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Mysteroxitadion

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06.03.2002
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Mysteroxitadion

Mysteroxitadion

Roland lachte.

Dann lachte er nicht mehr.

Roland lachte erneut.

Dann wieder nicht.

Erneut lachte er – nur etwas lauter und anhaltender.

„Meine Güte! Ich lach mich tot!“ sein schwerer, massiger Bauch wackelte vor Freude hin und her. Wie ein wild wackelnder Wackelpudding warfen die Fettrollen kleine Wellen. Er lag längs auf seinem Sessel und schaute fern. Seine dicken Finger hatten Mühe, die Knöpfe der Fernbedienung richtig zu treffen. „Scheiße! Falscher Sender!“ er drückte wild herum und hatte kurz darauf seinen Lieblingssender auf dem Schirm. „Gut! Da ist er wieder.“ Momentan lief eine Talkshow. Zwei junge Frauen schrien sich gegenseitig an und titulierten sich mit den schlimmsten Ausdrücken. „Super! Das es so was gibt!“ beistimmend murmelnd legte er die Fernbedienung zur Seite und fummelte sich mit seiner linken Hand eine Büchse Bier aus ihrer Verpackung.

„Zisch...“; machte es. Er setzte an und schluckte ein großen Teil des Doseninhalts in seinen Leib. Den Genuß quittierte er mit einem lauten, anhaltenden Rülpser. Mit seiner rechten Hand nahm er ein Messer, das auf einer kleinen Anrichte lag und klappte es auf. Plötzlich fiel es ihm aus der Hand und blieb im Holzboden aufrecht stecken. „He, ganz schön scharf!“ Er drehte sich leicht nach rechts und beugte sich unter allergrößten Anstrengungen zu dem Messer und zog es heraus. Er schwitzte stark. Rolands wabbeliger Vorderbau glänzte hell weiß. „Ich habe Hunger!“ Er legte sich eine Scheibe Brot auf seinen Bauch, daneben ein in Folie eingepacktes Stück rohes Fleisch. „He, He, mein eigener eingebauter Tisch. Mein Bauch der Tisch ...“, murmelte er vor sich hin – doch seine Laune sank plötzlich beträchtlich. „So ein verdammter ...“, schimpfte er unzufrieden. „Keine Butter da!“, er legte alles wieder zur Seite. Äußerst grummelig wuchtete er aus dem Sessel auf und setzte seine mächtigen Stempel auf den Boden. „Ab in die Küche. Wenn ich nicht so faul wäre, dann würde ich mir das Stück Fleisch in die Pfanne hauen!.“ Er marschierte langsam und unter der Last seines Körpers los. In der Küche angekommen schaute er auf seinen alten, umweltfeindlichen ozonausspuckenden Kühlschrank, dann öffnete er dessen Tür. Gewaltige Mengen Fleisch lagen dort ordentlich verpackt und warteten auf den baldigen Verzehr. Irgendwo dazwischen lag eine Packung Butter. Er nahm sie, schloß die Tür sorgfältig und klopfte danach auf den Kühlschrank. „Mein guter alter Wunderkühlschrank!“ Dann und ging zurück. Vor seinem Sessel angekommen hörte er ein Geräusch durch das halboffene Fenster. Er ging zu selbigem und schob die vergilbte Gardine auf Seite. Mehrere Etagen tiefer hörte er ein Kind schreien. Es war gerade im Hof mit seinem Fahrrad umgefallen und lag nun auf dem Boden. „Halts Maul!“, rief er runter, doch niemand nahm ihn zur Kenntnis. „Es wäre besser, wenn noch mehr von euch verschwinden würden!“ Er spielte darauf an, das in den letzten Jahren immer wieder Menschen, vor allem aber Kinder, verschwunden waren. Die Nachmittagssonne brannte erbarmungslos auf die Häuserzeile und Roland hatte sich ein Dutzend Ventilatoren aufgestellt und sich seines Hemdes entledigt. „So ist das Leben angenehm ... was will ich mehr! Mit meinen 39 Jahren habe ich es geschafft, ich habe mein Ziel erreicht.“ dachte er sich und lauschte zugleich dem Geklopfe an der Wohnungstür. Er wollte sich gerade wieder hinsetzen, doch stattdessen stampfte er direkt in Richtung Wohnungstür. Er schaute durch das Guckloch. „Niemand da.“, er drehte sich um ... und hörte erneut das Klopfen. „Was soll das?“, rief er und riß die Tür auf und schaute links und rechts in den Flur.

Niemand zu sehen.

Danach warf er die Tür wieder zu und wackelte zurück in Richtung seines geliebten Sessels. Er warf sich hinein und schaute gebannt auf den Fernseher. Seine rechte Hand griff wieder nach dem Brot und nun auch endlich nach der Butter.

Da klopfte es wieder.

„So eine verdammte ...“, fluchte er und überlegte sich, was er tun sollte. „Das ist ja schlimmer als Sport!“, er klatschte mit seiner Hand auf seinen Bauch. Das Klopfen an der Tür ließ nicht nach. „Na gut, aber wehe da ist keiner.“ Er stand unter lautstarken Flüchen auf und ging zu Tür. Dort klopfte noch immer jemand. Roland postierte sich genau vor der Tür und legte seine Hand auf die Klinke. Er wartete ab bis es noch einmal klopfte. „Jetzt!“, er preßte die Klinke runter und warf die Tür auf. „Sie?“, fragte er verdattert.

„Sie??“, äffte eine steinalte Frau nach. „Was soll das?“, fragte Roland genervt. „Lassen Sie mich in Ruhe!“, fügte er noch hinzu. Er kannte die Alte, sie wohnte erst seit einigen Jahren hier neben ihm im Wohnbunker. „Na Roland, was macht der Bauch?“, sie zeigte mit ihrem knochigen Zeigefinger auf Rolands Prachtstück. „Dem geht es gut, aber was soll das? Und wieso klopfen Sie hier immer an meine Tür und verschwinden dann wieder?“ Rolands Kopf wurde knallrot vor Aufregung. Die Alte hatte lange, buschige rote Haare, die stark mit grauen Strähnen durchsetzt waren. Sie trug ein überlanges T-Shirt mit dem Aufdruck „Volkszählung nein danke.“ Ihr schmales Gesicht war in der Mitte gekrönt durch eine lange Nase, die am Ende eine dicke Warze beherbergte. „Was soll das denn nun? Sie wissen doch, das ich Sie nicht leiden kann – weil Sie so sonderbar sind. Und außerdem, was haben Sie denn da wieder drin?“ Roland zeigte auf einen schwarzen Müllsack, den Sie hinter sich her zog. „Nichts, nichts Roland was dich interessieren würde.“, fauchte sie . „Und wieso duzen Sie mich die ganze Zeit über? Was soll die ganze Geschichte überhaupt? Was habe ich mit Ihnen zu tun , dass Sie mir ständig an der Tür klopfen und mich anstarren?“ Roland war kurz vor dem Explodieren. Die Alte trat einen Schritt zurück und kicherte. „Mit dieser Geschichte hast du nichts zu...“; sie ging weiter und näherte sich ihrer Wohnungstür. Roland hatte sie einfach stehen lassen. Dessen roter Kopf setzte sich selbst nach etlichen Metern noch deutlich von seinem weißen, dicken Ballonbauch ab. „Wenn du wüßtest!“, hauchte sie leise vor sich hin und steckte ihren Wohnungsschlüssel in das Schloß. Sie drehte den Schlüssel zweimal herum und gab der Tür einen Stoß. Diese flog auf und sie stand in ihrer Wohnung. Die Fenster waren verschlossen und die Rolladen herunter gelassen.

„So ab mit dir!“ Sie wuchtete den Sack, den sie hinter sich her zog, in die Wohnung, schaltete das Licht ein und setzte sich auf einen Stuhl. „Das wird mir langsam zu viel ... dieses Gewicht.“; sie schaute auf den Sack. „Aber dieser Roland ... in dessen Fettlappen könnte der noch einen Untermieter wohnen lassen.“ Sie schaute sich in einem Spiegel an, der quer gegenüber an der Wand hing. Sie selbst war ausgesprochen dürr und alt. Letzteres wurmte sie mehr, aber an der biologischen Uhr konnte sie nicht drehen. „So, genug herum gegammelt, auf an die Arbeit!“; sie hüpfte auf und ging ins Bad – dort suchte sie nach einem Wäschekorb, den sie dann auch schnell fand und ins Wohnzimmer stellte. „Was das wieder für eine Sauerei gibt!“, sie schaute erneut auf den Sack. „ Ich bin aber wenigstens froh, das ich endlich eine Sorte Säcke im Supermarkt gefunden habe, die nicht so schnell einreist. Die hier sind richtig solide und halten was aus. Die anderen, die ich hatte taugten gar nichts. Einen Meter über den Boden schleifen und das Blut spritzte in alle Ecken! Ich kann von Glück sprechen, dass das bisher nicht weiter aufgefallen ist.“ Anschließend ging sie in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee aufzusetzen. Die Kaffeemaschine sabberte vor sich hin und die Alte rauchte dabei genüßlich einen Zigarillo. „Ah ..., tut das gut! Wenn man bedenkt, was für eine dreckige Arbeit ich noch vor mir habe...“, sie noch einmal kräftig an ihrem Zigarillo und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse Kaffee. „Also dann – ab an die Arbeit!“, spuckte in die Hände und ging auf den Sack zu. Sie hob ihn an und steckte ihn in den Wäschekorb, dann schleifte sie den in das Bad. Dort angekommen nahm schnitt sie ihn längs auf. „Eigentlich könnte ich den ja wiederverwenden - aber andererseits stinken die so...“, sie schnitt weiter und legte den Inhalt frei. „Buah, was stinkt das ekelig faulig!“, sie rümpfte die Nase. „Es wird höchste Zeit mal ...“, plötzlich klingelte das Telefon. „Ja bitte?“, fragte sie in den Hörer – und die andere Stimme meldet, das sie in der untersten Etage ein Paket abholen könnte, das am Morgen für sie abgegeben wurde. Und zwar in der Metzgerei. Sie legte auf. „Dumme Pute! Ich war doch eben da unten, wieso konnte mir nicht sagen, das da ein Paket für mich abgeben wurde!“, leicht verärgert warf sie den Hörer auf die Gabel und schaute in das Bad. „Hoffentlich kommt jetzt niemand. Ganz passen tut mir das nicht...“, resignierend hob sie die Schultern. „Dann gehe ich eben wieder runter...“, sie nahm den Wohnungsschlüssel, schaltete das Licht aus und ging los. „Gerade ohne Aufzug macht das besonders viel Spaß!“, frotzelte sie mit sich selbst.

Unten in der Metzgerei schaute sie nach einer Verkäuferin. „He, hallo – niemand da?“, rief sie. Nach wenigen Sekunden kam eine junge Frau aus der Schlachtküche. „Ja bitte?“, fragte sie. „Hier ist ein Paket für mich abgegeben worden...“, schnauzte sie die junge Frau an. „Ja, ja, tut mir leid, der Chef hat mir eben gesagt, dass ich Sie anrufen sollte...“, die junge Frau klang eingeschüchtert. „Also dann – her damit!“, die Alte sah schon hinter der Theke ein gelbes Päckchen. Die Verkäuferin übergab das Transportstück und verabschiedete die Frau. Also ob ihr ein Stein vom Herzen gefallen wäre, ging sie zurück in die Schlachtküche zurück. „Na – was war?“, fragte der Metzger. „Die Alte von oben war da ... hatte das Päckchen abgeholt.“ Der Metzger lachte – „Ich hatte vergessen, der zu sagen das das hier für sie war. War sie sauer?“, fragte der Mann. Die junge Fleischverkäuferin nickte. „Denke schon.“ Kurz darauf konzentrierten sie sich wieder auf ihre Arbeit. Hin und wieder kam ein Kunde in das Geschäft, der Betrieb hielt sich allerdings in Grenzen. „Chef ...“; fragte die Fleischverkäuferin „... was halten Sie denn davon, das ständig Menschen verschwinden? Ich meine hier in der Nähe. Das ist doch beängstigend? Oder?“ Sie schaute den Metzger an.

Dieser schlug mit einem Beil wortlos auf ein Stück Fleisch ein, spaltete den Knochen und sortierte alles in die entsprechenden Eimer. Erneut hob er das Beil und ließ selbiges in einen dicken Knochen sausen. Danach schaute er seine junge Verkaufskraft an. „Jeden Tag, auf der ganzen Welt verschwinden Menschen. Alte und junge. Männer und Frauen...“, er rieb sich mit seiner Hand unter der Nase. „Wieso ist das hier dann ungewöhnlich?“ „Nun, ich finde es schon sehr merkwürdig, das hier in unserer Gegend vor allem so viele Kinder verschwinden. Wenn ich eines hätte, würde mich das beunruhigen. Sehr sogar.“ Der Mann schlug auf einen Schweinskopf ein und spaltete ihn, dann entnahm er das Hirn und legte es beiseite. „Ich finde es so grausam!“, hauchte die junge Frau. „Ich kenne jemanden, dessen kleine Tochter seit einem Jahr verschwunden ist. Die Eltern wissen nicht, ob sie noch lebt oder ob sie ...“ „ ... tot und zerhackt ist?“, der Metzger grinste – aber nur er. „Wie? Was?“, die Frau stockte. „He, das war doch nur ein Spaß.“, er schlug weiter auf die Reste der Sau ein, die er sich auf den Hackklotz legte. „Aber aus irgendeinem Grund bringt jemand andere Menschen um. Sie verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Wo könnten die Leichen dieser Menschen denn hin verschwinden? Wohin?“, die junge Frau dacht etwas im Laden gehört zu haben – sie drehte sich um und ging einen Schritt in Richtung des Ladenlokals. Der Metzger drehte sich ebenfalls zur Seite – und hob das scharfe Beil hinter ihr hoch. „Ne, da war niemand!“, sie drehte sich um und sah den Metzger – dieser schaute grimmig und ließ seine Augenlider zu schmalen Sehschlitzen zusammen gleiten. „Was soll das?“, schrie die junge Frau. Der Mann machte einen Schritt auf sie zu – sie einen in Richtung Laden. „Sie ... sie haben mein Geheimnis entdeckt!“, flüsterte der Metzger. „Mein Geheimnis!“, er schwang das Beil einige Male durch die Luft. Die junge Frau stolperte rückwärts und hielt sich gerade noch an einer Tür fest – so rutschte sie langsam zu Boden. In diesem Moment betrat eine Kundin den Laden und erkannte durch die geöffnete Tür das schaurige Bild.

Der Metzger mit dem Beil in der Hand.

Sie hielt die Hand vor dem Mund.

Und lachte laut.

„Meine Güte!“, sie hielt sich vor lauter Lachen an der Eingangstür fest. „Mensch Paul! Machst du immer noch deine Scherze mit dem neuen Personal?“, die Frau kannte den Metzger – und umgekehrt. Er ließ das Beil runter und legte es einen Tisch. „Paul! Das sind noch immer die alten Tricks, neue Verkäuferinnen zu erschrecken!“, sie lachte etwas leise und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Der Metzger – Paul – lachte nun auch, und reichte der auf dem Boden liegenden jungen Fleischereifachverkäuferin, die noch neu in seinem Geschäft war, die Hand. „HE, das was wirklich nur Spaß!“, sagte er lachend. Die Frau auf dem Boden hatte einen kreidebleichen Gesichtsausdruck. Das hatte gesessen. „Ich kenne Paul doch gut. Ich habe mal hier gearbeitet. Mit mir hatte der das auch gemacht.“ Die drei unterhielten sich angeregt. In diesem Moment stand die Alte wieder im Laden. „Hallo ...“, der Metzger stellte sein Grinsen und Lachen ein. „Stimmt was nicht?“, er schaute sie musternd an. „Das Paket!“, sie zeigte auf den gelben Karton. „Das ist nicht für mich.“, mein Nachname wird in der Mitte mit ey geschrieben – nicht mit ei. Also Meyer und nicht Meier.“ Sie knallte den Karton auf die Theke. „Ich wird dem Postmann das morgen mitgeben...“, Paul konzentrierte sich wieder auf die beiden Damen. „Ihre Sachen dauern noch ein wenig!“; fügte die Alte hinzu. „Mindestens bis heute Abend.“ „Ja ... ja..., ist schon recht! Machen Sie es nur so gründlich wie immer! Hauptsache es ist alles weg.“, rief Paul ihr hinterher als sie den Laden verließ. „Die kommt ja nicht auf die Idee, das dieses Paket doch für sie sein könnte?“ meinte die junge Frau. Paul hob die Schultern – „Na und – ist mir egal. Ich kümmere mich drum. Aber hoffentlich artet das nicht aus und ich muß hier einen Paketschalter einrichten.“; sie lachten wieder.

Die Alte erklomm die Treppe zurück in ihre Wohnung, dabei kam sie an mehreren Wohnungstüren vorbei. Die meisten der Menschen, die hier wohnten kannte sie nicht – und wollte sie auch gar nicht kennen. „Anonymität hat auch ihre guten Seiten!“; meinte sie immer und kam in die Nähe von Rolands Wohnungstür. Sie lauschte dem, was von dort drinnen nach außen drang. „Du Fettbeutel!“; dachte sie abwertend. „Du bist so fett wie 10 Menschen.“, sie ging an seiner Wohnungstür vorbei. Drinnen dudelte irgendeine Fernsehsendung vor sich hin. Kopf schüttelnd ging sie weiter und öffnete ihre Wohnungstür. Sie schaltete das Licht an und schaute sich um. Die Rolladen waren noch immer unten. „Ach so, das Bad!“, sie erinnerte sich daran, das sie ja eigentlich noch Arbeit dort liegen hatte. Sie beugte sich über den Sack, der im Wäschekorb lag. Den Sack hatte sie ja bereits aufgeschnitten. „So, so... mal sehen.“, sie legte eine Plastikfolie aus und verteilte alles, was sie in dem Sack fand, auf dem Boden.

„Hm..., hm... nicht schlecht!“, flötete sie – das wird meinem Metzger gefallen. „Wie ich alles verteilt bekomme! Da bleibt nichts mehr übrig!“, sie frohlockte und freute sich wie lange nicht mehr. Sie mochte es, ihre Arbeit gut und gründlich zu erledigen – und ohne eine Spur zu hinterlassen. In der Küche warf sie den Ofen an und packte ihre elektrische Küchensäge aus. „Eigentlich eine Schande – der Metzger hat so gutes Werkzeug, aber ihm schauen zu viele zu.“ dachte es und begann zu sägen.

Rolands Kühlschrank hatte sich an diesem Nachmittag ordentlich geleert. „Mist!“; fluchte er, als er sich eine Büchse Bier holte. „Habe ich heute Nachmittag wirklich so viel gemampft?“ Er hatte. Das ganze gute Fleisch war verschwunden, alles in seinen Bauch gewandert. „Sonst ist der doch immer voll!“, er schlug die Tür zu – „Ich dachte, du wärst mein Wunderkühlschrank?“, mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck drehte er sich um und ging einige Meter weiter. „Bitte, bitte!“, er faltete die Hände zusammen. „Lieber Wunderkühlschrank, lass es wieder passieren!“; er ging in Richtung seines Sessels und stellte die Büchse Bier aus seinen Tisch ab. Gebannt starte er in die Küche. Manchmal klapperte es merkwürdig in seinem Kühlschrank.

So auch diesmal.

Mit zittrigeren Händen ging zurück in die Küche. Er schaute genau auf den Kühlschrank. „Los, mach es, mein Freund! Mach es!“, immer näher ging er auf ihn zu und streckte die Arme aus. „Gleich gibt es was zu essen, wieder leckeres, frisches Fleisch!“, nun erreichte er den Kühlschrank. Er drückte den Kühlschrankgriff nach unten und zog daran.

„Danke!“, rief er. Der Kühlschrank, der eben noch leer war wie die Sahara, nun wieder angefüllt mit frischen Leckereien. „Hm!“, er nahm ein Stück Fleisch heraus. „Nanu...“, er lächelte. „Haare...“, er fummelte sie aus dem Fleisch heraus. „Das kann mal passieren – mein Wunderkühlschrank.“ „Bitte, bitte...“, die Alte hatte im richtigen Moment noch ihre Hand aus dem Kühlschrank gezogen. Durch eine kleine Klappe konnte sie die Fleischpäckchen durch die Wand ihrer Wohnung in den Kühlschrank werfen.

„Guten Appetit!“, sagte sie lachend. „Der Metzger wird sich freuen. Aber der hier frißt ja auch alles!“

Ende.

 

Hi Stephan
Ich muss dir leider sagen das mich deine Geschichte nicht so richtig begeistert hat.
Bei mir ist leider keine richtige Spannung aufgekommen als ich die Geschichte gelesen habe.
Ausserdem finde ich sie sehr voraussehber.

Den Schluß der Geschichte hingegen fand ich ganz gut und teilweise fand ich auch die Beschreibungen der Personen gelungen.
Aber wie schon gesagt, Spannung kam bei mir leider nie auf.

Hier noch ein paar Sachen die mir aufgefallen sind:
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„Mein guter alter Wunderkühlschrank!“ Dann und ging zurück.
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Da fehlt ein Wort!

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„So, genug herum gegammelt, auf an die Arbeit!“
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Ich weiß nicht aber ich denke eine alte Frau benutzt keine Wörter wie herumgammeln.

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eine Sorte Säcke im Supermarkt gefunden habe, die nicht so schnell einreist.
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einreißt

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was für eine dreckige Arbeit ich noch vor mir habe...“, sie noch einmal kräftig an ihrem Zigarillo
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----------------
Dort angekommen nahm schnitt sie ihn längs auf.
----------------
Hier fehlen auch Wörter.

Es gibt noch ein paar mehr Stellen wo ein Wort fehlt und ein paar Rechschreibfehler sind auch drin, aber nix dramatisches.

Ok, das wars von mir.
K-Revenger

 

Hallo,
das mit der Spannung stimmt wohl (mal ganz zu schweigen von den fehlenden Wörtern), allerdings war die Geschichte eher als "kleine Groteske" angedacht. Deswegen war sie wahrscheinlich in der Rubrik Horror auch falsch. Leider war mir das erste später eingeleuchtet.

Aber man lernt ja nie aus!
Danke
Stephan

 

Wenn Du magst, kann die Geschichte verschoben werden. Einfach Ginny oder mich kontaktieren.
Außerdem wäre es schön, wenn Du zumindestens die fehlenden Wörter ergänzen würdest - die Leser würde das sicher freuen.

 

Hi Stephan,

schon letztes Mal habe ich mich gefragt, was mir an Deinem Stil missfällt...

Jetzt weiss ich es. Dir fehlt ein ausgeprägter(er) Sinn für Atmosphäre.

Deine Ideen sind wirklich gut und originell, aber dadurch, dass Deine Geschichten jedesmal in reine Situationsbeschreibungen ausarten -

Der Prot macht das. Jetzt macht er das, dann macht er das...

- nimmst Du der Geschichte viel von der Stimmung...

(By the way, sollte die Story eine Referenz an Delikatessen sein??? Oder ist die Übereinstimmung Zufall??? Die skurrilen Charakterbeschreibungen könnten glatt dem Film entsprungen sein. Was kein Vorwurf sein soll...)

Sehr interessant finde ich die relativ fliessenden Sprünge von einem Protagonisten zum nächsten - auch eine sehr gute Idee...

Und auch das Ende fand ich sehr interessant...

Jetzt zu Deinem Problem:

Nachdem Du Deine Geschichte geschrieben hast, setze Dich mit den einzelnen Szenen auseinander. ich weiss, dass ist mühsam und kompliziert, aber versuche zu ergründen, wie die jeweiligen Charaktere denken, handeln und vor allem FÜHLEN.
Denn die Gefühle der jeweiligen Protagonisten kommen bisher am Wenigsten rüber - meiner Meinung nach.

So wirken zum Beispiel die ersten Sätze über Rolands Lachen wie aus dem Nichts gegriffen. Sie scheinen auch für die Geschichte nicht von Bedeutung zu sein, da Du in Deinem ersten längeren Absatz ihn eh schon wieder - immer noch - lachen lässt...
Kurze Sätze sollten immer einen bedeutungsschweren Inhalt haben, der entweder den Leser neugierig macht oder ihn ablenkt.

Dann der erste längere Absatz.
Stell Dir dazu folgende Fragen und versuche sie einzubauen und rüberzubringen.

Wie fühlt es sich an, wenn man sich schlapplacht?
Jeder weiss, wie es ist:
Man hat fast nen Muskelkrampf im Gesicht, hält sich den Bauch, der vor Lachen weh tut, bekommt kaum noch Luft, spürt vielleicht sogar leichte Stiche in der Lunge, weil man viel mehr Luft holt, als beim normalen Atmen...
Wie geht es einem überaus gewichtigen Menschen, der wahrscheinlich auch noch ein paar (leichte) gesundheitliche Probleme hat?

Und wenn das Lachen schlagartig verstummt, weil er den Sender gewechselt hat.
Aber warum?
Warum ist der Sender weg, über den er grade noch gelacht hat???
Kam ne Werbepause?
Hat er sich beim Lachen vielleicht aus Versehen auf der Fernbedienung abgestützt oder draufgeschlagen?
Bitte erklären.

Es sind nur Kleinigkeiten, aber wie im Leben machen die richtigen Kleinigkeiten die Geschichte aus...
Stell Dir vor, wie Du die Situation sehen würdest und versuche dann ein anderer zu sein. Diskutiere vielleicht im Geiste mit dem Anderen. Was ist er für ein Kerl?
Warum hängt er nur vorm Fernseher rum und frisst sich tot?
Warum glaubt er, alles geschafft zu haben?
Was hat er überhaupt geschafft?
Warum findet er sein Leben so toll?
(Warum mag er keine kleinen Kinder?)
Du must diese ganzen Sachen nicht in der Geschichte erzählen, aber Du würdest dem Leser helfen, Roland zu verstehen - sie würden ihn immer noch nicht mögen, aber verstehen (evtl.)

All diese Informationen geschickt verpackt würden dem Protagonisten eine gute Charakterisierung verpassen. Das gilt auch für die anderen Personen.
So ist die Alte zwar schrullig, aber warum tötet sie die Kleinen oder lässt zu, dass der Metzger sie tötet? Hier könnte der Grund etwas total Absurdes sein, was zu einer Groteske passt. Vielleicht ist der Metzger ihr Sohn, oder irgendein Balg hat ihr mal vor langer Zeit den Krückstock weggerissen oder ihr ein Bein gestellt?

Bei einer Groteske geht es sehr um die Beschreibung des Umfelds - eine groteske Handlungswelt darzustellen, die in sich funktioniert.

So, jetzt habe ich Dich genug vollgeschwätzt. Auch hier wieder das Fazit vom letzten Mal:

Deine Ideen im Hintergrund finde ich erstklassig, aber an der Ausarbeitung musst Du noch arbeiten.
Vielleicht ein wenig mehr Zeit beim Nacharbeiten nehmen...und nicht unterkriegen lassen :D

Henry Bienek :cool:

 

Hallo Stephan,

ich fand deine Story wenig erbaulich. Vorsichtig formuliert würde ich sagen, daß dein Stil noch stark ausbaufähig ist.

Zum einen hat Henry schon einen sehr wichtigen Punkt angesprochen. Du beschreibst Situationen sehr emotionslos, manchmal weist der Text den Spannungsgehalt einer Gebrauchsanleitung auf. Ich vermisse in dieser Geschichte Elemente, die mich als Leser das Geschehen mitempfinden lassen.

Was ich zudem als sehr störend empfunden habe, waren (für mein Empfinden) viele seltsam klingende bwz. unfreiwillig komische Textstellen, z.B.:

„Zisch...“; machte es.

Klar macht es "zisch", aber es hört sich reichlich ungeschickt formuliert an. Das ist in etwa so, als würdest du eine Spukschloßgeschichte schreiben, dein Protagonist öffnet eine Tür, und dann... "Knarr", machte es. Ich hoffe, du weißt, was ich sagen will.


Mit seiner rechten Hand nahm er ein Messer, das auf einer kleinen Anrichte lag und klappte es auf. Plötzlich fiel es ihm aus der Hand und blieb im Holzboden aufrecht stecken. „He, ganz schön scharf!“

So what? Die Szene hat für mich einen "Huch"-Charakter. Huch, mein Messer fällt mir plötzlich aus der Hand. Huch, ist ganz schön scharf. Laß ihn das Messer doch lieber betrachten, die funkelnde Klinge, die rasiermesserscharfe Schneide... vielleicht ist ja eine Scharte in der Schneide... vielleicht ist der Griff abgenutzt... vielleicht könnte er die Schärfe der Klinge ja an einem Gegenstand, oder, da du in Horror gepostet hast, an seinem Finger, seinem Arm oder Ähnlichem prüfen... irgendwas in der Art eben, nur nicht... "fiel plötzlich aus der Hand, war ganz schön scharf".

Er legte sich eine Scheibe Brot auf seinen Bauch, daneben ein in Folie eingepacktes Stück rohes Fleisch. „He, He, mein eigener eingebauter Tisch. Mein Bauch der Tisch ...“, murmelte er vor sich hin – doch seine Laune sank plötzlich beträchtlich. „So ein verdammter ...“, schimpfte er unzufrieden. „Keine Butter da!“, er legte alles wieder zur Seite.

Oh Mann, sorry, aber das erinnert mich an Sprechblasen aus Comics. An solchen Stellen geht bei mir jedes Gefühl für Atmosphäre oder Spannung flöten.

„Meine Güte! Ich lach mich tot!“ sein schwerer, massiger Bauch wackelte vor Freude hin und her. Wie ein wild wackelnder Wackelpudding warfen die Fettrollen kleine Wellen.

Hier hätte jeder Wackeldackel seine helle Freude. Insbesondere die Formulierung "wild wackelnder Wackelpudding"... :rolleyes:

„Ab in die Küche. Wenn ich nicht so faul wäre, dann würde ich mir das Stück Fleisch in die Pfanne hauen!.“

Erinnert mich an meine Kindheit: "Und jetzt ab ins Bett."
So etwas paßt vielleicht als Teil eines Dialoges. In Sachen Selbstgespräch/Gedanken erscheint mir "Ab in die Küche" sehr unrealistisch.

Die Nachmittagssonne brannte erbarmungslos auf die Häuserzeile und Roland hatte sich ein Dutzend Ventilatoren aufgestellt und sich seines Hemdes entledigt.

Ok, es herrscht eine Bullenhitze draußen, aber ich hätte ihr nicht dadurch Ausdruck verliehen, daß der Dicke gleich ein ganzes Dutzend von Ventilatoren in seiner Bude aufgestellt hat. Meine Güte, da kann er ja schon fast ein Fachgeschäft eröffnen.

Er ließ das Beil runter und legte es einen Tisch. „Paul! Das sind noch immer die alten Tricks, neue Verkäuferinnen zu erschrecken!“, sie lachte etwas leise und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Der Metzger – Paul – lachte nun auch, und reichte der auf dem Boden liegenden jungen Fleischereifachverkäuferin, die noch neu in seinem Geschäft war, die Hand. „HE, das was wirklich nur Spaß!“, sagte er lachend.

Hier kommt´s knüppeldick: Zunächst läßt Metzger Paul das Beil runter und legt es einen Tisch. :eek:
Dann scheinen alle Lachgas eingeatmet zu haben; störende Wortwiederholung, auch wenn die Kundin nur etwas leise lacht. :rolleyes:
Völlig unnötig auch der erklärende Zusatz: "Der Metzger - Paul -..."
Welcher Metzger denn sonst? Und selbst wenn es zwei oder mehr Metzger gäbe, dann müßte sich aus der Story heraus ergeben, welcher Metzger nun gerade gemeint ist. Spätestens an solchen Stellen muß doch auch dem Autor selbst klar sein, daß seine Geschichte nicht mehr verständlich ist, weil er sonst diese von der Geschichte losgelöste Zusatzinformation nicht einbringen würde. Das wäre für mich ein klarer Hinweis für wenig Mühe bei der Überarbeitung der Rohfassung.

„Das ist nicht für mich.“, mein Nachname wird in der Mitte mit ey geschrieben – nicht mit ei. Also Meyer und nicht Meier.“

Hier mußte ich echt laut lachen. Es handelt sich um einen Dialog, und wenn ich mir vorstelle, daß jemand zu mir sagt: "Also, ich heiße Meyer und nicht Meier", dann würden mir die Geheimnisse der Phonetik nicht den Hauch einer Chance geben, die Schreibweise daraus abzuleiten. Das gleiche wäre: "Ich heiße Schmidt und nicht Schmitt." Wohlgemerkt, es handelt sich hier um einen Dialog!

So, jetzt bist du wahrscheinlich ziemlich sauer. Mich haben diese Dinge (und davon sind noch einige in der Story) derart gestört, daß ich beim Lesen öfters innehalten mußte und den eigentlichen Inhalt gar nicht richtig aufgenommen habe.

Trotzdem liebe Grüße,
Somebody

 

Hallo,
ich nix sauer.

Ich muß euch allen Recht geben. Aber manchmal "juckt" es in den Fingern und ich muß was schreiben. Das es vielleicht am Ende besser wäre den Text mal liegen zu lassen, liegt nahe. Aber auf der einen Seite ist die Kritik die ich hier erfahre doch sehr gut für mich...

... also, Danke!
Bis zu meinem nächsten "schauer" Stück.
Stephan

 

Die Geschichte fand ich ganz gut. Stilistisch wurde schon einiges gesagt, wobei mich "hehe"s nicht stören, vielmehr solche Skurillitäten wie "schluckte Bier in seinen Leib" oder "wie ein wilder Wackelpudding".

Eine Metapher fand ich geil: "Die Kaffeemaschine sabberte vor sich hin"

r

 

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