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Mutterhass und Liebe!!

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23.12.2001
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Mutterhass und Liebe!!

Es war ein heisser Sommertag. Vielleicht sogar der wärmste Tag des Jahres. Maria saß auf der Terrasse und sah auf die Straße. Schon seit einigen Tagen war ihr nicht gut gewesen, aber heute ging es ihr besonders schlecht. Ihr Kopf dröhnte und sie hatte starke Unterleibschmerzen. Völlig verschwitzt und müde schleppte sie sich am Nachmittag zu ihrem Arzt. Das Wartezimmer war total überfüllt. Sie sezte sich und schloss die Augen. So vergaß sie die lange Wartezeit. Plötzlich ertönte ihr Name durch den Lautsprecher.
Jetzt saß sie dem Arzt gegenüber und starrte ihn an. "Was habe ich denn jetzt?" fragte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Sie sind schwanger, Frau Meißner!" sagte er und lächelte sie an"Herzlichen Glüchwunsch!" Er stand auf und reichte ihr die Hand. Maria saß wie angewurzelt auf dem Stuhl. Sie war weiss wie die Wand. Ohne eine Reaktion verließ sie die Praxis. Sie konnte es nicht fassen! Sie hatten doch immer aufgepasst. Wie sollte es denn jetzt nur weiter gehen? Sie hatte doch gerade einen neuen Job angenommen. Ein innerlicher Hass gegen das ungeborene Kind bäumte sich auf. "Du hast mir jetzt gerade noch gefehlt!" fluchte sie. Zu Hause angekommen schlug sie die Wohnungstüre zu. "Da bist du ja! Ich habe schon auf dich gewartet! Was hat der Arzt gesagt?" fragte Eduart, ihr Mann. Völlig erschöpft ließ sie sich auf den Wohnzimmersessel fallen und starrte aus dem Fenster. "Ich bin schwanger!" sagte sie in einem leisen, tauben Ton. "Was, du bist schwanger!" Er riss seine Augen weit auf. "Wie konnte das denn nur passieren? Wir haben doch immer aufgepasst!" seine Stimme wurde lauter. "Ich weiss es doch auch nicht! Wahrscheinlich haben wir eben doch nicht immer aufgepasst!" ihr Ton wurde strenger. "Das kann doch nicht sein! Du hast doch erst einen neuen Job begonnen! Kannst du mir sagen, wie es jetzt weiter gehen soll?"
Völlig außer sich rannte er zur Türe hinaus und schlug sie hinter sich fest zu. Das Geräusch schmerzte in ihren Ohren. Sie heulte. Sie heulte den ganzen Tag und die folgende Nacht...

Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme. Sie war im achten Monat und lebte auch ohne ihren Mann weiter, der nach dem besagten Nachmittag nicht wieder nach Hause gekommen war. Sie kommunizierten nur noch über ihre Anwälte.
Die ganze Schwangerschaft konnte sie keine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen. Sie konnte die Gedanken, der Schuld des Babys an ihrer Scheidung, nicht verdrängen. Das Kind war nach wie vor eine Plage für sie und sie fürchtete den Tag das es auf die Welt kommen würde. Sie konnte es bis heute nicht fassen, dass es für eine Abtreibung damals zu spät gewesen war...

Die Geburt war einfach schrecklich. Mit jeder schmerzenden Wehe wuchs der Hass auf dieses Balg in ihrem Bauch. Ganze 27 Stunden musste sie sich quälen. Als sie das Geschrei ihres Babys hörte schloss sie sie Augen und drehte sich zur Seite. Sie konnte es nicht ansehen. Erst zu Hause nahm sie sich die Zeit ihr Mädchen genau anzuschauen. Sie verzog ihr Gesicht, sie hatte sehr große Ähnlichkeit mit ihrem Ex-Mann. Immer wenn sie sie ansah, sah sie ihn. Völlig genervt und unzufrieden wechselte sie die volle Windel. Ihr Magen drehte sich um, sie musste sich übergegeben. "du stinkst ja schlimmer wie Pferdemist!" keuchte sie und wischte sich über den Mund. Angeekelt legte sie ihre Tochter in ihr Bettchen und verließ das Zimmer. Das Baby hatte noch keinen Namen und sie machte sich auch nicht die Mühe auch nur einen Moment darüber nach zudenken.

Sie fühlte sich befreit.
Es war kein unerwünschtes Kind mehr in ihrem Bauch, das sich von ihr ernährte. Unternehmungslustig ging sie aus dem Haus. An ihr Kind verschwendete sie keinen Gedanken. Spät in der Nacht kam sie nach Hause und schon im Flur hörte sie das laute Geschrei des Babys. Sie lief ins Kinderzimmer und hob die Kleine aus dem Bettchen. "Was hast du denn jetzt schon wieder? Ich hab dich doch gar nicht so lange alleine gelassen!" sagte sie und schaukelte sie langsam hin und her. "Hör doch auf zu schreien, ich bin ja da!"
Doch sie hörte nicht auf. Ihr Schreien wurde immer schriller und lauter. Es war als ob sie ihre letzten Kräfte dafür opferte. Noch ein letztes Mal alles zu geben. Ihr Schreien wurde immer verzweifelter. "Jetzt hör doch auf!" schrie Maria und schüttelte sie. "Jetzt hör auf, du...!" fest schleuderte sie den kleinen Körper durch die Luft. Wütend legte sie sie dann in ihr Bettchen zurück und ging aus dem Zimmer. Das Schreien hatte aufgehört. Es war totenstill in der Wohnung. "Jetzt hab ich endlich mal ein bißchen Ruhe! Ich dachte nicht das Muttersein so anstrengend sein kann!" Müde warf sie sich in ihr Bett. Am nächsten Morgen öffnete sie die Tür des Kinderzimmers. Vorsichtig schaute sie in das Bettchen. "Hallo! Schläfst du noch?" fragte sie und rüttelte an dem zarten Körper. Er war ganz kalt. Ihre kleinen Lippen waren blau. "Was hast du denn? Willst du noch schlafen?" verwundert schaute sie sich um. Sie nahm das Baby hoch. Wie eine Puppe lag sie in ihren Armen. Ohne den kleinsten Widerstand ließ sie sich bewegen. "Warum wachst du denn nicht auf?" schrie Maria und schüttelte sie sanft. "Wach doch auf, bitte!" Heisse Tränen liefen über ihre Wangen. "Bitte, bitte...!" sie sank auf den Boden und hielt ihr lebloses Kind in Armen. "Es tut mir so leid!" wimmerte sie und küsste die Kleine auf die Stirn...

 

Hallo Claudia.

So brutal, wie wahr, wie entsetzlich.

Stilistisch gut,und beklemmend.

Hoffentlich ist das ganze nur fiktion, aber ich fürchte sehr, daß Du da etwas wahres beschreibst...

Lord :eek:

 

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