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Mut zur Krücke

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26.05.2001
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Mut zur Krücke

Neulich habe ich sie in der Stadt gesehen, und ich war froh darüber, dass ich so etwas noch auf meine alten Tage hin erleben durfte. Die Sprint-Oma habe ich sofort in mein Herz geschlossen, denn sie widerspricht allen Vorurteilen über Senioren.

Rentner sind langsam, sowohl geistig als auch körperlich gesehen. Rentner schleichen nur so über den Fußweg, immer einen Schritt vor den anderen, ganz gemächlich – man hat schließlich Zeit. Probier´s mal mit Ruhe und Gemütlichkeit, Rentner! Die innere Uhr tickt nun einmal langsamer, wenn man alt ist.

Nicht so bei der Sprint-Oma, meiner Begegnung mit dem lebenden Vorurteilsabbau. Mit ihrem Lederhandtäschchen, das sie eng umklammerte, raste sie nur so an mir vorbei, nicht Schritt für Schritt, nicht ruhig und gemütlich, sondern so, als wenn sie an einem sportlichen Wettbewerb im Schnellgehen teilnehmen würde.

Und wahrscheinlich hatte ich auch nur nicht mitbekommen, dass solch ein Rennen gerade zu diesem Zeitpunkt in der Stadt ausgetragen wurde. „Stadtbummel 80plus“ – wer wird das Rennen machen?

Ganz bestimmt meine Sprint-Oma, denn weit und breit konnte ich keine Konkurrenz ausmachen. Ich sah mich in alle Richtungen um, aber sie schien ihre Schnellgehgegner weit abgeschlagen zu haben. Und sie lief unentwegt weiter, ihr Lederhandtäschchen eng umklammert, aus Angst vor den jungen Leuten. Alles Diebe, Halsabschneider und Verbrecher, man kennt das ja.

Ich sah ihr noch lange hinterher und fragte mich, ob ich genauso fit sein würde, wenn ich solch ein biblisches Alter erreicht hätte. Doch wahrscheinlich würde ich eher eine griesgrämige, zahnlose Kartoffel sein, die den jungen Leuten - diesen Dieben, Halsabschneidern und Verbrechern - Beine stellen würde, und wahrscheinlich hätte ich dann sogar Spaß daran, sie mit meinem Krückstock zu schikanieren, ganz aus Versehen, versteht sich.

Ja, dachte ich mir, ich würde ganz so sein, wie die Vorurteilssammlung über alte Menschen von mir verlangte. Und die Sprint-Oma rannte weiter und weiter, das Lederhandtäschchen fest an ihren Körper gepresst, dem glühenden Sonnenuntergang entgegen.

[Beitrag editiert von: Ombas am 08.02.2002 um 12:08]

 

Hi Ombas!

Ich habe die ganze Zeit nach dem Witz in dieser Geschichte gesucht.
Bin ich zu humorlos oder stehe ich nur auf dem Schlauch?

ganz gemächlich – man hat schließlich Zeit.

Hast Du schon mal die Rentner beim einkaufen erlebt? Grundsätzlich wird, obwohl sie den ganzen Tag Zeit haben, genau dann in den Laden spaziert wenn die Berufstätigen nach Feierabend ebenfalls noch schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen wollen.
Wenn Du dann hinter so ner alten Frau stehst, die den halben Einkaufswagen voll hat, läßt sie dich aber niemals vor, obwohl du nur ne Dose Cola und ne Schachtel Kippen bezahlen willst.
Steht so ein Rentner aber hinter dir in der Schlange, dann kann es ihm nicht schnell genug gehen, und er/sie fragt "höflich" ob sie/er nicht rasch vor dürfte, denn er/sie hätte es wahnsinnig eilig. Willigst du nicht ein, dann wird gemeckert.
:D
Soviel zu dem Wort "Zeit".

Dann trainiere mal noch fleißig, damit du im Alter vielleicht auch noch so fit bist wie die "Sprint-Oma". ;)

Denn mal

L.o.C.

 

Also, ich muss auch sagen, dass mir der Humor dieser Geschichte nicht spontan zugänglich ist.

Tu ich halt so, als ob sie bei "Gesellschaft" stünde. Hmmm. Passt auch nicht so recht, wenn man sie ernst nimmt, doch eine recht banale Schilderung.

Satire vielleicht? Könnte vom Aufbau her passen, mir persönlich ist nur die Überzeichnung zu wenig krass, die Pointierung zu wenig scharf. Das Thema finde ich schon lohnend - "Geschwindigkeit als Ideal, als Wert an sich, Langsamkeit als Makel".

 

Moin Ombas!

Hmmmh. Hey, es gab ein paar Schmunzelstellen. Aber so ganz verstehe ich den Sinn noch nicht.

Aussage in Bezug auf die Überschrift: Keine Angst vorm Alter? Oder: eine bewundernswerte Renn-Omi? :confused: :confused: :confused:

Vielleicht habe ich auch drüber hinweg gelesen, dann würde ich mich über Aufklärung freuen.

Lieben Gruß
Maya

 

Aber so ganz verstehe ich den Sinn noch nicht.

Es ging eigentlich wirklich nur darum, dass ich eine alte Frau gesehen habe, die dem Vorurteil widersprechend schnell gelaufen ist. Nicht mehr, aber zum Glück auch nicht weniger. :) Im weiteren Sinne geht es auch noch darum, dass Jugendliche eben diese Vorurteile haben, dass Rentner langsam sind und Rentner umgekehrt Vorurteile haben könnten, dass Jugendliche (diese Diebe, Halsabschneider und Verbrecher) alles Kriminelle sind.

Aussage in Bezug auf die Überschrift: Keine Angst vorm Alter? Oder: eine bewundernswerte Renn-Omi?

Vielleicht beides. :)

[Beitrag editiert von: Ombas am 12.02.2002 um 11:27]

 

Eigentlich ganz amüsant, wenn auch nicht wirklich lustig.
Vielleicht wäre ein konkretes Beispiel witziger gewesen... Eben so ein "Renn-Oma-Turnier", wie Du es angesprochen hast... Oder etwas dergleichen, wo die alten Leute dann mit ihren Handtäschchen aufeinander einprügeln, während sie dem Ziel entgegen RENNEN... Und als Gewinn? Als Gewinn bei einem solchen Renn-Oma-Turnier vielleicht ein neues Gebiß, inklusive Hörgerät - und allem pipapo... ;) :D

Aber trotzdem; ganz amüsant!

Griasle
stephy

 

Stimmt, hätte ich vielleicht auch schreiben können. Aber in dem Augenblick, in dem ich den Text geschrieben habe, habe ich nur daran denken können, wie sehr mich diese alte, aber ziemlich fitte Frau beeindruckt hat, und da wollte ich nur so menschenverachtend wie unbedingt nötig sein. Und eine Schlägerei mit Handtäschchen prügelnden alten Leuten á la Monty Pythons Killeromas hätte an und für sich auch gut in meine Geschichte hineingepasst - nur hätte man mir dann Plagiatsvorwürfe machen können. ;)

 

Also ich hätt' nichts gemerkt, weil ich diesen Monty Phyton nur vom Hören-Sagen kenne... :D

Griasle!
stephy

 

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