Mutter
„Nein, nein und nochmals Nein!“
„Mutter! Bitte!!“
„Nein hab‘ ich gesagt, und dabei bleibt es!“
„Aber Mama, ich..“
Ein lautes Klatschen. Die Wange des Jungen brennt, im Mundwinkel Blut, Tränen schiessen in seine Augen. Er rennt weinend in sein Zimmer.
Leises Wimmern aus dem Kinderzimmer.
„Ruhe!“
Das Wimmern wird lauter.
„Sei still!“
Immer lauter, schluchzend.
„Ich habe gesagt, du sollst still sein!“
Das Wimmern hat sich in ein ununterbrochenes Schreien verwandelt, das nur gelegentlich durch kurze Atemzüge unterbrochen wird.
Enschlossenden Schrittes, den Zorn ins Gesicht geschrieben, schreitet die Mutter ins Kinderzimmer.
Vor und zurück, vor und zurück, der Kopf des Kindes kippt nach hinten und nach vorne. Das Schreien ist noch lauter geworden. Der Kopf ist hochrot, die Augen zusammengepresst.
Die Mutter schüttelt das Kind immer heftiger.
„Sei endlich ruhig!“
Und das Kind wird ruhig.
...
Der Regen prasselt auf die schwarzen Schirme. Es ist kalt, und man hüllt sich noch tiefer in die schwarzen Mäntel, und drückt die triefenden Nasen in die schwarzen Schäle. Müde, gerötete Augen blicken unter den Hüten hervor, von denen, die nicht zu Boden blicken und dessen Tränen, unter den Lidern hervorgedrückt, und über die zitternden Wangen hinabkullern.
Wunderschöne Blumen, die einen farbigen Kontrast zu der trüben Umgebung zu schaffen scheinen, die Gemüter jedoch nicht zu erheitern vermögen, schmücken den winzigen Sarg, der da so einsam mitten auf der Friedhofwiese steht.
Leises Schluchzen.
[ 04.06.2002, 11:51: Beitrag editiert von: QuentinT ]