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Nach-Party-Gespräche zwischen Tür und Angel

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17.12.2002
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Nach-Party-Gespräche zwischen Tür und Angel

Nach-Party-Gespräche zwischen Tür und Angel

Ich denke mal, viele von Euch kennen diese Situation: Man hat jemanden eingeladen bzw. man ist bei jemandem eingeladen. Es wird lange und ausführlich gegessen und geredet und irgendwann ist man an dem Punkt angelangt, wo das Essen längst abgeschlossen ist und die Gesprächsinhalte ebenfalls langsam dem Ende zulaufen. Dann ergibt es sich in den meisten Fällen, vorausgesetzt der Gast besitzt das nötige soziale Feingefühl, dass dieser den Abend offiziell beendet; in den wenigsten Fällen tut dies der Gastgeber, da es allgemein als taktlos angesehen wird, es sei denn, er beschließt, gewisse Andeutungen zu machen, die den Gast freundlich darauf hinweisen sollen, dass es für den heutigen Abend genug der guten Dinge ist.
Und was folgt darauf? Natürlich, die Verabschiedung; nur wie? Eigentlich könnte man rein theoretisch behaupten, man müsse sich nun lediglich die Hand geben, den beidseitigen Gutenacht-Gruß aussprechen und könnte somit einen Schlussstrich unter das gemeinsame Treffen ziehen. Aber hat je schon jemand von ihnen ernsthaft versucht, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen? Ja? Dann haben Sie sicher schon oft völlig resigniert feststellen müssen, dass genau diese Sache beinahe unmöglich ist. Da steht man also an der Haustür, aber nicht vor der offenen, nein, einen halben Meter vor der geschlossenen; man will den Gast ja schließlich nicht unter Zeitdruck setzen oder ihm den Eindruck vermitteln, man wolle ihn nicht mehr länger in diesem Haus dulden (auch wenn das in Wirklichkeit ja eigentlich der Fall ist). Also steht man vor der geschlossenen Haustür. Hier geht das eigentliche Dilemma los: Man verabschiedet sich nochmals, der Gast wäre bereit zu gehen; doch da fällt ihm noch eine winzige Kleinigkeit ein, die er unbedingt noch loswerden will. So geschieht es. Es kommt irgendeine eher nebensächliche Frage. Was macht der Gastgeber jetzt? Er geht natürlich darauf ein (und geht schließlich auch daran ein).
So nimmt das Unheil seinen Weg. Der Gast vergisst auf einmal seine Aufbruchspläne und hat plötzlich noch ein bisschen mehr als eine kleine Winzigkeit zu sagen. Er redet und redet und redet und redet... , der Gastgeber beginnt ebenfalls, bereitwillig ohne Skrupel, wie wild drauf los zu sprudeln; und schon ist wieder ein umfangreiches Gespräch entfacht. Das geht in der ersten Phase dann so:
Gast (G.): „Ach du, noch was, weißt du schon das neueste von Peter?“
Gastgeber: (GG.): „Nein, erzähl!“ (erwartungsvoll)
G: „Der hat sich doch jetzt glatt einen Porsche gekauft!“
GG: „Nein, hör auf!“
G: „Doch wirklich!“
GG: „Ich hab ich ja immer schon gewusst, dass der zu viel Geld hat; aber ausgerechnet einen Porsche...“ (Kopfschüttelnd).
G: „Du, jetzt muss ich aber wirklich dann mal.“
Mit diesen Worten beginnt der geliebte Gast, den Türgriff anzufassen und ein Stück runterzudrücken. Was macht er jetzt? Er hat nicht vor, sich endgültig zu verabschieden, nein. Er setzt wieder zum Reden an, weil ihn noch irgendwas drückt. Hiermit wird die zweite Phase eingeleitet. Es ändert sich nichts, außer dem Schauplatz des Gespräches, der sich um einen halben Meter verschiebt. Und schon geht die Chose weiter:
GG: „Ach du, das ist ja noch gar nichts, hast du schon das von Dieter gehört?“
G: „Ich glaub nicht, nein.“
GG: „Der will sich jetzt ne Luxusvilla auf Mallorca zulegen!“
G: „Ist nicht wahr!“
GG: „Doch, wirklich! Und zwar hat der bla, bla, bla...“
G: „Du, jetzt muss ich aber dann endgültig gehen.“
Der Gast drückt den vor langem in Angriff genommenen Türgriff endlich ganz runter, zieht an der Tür, begibt sich ein paar Schritte nach draußen, als (dritte Phase, das Gespräch wird außerhalb der Haustür fortgesetzt) :
G: Ach ja, fast hätt’ ich’s vergessen, wir müssen unbedingt mal wieder zusammen zum Kegeln.“
GG: „Du, super Idee, das machen wir. Neulich war ich schon mal mit Karen dort. Ich sag dir, bla, bla, bla...“
Und so geht das dann noch einige Phasen weiter. Immer wieder will der Gast das Weite suchen, doch es gelingt einfach nicht, weil entweder ihm oder dem Gastgeber noch zu viel auf der Zunge brennt. Diese Geschichte kann sich erfahrungsgemäß auf bis über eine Stunde hinstrecken, mit immerzu sich wechselnden Orten.
Es ist nicht so, dass ich etwas gegen lange Gespräche habe, aber ich frage mich am Schluss doch immer wieder, ob es nicht gescheiter gewesen wäre, wenn man sich noch mal hingesetzt hätte, um in Ruhe das Gespräch zu beenden, bis wirklich alles draußen ist, statt sich auf dem Sprung, zwischen Tür und Angel, den Mund fusselig zu reden. Aber so sind wir Menschen nun mal...allerdings lässt sich die Situation vermeiden, wenn sich beide am Riemen reißen.

 

Hallo Kristin

Danke auch für diese Tipps.
Die Geschichte werde ich gern nachbearbeiten. Es fällt mir nur ein bisschen schwer, Vorgänge Schritt für Schritt zu schildern...aber das wird sich verbessern lassen.
PS: Ich werde Sie auch bei "Alltag" platzieren.

Gruß,
Frank

 

Hallo Frank,

an für sich nicht schlecht. Kristin hat es gesagt: Das ist keine Geschichte, sondern eine Glosse. Vielleicht würde ich es dafür noch etwas übertreiben, vielleicht auch das Porsche- und Mallorcahaus-Klischee abwandeln, so hat man es zu oft gehört. Bleib besser bei deiner Welt, das kommt glaubwürdiger und wahrscheinlich auch witziger rüber.

Der Titel ist übrigens sehr gut gewählt.

Pe :xmas:

 

Hallo franky 36,

Dein Text passt wirklich besser zu `Alltag´, oder Du baust ihn in eine Satire um. Die Erklärung am Schluß, wie es besser sein sollte empfinde ich als überflüssig, dem Leser wird dies (spätestens) beim Lesen bewußt.
Gut ist die Gliederung in , na, sagen wir `mal `Abschiedsstufen´.

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Petdays

Leider fällt mir aus meiner Welt gerade keine passendere Übertreibung ein. Wäre nett, wenn du mir da einen Vorschlag hättest.
Danke für das Lob

Gruß, Frank

 

Hallo Woltochinen

Danke.
Ich hatte schon vor, den Text in "Alltag" umzusetzen, nachdem dieser Rat von mehreren Seiten kam. Ich sehe es auch mehr als eine alltägliche Schilderung, weniger als Satire.
Mir persönlich ist der Schluss wichtig.

Mfg, Frank

 

hi franky,

interessante beobachtung. es ist so, die abschiedszeremonien sind oft wirklich faszinierend.
die überlegung, die du einwirfst, die gesprächspartner sollten sich noch mal zusammensetzen, weil sie sich anscheinend noch nicht ausgiebig unterhalten haben, treffen, soweit ich es vermute, nicht den punkt.
du kannst das paradoxon selbst beobachten, denn stelle dir vor, sie hätten genug miteinander geredet, sie hätten sich nichts mehr zu erzählen, wie würde der verlauf weitergehen? wie würden sie sich dann verabschieden?
g: "tschüs"
gg: "ja, tschüs"

draussen denken g und gg von einander, sie seien unfreundlich und unsympathisch.
so wie du es im ansatz deines textes ja vermutet hast, es geht nicht um den inhalt des abschiedsgesprächs, es geht einfach um die komplizierte zeremonie, wie mache ich meinen gg glauben, dass ich mich kaum von ihm trennen möchte, so dass er nicht beleidigt ist, dass ich gehen. und der gg denkt, wie mache ich dem g glauben, dass er bei mir ein gerngesehener gast ist.
das ganze zielt nur auf ein uraltes und typisch deutsches problem ab: "wie verhalte ich mich, so dass meine umgebung nicht schlechtes über mich denkt.
siehst du die komplexibilität dieses themas? es fordert mehr tiefe und mehr erklärungsansätze. du lässt deinen leser unbefriedigt zurück; siehst du es?
vielleicht erweiterst du deine idee und machst daraus eine runde geschichte.
viel erfolg dabei :)
bye
barde

 

hallo barde

danke für die ratschläge. du hast vollkommen recht. da ließe sich noch was machen. ich werde das ganze überarbeiten, wenn ich mal zeit habe.

mdg frank

 

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