mit guten Ideen und absolut kurzweilig.

Ein kleiner Punkt:

Jedenfalls waren im letzten Jahr auch die ersten Kirschen rot und Paul stieg auf die Leiter.

Das hört sich für mich so an, als würde der Baum in diesem Jahr zum ersten Mal tragen. Gemeint war das aber doch nicht, oder?

Wenn nein, dann so: Als letztes Jahr die ersten Kirschen rot waren, stieg ...


Zum Schluß hin, ab hier:

Der Nachbar war dann glücklicherweise von der Arbeit gekommen und hatte seinen Hund zu sich geholt und Paul beschimpft, dass er das Tier ja geradezu provoziert habe.
Ach so: Die Vögel. Die hatten sich dann schnell an den Lärm gewöhnt und waren ihrer Lieblingstätigkeit wieder nachgegangen.
Als der Hund weg war, fällte Paul einen folgenschweren Entschluss - und am nächsten Tag den Baum.

Das war vor einem Jahr. Voller Gram legte Paul eine Packung Kirschen in seinen Einkaufswagen und ging damit zur Kasse.

wird es in meinen Augen ein ganz wenig hektisch und die Geschichte läuft Gefahr, die gute Balance zu verlieren.
Vielleicht fügst du hier noch ein, zwei Sätzchen ein und feilst noch ein wenig. Dann ist die Geschichte schön rund; ein Gewinn ist sie allemal.

Gruß, Freegrazer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Freegrazer,

Schön, dass dir der kleine Text gefällt und ich bedanke mich für das Lob!

Jedenfalls waren im letzten Jahr auch die ersten Kirschen rot und Paul stieg auf die Leiter.

Das hört sich für mich so an, als würde der Baum in diesem Jahr zum ersten Mal tragen. Gemeint war das aber doch nicht, oder?

Wenn nein, dann so: Als letztes Jahr die ersten Kirschen rot waren, stieg ...


Hm, warum ist das so kompliziert? Für mich ergibt das seinen Sinn und für den Leser nicht. Dann liege ich falsch, und ich habe ernst offshore unrecht getan, indem ich meinen Satz verteidigt hatte. Er hatte ja geschrieben, dass das Adverb evtl. an der falschen Stelle stünde. Ich würde ja gern den Plauderton beibehalten. Wie sähe es denn aus, wenn ich schriebe: Jedenfalls waren auch im letzten Jahr endlich die ersten Kirschen rot und Paul stieg auf die Leiter. Ich will mich nicht um deinen Vorschlag drücken, aber ich finde, es passt nicht so richtig mit dem vorher Gesagten zusammen. Dann müsste ich das mit den Alustreifen streichen.

Zum Schluß hin ... wird es in meinen Augen ein ganz wenig hektisch und die Geschichte läuft Gefahr, die gute Balance zu verlieren.
Vielleicht fügst du hier noch ein, zwei Sätzchen ein und feilst noch ein wenig. Dann ist die Geschichte schön rund;

Das muss ich mir in aller Ruhe zu Gemüte führen. Am besten, ich lasse den Text mal ein zwei Wochen liegen. Aber danke für den Hinweis.

Herzlichen Dank und
Schönen Gruß
khnebel

 

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