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Nach vorn zurück ins Leben

Seniors
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26.02.2009
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Nach vorn zurück ins Leben

Die Gegenwart war, jedenfalls was Frank betraf, scheinbar aus vollem Lauf gegen die Wand geknallt. Ohne eine Bewegung, den Atem angehalten, stierte er auf das Sicherheitsglas der Tür.
Sein Spiegelbild zeigte, was er wirklich war: Ein Mann, der sein Bestes gab, sich Stück für Stück aus der Welt auszuradieren. Die linke Gesichtshälfte fehlte, der Hals war nicht mehr vorhanden und zwischen Brustkorb und Hüfte klaffte eine große Lücke. Die sichtbaren Partien waren durchscheinend wie Pergamentpapier.
Gedrungene Abbilder zweier Geschäfte samt Leuchtreklamen umrahmten seinen verstümmelten Doppelgänger. Flecken wolkenlosen Himmels wirkten wie eine düstere, blauschwarze Leinwand. Vorbeifahrende Autos belebten die Spiegelwelt mit geduckt dahinhuschenden Schemen, als wollten sie mit seiner trostlosen Welt möglichst wenig zutun haben.

Frank war in seinem normalen Leben, das nun offensichtlich eine Atempause einlegte, seit fünf Wochen Witwer. Ein Blitzschlag hatte Irene aus seinem Alltag gerissen, während sie in einer Eiche auf einem dicken Ast hockte. Es war eine Baumbesetzung für den Erhalt des Stadtparks gewesen.
Der Bürgermeister hatte trotz der Tragödie keine Volksabstimmung, sondern lediglich ein paar Wochen Aufschub gewährt, bis Gras darüber gewachsen war. Das hieß, bis die Redakteure der örtlichen Printmedien ein anderes Thema gefunden hatten. Und nun, soviel stand bereits vor der letzten Ratsabstimmung fest, würde der Stadtpark in absehbarer Zeit für ein Einkaufszentrum gerodet werden.

Ohne, dass Frank es begriff, gab es eine Veränderung in der Spiegelwelt, der in der Realität kein Original zugrunde lag. Eine Frau mittleren Alters erschien. Ihr Blick, ihr ganzes Gesicht strahlte Entschlossenheit aus. Sie schob sich hinter Franks Abbild und ergänzte die Lücken. Der pergamentene Eindruck verschwand. Die Doppelgestalt erlangte eine Präsenz, die geeignet war, das Sicherheitsglas der Tür zu sprengen und in die Realität zu schreiten.

Eine gleißende Emulsion aus Irene und ihm selbst. Frank schnappte nach Luft. Langsam drehte er sich um. Doch Irene stand nicht hinter ihm. Niemand stand hinter ihm. Das würde sich wohl nie mehr ändern.
„Da muss ich dir widersprechen.“
„Irene?“, flüsterte er, blickte den Gehweg herauf und herunter, blinzelte gegen die Sonne zur anderen Straßenseite und entdeckte auch dort niemanden, der Irene auch nur entfernt ähnlich
sah.
Das Schlüsselbund in seiner Hand erinnerte daran, die Tür des Geschäftes zu schließen. Er zögerte einen Augenblick. Ach was, die Gestalt im Glas, diese Collage eines verrückten Künstlers, ein Hirngespinst, sonst nichts. Dennoch: „Irene?“
Keine Antwort.
Die Augen ließ er strikt auf Schlüssel und Schloss gerichtet. Besser nicht mehr ins Spiegelbild schauen.

Auf dem Weg zum Wagen spürte er unter seinen Schritten die Gehwegplatten wippen. Die waren auch aus den Fugen geraten, wie das Leben.
„Du siehst alles zu schwarz.“
Da war wieder Irenes Stimme gewesen. Diesmal sparte er sich die Sucherei. Nur eine gedankliche Frage gestattete er sich: „Irene?“
Die Antwort blieb aus.
So was Verrücktes. Beim Fahren bekäme er hoffentlich den Kopf wieder klar.

Im behaglich eingerichteten Wohnzimmer fühlte er sich ohne Irene so wohl wie an einer Bushaltestelle bei Regenwetter. Wie so oft quälte er sich durch die Zeitungsberichte über die Tragödie im Stadtpark. Er las die Hintergründe, Randinformationen und Stellungnahmen entsetzter Augenzeugen, wie auch die aalglatten Phrasen von amtlicher Seite.
Da war kein Sinn in Irenes Tod zu entdecken. Es war auch kein Sinn in seinem Leben zu entdecken.
„Das kann man ändern.“
Frank schaute sich erst gar nicht um, ob Irene vielleicht in der Tür stand.
„Du musst nur etwas tun“, bekräftigte Irene.
Er fand es wenig tröstlich, ihre Stimme zu hören. Doch immerhin, vielleicht besser als nichts. Es war einen Versuch wert. „Was kann ich schon unternehmen? Den Park erhalten oder besser, dich zum Leben erwecken?“, murmelte er.
„Denk über deine Möglichkeiten nach.“
Also, bloß der Park. „In den Hungerstreik treten und mich an einen Baum ketten?“
„Das würde nicht zu dir passen. Du bist Kaufmann. Was kannst du als Kaufmann tun?“
Frank atmete durch. Eine interessante Frage. Wie er Irene kannte, hatte sie längst die Antwort parat. „Irgendeinen Vorschlag?“ Er horchte in sich hinein, wartete eine Weile. Die Antwort blieb aus. Verwunderlich war das nicht. Irenes Stimme mochte in ihm sein, aber im Grunde entstammte alles, was sie sagte, seinen eigenen Gedanken. Er seufzte und ging in die Küche, um Tee zu kochen.

Als das Wasser dampfte, zweifelte er bereits an dieser Hypothese. Was vor der Ladentür geschehen war, diese Spiegelung oder was auch immer es gewesen sein mochte, passte nicht recht dazu.
Mit einer Tasse grünem Tee in der Hand und einer ordentlichen Portion Chaos im Kopf ging Frank ins Wohnzimmer.
Auf dem Esstisch stand ein knappes Dutzend gerahmter Fotografien von Irene. Er setzte sich und zog ein Porträt, das er besonders mochte, näher zu sich heran. Auf dem Bild lachte Irene und ihre Augen funkelten schelmisch. Sanft strich er ihr mit dem Zeigefinger über die Wange. Tränen ließen seinen Blick verschwimmen. Aber es keimte auch Hoffnung in ihm. Wenn tatsächlich ein Teil von Irene den Weg zu ihm gefunden hatte, dann war er doch nicht allein. Hatte sie ihm nicht genau das als Erstes mitgeteilt?

Ohne eine Sekunde über das Bizarre in seiner Hoffnung nachzudenken, zu sehr hatte sie ihm in den letzten Wochen gefehlt, flüsterte er ihren Namen. „Irene.“ Wieder strich er zärtlich über ihr Bild. “Bist du da?”
„Ja, ich bin hier.“
Seine Hände klammerten sich an den hölzernen Rahmen. Sein Blick versank in Irenes Lächeln. Die Luft duftete nach grünem Tee. Irene hatte diese Teesorte geliebt.
„Du kannst jetzt aufhören, mein Bild anzustarren.“
„Dazu müsste man mir mein Augenlicht nehmen“, murmelte Frank, ohne sich von Irenes Foto abzuwenden.
„Na, na, da habe ich aber eine bessere Alternative.“ Irene schwang sich auf den Esstisch und ließ die Beine baumeln. „Tadaa!“
Frank starrte unverwandt auf das Bild.
„Ach, ich vergaß, meine Stimme hörst du ja weiterhin nur in deinen Gedanken“, sagte sie, beugte sich zu ihm und wedelte mit der Hand vor seinen Augen. „Buhu! Hier bin ich!“
Frank zuckte zurück, so fassungslos wie in dem Moment, als er über Irenes Tod informiert wurde. Irene saß kaum einen Meter entfernt. Sie trug das enge, dunkelrote Kleid, das er immer an ihr gemocht hatte. Nur sah es ein wenig blass aus. Und doch wirkte sie nicht wie ein Geist. Das war zugleich seltsam und wunderbar. Er stand auf, wie im Trance und immer noch sprachlos, um sie in die Arme zu nehmen.
„Das ist vermutlich keine gute Idee“, sagte Irene und hob abwehrend die Hände.
Frank sank auf seinen Stuhl zurück und schaute sie fragend an.
Irene zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es auch nicht so genau. Aber sag mal, seit wann trinkst du grünen Tee?“
„Seit du deinen hübschen Arsch auf unserem Esstisch parkst.“ Frank bereute sofort, was er gesagt hatte. So hätte er früher mit ihr geredet, aber jetzt schien das unangebracht. Doch Irene lachte, sogar ausgelassen, ganz wie früher.
„Also, mein Lieber, erstens schwebe ich knapp über der Tischplatte und zweitens sind die Zeiten vorbei, in denen ich mir einen Stuhl zurechtrücken konnte.“
„Ich weiß“, sagte Frank und spürte deutlich seine harte Landung auf dem Boden der Tatsachen.
„Lass uns nicht von Vergangenem reden, Frank, die Zukunft ist wichtiger.“
Das wiederum klang aufbauend. „Wir beide haben eine Zukunft?“
„So könnte man es nennen. Auf jeden Fall haben wir in den nächsten Tagen eine Menge zu tun.“
„Den Park retten.“
„Die Abstimmung im Stadtrat über den Bau des Einkaufzentrums ist in drei Tagen.“
„Deren Ergebnis gewissermaßen schon feststeht.“
„Es sei denn, dir fällt etwas ein. Einen Hinweis hatte ich dir bereits gegeben.“
„Ich soll mein Talent als Kaufmann einsetzen. Ach, komm, du weißt doch etwas, also sag es.“
„Die Antwort liegt mir auf der Zunge, aber ich kann sie aus irgendeinem Grund nicht aussprechen.“
Das war entmutigend. Er hatte sich nie mit Protestbewegungen und deren Vorgehensweise beschäftigt. „Ich könnte bei der Zeitung vorsprechen. Den Redakteur zu einem Artikel gegen das Bauvorhaben …“
Irene winkte ab, rutschte vom Tisch und begann hin und her zu laufen. „Keine Chance. Die Schmierfinken stehen dieses Mal auf der Seite des Bürgermeisters. Ich kann dir sogar sagen warum: weil sie die Inserate und Beilagen von dem neuen Konsumtempel brauchen. So viel zur selbstpropagierten Unabhängigkeit der Verleger.“
„Ich muss also in die Burg des Ungeheuers und es umstimmen.“
„Schön gesagt. Und ja, die Richtung stimmt.“
„Okay, verhandeln kann ich recht gut. Hast du das gemeint?“
„Auch, aber vielmehr etwas anderes. Was machst du, wenn das Verhandeln vorbei ist?“
„Tja, verhandeln tue ich meist beim Einkauf der Ware, nicht beim Verkauf. Ich kaufe … Oh!“
Irene grinste und reckte beide Daumen nach oben. „Es wird wärmer!“
„Du meinst, ich solle den Stadtpark …“
Wieder winkte Irene ungestüm ab. „Ganz kalt.“ Sie sah ihn einen Moment mit zugekniffenen Lippen an, dann hob sie den Zeigefinger. „Eine Sardine, die brav mit dem Strom schwimmt, würde sich an die Zeitung wenden, sie würde dem Bürgermeister etwas vorjammern, sie würde sich aus Protest auf einen Baum setzen. Das alles wurde vergeblich gemacht. Und du weißt, wo es letztendlich hingeführt hat!“ Sie ging zwei Schritte auf Frank zu. „Wenn du die Chose umbiegen willst, dann darfst du keine verdammte Sardine sein. Bist du eine Sardine?“
Irenes Lippen hatten sich zwar bewegt, aber ihre Stimme hatte er immer nur in seinem Kopf vernommen. Das war gewöhnungsbedürftig. Und Sardinen, was zum Teufel meinte sie mit Sardinen?
„Nein, du bist ein Hai“, beantwortete Irene ihre eigene Frage. „Also kreuze mit den Haien durch finstere Gewässer!“
„Was für Haie?“ Er hatte das Gefühl, in einer Wäscheschleuder zu sitzen.
„Lobbyisten und sonstige Interessenvertreter der Konzerne.“
Das wurde ja immer komplizierter. „Ah! Und das heißt?“
Ein Stöhnen brauste durch Franks Kopf. War es Irenes oder seines? Er wusste es nicht. Aber er ahnte plötzlich, worauf sie hinaus wollte.
„Okay, warte“, setzte er an, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. „Ich komm gleich drauf.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl vor und wieder zurück, sah zu Irene, die ihn gespannt beobachtete. Sie wollte etwas Ungeheuerliches, etwas, worauf er ohne ihre Hilfe nie gekommen wäre. So etwas zu tun, entsprach nicht seiner Art. „Ich soll den Bürgermeister kaufen. Ist es das?“ Er hoffte darauf, dass sie sagte, nein, du Dummerchen, du sollst ihm Pralinen und eine Bittschrift schicken.
Selbstverständlich sagte sie nichts dergleichen. Sie grinste wieder, sah dabei verdammt süß und zugleich frech aus, und streckte beide Daumen senkrecht zur Zimmerdecke. Eine etwas altmodische und alberne Geste. Frank musste lächeln. Genau so widersprüchlich war sie gewesen, süß und vorlaut, altmodisch und albern. Vor allem war sie die beste Ehefrau, die er sich vorstellen konnte – und eine Rebellin? Verdammt, wieso hatte sie nichts davon gesagt? Wieso hatte niemand ihm davon etwas gesagt?
„So, mein Schatz.“ Sie ging um einen Stuhl herum und blieb dahinter stehen. „Ich fürchte, das war es für heute.“
Frank drehte sich um, aber Irene war verschwunden. Er rief ihren Namen, sprang auf, spähte in die dunklen Zimmerecken und suchte sogar unter den Tischen nach ihr. Er hätte traurig sein müssen, musste jedoch plötzlich lachen. Irene war schon zu Lebzeiten schwer zu zügeln gewesen. Jetzt schien es völlig unmöglich.

Der Tee war inzwischen kalt. Warum hatte er den überhaupt zubereitet, wo er Tee gar nicht mochte.
Als er zu Bett ging, fiel ihm auf, dass Irene nicht gefragt hatte, wie er sich fühle, wie er ohne sie zurechtkäme. Vor allem schien sie keinerlei Bitternis über ihren sinnlosen Tod zu empfinden. Das Gespräch hatte sie mit Fragen so geschickt dirigiert, dass es sich nur um den Stadtpark gedreht hatte.
Zwei letzte Gedanken hielten ihn lange wach: Wird sie bleiben, wenn das Gerangel um den Park vorüber ist? Und wird er sich überhaupt dazu durchringen können, den Bürgermeister zu bestechen?

Als Frank am frühen Morgen mit Toast und Kaffee ins Wohnzimmer kam, saß Irene bereits auf dem Esstisch.
„Ah, der neue Beschützer aller Bäume und Sträucher hat sich von seinem Lager erhoben“, begrüßte sie ihn fröhlich. „Hast du gut geschlafen?“
„Muss ein Hausgeist schon vor dem Frühstück so fürchterlich gut gelaunt sein?“, rutschte ihm heraus. Doch ehe er sich vor Scham in den Boden versenken konnte, vernahm er Irenes Lachen.
„Jetzt möchte ich dir ein paar Fragen stellen“, sagte Frank schnell, bevor er ins Schinkentoast biss und Irene ihm mit Fragen kommen konnte. „Warum sprechen wir nur über den Stadtpark und nicht über uns?“
„Geister müssen manchmal seltsame Wege gehen, wenn sie etwas Bestimmtes erreichen wollen. Ein Geist zu sein bedeutet nicht, frei wie ein Vogel zu sein.“
„Und du willst unbedingt den Park retten?“
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wie gesagt, seltsame Wege.“
Herrje, irgendwie brachte es auch nichts, wenn er hier die Fragen stellte. Es blieb ihm nur, sich auf ihr mysteriöses Spiel einzulassen. „Du bist dran.“
„Oh, mehr Fragen hast du nicht?“
„Ich ahne die Antworten, das genügt mir“, sagte Frank und beide lachten, bis Irene wieder das Heft in die Hand nahm.
„Du bist noch nicht bereit, die kleine Bestechung durchzuziehen“, stellte sie fest.
„Kannst du Gedanken lesen? Nein, antworte nicht. Ich weiß, was du sagen würdest.“
„So, so, du hast mit einem klaren Nein gerechnet?“
„Hmm, vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Es fühlte sich gut an, wieder mit Irene herumzualbern. Auf der anderen Seite, und es gibt bekanntlich immer eine zweite Seite, ging es darum, eine Straftat zu planen. Etwas, dass seinen Ruf als Geschäftsmann schädigen oder gar direkt ins Gefängnis führen könnte. Und genau das sagte er Irene.
„Wenn man nach vorne schaut“, antwortete Irene, „tun sich immer Zweifel und manchmal auch Ängste auf.“
Seit wann hatte Irene eine so dicke philosophische Ader? „Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
„Wichtig ist, was dir dazu einfällt.“
Jetzt spielte sie auch noch Psychologin, das wurde ja immer besser. Als er sich den letzen Bissen Toast in den Mund schob, hüpfte Irene vom Tisch herunter, warf Frank einen Handkuss zu und begab sich hinter seinen Rücken.
„Vaschwindescht du wieda?“, nuschelte er und spülte den letzten Happen mit Kaffee hinunter.
Auf eine Antwort wartete er vergeblich.

Er solle nach vorne schauen. Doch was gab es da Großartiges zu sehen? Selbst wenn er sich hier umschaute, sah er nur alte Zeitschriften kreuz und quer auf dem Couchtisch liegen und einen von Krümeln bedeckten Esstisch. Im Schlafzimmer, da brauchte er nicht erst nachsehen, lief der Wäschepuff über. Auch um sein Geschäft stand es kaum besser bestellt, wie er sich eingestehen musste. Morgens hatte er auf- und abends zugeschlossen. Dazwischen hatte er im Büro gehockt und die Angestellten einfach machen lassen. Sein Facebook-Profil hatte Spinnweben angesetzt, seit massenhaft Beileidsbekundungen eingegangen waren. Wozu antworten? Warum noch Freundschaften pflegen? Die waren doch nur Makulatur. Er schob das Frühstücksgeschirr achtlos von sich.

Irene, seltsame Wege zu gehen war ein unbekannter Zug an ihr. Sie hatte früher viele Eigenschaften gehabt, Dummheit hatte nie dazugehört. Also, was wollte sie? Oder besser, was wollte sie wirklich von ihm? Es schien, als gäbe es auf diese ähnlichen Fragen jeweils eine völlig andere Antwort.
Obwohl es ihm nicht wichtig war, brachte er das schmutzige Geschirr in die Küche und spülte es ab. Manchmal machte es Sinn, etwas zu tun, auch wenn es für einem selbst kaum Bedeutung hatte. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, unter dieser Prämisse den Park zu retten. Das wollte Irene zumindest vorgeblich. Die Antwort auf die zweite Frage ergab sich dann vermutlich von selbst.

Zurück im Wohnzimmer breitete er die Arme aus und rief: „Okay, ich mach’s. Ich besteche den Bürgermeister und wenn’s nötig ist, seine ganze Partei!“ Er lauschte einen Moment. „Und wenn’s schief geht, wandere ich halt in den Knast!“ Was machte das schon aus.
Irene ließ auf sich warten. So funktionierte das wohl nicht. Wäre ja auch zu schön. Er kramte Kontounterlagen hervor und verschaffte sich Überblick. Es summierte sich auf knapp vierhunderttausend Euro. Wie viel kostet eigentlich so ein Bürgermeister? Das war mal eine spannende Frage.

„Oh strahlender Held aller Gänseblümchen! Wie weit ist Euer grandioser Schlachtplan gediehen?“
„Endlich erhält Er die Ehrerbietung, welche Ihm gebührt.“
Irene kratzfußte und applaudierte. Die Mittagssonne schien durch die Fenster. Irenes Erscheinung wirkte präsenter als am Morgen, warf jedoch nach wie vor keinen Schatten und ihr Händeklatschen war nicht zu hören gewesen. Berühren war vermutlich immer noch keine Option. Man konnte eben nicht alles haben. Jedenfalls nicht sofort.
„Der Bürgersmeister spielt regelmäßig Lotto.“
Frank überlegte einen Moment. „Eine Spielernatur. Das ist günstig.“
„Und er hat sich mit einigen Anschaffungen mehr als nur ein wenig überhoben.“
Das war ja aufschlussreich. „Wir haben ihn fast in der Tasche!“
„Und ganz sicher hat er eine Offerte der Feudal- und Zweckbau AG in seiner Geheimschublade. Es gab vor einem dreiviertel Jahr einige seltsame Treffen.“
„Woher weißt du davon?“
„Ach, die Geheimschublade war nur Scherz.“ Irene winkte lässig ab. „Die Treffen, wenigstens drei, haben einige von unseren Leuten beobachtet und eines davon konnten sie sogar belauschen. Unsere Clique war nicht so harmlos wie eine Strick- und Häkelgruppe.“
Das wurde ja immer mysteriöser. In was für einen obskuren Verein war sie da geraten? War sie etwa schon die ganzen Jahre mit den Haien geschwommen, ohne es ihm zu sagen? „Was waren das für Leute und wie oft warst du um eine Verhaftung herumgekommen?“
„Lass uns lieber nach vorne blicken. Was wirst du tun?“
Dir den Hintern versohlen. Aber das ging ja nicht. „Er hat also ein Angebot des Bauträgers. Gut, dann werde ich unseren sauberen Herrn Bürgermeister nach dessen Höhe fragen und die Summe verdoppeln.“ Frank räumte die Kontounterlagen wieder zusammen, trug sie zum Sekretär und verstaute sie im Schließfach. Als er sich umdrehte, war Irene verschwunden. Diese Frau durfte man einfach nicht aus den Augen lassen.

Es fiel schwer, sich zu entscheiden. Zuerst die Küche putzen, das Bad aufwischen oder das Wohnzimmer aufräumen. Der Rest des Hauses konnte bis morgen warten. Das Wohnzimmer gewann letztendlich. Nebenher wollte er sich eine Strategie für das Gespräch mit dem Bürgermeister zurechtlegen und anschließend zur Bank gehen. Und dann, von wegen nur nach vorne blicken, Irenes Machenschaften gehörten aufgedeckt. So ging das nicht weiter.

Als der Abend dämmerte, das Erdgeschoss bis in den letzten Winkel nach Putzmittel duftete, saß plötzlich Irene auf dem frisch polierten Esstisch und grinste zufrieden wie ein Delfin. Sie besaß eine beinahe sagenhafte Präsenz. Irene schien, ja, fast greifbar zu sein. Und Frank wollte in dem Augenblick nichts anderes als sie berühren.
„Morgen ist dein großer Tag. Ich bin gespannt“, sagte sie.
Warum musste sie immer gleich zur Sache kommen? „Ich habe aufgeräumt, bekomme ich keine Belohnung?“
„Mehr als ein `fein gemacht´ kann ich dir nicht geben. Ich bin ein Geist, schon vergessen?“
„Wie wäre es mit einer Art telepathischen Telefonsex?“
Irene verdrehte die Augen und stöhnte auf.
„Das war doch schon ein Anfang. Mit ein bisschen Übung …“
„Und vielleicht auch noch einem Striptease …“
„Und los geht’s!“
„Eines nach dem Anderen.“
„Okay, womit willst du anfangen?“
„Damit, dass ich dir die Adresse einer Freundin verrate. Die solltest du vorher unbedingt aufsuchen. Überzeuge Sie, dich zu begleiten. Sie kennt sich mit solchen Angelegenheiten aus.“
Frank grinste über das ganze Gesicht. „Du meinst, mit …“
„Denk nicht mal dran!“
„Entschuldige. War nur ein Scherz“, sagte Frank geknickt. Warum rutschte ihm laufend so ein Unsinn heraus? Irene hatte mehr Respekt verdient.
„Okay. Kerstin ist die Chefin und ein verdammt hartes Mädel. Du wirst sie brauchen.“
„Deine Freundin, die Clique und du, erzähl mir davon. Schließlich soll meine Zukunft auf sicheren Boden stehen, oder?“
„Kerstin wird dich bestimmt einweihen, nachdem ihr morgen beim Bürgermeister wart.“
„Du hast nie von einer Kerstin gesprochen und bei deiner, du weißt schon, war auch keine Kerstin.“
„Das hoffe ich doch, denn so war es abgesprochen.“
„Ihr – wart ihr so was wie Terroristen?“
„Im Grunde waren wir ein paar Haie, die den Sardinenschwarm hin und wieder aufgescheucht haben. Sardinen denken von alleine nicht über das Veranstalten nutzloser Lichterketten und Schweigemärsche hinaus. Na ja, manchmal haben wir auch einen stinkenden Rückenschwimmer kräftig in den Arsch gebissen.“
„So wie ich morgen?“
„So wie du morgen, mein Tigerhai.“
„Tigerhai klingt gut. Das wird mein Deckname in Kerstins illustren Verein sein. Sie benutzen doch Decknamen, oder?“
Irene erhob sich von ihrem Stammplatz.
„Wirst du jetzt wieder hinter mir verschwinden?“
Irene nickte. „Mich vor deinen Augen aufzulösen wäre mir unangenehm.“
„Okay, dann schaue ich jetzt nach vorn.“
„Ich weiß. Und mehr habe ich nie gewollt.“
„Kommst du morgen zum Frühstück?“, fragte Frank noch schnell, bekam jedoch keine Antwort.


Irene war fort.

 

Hallo Asterix

Ein ziemlich skurriler Text. Ich fand ihn erfrischend und kurzweilig erzählt, vor allem, weil du den Leser stückchenweise mit neuen Informationen fütterst. So kam nie Langeweile auf.

So erfährt man im Lauf der Geschichte immer mehr von Irenes Absichten, und davon, dass sie offenbar zu Lebzeiten ein Leben geführt hat, von dem ihr Mann wenig wusste. Spannend fand ich den Punkt, als Frank überlegte, ob es ihr primär vielleicht gar nicht um die Rettung des Parks geht, sondern sie andere Motive hat - die sich ihm momentan (noch) nicht erschliessen. Ich fand es schade, dass du diesen Punkt nicht weiter verfolgt hast, denn die verschwörerische und ränkeschmiedende Öko-Terroristin/Kämpferin nehme ich der Figur Irene nicht ab. Dazu wirkt sie auf mich zu harmlos, aber gut, im echten Leben hab ich sie ja nicht kennengelernt :).

Also die Geschichte ist routiniert geschrieben, ich habe auch an einigen Stellen in den Dialogen schmunzeln müssen (oder beim Namen "Feudal- und Zweckbau AG" ;) ), aber ich hätte mir gewünscht, dass du die Geschichte noch ein wenig weiter gesponnen hättest. So hätte ich beispielsweise das Gespräch beim Bürgermeister noch sehr gern gelesen, oder weitere Infos zu Irene und den anderen Haien bekommen. Was haben sie so getrieben, was waren ihre Motive? Warum muss jetzt ausgerechnet Frank aktiv werden, schafft das die Gruppe nicht auch ohne ihn? Oder brauchen sie einfach nur sein Geld?

Für mich liest sich das wie ein interessanter Beginn - jetzt würde ich den Hauptteil erwarten, in dem wir sehen, wie sich Frank - vielleicht mit Irene an seiner Seite - weiter durchschlägt. Das hätte eine herrlich schräge Szene geben können, er beim Bürgermeister und Irene schwebt über dem Tisch und gibt ihm Anweisungen, die natürlich nur Frank hören kann.

Ja echt schade dass du abgebrochen hast. So stehen die Dialoge im Vordergrund, die wissen zwar durchaus zu unterhalten - sind aber auch harmlos, insgesamt ist mir die Geschichte ein wenig zu weich. Mit dem Humor und dem augenzwinkernden Erzählen rutscht sie natürlich auch in so ne Wohlfühl-Atmosphäre ... trotzdem, der eine oder andere zusätzliche Widerhaken würde sie in meinen Augen aufpeppen. Franks Sorge zum Beispiel, wie er sich beim Bürgermeister schlägt, seine Überlegungen über das "Doppelleben" seiner Frau - das sind interessante Ansätze, bei denen es sich lohnen würde, sie auch zu Ende zu erzählen.

Insgesamt sicher ein kurzweiliges Lesevergnügen, das Lust auf mehr gemacht hat - und dann mit dem Ende ein wenig enttäuscht hat, weil dieses "mehr" nicht gekommen ist.

Grüsse,
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix

ich bin recht neu hier... nimm meine Rückmeldung deshalb als die eines ambitionierten Lesers. Sie geht in dieselbe Richtung. Hab den Text sehr gern gelesen.

Ich finde den schrägen Einstieg klasse. Ich mag die Erzählweise, wie sich in den ersten Abschnitten Realität und Paranormalität spiegeln, ineinander kippen, durch banale Alltagsbeobachtungen akzentuiert (akustische Eindrücke gehörten seltsamerweise nicht dazu. Die ersten Abschnitte sind taub, bis sich Irene mit Worten bemerkbar macht.). Und durch Franks Bemühen torpediert werden, den paranormalen Anteil auszugrenzen, um nicht ganz verrückt zu werden. Schade, dass dieser Stil später verloren geht – und damit die mit erzählerischen Mitteln erzeugte Atmosphäre, dass unsere Welt nie ganz ist was sie scheint. Dass es dahinter weitere Welten, weitere Wahrheiten gibt. Das optische Erscheinen von Irene kommt mir bereits sehr traditionell erzählt vor, nimmt ihm den Glanz der Paranormalität, verzichtet auf das Vexierspiel der ersten Abschnitte. Der Frank, der die Wohnung putzt, ist erzählerisch vollends im Alltag angekommen. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich ein Leuchten und ein Eigenleben in den Dingen bemerkt… Gut finde ich, dass die Ahnung von anderen Dimensionen zumindest auf der inhaltlichen Ebene verstärkt wird: Irenes Doppelleben, das –auf diese Weise erzählt- etwas weniger mystisch daherkommt als von einem Geist zu erwarten wäre.

Hut ab: Die Figuren wirken authentisch. Aber Irene wird mithilfe ihrer informativen Gespräche zu problemlos zu Franks Doppelwesen. Er rutscht aus einer emotionalen Extremsituation durch Irenes Auftauchen, dem Aroma von grünem Tee und der vertrauten Stimme und Erscheinung ein Stück zurück in unsere Welt. Durchaus notwendig, damit er dialog- und handlungsfähig wird. Aber das Potenzial, Geister als ambivalente Wesen zu benutzen, liegt etwas brach. Es könnte Frank wesentlich mehr verstören, wenn er Irene als Spiegel anderer Leute erleben würde, die er zu ihren Lebzeiten nie kennengelernt hat. Das deutest du an, führst es leider nicht aus. Daraus könnte sich zum Schluss auf der Aktionsebene die „gleissende Emulsion aus Irene und ihm selbst“ entwickeln, die Frank als Vision zu Anfang gesehen hat: wenn er es dem Bürgermeister zeigt; nachdem es ihn kräftig durchgeschüttelt hat - gute Emulsionen entstehen durchs Schütteln. Und ausserordentliche Dinge können erreicht werden, wenn man sich in einer emotionalen Extremsituation gleichermassen in der Normalität und in der Paranormalität bewegen kann. Ausserordentliche Erzählstile –durchgehend oder immer wieder zwischen sehr handlungsorientierten Abschnitten auftauchend- könnten das Medium dafür sein. Es mag anstrengender zu lesen sein, aber es könnte sich lohnen.

In diesem Sinne: gibt es eine Fortsetzung?

Grüsse, Axel

 

Hallo Astrerix

Die Gegenwart war, jedenfalls was Frank betraf, scheinbar aus vollem Lauf gegen die Wand geknallt.

Aua, welch ein Einstieg. Das wurde für mich als überraschter Leser beinah körperlich spürbar. Und dann das Spiegelbild, ein Fragment seiner selbst. :thumbsup:

Was folgt ist herrlich wunderlich, mit psychologischem Geschick die Federführung, wie die Figuren sich positionieren. Der schwarze Humor zieht dann eine unerwartete Schleife, ein Bild des Gezi-Parks in Istanbul drängte sich willkürlich in meine Gedanken. Er ist nicht gemeint, es gibt sie überall diese ökologischen vs. ökonomischen Interessenkonflikte, und doch wirkte er mir wie konspirativ zu dieser Inspiration stehend.

Das Zusammenspiel der Beiden, eine Folge des Schlags der Panzerglastür kombiniert mit der Trauer, las ich vergnüglich. Eine Verschiebung von Realität, die sich bis zum Ende in aller Konsequenz aufrechterhielt.

Er stand auf, wie im Trance und immer noch sprachlos, um sie in die Arme zu nehmen.

Neckisch, dieses Vertippen, da du wohl in Trance schriebst. ;)

Irene, seltsame Wege zu gehen war ein unbekannter Zug an ihr.

Bei diesem Satz kam ich in eine Wiederholungsschleife des Lesens. Nicht, dass es unkorrekt wäre, doch das Komma war mir zu wenig, um gedanklich eine Verzögerung hervorzurufen, ihren Namen betonend. Der verneinende Wortlaut wirkt mir dadurch im Zusammenhang fremd. Flüssiger vielleicht dünkte mich: Seltsame Wege zu gehen war an Irene ein unbekannter Zug.

Das unbekannte Wesen, was eine Frau im Denken der Männer wohl nicht selten verkörpert, weist sich im Verlauf der Geschichte, als etwas zu wenig aufbauend kontrastiert. Die Erkenntnis des Witwers, der sich doch wundert, geht beinah nahtlos in Akzeptanz über. Der Bruch seines Bildes von Irene würde da einige Schattierungen vertragen, ihre Rebellion vielleicht eine Spur mehr Dämpfung. Rebellion ist an sich eine Wesensart der Jugend, die bei angejahrten Personen leicht mal wie eine romantische Tönung wirkt.

Der Ausgang der Geschichte hatte dann etwas Abruptes, das mich als Leser in den Abgrund der Ungewissheit stürzte. Ich überlegte, zieltest du hier auf ein offenes Ende? Vielleicht. Doch es müsste sich noch etwas auftun, etwas Unerwartetes auftreten, das der Geschichte eine neue Dimension gibt oder sich in verblüffender Klarheit rundet.

Zu lesen war es mir ein Erlebnis, wie stets bei deinen Geschichten die ich kenne. Doch die i-Pünktchen der Vollendung könnten es in der eingeleiteten Köstlichkeit nur vertiefen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Schwups, Axel und Anakreon!


Eure Beiträge enthalten in einigen Punkten gleichlautende Meinungen, daher zunächst eine gebündelte Antwort.

Das Ende. Ja, das ist einwenig vorverlegt und wiederum auch nicht. Die Story endet insofern am rechten Punkt, da niemand von euch daran zweifelt, dass Frank zu Irenes Mitstreiterin und dem lausigen Bürgermeister Kontakt aufnehmen wird.
Und wenn man das als Leser zu wissen glaubt, ist die Geschichte erzählt, sag ich mal so.
Ich muss nun also überlegen, wie das vorhandene Ende beim Leser auch als solches bewusst erkannt werden kann.
Vielleicht ist mir irgendwo im Text der rote Faden abgerissen. Ich habe da schon so ein paar Textstellen im Auge, wo die Anbindung und/oder die Erinnerung an das Wesentliche nicht so wirklich gelungen ist, bzw. fehlt.
Zum Beispiel: Irene nennt nicht Kerstins Adresse. Das habe ich glatt vergessen. So muss natürlich der Eindruck entstehen, Irene käme nach ihrem letzten Verschwinden nach einmal zurück!

Ich bin gespannt, ob ich den roten Faden noch besser hervorheben kann. Nächstes Wochenende wissen wir mehr.

Irene und ihr geheimes „Terroristen“-Leben“ hat sehr viel Interesse hervorgerufen. Was war das für eine Öko-Gruppe, diese Haie, und wie gab sich Irene auf der „anderen Seite“? Was trieb sie an?
Tja, das ist Stoff für eine Geschichte aus Irenes Perspektive. Sie wird zeitlich früher beginnen und später enden. Ich muss gestehen, auch mich reizt dieses Motiv. Es scheint auch nicht allzu oft verwendet, in Kurzgeschichten, ist da eine Lücke oder täusche ich mich?.
Ich werd das wohl machen … noch dieses Jahr.

Der erste Satz und der Einstieg in die Geschichte kommt gut an, wie ich euren Kritiken entnehmen kann. Diesen Einstieg (allerdings in längerer Form) hatte ich schon ewig auf dem Papier. Der war ursprünglich für eine ganz andere Geschichte geschrieben, ist da jedoch der Kürzung zum Opfer gefallen. Wer kann sich erinnern?

Der Text wird von euch als angenehm zu lesen empfunden, auch eine leicht humorige Note wird entdeckt; Langeweile scheint nicht aufgekommen zu sein.
Das alles freut mich besonders. Es ist mir Antrieb, an dem Text weiterhin zu arbeiten. Dank an euch. Vielen, vielen Dank! (kein Sarkasmus … hihi, kleiner Insider-Scherz)


Lieber Schwups!

als Frank überlegte, ob es ihr primär vielleicht gar nicht um die Rettung des Parks geht, sondern sie andere Motive hat - die sich ihm momentan (noch) nicht erschliessen. Ich fand es schade, dass du diesen Punkt nicht weiter verfolgt hast,
Ja, das scheint es zu sein, was dann auch das Ende nicht als solches erkennbar macht. Ich denke, Anfangs ist es mir noch gelungen, auf das Wesentliche (sogar der Titel zielt darauf ab) hinzuarbeiten.

die verschwörerische und ränkeschmiedende Öko-Terroristin/Kämpferin nehme ich der Figur Irene nicht ab. Dazu wirkt sie auf mich zu harmlos, aber gut, im echten Leben hab ich sie ja nicht kennengelernt
Sicherlich auch eine kleine Schwäche der Geschichte. Irene hat ein Doppelleben geführt, das hast du herausgelesen. Tja, mehr steht da auch nicht. Die einzige Charaktereigenschaft, die sich bei Irenes Doppelleben auf beiden Seiten zeigt, ist die konsequente und auch listige Art, Dinge zurechtzurücken, die ihr nicht richtig oder nicht gut erscheinen.


insgesamt ist mir die Geschichte ein wenig zu weich. Mit dem Humor und dem augenzwinkernden Erzählen rutscht sie natürlich auch in so ne Wohlfühl-Atmosphäre ... trotzdem, der eine oder andere zusätzliche Widerhaken würde sie in meinen Augen aufpeppen. Franks Sorge zum Beispiel, wie er sich beim Bürgermeister schlägt, seine Überlegungen über das "Doppelleben" seiner Frau - das sind interessante Ansätze, bei denen es sich lohnen würde, sie auch zu Ende zu erzählen.
Wohlfühl-Atmosphäre soll schon sein. Ein kleines Erwachsenenmärchen, jedoch, wie jedes Märchen, mit einem ernsten Hintergrund und einem guten Ausgang.
Dennoch, ein paar Widerhaken, und du hast dazu ja schon die passenden Stellen herausgefunden, werde ich noch einarbeiten.


Lieber Alex,
erst mal herzlich willkommen hier!


ich bin recht neu hier...
… aber lese ich deine Beurteilung und die Anregungen, bin ich mir sicher, dass du mehr als nur einwenig Erfahrung hast.


(akustische Eindrücke gehörten seltsamerweise nicht dazu. Die ersten Abschnitte sind taub, bis sich Irene mit Worten bemerkbar macht.).
Das war mir nicht aufgefallen! Okay, für ein breiteres Stimmungsbild wären Geräusche und die (zeitlich begrenzte) abweichende Wahrnehmung dieser Geräusche dienlich. Ich zweifele jedoch daran, dass diese Ergänzung auch für die Tiefe der Szene von Wert wäre. Auch müsste ich den Fokus von der Tür (Spiegelbild) abwenden, einen Schwenk in die Umgebung machen.

bis sich Irene mit Worten bemerkbar macht.). Und durch Franks Bemühen torpediert werden, den paranormalen Anteil auszugrenzen, um nicht ganz verrückt zu werden. Schade, dass dieser Stil später verloren geht – und damit die mit erzählerischen Mitteln erzeugte Atmosphäre, dass unsere Welt nie ganz ist was sie scheint. Dass es dahinter weitere Welten, weitere Wahrheiten gibt.
Ja, da habe ich mir zumindest ansatzweise Mühe gegeben, den Schock über Irenes Kontaktaufnahme zu dämpfen. Daran kann man sehen, das diese Story eher in die Unterabteilung Urban-Fantasie; Geister sind keine bis dahin bewiesene Erscheinung, eben genauso wie in unserer Realität.
Deshalb hast du hier Recht, es ist schade und, ja, eigentlich auch ein Fehler, dass dieser Stil – na ja, verloren geht er nicht völlig, es gibt schon noch (dünne) Ansätze – in den Hintergrund tritt. Da muss ich also noch ein wenig nachlegen.
Nur eines ist gewiss: Irene wird nix über die „Geisterwelt“ sagen. „Ein Geist zu sein bedeutet nicht, frei wie ein Vogel zu sein.“ Was immer das im Detail bedeutet, wir werden es nicht erfahren.

Das optische Erscheinen von Irene kommt mir bereits sehr traditionell erzählt vor, nimmt ihm den Glanz der Paranormalität, verzichtet auf das Vexierspiel der ersten Abschnitte. Der Frank, der die Wohnung putzt, ist erzählerisch vollends im Alltag angekommen.
Irene „erscheint“, im wahrsten Sinne, traditionell. Das wird auch so bleiben. Nicht wegen dem Traditionellen, sondern um die Geschichte mehr auf Frank und sein Problem zu akzentuieren. Wie bei den Weihnachtsgeistern, soll es auch hier nicht um Geister gehen, sondern um den lebenden Menschen. Die Weihnachtsgeister, wie auch Irene, sind lediglich Gehilfen des Erzählers, um etwas außerhalb der Geisterwelt auf bestimmte Weise zeigen zu können.

Schön, dass du das Putzen erwähnst. Das ist auch die Stelle, wo ich am ehesten mit dem Stil aus den ersten Absätzen anknüpfen kann. Die Stelle fiel mir auch spontan ein. Aber das wird nur in homöopathischen Dosierungen geschehen. Hoffentlich wirst du nicht enttäuscht!

Gut finde ich, dass die Ahnung von anderen Dimensionen zumindest auf der inhaltlichen Ebene verstärkt wird: Irenes Doppelleben, …
Das ist mal hochinteressant. So habe ich das gar nicht erkannt. Deine Deutung gefällt mir!


Aber Irene wird mithilfe ihrer informativen Gespräche zu problemlos zu Franks Doppelwesen. Er rutscht aus einer emotionalen Extremsituation durch Irenes Auftauchen, dem Aroma von grünem Tee und der vertrauten Stimme und Erscheinung ein Stück zurück in unsere Welt. Durchaus notwendig, damit er dialog- und handlungsfähig wird. Aber das Potenzial, Geister als ambivalente Wesen zu benutzen, liegt etwas brach.
Ja, der Schwerpunkt der Geschichte verlagert sich sehr schnell zurück in unsere Welt, das hast du gut erkannt. Auch mit welchen Mitteln und an welchen Stellen im Text das bewältigt wird.
Aber wie gesagt, da wird noch ein wenig dran gefeilt.
Frank muss Dialog und Handlungsfähig werden, da sind wir einer Meinung. Und so ist es auch in der Geschichte. Soweit, so gut.

Irene als ambivalentes Geisterwesen. Äh, da komme ich schon, das ist so eine persönliche Marotte von mir, bei dem Wort ambivalent ins Schleudern. Das ist mir zu zwiespältig oder gar mehrdeutig. Hmm … Irene wird sicherlich auch ihre Probleme haben. Immerhin ist sie gestorben und als Geist offensichtlich gewissen Regeln unterworfen. Frank frag ja auch danach und Irene weicht aus. Ich meine, das macht sie richtig. Alles andere wäre ihrem wahren Anliegen nicht dienlich.

Es könnte Frank wesentlich mehr verstören, wenn er Irene als Spiegel anderer Leute erleben würde, die er zu ihren Lebzeiten nie kennengelernt hat. Das deutest du an, führst es leider nicht aus. Daraus könnte sich zum Schluss auf der Aktionsebene die „gleissende Emulsion aus Irene und ihm selbst“ entwickeln, die Frank als Vision zu Anfang gesehen hat: wenn er es dem Bürgermeister zeigt; nachdem es ihn kräftig durchgeschüttelt hat - gute Emulsionen entstehen durchs Schütteln. Und ausserordentliche Dinge können erreicht werden, wenn man sich in einer emotionalen Extremsituation gleichermassen in der Normalität und in der Paranormalität bewegen kann. Ausserordentliche Erzählstile –durchgehend oder immer wieder zwischen sehr handlungsorientierten Abschnitten auftauchend- könnten das Medium dafür sein. Es mag anstrengender zu lesen sein, aber es könnte sich lohnen.
Diese anderen Leute, also Kerstin z.B., will Irene nach wie vor schützen. Sogar gegenüber ihrem Mann, bzw. Witwer. Ich finde das nachvollziehbar. Schließlich ist nur sie tot und nicht auch Kerstin. Also gelten die gleichen Regeln wie vorher. Und so muss Frank erst einmal durch Taten beweisen, dass er dazugehören kann. Erst dann, nach dem Besuch beim Bürgermeister, wird Kerstin ihn einweihen und in die Gruppe aufnehmen.

Also, deinen Gedankengang zur „gleißenden Emulsion“ find ich super! Das könnte man mit dem vorliegenden Stoff gut umsetzen. Dein Wunsch nach diesen Änderungen ist vollkommen nachvollziehbar. Nur, habe ich nicht die Absicht, die Geschichte auf diese Weise zu erzählen. Das hat persönliche Gründe. Ich habe davor zwei Storys mit viel Grausamkeiten darin geschrieben, wobei ich die wesentlich harmlosere davon hier gepostet habe, die andere, also wirklich deftiges Zeug, lasse ich mal hier weg.
Ich musste dann einfach mal was freundliches, harmloses schreiben, um einwenig bei mir durchzulüften. Und so kommt am Ende keine gleißende Emulsion zustande, sondern ein kleiner Tigerhai, ein Novize in der Sache. Auch jeden konkreten Gedanken an Vergeltung, Wut, Hass usw. wollte ich aus dem Text heraushalten. Auch gibt es schon genug Texte über Trauernde, die sich in ihrer Tragik gegenseitig überbieten. Da wollte ich mich mit dieser Geschichte nicht einreihen.

Aber wie gesagt, deine Gedanken zur gleißenden Emulsion, die sind prima. Sollte ich diesen furiosen Anfang doch für die falsche Geschichte hergenommen haben? Langsam bekomme ich das Gefühl.

Lieber Anakreon!


Aua, welch ein Einstieg.

Tschuldigung! :D


Was folgt ist herrlich wunderlich, mit psychologischem Geschick die Federführung, wie die Figuren sich positionieren.
Mir kam es drauf an, dass Irene den Frank auf die richtige Weise packt, um nicht zu sagen, manipuliert. Das ist bei Trauernden nicht viel anders als bei Süchtigen: Fällt man mit der Tür ins Haus, bewegt man gar nichts.

ein Bild des Gezi-Parks in Istanbul drängte sich willkürlich in meine Gedanken. Er ist nicht gemeint, es gibt sie überall diese ökologischen vs. ökonomischen Interessenkonflikte, und doch wirkte er mir wie konspirativ zu dieser Inspiration stehend.
Ja, Gezi ist überall, und Demokratie ist im Alltag oft nicht von Diktatur zu unterscheiden. All das hat sich praktisch vor meiner Haustür abgespielt, nur ohne Tote.


Das Zusammenspiel der Beiden, eine Folge des Schlags der Panzerglastür kombiniert mit der Trauer, las ich vergnüglich. Eine Verschiebung von Realität, die sich bis zum Ende in aller Konsequenz aufrechterhielt.
Ich denke auch, das passt gut so. Aber eben mit der Einschränkung, die Alex bereits erwähnt hat und auf die du weiter unten auch kommst.

Neckisch, dieses Vertippen, da du wohl in Trance schriebst.
Erwischt! ;)

Flüssiger vielleicht dünkte mich: Seltsame Wege zu gehen war an Irene ein unbekannter Zug.
Genau. Diesen Stolpereffekt braucht keiner. Wird geändert, im Zuge der Überarbeitung. Hehe, dauert bei mir derzeit alles etwas länger, weil ich selbst grad „überarbeitet“ bin.

Das unbekannte Wesen, was eine Frau im Denken der Männer wohl nicht selten verkörpert, weist sich im Verlauf der Geschichte, als etwas zu wenig aufbauend kontrastiert. Die Erkenntnis des Witwers, der sich doch wundert, geht beinah nahtlos in Akzeptanz über. Der Bruch seines Bildes von Irene würde da einige Schattierungen vertragen, ihre Rebellion vielleicht eine Spur mehr Dämpfung. Rebellion ist an sich eine Wesensart der Jugend, die bei angejahrten Personen leicht mal wie eine romantische Tönung wirkt.
Die Frau, das unbekannte Wesen … Na ja, seit Oswalt Kolle hat sich das doch grundlegend geändert, Oder? Oder doch nicht? :lol:

Der Rest ist in etwa die gleiche Kritik, die Alex auch an dem Text hat. Da wird sich was ändern.
Aber Rebellion der Jugend vorbehalten? Ja, wo rebellieren sie denn? Frag ich da mal nach. Nun, gut, sicherlich sollte ich das Wort „Rebellin“ gegen ein geeigneteres tauschen.


Zu lesen war es mir ein Erlebnis, wie stets bei deinen Geschichten die ich kenne.
Da machst du mir eine besondere Freude.

So, alles andere hatte ich im „Vorwort“ bereits aufgegriffen, so hoffe ich und schließe hier mit außergewöhnlich freundlichen Grüßen!

 

Lieber Asterix

Aber Rebellion der Jugend vorbehalten? Ja, wo rebellieren sie denn? Frag ich da mal nach.

Bei der Jugend zeigt sich Rebellion vorwiegend als Anpassungswiderstand gegen die Elterngeneration; Selbstfindung versus (konventionelle) Sozialisation. Mit dem Prozess der Adoleszenz ist das spezifisch sich entwickelnde Gerechtigkeitsempfinden dann ausreichend Anlass, auf die Barrikaden (oder Bäume) zu steigen. Mit den Gesellschaftsveränderungen der letzten Jahrzehnte war teilweise auch eine zeitliche Ausdehnung der „Reifung“ zu beobachten. Dies wies sich jedoch vorwiegend als eine Fixierung auf Jugendlichkeit.
Natürlich kann man einem Erwachsenen den Impuls zu Rebellion nicht einfach absprechen, welchen Charakter diese hat, weist sich erst bei differenzierter Betrachtung. Hinzu kommt noch die Wahl der Mittel, mit welchen sich jemand dieser Empörung Luft verschafft.

Meine Anmerkung, dass eine solche Rebellion „bei angejahrten Personen leicht mal wie eine romantische Tönung wirkt“, war natürlich etwas überspitzt. :D Doch beim Bild, das ich von Irene gewann, war es mir nicht ganz abwegig.

Schönen Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Asterix,

ich habe deinen Text heute mittag gelesen und hätte ich gleich einen Komm geschrieben, sähe er in etwas so aus wie der von Schwups, die anderen habe ich noch nicht gelesen. Dann habe ich aber erst mal das schöne Wetter genossen und noch so dies und das und je länger ich deine Geschichte im Kopf hatte, je mehr Fragen warf sie bei mir auf.

1) Also klar, warum hört die Geschichte da auf, wo sie aufhört. Geht doch erst los :). Werde nachher noch deine Antwort lesen, vielleicht erklärt es sich dann ja schon. Vielleicht war sie ja für einen Wettbewerb mit Zeichenbegrenzung ...

2) Was ist jetzt eigentlich das Thema?
a - die Rettung des Stadtparkes oder b - Irene kann erst in Ruhe sterben, wenn sie ihm ihr Geständnis gemacht hat (damit würde sich auch das Ende erklären) oder c - ich komme erst gar nicht drauf :)

Wenn a - dann eigenartiges Ende, wenn b - läuft dem in der Geschichte irgendwas entgegen, z.B. der Perspektivträger, aber gut, das ginge noch, aber dann rückt der Stadtpark zu sehr in den Vordergrund für mein Erachten.
Jetzt spielt Irene aber auch nur so eine Phantasierolle, vielleicht ist es ja sein krankes Hirn, was sie zu 'ner Terroistin postum macht. Das fände ich ja schräg :). Aber das halte ich für am Unwahrscheinlichsten.

„Das würde nicht zu dir passen. Du bist Kaufmann. Was kannst du als Kaufmann tun?“

Das ist unfair. Er kann ja nicht wissen,w as sie in der Hand hat. Sie spielt mir verdeckten Karten und es ist ja nicht mal an ihm, die Karten umzudrehen im Verlauf, sondern sie blättert die halt so nach und nach auf. Irgendwie glaub ich, hätte ich es anders aufgezogen spannender gefunden.

Ohne eine Sekunde über das Bizarre in seiner Hoffnung nachzudenken, zu sehr hatte sie ihm in den letzten Wochen gefehlt, flüsterte er ihren Namen.

Weiter oben hat es ihn kaum gerührt, ihre Stimme zu hören.

„Es sei denn, dir fällt etwas ein. Einen Hinweis hatte ich dir bereits gegeben.“

Ihm fällt doch bis zum Ende nichts ein, ich versteh die Bedeutung um dieses Ratespiel überhaupt nicht.

„Eine Sardine, die brav mit dem Strom schwimmt, würde sich an die Zeitung wenden, sie würde dem Bürgermeister etwas vorjammern, sie würde sich aus Protest auf einen Baum setzen. Das alles wurde vergeblich gemacht. Und du weißt, wo es letztendlich hingeführt hat!“

Was uns ja sagt, Irene war eine Sardine. Aber sie war ja keine :confused:

„Der Bürgersmeister spielt regelmäßig Lotto.“
Frank überlegte einen Moment. „Eine Spielernatur. Das ist günstig.“
„Und er hat sich mit einigen Anschaffungen mehr als nur ein wenig überhoben.“
Das war ja aufschlussreich. „Wir haben ihn fast in der Tasche!“
„Und ganz sicher hat er eine Offerte der Feudal- und Zweckbau AG in seiner Geheimschublade. Es gab vor einem dreiviertel Jahr einige seltsame Treffen.“
„Woher weißt du davon?“
„Ach, die Geheimschublade war nur Scherz.“ Irene winkte lässig ab. „Die Treffen, wenigstens drei, haben einige von unseren Leuten beobachtet und eines davon konnten sie sogar belauschen. Unsere Clique war nicht so harmlos wie eine Strick- und Häkelgruppe.“

Ich verstehe echt nicht, warum sie da Katz und Maus mit ihm vorher spielt. Okay, man kann schlecht als Geist ins Zimmer kommen und sagen, hey, übrigens, ich war Terroristin und jetzt mach du mal fertig, was ich angefangen habe, wenn es doch so ein braver Bürger ist, der Ehemann. Ich frage mich aber auch, warum sie sich auf den Baum gesetzt hat? Sie ist doch nur ein Gespinst. Aber dann kommt er ja nicht an die Fakten, die es im Realen schon bräuchte. Der Text ist ein einziges Rätsel für mich und langsam mag ich ihn weniger, als nach dem ersten Lesen. Da hatte ich wenigstens nur eine Frage :).

Sie besaß eine beinahe sagenhafte Präsenz. Irene schien, ja, fast greifbar zu sein.

Je mehr sie sich ihm offenbart, je echter wird sie. Okay. Also will sie sich doch noch schnell freisprechen, damit sie abhauen kann. Ich bin jetzt wieder bei b. Aber so richtig zündet der Text dann bei mir nicht, auch wenn ich das cool finde, wenn die Sünder erst mal beichten müssen, bevor sie sterben dürfen. Bliebe aber immer noch die Frage, was sie dann auf dem Ast gemacht hat.

„Damit, dass ich dir die Adresse einer Freundin verrate. Die solltest du vorher unbedingt aufsuchen. Überzeuge Sie, dich zu begleiten. Sie kennt sich mit solchen Angelegenheiten aus.“

Sag ja, der hatte nie was zu raten. Warum tut sie dann am Anfang so, als wäre alles seine Entscheidung?

„Im Grunde waren wir ein paar Haie, die den Sardinenschwarm hin und wieder aufgescheucht haben. Sardinen denken von alleine nicht über das Veranstalten nutzloser Lichterketten und Schweigemärsche hinaus. Na ja, manchmal haben wir auch einen stinkenden Rückenschwimmer kräftig in den Arsch gebissen.“

Haie die sich auf 'nen Baum anketten? Das passt doch hinten und vorne nicht. Ich versteh den Text nicht, Asterix. Ich bin zu doof dafür :(.

Ich lese jetzt die anderen Kommentare und deine Antworten und warte auf Erleuchtung. Oder einen Geist der mir sagt, wie es läuft.

Beste Grüße, Fliege

PS: Okay, Irene hat eine Doppelfunktion. Zum einen will sie ihn aus seinem Trauer-Passiv in ein Leben-Aktiv zurückholen und gleichzeitig soll er ihr Erbe antreten und ihre Aufgabe übernehmen. Bleibt also die Frage, was hat sie auf dem verdammten Baum gemacht? Und wieso braucht es ihren Mann, wenn die Leute aus der Zelle ohnehin weiter operieren? Was ist seine Rolle dann? Was war ihre? Die Kohle zur Verfügung zu stellen? Dann hätte sie ja zu Lebzeiten sich auch schon outen müssen, was sie ja nie wollte. Und diese komische Ratespiel, was keines ist, ist psychologische Beeinflussung. Naja ... ich glaub, ich bin besser dran, nicht so viel über den Text nachzudenken, denn beim ersten Drüberlesen fand ich ihn durchaus unterhaltsam, mit nur einer Frage am Ende :D.

 

Lieber Asterix,

das war schön zu lesen! Diese Geschichte von der gutgelaunten Verstorbenen hat mir sehr gefallen, vor allem ihr Auftauchen und unvorhersehbares Verschwinden, ihre Lockerheit, ihr Anstupsen des in Traurigkeit abgetauchten Mannes. Die Art und Weise ihrer Aufträge an ihn, das fand ich nicht so hundertprozentig passend, und ihre Leute im Hintergrund, weiß nicht.
Aber eigentlich tut das dem Lesegenuss keinen Abbruch, auf jeden Fall eine klasse Sache, danke.

Viele Grüße,

Eva

 

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