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Musik ist Freiheit

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16.04.2010
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Musik ist Freiheit

Die graue Stadt wirkte trotz der Sonne nicht freundlicher. Überall drängten sich Menschen von eiligen Geschäften in überfüllte Läden. Zwischen den Hochhäusern schien vorsichtig die Sonne hindurch, als wüsste sie nicht so recht ob ihre Anwesenheit geschätzt wurde.
Die Autos lärmten und fuhren rücksichtslos aneinander vorbei. Hupen, Motoren ächzten und heulten auf.
Ein Kind brüllte und wurde von der genervten Mutter weiter gezogen. Ein Obdachloser saß am Straßenrand und biss in ein trockenes Brot. Neben ihm stand ein Geschäftsmann und winkte nach einem Taxi.
Zwei Italiener stritten sich vor einem Imbiss und eine alte Dame rief ihren Hund zu sich.
Zwischen all dem Trubel, all dem Lärm stand ein Mann. Es schien als würde ihm all das gar nichts ausmachen. Er strich sanft über die Saiten seiner Geige. Kaum einer schien ihn zu hören. Doch er stand weiter an der belebten Straße, als gäbe es nur ihn - und sein Instrument.
Die Klänge glitten zwischen den finsteren Häusern hindurch, überquerten Autobahnen und befahrene Brücken. Sie flogen an Fenstern vorbei und zogen mit dem Wind hinaus aus der Stadt. Zwischen Wald, Feld und Dorf hielt der Wind kurz inne. Die Klänge schnupperten an einer Blüte, wälzten sich im Gras und sausten an den Bäumen hoch. Sie kreisten über einen Hof und beobachteten die Tiere. Die Sonne wärmte ihre unsichtbaren Flügel, und im rauschenden Bach wurden sie wieder abgekühlt. Sie hätten noch ewig bleiben können, doch der Wind drehte und drängte die Töne wieder zurück in die Stadt. Widerwillig ließen sie sich tragen vorbei an den Massen und eiligen Menschen und landeten schließlich wieder in der befahrenen Straße, zwischen den kalten grauen Häusern.
Der Musiker beendete sein Lied und schlug die Augen auf.
Ich starrte ihn weiterhin an. Er sah zu mir und lächelte. „Bist du mit der Musik in die Freiheit geflogen?“

 

Moin Klee,

hat mir gut gefallen, deine kurze Flucht aus dem Trubel. Mit wenigen Zeilen hast du für mich auch die entsprechende Atmosphäre geschaffen.

Die Straßen waren trüb und leblos. Überall drängten sich Menschen von eiligen Geschäften in überfüllte Läden.
Für mich sind diese zwei Sätze etwas widersprüchlich. Eine Ansammlung von Menschen empfinde ich schon sehr lebhaft. Das passt vom Bild einfach nicht. Später sprichst du ja auch von lärmenden Autos und brüllenden Kindern.


Einen lieben Gruß
Freygut

 

Die letzten drei sätze weglassen?
In meinen Augen ist besonders die Frage des Musikers von entscheidender Wichtigkeit.
Es wird ja beschrieben, wie die Klänge aus der Stadt getragen werden und an verschiedenen Stationen verweilen.
Somit wird ja auch gleichzeitig die Musik beschrieben, die diese Bilder in dem Zuhörer erzeugen (sollen, können).
Der Mann, der da auf seiner Geige spielt, hat diese Eindrücke scheinbar auch gewollt und sie mit der Musik ausgedrückt.

Zum Schluss wird ja auch die erzählende Person mit eingebracht, die die Eindrücke der Stadt, aber auch die der Musik aufnimmt.

ich würde da nichts wegnehmen.

 

Hej Klee,

dass Musik Freiheit ist, halte ich für eine schöne und sehr gewagte These. Ich würde sagen, Musik bietet die Möglichkeit einer Erfahrung oder einer Empfindung, die man Freiheit nennen kann.

Nichts desto trotz gefällt mir die Idee und was Du damit sagen willst. Musik bietet die Möglichkeit zu träumen, in gewisser Hinsicht aufzubrechen und verändert zurückzukehren.
Du hast ein Naturerlebnis dargestellt, möglich wären auch ganz andere Varianten: Ein Autofahrer, die genervte Mutter, das brüllende Kind, jede/r wird Musik ganz unterschiedlich den jeweiligen Bedürfnissen anpassen (und wäre dieser Vorgang dann ein freiheitliches, ein musikalisches oder ein menschliches Phänomen? :schiel: )

Die Straßen waren trüb und leblos. Überall drängten sich Menschen
Beides geht nicht.

Zwischen den Hochhäusern ragte vorsichtig die Sonne hindurch
Mit dem Vorgang des In-etwas-hineinragens verbunden ist eine Körperlichkeit, die Licht nicht besitzt. Noch schwieriger wird es, wenn Licht durch etwas hindurch ragen soll. Dass Sonnenlicht vorsichtig scheint und ragt ist arg viel verlangt.

Die Autos lärmten und fuhren rücksichtslos aneinander vorbei. Hupen, Motoren ächzten und heulten auf.
Ein Kind brüllte und wurde von der genervten Mutter weiter gezogen. Ein Obdachloser saß am Straßenrand und biss in ein trockenes Brot. Neben ihm stand ein Geschäftsmann und winkte nach einem Taxi.
Zwei Italiener stritten sich vor einem Imbiss und eine alte Dame rief ihren Hund zu sich.
Diese Beschreibung wirkt auf mich recht flach. Eine Aufzählung, die wenig Stimmung transportiert. Was stehen dort für Gebäude, was ist typisch für die Gegend, so was würde vllt helfen.

Kaum einer schien ihn zu hören. Niemand sah ihn an und lauschte.
Das sind beinahe dieselben Aussagen (mir gefällt der erste Satz besser, weil er nicht so absolut klingt und trotzdem nahelegt, dass ihm wohl kaum jemand zuhört).

Die Klänge glitten ... Die Klänge schnupperten an einer Blüte, wälzten sich im Gras und glitten
Sie könnten auch sausen, sich empor schlängeln, klettern ...

Viele Grüße
Ane

 

Hallo Freygut,

erstmal viele Dank für deine Kritik. Ist mir inzwischen auch aufgefallen und habe es auch geändert. :)

Liebe Grüße

 

Liebe KLee,

sehr einfühlsame Geschichte, die mir sehr gut gefällt.

„Bist du mit der Musik in die Freiheit geflogen?“
Ich nicke...

Beste Grüße
markus.

 

Hi KLee,

ich finde deine Geschichte toll, ohne wenn und aber.

Freue mich auf mehr solche Ausflüge bei denen man die Seele baumeln lassen kann.

Gruß Hegel

 

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