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Nähe Berlin

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05.12.2012
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Nähe Berlin

Er setzt sich zu ihr, weil sie ihm gefällt. Das fiel ihm nicht immer leicht. Früher setzte er sich oft genau neben einige Leute, weil ihm eigentlich ganz genau andere gefielen.
Sie hält seinen Blick mit dem ihren. Weiter, schauen sie einander an. Noch ein bisschen. Er sagt: „Hallo“. Sie schließt ihre Augen und lehnt ihren Kopf an die Scheibe der U-Bahn. Auf der anderen Seite des Glases ist eine schwarze Wand, die schnell vorüber zieht. Ohne zu enden.
Sie legt ihre kurzen Beine neben ihn, auf den Sitz ihr gegenüber. Er schaut sie an, kann nun ausgiebig schauen, da sie ihn nicht mehr sieht. Er stellt sein Bein neben das ihre, stößt an das ihre, stößt an das ihre, stößt an das ihre. Sie lächelt mit geschlossenen Augen neben denen die schnelle schwarze Wand vorüber zieht. Nie endet sie, weil sie die Erde ist, weil die rund ist.

Er legt seine Finger neben ihr Bein, das er mit dem seinen berührt, bewegt sie leise auf ihrer Strumpfhose. Sie lächelt, neben sich nur schwärze.
Er streichelt sie, beobachtet ihr lächeln. Sie setzt sich auf. Zieht die Beine zurück. Schaut ihn an. Sie sehen einander in die Augen. Als warteten sie auf etwas. Sie lehnt sich wieder zurück, legt ihre Beine wieder neben ihn, schließt wieder ihre Augen. Lächelt wieder.
Er streichelt sie.
Ein alter Mann, der sie beobachtet hat, setzt sich neben sie, dem jungen Mann gegenüber. Sie schauen einander in die Augen.
„Was hälst du von der Liebe, Mann!?“ fragt ihn der alte. Seine Stimme schlurrt. Trinkt einen Schluck Sterni.
Er schaut den Mann an, streckt die Brust raus. Massiert ihre Wade.
„Liebe ist der wunderbarste Fehler der Evolution,“ sagt er, damit es alle hören.
Der alte Mann lacht.
„Die Liebe in der Evolution ist die Voraussetzung dafür, dass das Mängelwesen Mensch entstehen konnte und sich entwickeln kann.“
Sie schauen einander an.
Die Bahn hält. Wo die schwarze Wand war, scheint nun weißes Kachellicht.
Sie steht auf, schaut ihm nicht noch einmal in die Augen, wartet darauf das die Türen sich öffnen. Er schaut sie an. Die Türen öffnen sich, sie geht. Am Kopf der Rolltreppe schaut sie sich noch einmal um. Ob er ihr auch nicht folgt. Am Ende des Tunnels erwartet sie noch mehr Dunkelheit.

 

Hallo Broke

Ich habe in deinem Profil gelesen, dass du hier bist, um zu lernen. Finde ich toll, denn nur dadurch kommen ordentliche Geschichten heraus.

Er setzt sich zu ihr, weil sie ihm gefällt. Das fiel ihm nicht immer leicht.

Den Anfang finde ich schon mal gut. Ich möchte wissen, was er für ein Problem in der Vergangenheit hatte.

... Sie hält seinen Blick mit dem ihren. Weiter, schauen sie einander an. Noch ein bisschen.

... Er stellt sein Bein neben das ihre, stößt an das ihre, stößt an das ihre, stößt an das ihre.

... Er legt seine Finger neben ihr Bein, das er mit dem seinen berührt, bewegt sie leise auf ihrer Strumpfhose. Sie lächelt, neben sich nur schwärze.


Und noch viele Stellen mehr. Dein Text ähnelt einer Videoaufnahme. Alles, was du siehst, schreibst du auch so auf, ohne wirklich die Geschichte zu erzählen. Nähe zu bringen.

Sie legt ihre kurzen Beine neben ihn, auf den Sitz ihr gegenüber.

Hier dachte ich zuerst, sie trägt Prothesen.

Ich möchte dir jetzt nicht den Mut nehmen, aber wenn man schreibt, sollte man gewisse Grundvoraussetzungen mitbringen, wenigstens ein Gefühl für die Sprache haben, dabei hilft lesen. Nimm dir ein gutes Buch und schau, wie es deine Lieblingsschriftsteller machen.

LG
Nachtschatten

 

@nachtschatten:
""Sie legt ihre kurzen Beine neben ihn, auf den Sitz ihr gegenüber."
Hier dachte ich zuerst, sie trägt Prothesen. "
-ziemlich witzig.

@Alex, vielen Dank! ich werde die Geschichte im Laufe dieses Wochenendes verbessern, mal schaun wie sie wird.

Beste Grüße,
Broke

 

Hallo Broke, an Deinem Text gefällt mir Dein Blick für Details des realen Lebens, die man dann wunderbar in einer KG verarbeiten, verdichten kann.

Ich teile allerdings die Ansicht Nachtschattens, daß eine KG eine andere Struktur braucht. In diesem Sinne würde ich zwischen "poetischer Reflexion" und KG unterscheiden. Mag sein, daß ich da zu sehr im klassischen Dreisatz Problem-Bemühung-Lösung feststecke, aber so wie es jetzt ist, scheint es mir auch eher eine Impression als eine Geschichte zu sein.

Was zum Stil:

Er schaut den Mann an, streckt die Brust raus. Massiert ihre Wade.
„Liebe ist der wunderbarste Fehler der Evolution,“ sagt er, damit es alle hören.
Der alte Mann lacht.
„Die Liebe in der Evolution ist die Voraussetzung dafür, dass das Mängelwesen Mensch entstehen konnte und sich entwickeln kann.“

In meinen Augen sind das Autorenphantasien. Es klingt irgendwie eitel, wie etwas, das vernünftige Menschen in solchen Situationen einfach nicht sagen würden. Ich finde es sehr wichtig, darauf zu achten, wie reale Menschen sprechen. Das dann in eine KG einzubauen, ohne daß es trivial klingt ist schwierig. Aber hier trägst Du, meiner Ansicht nach, zu dick auf.

Gruß Achillus

 

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