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Nach dem Abendessen. Eine Szene.

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24.07.2003
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Nach dem Abendessen. Eine Szene.

Nach dem Abendessen.
Eine Szene.

(Dezember. Eine Wohnung am Kohlmarkt. Sechs Künstler, oder solche, die sich dafür halten, sitzen um eine Tafel. Mahagoni. Das Abendessen ist soeben zuende gegangen)


LUTZ GEORG (unbekannter Schriftsteller)

Lyrik hat mich immer irritiert.
Die Wortgewalt wirkt manieriert auf mich.

FRAU VON BARSZODY (schüttelt den Kopf)

Fangen Sie nicht wieder mit Rilke an.
Immer gehen Sie gegen Rilke vor.

LUTZ GEORG

Ich habe Rilke mit keinem Wort erwähnt.

HERR VON BARSZODY (Regisseur, etabliert)

Nachher haben wir noch Käse und einen guten burgenländischen Roten.

MARTIN HULAN (begnadeter Tenor mit Kehlkopfkrebs)

Von Rilke hat er nichts gesagt.
Was wäre die Musik ohne Lyrik?

LUTZ GEORG (zündet sich eine Zigarette an, die Schachtel mit der Aufschrift „Rauchen verursacht Krebs“ schiebt er in Richtung Hulan)

Dann wäre sie einfach nur Musik.
Was wäre die Lyrik ohne Musik?
Einfach nur Lyrik.
Und schon das ist mir zu wenig.

MARTIN HULAN

Sie haben niemals Lyrik geschrieben.
Was haben Sie überhaupt geschrieben?
Gelesen habe ich nie etwas von Ihnen, auch zu kaufen gibt es nichts von Ihnen.

HERR VON BARSZODY

Singen habe ich Sie auch schon lange nicht mehr gehört.

FRAU VON BARSZODY (wirft ihrem Mann einen zurechtweisenden Blick zu)

Wie dem auch sei.
Rilke habe ich immer gemocht.
„Der Panther“ ist ein Jahrhundertgedicht.
Dieses Gedicht besteht für die Ewigkeit.

LUTZ GEORG

Dass ich nichts veröffentlicht habe, kann mir niemand zum Vorwurf machen.
Ich schreibe, also bin ich Autor.
Erfolglos, aber Autor.

BERND HAUKE (Enkel eines Bildhauers; stark betrunken)

Ein Künstler sozusagen.
Ein sogenannter Künstler.
(höhnisches Lachen)

MARTIN HULAN

Seit gestern wird „Guillaume Tell“ in der Staatsoper gegeben.
Ich habe mir überlegt, hinzugehen.

FRAU VON BARSZODY

Die Inszenierung soll schrecklich sein schreibt „Die Presse“.

HERR VON BARSZODY

Wir werden nicht hingehen.
Ich bin ein Mann des Filmes.
Meine Filme hat man auf der ganzen Welt schätzen gelernt.
Vor drei Jahren bin ich nur knapp an einem Oscar vorbeigeschrammt.

LUTZ GEORG

Wenn „Die Presse“ das schreibt, würde ich auch nicht hingehen.
Natürlich würde ich niemals in eine Oper oder in ein Theaterstück gehen,
das von der „Presse“ in der Luft zerrissen wird.
Soviel ich weiß, hat die „Presse“ auch an Ihnen, Hulan, nie viel Freude gehabt.

(bläst Hulan Rauch ins Gesicht. Dieser wehrt mit der rechten Hand ab.)

CARINA TEFLIS (Kunstmalerin)

Wenigstens aber war sein Name mehrfach abgedruckt,
in einer großen österreichischen Tageszeitung.

MARTIN HULAN (lacht)

LUTZ GEORG

Schüttbilder kann auch jeder.

CARINA TEFLIS

Schüttbilder mache ich schon lange nicht mehr.

FRAU VON BARSZODY

Schade eigentlich, Ihre Schüttbilder haben mir am besten gefallen.

(bemerkt verlegen ihren Faux-pas)

HERR VON BARSZODY

Ihre Studien, Ihre derzeitigen Studien zum Thema
„Nationalsozialismus unter Kommunisten“ finde ich fantastisch.
Können wir uns Schüttbilder erwarten?

BERND HAUKE (schüttelt den Kopf, gießt sich Wein nach)

Sie sagte doch, dass sie keine Schüttbilder mehr malt.

LUTZ GEORG

Schüttbilder haben mich auch immer irritiert.
Jedes vierjährige Kind kann Schüttbilder malen.
Wie jedes vierjährige Kind Schüttbilder malen kann,
kann jeder Mensch lyrische Prosa schreiben.
Er bildet sich dann gleich etwas auf sich ein.

MARTIN HULAN

Natürlich, in Wahrheit sind Sie auch ein zweiter Handke.

LUTZ GEORG

Handke ist doch völlig indiskutabel, Herr Möchtegernpavarotti.

BERND HAUKE

Neidisch?

HERR VON BARSZODY (steht auf, geht in Richtung Küche)

Ich bringe jetzt den Käse.

FRAU VON BARSZODY

Lieber hätte ich einen süßen Wein zum Käse.
Zu Käse passt süßer Wein.
Eine Spätlese, eine Trockenbeerenauslese.

LUTZ GEORG

Handke bereichert sich am Unverständnis der Menschen.

CARINA TEFLIS

Abgesehen davon, dass ich das für völlig legitim halte, ist es einfach unrichtig.

BERND HAUKE

Er ist ja nur neidisch.

MARTIN HULAN

Schreiben Sie einmal wie Handke, Georg.
Haben Sie überhaupt jemals etwas geschrieben?
Wie gesagt, gelesen habe ich nichts von Ihnen.

HERR VON BARSZODY (kommt aus der Küche, eine Käseplatte ins Esszimmer tragend)

Jetzt habe ich tatsächlich noch eine Flasche Trockenbeerenauslese gefunden.

FRAU VON BARSZODY

Wunderbar

LUTZ GEORG

Rotwein passt besser.
Zu Käse habe ich gerne Rotwein.

BERND HAUKE (verächtlich)

Der Kenner.
Ein sogenannter Weinkenner.

MARTIN HULAN

Was an der Lyrik, Georg, wirkt manieriert auf Sie?
Erklären Sie uns das.

LUTZ GEORG

Wie ich schon sagte:
Mit ostentativ vorgetragener Wortgewalt, versucht man zu beeindrucken.
Dann kann es der größte Unfug sein.
Hauptsache, es klingt nach Literatur.

CARINA TEFLIS

Über Kunst kann man nicht streiten.

HERR VON BARSZODY

Vor drei Jahren, bin ich wie schon erwähnt, knapp an einem Oscar vorbeigeschrammt.

BERND HAUKE

Doch, über alles kann man streiten.
Könnte man nicht streiten, würde ja jeder immer alles hinnehmen.
Nähmen die Menschen alles hin, wären die Menschen nicht so, wie sie sind.

LUTZ GEORG

Und wie sind die Menschen?

BERND HAUKE

Größenwahnsinnig, selbstsüchtig und arrogant, wie Sie.
Wie Sie alle.

(Vorhang)


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Hallo Jeany Billroth!
Ähm, was soll das sein?
Es ist jedenfalls keine Geschichte mMn. Eher ein kleines Theaterstück (?)

Ich hab den Text nicht zu ende gelesen, weil es einfach ermüdend und langweilig für mich war.

Und was soll der Link unter der Geschichte? Der gehört da nicht hin.

bye und tschö

 

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