Nähe Berlin
Er setzt sich zu ihr, weil sie ihm gefällt. Das fiel ihm nicht immer leicht. Früher setzte er sich oft genau neben einige Leute, weil ihm eigentlich ganz genau andere gefielen.
Sie hält seinen Blick mit dem ihren. Weiter, schauen sie einander an. Noch ein bisschen. Er sagt: „Hallo“. Sie schließt ihre Augen und lehnt ihren Kopf an die Scheibe der U-Bahn. Auf der anderen Seite des Glases ist eine schwarze Wand, die schnell vorüber zieht. Ohne zu enden.
Sie legt ihre kurzen Beine neben ihn, auf den Sitz ihr gegenüber. Er schaut sie an, kann nun ausgiebig schauen, da sie ihn nicht mehr sieht. Er stellt sein Bein neben das ihre, stößt an das ihre, stößt an das ihre, stößt an das ihre. Sie lächelt mit geschlossenen Augen neben denen die schnelle schwarze Wand vorüber zieht. Nie endet sie, weil sie die Erde ist, weil die rund ist.
Er legt seine Finger neben ihr Bein, das er mit dem seinen berührt, bewegt sie leise auf ihrer Strumpfhose. Sie lächelt, neben sich nur schwärze.
Er streichelt sie, beobachtet ihr lächeln. Sie setzt sich auf. Zieht die Beine zurück. Schaut ihn an. Sie sehen einander in die Augen. Als warteten sie auf etwas. Sie lehnt sich wieder zurück, legt ihre Beine wieder neben ihn, schließt wieder ihre Augen. Lächelt wieder.
Er streichelt sie.
Ein alter Mann, der sie beobachtet hat, setzt sich neben sie, dem jungen Mann gegenüber. Sie schauen einander in die Augen.
„Was hälst du von der Liebe, Mann!?“ fragt ihn der alte. Seine Stimme schlurrt. Trinkt einen Schluck Sterni.
Er schaut den Mann an, streckt die Brust raus. Massiert ihre Wade.
„Liebe ist der wunderbarste Fehler der Evolution,“ sagt er, damit es alle hören.
Der alte Mann lacht.
„Die Liebe in der Evolution ist die Voraussetzung dafür, dass das Mängelwesen Mensch entstehen konnte und sich entwickeln kann.“
Sie schauen einander an.
Die Bahn hält. Wo die schwarze Wand war, scheint nun weißes Kachellicht.
Sie steht auf, schaut ihm nicht noch einmal in die Augen, wartet darauf das die Türen sich öffnen. Er schaut sie an. Die Türen öffnen sich, sie geht. Am Kopf der Rolltreppe schaut sie sich noch einmal um. Ob er ihr auch nicht folgt. Am Ende des Tunnels erwartet sie noch mehr Dunkelheit.