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Nach dem Kauf von Turnschuhen

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08.08.2014
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Nach dem Kauf von Turnschuhen

(ZU EINEM UNBESTIMMTEN ZEITPUNKT IN DER POSTMODERNE)


Lieber James,​

offen gestanden fehlen mir die Worte. Kann ich an Dich schreiben? Ich weiß nicht, was ich sagen soll... vielleicht – sorry? Ich fühle mich in besonderer Weise eingeschüchtert und hoffe, Du wirst mich aus Groll über mein negatives Feedback nicht an Ebay verpfeifen.

Ich dachte einfach, nach dem unbefriedigenden Kauf von Turnschuhen könnte ich meinem Ärger über die Bewertungsmöglichkeit Luft machen. Doch die ganzen Vorschriften, Richtlinen und Links, die Du mir zugeschickt hast: Die verwirren mich, denn ich verstehe nur einen kleinen Teil davon.

Was meinst Du bitteschön mit diesem komplizierten Wort, das ich nach dem Lesen gleich wieder vergesse? Diese Wort enthält mindestens zwei Silben. Verflucht.

Laidah kommeich aus eina bildunksvernen Schicht und stehe am Rande der Gesellschaft. Nicht in Isolation, aber Vereinsamung. Meine Familie wurde während des Kalten Krieges zwischen Kyrgyztan und Frankreich ermordet. Außerdem bin ich für einen Mann mit 1,49 M klein geraten. (Schuhgröße 36,5, in vielen Modellen aber auch 37!) Ich bin nicht groß. Und ICH HASSE ES, NICHT GROß ZU SEIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Daraus folgt:

Ich wollte mir mal etwas Besonderes leisten und dadurch Anerkennung erlangen. So suchte ich im Internet nach hochwertigen, Aufmerksamkeit erregenden Sneakers. Als ich Dein Angebot sah, die NIKE AIR MAX + 2014 LIMITED EDITION FLYWAY II wusste ich sogleich, ich will sie haben.

Diese Schuhe sollten mich über die Hässlichkeiten des Alltags wie Unsicherheit, Druck, Weltflucht und meine Sehnsucht nach Bestätigung hinwegtrösten. Mit Stolz wollte ich sie tragen, mein lieber Scholli! Aber Du hast mir eine andere Größe zugeschickt, 39. Ok, ich hätte sie Dir zurückschicken können, aber daraus wurde nichts – denn sie wurden mir geklaut. Vom Kumpel des Bruders von dem Neffen meines Nachbarn, der in der Nähe von Wellington, Neuseeland lebt.

Aber mach Dir deshalb keinen Kopf, ok? An Pechsträhnen bin ich gewöhnt, beziehungsweise spreche ich nicht mehr von Pech, sondern vom Lauf der Dinge. Es ist, wie es ist. Ich meine, i.... i-A-A-A-A-A-[enormes Stottern] A-a-A-a-a-a-a-A-A-A-a-ai, ich fühle mich unnütz. Wie abgestellt im Wartezimmer des Lebens. Ich meine, ich komme nicht wirklich aus irgendeiner hippen Stadt oder Gegend, ok? Mein Dorf habe ich noch nie verlassen, mir geht's fast wie den Schwarzweißmenschen in Pleasantville. Lieber wäre ich wie Omar Little aus The Wire, aber mehr die bürgerlich-angepasste Variante. Sie wurde nicht erfunden bis jetzt und könnte dann von mir mit Existenz und Berechtigung ausgefüllt werden.

Ich würde saugerne mal nach London fahren. Da kommst Du ja her, ne? Das muss eine echte Stadt sein, wo die Menschen nett zueinander sind, tolerant, offenherzig und bereit, sich gegenseitig zuzuhören.
In so 'ner Großstadt zu leben, muss der Hit sein! Ich würde das Einhundertsechsundfünfzigtausendste, siebenhundertneunte Haar von der rechten Seite meines Hinterkopfes geben, für einen Umzug. Leider fehlt mir das Geld dazu. So lebe ich in einem Dorf, das sich Stadt schimpft. Außer mir wohnen hier gerade mal zwischen neundzwanzig und eintausend Personen und seitdem ich denken kann, bin ich der Spott der Leute.

Nur weil ich ein siebenundvierzigjähriger Alleinstehender bin, muss ich nicht automatisch schwul sein, trotzdem flüstern meine Nachbarn und deren Nachbarn einander zwischen den Schläuchen der Autowaschanlage beim Gewerbegebiet Süd zu, ich wäre „schwul oder so“. Aber das stimmt nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Selbst wenn es wahr wäre, würde es an meiner Ausgangssituation nichts ändern: Ich bin und bleibe alleinstehend. Die Frauen in meinem Dorf mögen nicht mit mir zusammen sein. Heutzutage kann ich mit Fug und Recht sagen, dass sie entweder in festen Händen oder unfruchtbar sind. Doch das war nicht immer so – als sie noch zu haben waren, mieden sie mich, wechselten die Straßenseite, wenn sie mich von weitem kommen sahen oder verkrümelten sich auf die andere Seite von der Theke beim Peter, unten im Gasthaus. Die wollten nicht mit mir gesehen werden und heute ist es nicht anders. Sie haben sich daran gewöhnt wie an ein Lieblingsgericht oder den Wald.

Ich bin ein isolierter Faktor, denn die Väter, Brüder und Ehemänner schlugen mich damals nicht selten mit geballten Faustknöcheln nieder, mal, wenn sie einen schlechten, mal wenn sie einen guten Tag hatten.
Gleichzeitig war ich nicht imstande, zwischen Vertrauenswürdigkeit und einem Schreibblock zu unterscheiden. Aber die: fragten sich unentwegt, ob Dagobert Duck (die wohlhabendste Ente der Welt) der Vorsitzende „dieser“ bekannten und beliebten Baufirma, die den Mond gebaut hat, sei. Bis zum heutigen Tage sind die übrigens, nebenbei bemerkt, erzürnt über die Tatsache dass sie – ab frühem Kindesalter – mit der Abweichungen zwischen den sechsundzwanzig Buchstaben des Alphabets konfrontiert wurden.

Zum Glück halten sie sich als gestandene Männer den Großteil der sieben Wochentage im Gasthaus auf, doch hin und wieder falle ich draußen einem ihrer Töchter oder Söhne auf. Sie spucken dann in meine Richtung oder schmeißen glühende Nägel wie Dartpfeile an meine Wangen oder Stirn. Ob sie mich mobben oder nicht. Der Nachhall der Gewalt dauert an. Als hörten diese Familien stets den Klang und die Geräuschart meiner Schreie zwischen Gehörgang und Ohrmuschel schwingen, als würden sie meine schrille Stimme der Angst vernehmen, das Piepen des enthaupteten Mini-Transformers, biddo-biddo-nich-nich-TILT--- Es ist gewiss: Bald begingen sie aufgrund überbordender Langweile keine körperlichen Gewaltakte mehr an mir. Sie begannen, die Gewalt auf die soziale und tiefenpsychologische Ebene zu verlagern, schlichtweg durch die einfache und effektive Strategie des Übersehens.

Auf dem Marktplatz tun sie so, als sähen sie mich nicht oder sie sähen mich nicht oder sie tun so. Oder beides. Da sie mich nicht anschauen, kann ich das nicht feststellen. Ich verbeiße mich sodann in Zwänge aus Gedanken oder so ähnlich. Jedenfalls tut mir das nicht gut. Ich lenke mich dementsprechend ab und versuche, das Verhältnis einen neunstöckigen Hochhauses zu einem Grashalm zu ermitteln und verschwinde dabei aus ihrer Wahrnehmung.

Sie senken also nicht mehr ihre Köpfe zu mir herab, ihre Frauen ebensowenig. Na ja, nicht ganz. Mindestens eine der Ehefrauen schielt vereinzelt zu mir herüber, im Geheimen blinzelnd, irgendeine Art der Ablenkung simulierend.

Ich bin ein Rivale, da ich niemals einer war und nun bin ich kein Rivale, der nicht als Weichei durchgehen würde. Ich bin ein Mann. Was andere Männer an mir fürchten, steckt in ihnen selbst fest.

Aufgeben werde ich nicht! Ich werde mein Ding schon machen, ok?

Aah, übrigens: Vor'n paar Monaten...

AN DIESER STELLE STIRBT DER ERZÄHLER AN SEINER UNFÄHIGKEIT ZU VERSTEHEN. EINE FORTSETZUNG, JAMES, WIRST DU AUSSCHLIEßLICH UNTER FOLGENDEN BEDINGUNGEN ERHALTEN:


ERSTENS: Mach Deine Hausaufgaben beim nächsten Mal richtig und schreibe mir nochmal eine Mail wie Deine erste. Allerdings wird der Text ein Minimum von 98,2 % an Fremdworten erhalten und trotzdem plausibel, kohärent und in sich schlüssig sein müssen. Andernfalls werde ich den Text unmittelbar nach dem ersten Anlesen verbrennen, unspektakulär und sachlich.

ZWEITENS: Kontaktiere die Firmenzentrale von Ebay in Irland und teile zuständigen Entscheidungsträgern mit, Du möchtest die Geschäftsführerin zum Abendessen treffen. Du und sie (eine Nordamerikanische Mittfünfzigerin) könntet Sprudelwasser mit aufgelöstem Lysergsäurediathermit trinken und dabei siebzehn Stunden lang über die erste Silbe Deiner privaten Emailadresse reflektieren. In England nach wie vor zu wenig Regen, bin ich jung?

Nichtsdestotrotz markiert der Begrüßungscocktail lediglich den Anfang des Spezials: Gedimmte Lichter, eine Palme, Räucherstäbchen und ein auf Helligkeitsstufe ZWEI heruntergedunkelter Flachbildschirm. Im Hintergrund Mitchell and Webb mit Peepshow. Nach einer unnötig langen Weile Superhans in einer Totale. Superhans in einer Nahaufnahme. Superhans in einer Totale. Superhans in einer Nahaufnahme. Superhans in einer Totale. Superhans in einer Nahaufnahme. Superhans in einer Totale.

Wenn die bis in die Tiefe seiner Furchen durch das 4K-HD-TV-Gerät der Geschäftsführerin entlarvte Porenwüste seines Gesichts verschwunden sein wird, bemerkst Du einen Anflug von Vergnügung in der Mine der sonst so seriös anmutenden, puritanisch arbeitenden Geschäftsfrau. Unter ihren Klischee-dämonisierten Arbeitstränensäcken entdeckst Du Muster einer entspannten und zurückgelehnten Löwin. Ihr gefällt Superhans, sie lächelt verschmitzt, lässt sich fallen. Da ergreifst Du die Schönheit der Chance: Ihr zu berichten von dem Konflikt zwischen Dir und diesem affigen Kunden aus Deutschland, der verlangte, anständig behandelt zu werden.

Warum? wird die Geschäftsführerin wissen wollen-

Na ganz einfach, entgegnest Du ihr. Der Typ ist affig, weil...

Die Geschäftsführerin grinst mit zusammengezogener Stirn. Donner und trompeten! poltert sie. Das meine ich doch gar nicht. Mich interessiert, warum er anständig behandelt werden will.

* * *​

Du weißt nicht, wie auf diese Frage angemessen zu reagieren, also schaust Du die Dame reflexartig mit einer Schminke der Erhabenheit an und während Du so tust, sieht sie Dich an und durchschaut Dich bis in die Tiefe Deiner Eingeweide, davon allerdings derart gelangweilt, dass sie an etwas anderes denkt. Sie ist nicht interessiert an den Bedürfnissen eines jungen Mannes. Sie ist einfach.

Vielen Dank, James Perkins. Es war mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Ich hoffe, sie empfinden ebenso.

 
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Hallo Lars.
Bitte überdenke das inflationäre Verwenden von Satzzeichen, das wirkt extrem infantil. IN GROßBUCHSTABEN schreiben bedeutet nicht betonen, sondern schreien. Wenn Du etwas hervorheben willst, dann sollte es idealerweise im Text zu einer Überhöhung kommen, oder schreibe meinetwegen kursiv. Sonst habe ich das Gefühl, ich werde angeschrien.
Liebe Grüße,
Gretha

 
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Dein Gefühl ist für mich nicht von Belang wie die Stimmung von James für die Geschäftsführerin eines international operierenden Konzerns nicht von Interesse sein kann.

 

Dein Gefühl ist für mich nicht von Belang

Puh, da kann ja jemand wieder gut mit Kritik umgehen. Unmöglich.

Hallo Lars,

blöderweise habe ich deinen Kommentar nun vor der eigentlichen Geschichte gelesen. Und weißt du was? Ich habe nun auch keine Lust aufs Lesen mehr, denn ich habe das Gefühl, wenn es keine Lobeshymne wird, dann scheint es ohnehin umsonst zu sein. Aber das ist vermutlich eh nicht von Belang.

Gruß,
rehla

 

ZU EINEM UNBESTIMMTEN ZEITPUNKT IN DER POSTMODERNE
Die arme Postmoderne muss auch wirklich für jeden Schmu jedes Möchtegern- Künstlers herhalten.

 

Liebe Miglieder,

vielen Dank für Eure rege Kritik, mit der ich, entgegen der Aussage von rehla, gewiss umgehen kann -- sofern sie begründet ist und eine sachgerechte Funktion zu erfüllen vermag. Dies ist bei Gretha zumindest meines Erachtens nicht der Fall. Wenn sie schreibt

"Bitte überdenke das inflationäre Verwenden von Satzzeichen, das wirkt extrem infantil."

und

"Wenn Du etwas hervorheben willst, dann sollte es idealerweise im Text zu einer Überhöhung kommen, oder schreibe meinetwegen kursiv."

scheint sie nicht zu begreifen, was der Unterschied zwischen der Autonomie eines Autors und der Erhabenheit eines Kritikers ist. Will sagen: Insgesamt ist besonders die Literaturkritik ein von Unsachlichkeit und Anfeindungen geprägter Diskurs, was oftmals auf die Talentsehnsucht der Kritiker selbst zurückzuführen ist.

Ich freue mich über sachliche Anmerkungen. Falls Gretha mich aus der Reserve locken wollte: You made it. Well done. Aber ich stelle die Frage: Warum wolltest Du das, Gretha? Was gibt es Dir, über das Internet auf dem Wege der Gehässigkeit und der Konfrontation an einen fremden Mann heranzutreten? Was fehlt Dir, Gretha?

Mit freundlichen Grüßen,

Lars Brecher

 

Wow, die Verkehrspolizei hält die Ampel hoch. Und alle folgen ihr. Erstaunlich, über wieviel Selbstbewusstsein eine Gemeinde so genannter Autoren verfügt.

Ich gehe da lieber mit Handke und zwar immer und frontal gegen die Gruppe. Anders geht es nicht. Ruhm errreicht man nicht durch Komplimente. Es ist Ellenbogen, es ist Egoismus.

Ihr lobt Euch weiter und werft mit Emoticons herum. Ich bin gespannt auf Eure Veröffentlichungen.

 
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Thema ist geschlossen, bis sich die Gemüter abgekühlt haben. Das geht in eine Richtung rein, die nur hässlich wird.

Lars Brecher: Vielleicht liest du dich mal hier im Forum um, bevor du entscheidest, ob das Forum ein Ort ist, wo du dich wohlfühlen kannst oder dich künstlerisch entfalten kannst. Wenn du Kritik durch Angriffe auf die Kritiker zu entkräften versuchst, nehme ich dir die Antwort ab: Das Forum ist nicht der richtige Ort für dich.
Es geht nicht, obwohl es verständlich ist, dass Autoren, um ihr Ego zu schützen, wild um sich treten. Wenn man das zulässt, wird das Forum hier sehr schnell sehr hässlich.

Ich kann dir sagen: Wir haben hier im Forum jede Art von "Ich bin außerhalb jeder Norm, bin ein Einzelgänger, für mich gelten andere Regeln, ich bin ein Rebell"-Nummer schon ausgiebig durch. Und es langweilt unheimlich.

Also. Hier ist dicht.

 
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