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Nach unten gesagt

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19.05.2008
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Nach unten gesagt

Sie steht da unten. Das Mädchen, das Marie heißt. Sie ist glücklich. Das sehe ich, weil sie lacht, weil sich Grübchen auf ihren Wangen bilden. Ihr Gesicht sieht natürlich aus, ungeschminkt und wahr. Ihr formloses Kleid weht im Wind. Ihre blasse Haut harmoniert mit dem weißen Stoff. Ich liebe sie.

Marie kennt mich nicht, hat mich nie wahrgenommen. Und alles, was ihren Sinnen entgleitet, existiert nicht. Ich fühle mich tot. Nichts ist in mir.

Heute spricht sie mit einem anderen Jungen. Es ist der Sohn des Direktors. Er fährt einen BMW. Dem Gefährt ist anzusehen, wie teuer es ist und wie schnell. Ich fahre Rad. Er trägt Bart, ich leide Akne. Eine Kontaktlinse löst sich. Ich weine.

Die beiden reden kaum. Er grinst falsch, küsst sie, lacht dann. Marie auch. Ich sterbe.

Zwei Monate später küsst sie ihn immer noch. Er grinst weiter falsch, lacht aber nachher nicht mehr. Maries Augen funkeln. Sie küsst ihn innig und mit Gefühl und mit geschlossenen Augen. Ich schließe meine auch.

In der Physikstunde werde ich nach dem Trägheitssatz gefragt. Ich antworte langsam, zaghaft. Ich sage, er sei Grund unserer Unbeweglichkeit, wenn wir erstarren und unserer Hilflosigkeit, wenn wir stürzen. Der unzufrieden, überraschte Ausdruck im Gesicht des Lehrers kümmert mich nicht. Mir wird bewusst, wie viel Physik in meinem Leben steckt.

Auf dem Heimweg verirre ich mich. Sackgasse. Zurückgehen will ich nicht. Ich klettere über einen Zaun, durchquere fremde Gärten, besteige eine Mauer, durchwandre einen Park, schlüpfe durch ein Tor. Zuhause werde ich gefragt, mit welchem Mädchen ich denn aus gewesen sei. Ich wiederhole: Mit welchem Mädchen. Ich lächle und gehe in mein Zimmer.

Ich denke an Marie, schlafe ein. Als ich erwache, fühle ich mich leer. Im Anblick meines Spiegelbildes wünsche ich mir, ein anderer zu sein. Einer, den Marie lieben kann.

Marie steht unten. Ein Junge bei ihr. Nicht aber Kanthagen, der Sohn des Direktors. Es ist ein Schüler aus der Mittelstufe. Einer dieser ausdruckslosen Typen mit fettigen Haaren und ohne Gespür für Kleidung. Einer dieser nichts sagenden Streber, die trotz Lernaufwand durchschnittliche Leistungen erzielen. Einer dieser Müttersöhnchen, die sich das Pausenbrot von Zuhause mitnehmen. Einer der Jungen, die nicht rauchen, nicht trinken, weil sie keine Gruppe haben, die sie dazu zwingt. Einer von denen, der Marie nie haben kann.

Der Junge wirkt auf seltsame Weise abwesend. Er begrüßt Marie mit ihren Namen und sagt, er sei Jonas. Ob sie Kanthagen liebe, möchte er wissen. Sie will sich schon wieder von ihm abwenden, da fragt er sie, ob ihr die Kratzer aufgefallen seien. Auf dem BMW. In seinem Gesicht, und darunter. Ob sie genau hingesehen habe, möchte er wissen. Seine Worte wirken. Sie verharrt nachdenklich, schaut zu Boden. Ich liebe dich, Marie.

Am nächsten Tag steht Marie wieder unten. Allein. Als sie mich erblickt, zwinkert sie mir zu. Ich lächle umständlich zurück und frage mich, ob ich das gestern tatsächlich zu ihr gesagt habe ...

Sie nickt.

 

Hallo M.Glass,
meine erste Reaktion auf Deine KG war: "das ist ja ne coole Geschichte!". Sie hat mir echt gut gefallen!

Die Überschrift finde ich gut gewählt. Sie macht neugierig, verrät nicht zu viel und lässt erst im letzten Abschnitt erkennen, was sie einem eigentlich schon verraten hat: nämlich, dass der Junge im letzten Abschnitt mit dem lyrischen Ich übereinstimmt.

Die kurzen, fast schon abgehackten Sätze passen gut zu der etwas depressiven Grundstimmung Deiner Geschichte.

Ich sage, er sei Grund unser Unbeweglichkeit,
"Unserer" Unbeweglichkeit, da fehlt ein "e".

Sehr gut finde ich auch, dass das anonyme lyr. Ich im vorletzten Abschnitt einen Namen bekommt und somit eine Persönlichkeit. Es zeig den Progress, den er mit gemacht hat. Er fängt an sich zu sich zu bekennen. Sich mit anderen Augen zu sehen und nicht nur den "Loser".

Und jetzt habe ich noch ein paar Fragen an Dich, als Autor des Textes. Nicht aus Kritik, sondern aus Neugierde, ob ich richtig interpretiert habe:

Was sagt die Verirrung auf dem Heimweg aus? Soll es dem lyr. Ich Zeit zum Nachdenken geben? Zeigen, dass er sich in dieser scheinbar aussichtslosen Lieb zu Marie "verirrt" hat -da er aber den Weg doch noch heim findet, findet er auch eine Lösung sich ihr zu nähern, heraus aus seiner Misere?

Viel Spaß noch beim Schreiben,
Zebi

 

Hallo Zebi,

vielen Dank für deine sehr positiv ausfallende Kritik.

Zebi schrieb:
meine erste Reaktion auf Deine KG war: "das ist ja ne coole Geschichte!". Sie hat mir echt gut gefallen!

Es freut mich, dass meine Intention bei dir vollkommen angekommen ist. Auch hast du den Perspektivwechsel und die schleierhafte Überschrift verstanden. Scheinbar hat meine Sprache bei dir auch depressive Gefühle hervorgerufen. So soll es sein. Mehr kann ich mir nicht wünschen.

Danke für den Hinweis: "Unserer Unbeweglichkeit." Hab ich gleich ausgebessert.

Zebi schrieb:
Was sagt die Verirrung auf dem Heimweg aus? Soll es dem lyr. Ich Zeit zum Nachdenken geben? Zeigen, dass er sich in dieser scheinbar aussichtslosen Lieb zu Marie "verirrt" hat -da er aber den Weg doch noch heim findet, findet er auch eine Lösung sich ihr zu nähern, heraus aus seiner Misere?
Das schreib ich dir am besten per PN. Die KG soll ja nicht vollkommen entschlüsselt werden. ;)


Vielen Dank nochmal
Beste Grüße
M. Glass

 

Hallo M.Glass,

Sie steht da unten.
Ist das wichtig, dass sie unten steht? Das irritiert nur, weil ich als Leser dann was erwarte, was mit oben-unten zu tun hat.
Ihr Gesicht sieht natürlich aus, ungeschminkt und wahr.
Statt wahr vielleicht ehrlich?

Ihr formloses Kleid weht im Wind.
Formlos passt hier nicht.
Du willst vielleicht eher sagen, dass das ein Hängerkleid ist, das keine Abnäher hat, nicht auf Figur geschnitten ist? Dann nenne es doch schlicht oder gerade geschnitten.

Dem Gefährt ist anzusehen, wie teuer es ist und wie schnell.
BMW reicht. Man weiß, dass die teuer sind.

Ich fahre Rad. Er trägt Bart, ich leide Akne.
Vielleicht trägt er Bart, weil er schon eine Akne hatte?
Diese Reduktion auf Äußerlichkeiten lassen den Text bis zu dieser Stelle sehr oberflächlich wirken.

Zwei Monate später küsst sie ihn immer noch. Er grinst weiter falsch, lacht aber nachher nicht mehr. Maries Augen funkeln. Sie küsst ihn innig und mit Gefühl und mit geschlossenen Augen. Ich schließe meine auch.

In der Physikstunde werde ich nach dem Trägheitssatz gefragt.

Irritierende Übergänge. Zwei Monate - dann plötzlich in einer Schulstunde.

Mir wird bewusst, wie viel Physik in meinem Leben ist.
wieviel

Auf dem Heimweg verirre ich mich. Sackgasse. Zurückgehen will ich nicht. Ich klettere über einen Zaun, durchquere fremde Gärten, besteige eine Mauer, durchwandre einen Park, schlüpf durch ein Tor.
durchwandere, schlüpfe


Zuhause werde ich gefragt, mit welchem Mädchen ich denn aus gewesen sei. Ich wiederhole: Mit welchem Mädchen.

Das verstehe ich nicht ganz.

Ich denke an Marie, schlafe ein.
Und holt sich keinen runter? Das scheint mir etwas weltfremd ;).

Dann aber fragt er an, ob sie denn wirklich so blind sei und nicht erkenne, wie falsch diese Liebe war, wie krank, wie künstlich.
... diese Liebe ist


Am nächsten Tag steht Marie wieder unten.
Schmeiß diese "unten" raus oder definiere den Platz etwas genauer.
Allein. Nur Freundinnen drängen um sie, trösten behutsam, vorsichtig. Als sie mich erblickt, zwinkert sie mir zu. Ich lächle umständlich zurück und frage mich, ob ich das gestern tatsächlich zu ihr gesagt habe...

Tja, das ist ein Wunschtraum. Im Leben würde Marie nie auf so etwas einsteigen. Das ist zu einfach gestrickt. Da muss etwas mit dem BMW-Fuzzy passieren, das Jonas als Anlass nehmen kann, Marie die Augen zu öffnen. Aber nur so à la: Also das ist doch wirklich ein blöder Typ ... geht gar nicht.

Da musst du von der Logik her nachlegen.

Liebe Grüße
bernadette

 

Haha, ein schönes Bild mit dem Über-sich-stehenden, ich mein, wenn man was mutiges macht, was sogar verrückt/wahnsinnig/irreal ist, dann macht das meist nur der Körper, während sich der Geist lieber aus sicherer Entfernung zuschaut. Aber so nett verpackt, hab ich diesen Aspekt auch noch nicht gelesen.
Wirklich gelungen. mir ist nicht mal was aufgestoßen, was ich als Lesestolpersteinchen ausspucken könnte.
Bravo!

 
Zuletzt bearbeitet:

bernadette schrieb:
M. Glass schrieb:
Zitat:
Ich denke an Marie, schlafe ein.
Und holt sich keinen runter? Das scheint mir etwas weltfremd .
Weiterlesen: Ich denke an Marie, schlafe ein. Als ich erwache, fühle ich mich leer. ;)

Und damit Guten Tag, bernadette,

zunächst bedanke ich mich für die Fehlerkorrekturen, muss dann aber schmerzlich feststellen, dass dich die Geschichte nicht erreicht hat.


bernadette schrieb:
M. Glass schrieb:
Sie steht da unten.
Ist das wichtig, dass sie unten steht? Das irritiert nur, weil ich als Leser dann was erwarte, was mit oben-unten zu tun hat.
Das "unten" ist wesentlich für die KG. Sicherlich irritiert es, aber der Leser hat tatsächlich einen Konflikt zwischen oben und unten zu erwarten. Der Perspektivwechsel und die objektive Beschreibung seiner selbst, zeigen doch wohl sehr deutlich, dass er über sich steht, über sich und Marie. Aber genau dieses "unten", dieser Tiefsinn, dieses Unscharfe erreicht dich nicht. Dein Kommentar zeigt auch, wie du die gefühlvolle Sprache abwandeln würdest. Sich einen runterholen, mastrubieren, onanieren: das zerstört die Atmosphäre.


bernadette schrieb:
M. Glass schrieb:
Ihr Gesicht sieht natürlich aus, ungeschminkt und wahr.
Statt wahr vielleicht ehrlich?

M. Glass schrieb:
Ihr formloses Kleid weht im Wind.
Formlos passt hier nicht.
Du willst vielleicht eher sagen, dass das ein Hängerkleid ist, das keine Abnäher hat, nicht auf Figur geschnitten ist? Dann nenne es doch schlicht oder gerade geschnitten.

M. Glass schrieb:
Dem Gefährt ist anzusehen, wie teuer es ist und wie schnell.
BMW reicht. Man weiß, dass die teuer sind.
Liebe bernadette, würde die KG nach diesen Vorschlägen geändert, so würde der Klang darunter leiden. Hör dir das mal an: Ihr gerade geschnittes Kleid weht im Wind... :(
Beim BMW ist es der Kontrast, der zum lyr. Ich aufgebaut wird. Und ehrlich und wahr überschneiden sich Sinngemäß, wobei wahr für mich einen festeren Klang innehat.

bernadette schrieb:
M. Glass schrieb:
Ich fahre Rad. Er trägt Bart, ich leide Akne.
Vielleicht trägt er Bart, weil er schon eine Akne hatte?
Diese Reduktion auf Äußerlichkeiten lassen den Text bis zu dieser Stelle sehr oberflächlich wirken.
Das stimmt. Die Tiefendimension entwickelt sich erst allmählich. Das lyr. Ich findet den qualvollen Unterschied zwischen sich und dem Sohn des Direktors in den Äußerlichkeiten. Den Oberflächlichkeiten, die "er" dann gegenüber Marie kritisiert. Und es ist doch klar, dass oberflächliche Menschen eher denjenigen attraktiv finden, der nicht Eiterpickel ausdrückt, sondern sich rasiert. ;)

bernadette schrieb:
M. Glass schrieb:
Allein. Nur Freundinnen drängen um sie, trösten behutsam, vorsichtig. Als sie mich erblickt, zwinkert sie mir zu. Ich lächle umständlich zurück und frage mich, ob ich das gestern tatsächlich zu ihr gesagt habe...
Tja, das ist ein Wunschtraum. Im Leben würde Marie nie auf so etwas einsteigen. Das ist zu einfach gestrickt. Da muss etwas mit dem BMW-Fuzzy passieren, das Jonas als Anlass nehmen kann, Marie die Augen zu öffnen. Aber nur so à la: Also das ist doch wirklich ein blöder Typ ... geht gar nicht.
Da muss ich dir zustimmen. Das war einer meiner großen Bedenken bei dem Text. Ein cooler Spruch, macht Marie nicht single. Das ist mir klar. Aber keiner hat gesagt, dass Marie mit Kanthagen Schluss gemacht hat. Vielleicht ist ihm etwas passiert. Ein Unfall mit dem BMW???

Vielen Dank für die Zeit und den Kommentar, den du mir da gelassen hast. Ich hoffe ich war nicht zu zickig^^

Beste Grüße
M. Glass


Liebe Simone,

Simone schrieb:
Haha, ein schönes Bild mit dem Über-sich-stehenden, ich mein, wenn man was mutiges macht, was sogar verrückt/wahnsinnig/irreal ist, dann macht das meist nur der Körper, während sich der Geist lieber aus sicherer Entfernung zuschaut. Aber so nett verpackt, hab ich diesen Aspekt auch noch nicht gelesen.
Wirklich gelungen. mir ist nicht mal was aufgestoßen, was ich als Lesestolpersteinchen ausspucken könnte.
Bravo!

Hier bedarf es wohl keiner Rechtfertigung. Ich fühle mich wunderbar, wenn ich diese Zeilen lese. Hier sehe ich, dass du meine KG verstanden und genossen hast. Es ehrt mich, solches Lob zu bekommen, besonders in einer solch vornehmen Form.

Vielen Dank dafür.
M. Glass

 

Hey M.Glass

was mir gut gefallen hat, dass du deinen Erzähler wirklich sehr gut über seine Sprache charakterisierst. Einfache, kurze Sätze, von einem gewöhnlichen Schüler.
Die Sprache auch immer auf eine Person anzupassen, und über die eigene Hinauszudenken, ist meiner MEinung nach beim Schreiben manchmal nicht immer so einfach.
Hut ab!
timo

 

Der unzufrieden, überraschte Ausdruck im Gesicht des Lehrers

Ich glaube, Du müsstest hier entweder ein e bei unzufriedene zufügen oder das Komma entfernen damit es bei mir nicht kratzt.

Das allerdings wäre, wenn überhaupt, meine einzige Kritik. Ich mag hier alles. Die knappen Formulierungen, die fast poetisch verkürzten Charakterisierungen, die kurz und klar, straff durchgezogene Struktur.

Die Wendung geht mir ein wenig zu glatt, das Happy End bräuchte es nicht, aber das ist wie immer natürlich reine Geschmackssache. Schöner Text.

 

Hallo M. Glass,

es ist schon geballte Pubertätsleid-Romantik, die deine Geschichte vermittelt, aber ich nehme sie dem Protagonisten ab, vor allem wegen der Anmerkung ‚Akne‘. Vielleicht habe ich schon zu viele Texte in dieser Art gelesen, berühren konnte die Geschichte mich nicht, aber immerhin besteht eine gewisse Atmosphäre und diese besondere Art von ‚Über-Ich‘ ist gut gelungen. Den Schluss mit den Ermahnungen, dem erhobenen Zeigefinger finde ich – besonders in seiner Wirkung auf Marie – unrealistisch, da wird jemand sehr schnell 'bekehrt'.

„Und alles, was ihren Sinnen entgleitet, existiert nicht. Ich fühle mich tot. Nichts ist in mir.“

Bei „Sinnen entgleitet“ hatte ich die Assoziation ‚Demenz‘ …


„ich leide Akne“

leide an (oder unter)


„Der unzufrieden, überraschte Ausdruck im Gesicht des Lehrers“

Der unzufriedene,


„tatsächlich zu ihr gesagt habe...“

habe …

„Ich lächle umständlich zurück und frage mich, ob ich das gestern tatsächlich zu ihr gesagt habe...

Sie nickt.“

Willst du damit sagen, dass sie Gedanken lesen kann?

L. G.,

Woltochinon

 

Mein Problem bei der Geschichte war die klischeehafte Charakterzeichnung: Maries Lover ist natürlich ein gefühlloser Yuppie, der Icherzähler hat Akne und fettige Haare, dafür aber ein ehrliches Gefühl. Die Pointe zündete bei mir allerdings.Fazit: Gut geschrieben - ich mochte die knappe Sprache - und sauber komponiert, ansonsten aber nicht so meins.

 

Vielen Dank für die ganzen Rückmeldungen! Ist ja doch eine etwas ältere Geschichte. Umso mehr haben mich eure Kritiken gefreut.

Lieber timokatze,

deine Kritik habe ich eigentlich nie zuvor kommentiert. Warum, weiß ich selbst nicht. Entschuldige!

was mir gut gefallen hat, dass du deinen Erzähler wirklich sehr gut über seine Sprache charakterisierst. Einfache, kurze Sätze, von einem gewöhnlichen Schüler.*
Die Sprache auch immer auf eine Person anzupassen, und über die eigene Hinauszudenken, ist meiner MEinung nach beim Schreiben manchmal nicht immer so einfach.*
Hut ab!
Über das viele Lobe freue ich mich sehr, dass dir meine Sprache gefällt, der ganze Stil natürlich auch.

Lieber tammtamm,

Ich glaube, Du müsstest hier entweder ein e bei unzufriedene zufügen oder das Komma entfernen damit es bei mir nicht kratzt.
wird ausgebessert

Ich mag hier alles.
=)

Die Wendung geht mir ein wenig zu glatt, das Happy End bräuchte es nicht, aber das ist wie immer natürlich reine Geschmackssache. Schöner Text.
Würde ich den Text heute schreiben, wäre da kein Happy End mehr. Damals war ich tatsächlich etwas zu nah am Klischee.

Lieber Woltochinon,

geballte Pubertätsleid-Romantik
da hast du wohl recht! Wobei der Inhalt ja mehr Rahmen sein soll, statt das dazwischen. Besonders wichtig war mir der Wechsel der Erzählperspektive und das Über-Ich-Stehen-Gefühl. Und das hat dir ja gefallen.

*Den Schluss mit den Ermahnungen, dem erhobenen Zeigefinger finde ich – besonders in seiner Wirkung auf Marie – unrealistisch, da wird jemand sehr schnell 'bekehrt'.
Auch da stimme ich dir zu, seine Vorwürfe sind Allgemeinplätze und damit Platzpatronen. Richtig knackige Formulierungen würden hier mehr zünden.

Bei „Sinnen entgleitet“ hatte ich die Assoziation ‚Demenz‘ …
Das kann ich nicht nachvollziehen. Sinnen ist hier ganz wortwörtlich gemeint.

Willst du damit sagen, dass sie Gedanken lesen kann?
Nein! Vielleicht nickt sie zufällig, vielleicht gar nicht. Das ist so ein traumhaftes Element, das ich gerne in meine Erzählungen mit einbaue.

Liebe Medya,

Mein Problem bei der Geschichte war die klischeehafte Charakterzeichnung
das haben nun ja schon einige angemerkt und wie gesagt, würde ich den Text heute schreiben, wären da viele Sachen gestrichen oder neu gestrichen worden.
Fazit: Gut geschrieben - ich mochte die knappe Sprache - und sauber komponiert, ansonsten aber nicht so meins.
Dein Fazit finde ich interessant. Eigentlich gefällt es dir, aber irgendwie auch nicht. Also gefällt es dir, wie ich mit den Werkzeugen umgehe, nicht aber, was ich daraus geschaffen habe.

Vielen Dank nochmals für eure Kommentare!

Beste Grüße
markus.

 

M. Glass schrieb:
Eigentlich gefällt es dir, aber irgendwie auch nicht. Also gefällt es dir, wie ich mit den Werkzeugen umgehe, nicht aber, was ich daraus geschaffen habe.

Ja, ich finde die Geschichte handwerklich, aber inhaltlich eben nicht gut. Jetzt verständlicher? ;-)

Gruß

 

Moin M. Glass,

wirklich eine sehr, sehr schöne Geschichte, wie ich finde.

Böse könnte man sagen, ja Klischees wie böser Juppie, guter Außenseiter sind vorhanden, das Happy End ist zu dick und die Läuterung des Mädchens geht zu schnell, aber ...

in dieser (ich greife das Wort mal auf) "Pubertätsdramatik" funktioniert das super. Und ich glaube - wenn ich die Augen zusammenkneife und feste an meine Jugendzeit zurückdenke - gar nicht so unrealistisch.

So richtigt überzeugt haben mich dann aber am Ende die Pointe und die Sprache.

Super Beispiel dafür:

Er trägt Bart, ich leide Akne.

Lg

fvg

 

Hey M. Glass,

ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Geschichte tatsächlich erst dieser Tage gesehen habe. Gut, dass sie nochmal hochgespült wurde.

Sehr knapp, aber intensiv. Gefällt mir. Na ja, alles bis auf das Ende. Das ist mir persönlich zu positiv. Wäre irgendwie schön, wenn man nicht wüsste, ob es real oder in seiner Phantasie statt findet. Man hat ja so Tagträume, als Teenager besteht sowieso viel Tag aus diesen Träumen :).

Er fährt einen BMW. Dem Gefährt ist anzusehen, wie teuer es ist und wie schnell. Ich fahre Rad. Er trägt Bart, ich leide Akne. Eine Kontaktlinse löst sich. Ich weine.

Das mag ich. Und ich mag die Verdrehung. Er steht zwar "oben" als er das erzählt, aber er fühlt sich unten.

Sie küsst ihn innig und mit Gefühl und mit geschlossenen Augen. Ich schließe meine auch.

:)

Mir wird bewusst, wieviel Physik in meinem Leben ist.

Das mag ich auch.

Auf dem Heimweg verirre ich mich. Sackgasse. Zurückgehen will ich nicht. Ich klettere über einen Zaun, durchquere fremde Gärten, besteige eine Mauer, durchwandre einen Park, schlüpfe durch ein Tor.

Neue Wege sind immer gut!

Marie steht unten. Ein Junge bei ihr. Nicht aber Kanthagen, der Sohn des

Der Junge wirkt gekränkt, aber selbstbewusst, auf seltsame Weise abwesend. Er begrüßt Marie mit ihren Namen und sagt, er sei Jonas. Er gibt ihr zu verstehen, dass er sehr wohl weiß, dass sie bereits einen Freund, einen guten Freund habe und diesen auch liebe. Dann aber fragt er an, ob sie denn wirklich so blind sei und nicht erkenne, wie falsch diese Liebe ist, wie krank, wie künstlich. Als sie antworten will, wirft er ihr vor, furchtbar oberflächlich zu sein, nur auf Äußeres zu achten, nur auf Vergängliches zu setzen. Dann spürt er, wie sehr seine Worte wirken. Sie verharrt nachdenklich, beleidigt blickend. Ich liebe dich, Marie.

Dieser moralische Appell will mir irgendwie nach billigen Drehbuch klingen. Ich weiß nicht. Da steckt für mich ein Bruch drin. Klar, der soll ja auch sein, er schlüpft ja aus der passiven Zuschauerrolle in eine Aktive, aber muss es denn so sein? Alles vorher war so fein und unter den Zeilen und das ist so - also, für mich fühlt sich das nicht gut an. Ab hier würde meine (so es den meine wäre) Geschichte anders weiterlaufen. Vielleicht sagt er einfach nur guten Tag zu ihr. Auf ihren fragenden Blick hin, sagt er, er hieße Jonas. Reicht ihr die Hand und wartet darauf, dass sie sie ergreift - oder so. Und dann kann er ja gehen und ihr sagen, dass da Kratzer sind, auf dem Lack im BMW. Also, das wäre mein Ende. So mehr unter den Zeilen, fände ich halt passender.

Aber es gibt auch Leser, die das so nicht empfinden. Insofern erreichst Du ja einige Leute und es ist natürlich Deine Geschichte. Und wenn es dann so sein soll ;).

Sehr eingängig dieser kurze Text. Schmerzlich fast. Für die paar Zeilen hast Du da eine Menge gekonnt. Respekt!

Beste Grüße Fliege

 

Hey Fliege,

ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.

Sehr knapp, aber intensiv. Gefällt mir. Na ja, alles bis auf das Ende. Das ist mir persönlich zu positiv. Wäre irgendwie schön, wenn man nicht wüsste, ob es real oder in seiner Phantasie statt findet. Man hat ja so Tagträume, als Teenager besteht sowieso viel Tag aus diesen Träumen*.
Die Geschichte war einer meiner ersten und ich hab ja schon gesagt, dass wenn ich sie heute schreiben würde, sie ganz anders aussehen würde. Diesen Vorschlag, das alles von einem Happy End zu einem Strange End zu machen, werde ich beherzigen. So wie das Ende ist, schließt die Erzählung zu billig ab.

Das mag ich. Und ich mag die Verdrehung. Er steht zwar "oben" als er das erzählt, aber er fühlt sich unten.
Schön, dass dir das aufgefallen ist.

Dieser moralische Appell will mir irgendwie nach billigen Drehbuch klingen.
Das tut es tatsächlich. Mehr Geld hatte ich damals noch nicht. =)

dass da Kratzer sind, auf dem Lack im BMW.
Das ist es! So ganz subtil, so fein. Das gefällt mir. Da muss ich umbauen.

Sehr eingängig dieser kurze Text. Schmerzlich fast. Für die paar Zeilen hast Du da eine Menge gekonnt. Respekt!
Wahnsinn! Vielen Dank für das Lob, freut mich außerordentlich.

Beste Grüße
markus.

 

Wollte euch nur mitteilen, dass ich das Ende etwas abgeändert habe. Damit ihr bei Interesse nicht die ganze Geschichte noch einmal lesen müsst, habe ich hier die alte und die neue Version gegenüber gestellt.

Alte Version schrieb:
Der Junge wirkt gekränkt, aber selbstbewusst, auf seltsame Weise abwesend. Er begrüßt Marie mit ihren Namen und sagt, er sei Jonas. Er gibt ihr zu verstehen, dass er sehr wohl weiß, dass sie bereits einen Freund, einen guten Freund habe und diesen auch liebe. Dann aber fragt er an, ob sie denn wirklich so blind sei und nicht erkenne, wie falsch diese Liebe ist, wie krank, wie künstlich. Als sie antworten will, wirft er ihr vor, furchtbar oberflächlich zu sein, nur auf Äußeres zu achten, nur auf Vergängliches zu setzen. Dann spürt er, wie sehr seine Worte wirken. Sie verharrt nachdenklich, beleidigt blickend. Ich liebe dich, Marie.

Am nächsten Tag steht Marie wieder unten. Allein. Nur Freundinnen drängen um sie, trösten behutsam, vorsichtig. Als sie mich erblickt, zwinkert sie mir zu. Ich lächle umständlich zurück und frage mich, ob ich das gestern tatsächlich zu ihr gesagt habe...

Sie nickt.

Neubearbeitung schrieb:
Der Junge wirkt auf seltsame Weise abwesend. Er begrüßt Marie mit ihren Namen und sagt, er sei Jonas. Ob sie Kanthagen liebe, möchte er wissen. Sie will sich schon wieder von ihm abwenden, da fragt er sie, ob ihr die Kratzer aufgefallen seien. Auf dem BMW. In seinem Gesicht, und darunter. Ob sie genau hingesehen habe, möchte er wissen. Seine Worte wirken. Sie verharrt nachdenklich, schaut zu Boden. Ich liebe dich, Marie.

Am nächsten Tag steht Marie wieder unten. Allein. Als sie mich erblickt, zwinkert sie mir zu. Ich lächle umständlich zurück und frage mich, ob ich das gestern tatsächlich zu ihr gesagt habe ...

Sie nickt.


Beste Grüße
und Sorry fürs Pushen
M. Glass

 

Hallo M.Glass

Mir gefällt der erste Teil deiner Geschichte. Die kurzen Sätzen ergeben so eine gewisse Schwere, "er trägt Bart, ich leide Akne", Punkt. Das sagt schon viel aus, da braucht man gar nicht gross darum rumzulabern...
Ich kann mich auch gut in den Protagonisten hinein versetzen, gerade mit deiner Sprache kommt das nicht meldodramataisch, sondern klar und ehrlich rüber.

Lustigerweise ist es aber dann genau dieser knappe Stil, welcher mich weiter unten beim Wendepunkt der Geschichte unbefriedigt lässt! Dass eine Frau wegen drei Sätzen den schmierigen Angebern für den Aussenseiter stehen lässt, kommt mir hier doch ein wenig überschnell daher...Da müsste für mich dann doch ein wenig mehr "Fleisch an den Knochen".

Aber allgemein mag ich deinen Schreibstil gerne. Sehr angenehm zu lesen!

Liebe Grüsse
Paleo

 

Lieber Paleo,

vielen Dank für deine Worte. Dass dir mein Stil gefällt und du dich hineinversetzte konntest, in den Jonas oben und unten, freut mich.

Dass eine Frau wegen drei Sätzen den schmierigen Angebern für den Aussenseiter stehen lässt, kommt mir hier doch ein wenig überschnell daher...
Wer sagt denn, dass sie Kanthagen hat stehen lassen. Vielleicht steht sie zufällig allein. Da wird nichts gesagt. Sollte ich schreiben, sie steht neben Kanthagen und zwinkert Jonas trotzdem zu? Ich weiß nicht, ich fand die ungewisse Version besser.

Sehr angenehm zu lesen!
Vielen Dank!

Beste Grüße
M. Glass

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo M.Glass,

deine kurze geschichte gefällt mir sehr gut! ich mag die kürze, in der doch so viel steckt. die geschichte hat etwas sehnsüchtiges, was ich sehr mag. gleichzeitig finde ich sie sehr klar, pointiert und leicht - im besten sinne.

Sie steht da unten. Das Mädchen, das Marie heißt. Sie ist glücklich. Das sehe ich, weil sie lacht, weil sich Grübchen auf ihren Wangen bilden. Ihr Gesicht sieht natürlich aus, ungeschminkt und wahr. Ihr formloses Kleid weht im Wind.

> schöner anfang!

Ihre bleiche Haut harmoniert mit dem weißen Stoff.
>>> besser würde mir blasse Haut gefallen.

Die beiden reden kaum. Er grinst falsch, küsst sie, lacht dann. Marie auch. Ich sterbe.
> >> eine knappe Aufzählung und doch steckt viel drin. dein protagonist als stiller heimlicher beobachter, der leidet, der alles sehr genau registriert, viel genauer als Marie, die vielleicht auf den "falschgrinser" reinfällt.

Zwei Monate später küsst sie ihn immer noch. Er grinst weiter falsch,
> gut


In der Physikstunde werde ich nach dem Trägheitssatz gefragt. Ich antworte langsam, zaghaft. Ich sage, er sei Grund unserer Unbeweglichkeit, wenn wir erstarren und unserer Hilflosigkeit, wenn wir stürzen. Der unzufrieden, überraschte Ausdruck im Gesicht des Lehrers kümmert mich nicht. Mir wird bewusst, wie viel Physik in meinem Leben steckt.
>>>> meine absolute lieblingsstelle, insbesondere der letzte satz!


Einer dieser ausdruckslosen Typen mit fettigen Haaren und ohne Gespür für Kleidung. Einer dieser nichts sagenden Streber, die trotz Lernaufwand durchschnittliche Leistungen erzielen.
> gute charakterisierung, die gleichzeitig deinen prot. elegant und indirekt als etwas arroganten kerl mitcharakterisiert. gut gemacht.

Der Junge wirkt auf seltsame Weise abwesend. Er begrüßt Marie mit ihren Namen und sagt, er sei Jonas. Ob sie Kanthagen liebe, möchte er wissen. Sie will sich schon wieder von ihm abwenden, da fragt er sie, ob ihr die Kratzer aufgefallen seien. Auf dem BMW. In seinem Gesicht, und darunter. Ob sie genau hingesehen habe, möchte er wissen. Seine Worte wirken. Sie verharrt nachdenklich, schaut zu Boden. Ich liebe dich, Marie.
>>> auch diese stelle finde ich sehr stark.

schöne grüße petdays

 

Hey petdays,

vielen Dank für deinen Kommentar. Hab mich sehr gefreut, vor allem weil die Geschichte auch schon ein bisschen älter ist.

die geschichte hat etwas sehnsüchtiges, was ich sehr mag.
Ja, um eine Sehnsucht ging es mir hier tatsächlich. Wie es ist und wie es wäre und dann dieses Wäre zum Ist machen, vielleicht.

gleichzeitig finde ich sie sehr klar, pointiert und leicht - im besten sinne.
Das freut mich sehr! Einfach ist sie - im Gegensatz zu den anderen Geschichten, die ich hier eingestellt habe - tatsächlich. Unkompliziert und direkt, schnörkellos. Aber ohne Schmuck trotzdem gut auszusehen, ist immer wieder eine kleine Herausforderung.

besser würde mir blasse Haut gefallen.
Bleich und blass. Blasse Haut kling tatsächlich schöner. Wird korrigiert.

eine knappe Aufzählung und doch steckt viel drin. dein protagonist als stiller heimlicher beobachter, der leidet, der alles sehr genau registriert, viel genauer als Marie, die vielleicht auf den "falschgrinser" reinfällt.
Schön, dass du das erkennst. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob alles, was er beobachtet und schildert auch objektiv so sein wird. Ich will meinem Protagonisten nicht die Glaubwürdigkeit nehmen, aber wäre doch auch eine Möglichkeit, dass er das in den Kanthagen reinprojiziert.

Sehr gefreut hat mich, wie du starke Stellen herausgearbeitet hast, die du gut findest, gar deine Lieblingsstellen sind. Dafür kann man sich nicht genug bedanken. Fortschritte macht man zwar durch die fiesen "Das ist Mist!", "So kannst du das nicht machen!"-Kommentare, aber so ein bisschen Lob zwischendurch festigt die wacklige Treppe zur besseren Schreibe. =)

Beste Grüße
markus.

 

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