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Mutter

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18.10.2003
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Mutter

So war es nun einmal, es konnte gar nicht anders sein - die Frau meines Lebens in der Küche, die Frau die mir das Leben schenkte im Wohnzimmer.
Ich auf dem Flur dazwischen im Versuch ein wenig zu vermitteln.

„Mutter fragt woher du die Gardinen hast.“

„IKEA“

„Lucie meint, sie habe sie bei einem schwedischen Möbelausstatter gekauft.“

„Dachte mir schon das die nicht selbst gemacht sind. Obwohl da Nahtfehler zu sehen sind. So was hätte ich ja nicht gekauft.“

So ging es immer wenn Mutter zu Besuch war.
Im Grunde waren beide Frauen die Frau meines Lebens. Nur können sie es anscheinend nicht so gut trennen wie ich es kann.
Mutter tut als hätte ich mich gegen ihren Willen adoptieren lassen, Lucie verhält sich als würde ich mit meiner Sekretärin schlafen und sie nachher zum Tee einladen. So ein Quatsch!
Ich habe gar keine Sekretärin. Und selbst wenn ich eine hätte, ich würde die beste Frau der Welt, neben meiner Mutter, nie im Leben betrügen.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie von Tag zu Tag erwürgen könnte, zumindest an den Tagen an denen meine Mutter zu Besuch war.

Wahrscheinlich musste es so sein. Alle Frauen mit denen ich mal etwas hatte und, selten Genug, immer noch Kontakt habe sind für Lucie einfach nur irgendwelche Ex-Freundinnen. Keine Spur von Eifersucht, was ich ihr hoch anrechne, denn ich kann das nicht unbedingt von ihren Ex-Freunden behaupten, aber das ist dann wohl ein anderes Problem.
Aber die einzige Frau auf der Welt mit der mich zugegeben, eine sehr intime Beziehung verbindet, die aber anders als die anderen intimen Beziehungen nur entfernt etwas mit Sex zu tun gehabt hat, so ca. 9Monate entfernt, und noch dazu umgekehrt und ohne mein Wissen, diese Frau hat Lucie sich als Erzfeindin auserkoren.

Die beste Mutter von allen ist da etwas simpler veranlagt. Sie mag einfach keine der Frauen die ich mit nach Hause bringe, bzw. brachte, denn mittlerweile wohne ich in meinem eigenen Zuhause zusammen mit der Frau die ich mir auserwählt habe. Ein Grund für meine Mutter uns von Zeit zu Zeit zu besuchen und den sonst so schönen Frieden hier zu stören.

Tja, und ich in der Mitte zwischen zwei seit nunmehr neun Jahren verhärteten Fronten.
Was gibt’s da zu lachen? Jede Menge, wenn nicht a) meine Mutter zu Besuch kommt, b) wir meine Mutter besuchen müssen oder c) man nicht in meiner Haut steckt.

Nun ja, so ein ganz armes Würstchen bin ich ja auch wieder nicht, ich weiß mir schon zu Helfen. Purer Selbsterhaltungstrieb wenn sie mich fragen.
Wenn diese Nervenzerreissenden Besuche vorbei sind und ich mit der Frau meines Lebens im Wohnzimmer sitze und ein Glas Wein auf den Schreck trinke, manchmal greife ich auch zu härteren Sachen, hängt ganz von dem vorrangegangen Sturm des Schweigens ab der sich verzogen hat. Also, wenn wir dann auf dem Sofa sitzen erzähle ich der besten Lebensgefährtin von allen was meine Mutter so alles erzählt hat.
z.B. „Mutter mochte übrigens das kleine hellblaue gehäkelte Deckchen mit dem Porzellan Küken drauf. Langsam würdest du Geschmack entwickeln sagte sie.“

Meine Frau entgegnet auf so etwas meistens: „ Scheiße! Ich bring Gabi um!“

Gabi ist nicht etwa meine Mutter, nein, Gabi ist die beste Freundin meiner Gefährtin-bis-ans-Lebensende, ja und nach den Jahren auch eine sehr gute Freundin von mir.
Wir haben ein Abkommen, ich erzähle ihr die neuesten Geschichten von den beiden Frauen in meinem Leben und sie versorgt uns ,anscheinend zufällig, pünktlich vor einem Besuch meiner Mutter mit dem schrecklichsten Kitsch den sie auftreiben kann. Und als Leiterin eines Wohltätigkeitsladens dessen Fachgebiet es ist Wohnungen von toten Menschen auszuräumen und alle die Sachen die man dort findet zu verkaufen, kommt man an so manche schreckliche Dinge. Die sie dann meistens ohne große Worte einfach irgendwo hinstellt wo sie mit der Wohnung vertrauten Menschen nicht groß auffallen.

Ein unheimlicher Bonus war, dass meine Mutter größtenteils den Geschmack der verstorbenen Rentner teilte.

Meiner Mutter, die jedes Mal nach einem Besuch anrief um uns davon in Kenntnis zu setzen, dass sie gut angekommen war, eine Angewohnheit die anscheinend völlig überflüssig war aber erst ihre beruhigende Wirkung zeigte als Mutter einmal nicht anrief weil sie es schlicht vergessen hatte. A) ein Zeichen dafür, dass sie langsam alt wird und b) eine sehr seltene Möglichkeit all diese Vorwürfe loszuwerden, mit denen sie mich damals immer geplagt hatte als ich noch zu Hause gewohnt habe und sie immer wecken musste wenn ich nachts sturzbetrunken nach Hause kam um mir dann anzuhören, dass sie die ganze Nacht kein Auge zu gemacht habe.
Also meiner Mutter sagte ich in solchen Fällen immer Dinge wie:
„Lucie hat das Rezept von dir ausprobiert, sie hat es ein wenig verändert und, du glaubst es nicht, es schmeckt jetzt noch viel besser.“

Meine Mutter drehte dann immer völlig durch und sagte Dinge wie: „ Alles zusammenschütten und gucken was passiert, das kann ja jeder.“ Oder „ So was, seit Jahren macht man es so, sie hat also nicht das Rezept befolgt, dann hat sie auch nicht richtig gekocht.“ Und so’n Zeug halt. Am Ende versuchte sie dann meistens hintenherum rauszubekommen was denn jetzt and dem Rezept geändert wurde, aber darauf geh ich dann nie ein.
Sie muss ja nicht wissen, das Lucie ihre Rezepte grundsätzlich nicht ausprobiert und um sie selbst zu fragen ist meine Mutter einfach zu stolz.

Wie jeder anständige Mann bin ich fest davon überzeugt, dass es bei Mutter immer noch am besten schmeckt, nur darf ich das den beiden Frauen in meinem Leben nicht erzählen, nicht auszudenken was das für einen Krach nach sich zöge.

Tja, so ist es halt wenn man ein Mann ist und in zwei glücklichen Beziehungen steckt.

Man muss sich nur zu helfen wissen und die Unterhaltung kommt von ganz alleine.

 

Moin Liederwurm,


Jetzt habe ich beide Humorgeschichten von dir gelesen und meine, eine Tendenz erkennen zu können. Deine Texte sind wirklich lustig und gut geschrieben (auch wenn du hier wieder ein paar Bandwurmsätze drinhast), aber es fehlt ein Plot.
Wirklich, dieser Text hat mich sehr amüsiert, aber du könntest sicher noch weit mehr herausholen, wenn du eine wirkliche Geschichte draus machen würdest. Schildere einfach einen Besuch der Mutter von der plötzlichen spontanen Ankunft, über die obligatorische Beschwerde, daß nicht aufgeräumt wäre, bis zum erleichterten Glas Wein nach ihrer Abreise. Dein Text ist mehr eine Abfolge kleiner Situationen, denen ein roter Handlungsfaden fehlt - ein Gedankengang halt.

Wenn diese Nervenzerreissenden Besuche vorbei sind und ich mit der Frau meines Lebens im Wohnzimmer sitze und ein Glas Wein auf den Schreck trinke, manchmal greife ich auch zu härteren Sachen, hängt ganz von dem vorrangegangen Sturm des Schweigens ab der sich verzogen hat.
Da fehlt was. Das ist eine "wenn, dann" Konstruktion ohne das "dann" (hätte ich früher in der Schule besser aufgepaßt, wüßte ich sicher den grammatikalischen Fachausdruck dafür). Vorschlag:
"Wenn diese Besuche vorbei sind, sitze ich meistens mit der Frau meines Lebens (...)"

Meiner Mutter, die jedes Mal nach einem Besuch anrief um uns davon in Kenntnis zu setzen, dass sie gut angekommen war, eine Angewohnheit die anscheinend völlig überflüssig war aber erst ihre beruhigende Wirkung zeigte als Mutter einmal nicht anrief weil sie es schlicht vergessen hatte.
Der Satz ist unvollständig. Vorschlag:
"Meine Mutter rief jedesmal nach einem Besuch an, um uns davon in Kenntnis zu setzen, daß (...)"

Insgesamt ein ganz witziger Text, dem es aber an einem richtigen Plot fehlt.

 

Hey Gnoebel,

freut mich wirklich, dass meine Geschichten dich bis zum Ende zu fesseln vermocht habe.

Auch hier danke ich dir ganz herzlich für deine konstruktive Kritik mit der sich etwas anstellen lässt.

Allerdings denke ich nicht unbedingt, das heißt soviel wie ich bin mir noch nicht sicher, dass ein Plot wirklich fehlt. Es wird halt über die Beziehung des Protagonisten zu seinen beiden liebsten Frauen erzählt.

Und bei den beiden zitierten Sätzen musst du auf den Zusammenhang achten. Ich bin stolz behaupten zu können, dass es sich dabei um angewandte Stilmittel handelt. Es ist ja eine Art Prosa. Der Protagonist "erzählt" also fast mündlich von den Dingen. Und da bricht man schon mal einen Satz ab um ihn dann im Nächsten Satz erst wirklich zu beenden.

(Ich musste aber auch erst noch mal nachlesen ;o)

Ich werde mir aber deine Kritik durchaus zu Herzen nehmen.

Liederwurm :o)

 

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