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Mr. Shipley würde sich sehr ärgern

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21.09.2013
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Mr. Shipley würde sich sehr ärgern

Alles war ganz einfach. Der Plan war gut. Die Mühe hatte sich gelohnt. Sie kannten den Ablauf genau. Er würde Punkt Acht das Haus verlassen und in seinen Wagen steigen. Dann würde er ins „Blue Lagoon“ fahren. Vor Mitternacht wäre er nicht wieder daheim. Auch sonst war niemand im Haus. Seinem Butler gab er Mittwoch abends immer frei. Sonst wohnte niemand dort. Der Butler würde eine halbe Stunde nach Mr. Shipley das Haus verlassen, nachdem er alle Fensterläden geschlossen und die Lichter gelöscht hatte. Er würde den kleinen silbernen Schlüssel in seine linke Innentasche stecken und nach Hause laufen. An der Ecke Gordon Square und Conway Ave würde Moe auf ihn warten. Er würde loslaufen und ihn anrempeln, nur ganz leicht. Dann würde er den Schlüssel bringen.
Ein Glück, dass Mr. Shipley keine Hunde hatte!
Jetzt war es so weit. Die Tür wurde aufgeschlossen und Mr. Shipley trat aus dem Haus. Er hatte seinen guten Abendrock an. Bevor er die Tür wieder schloss zog er noch seine Handschuhe über. Er hatte auch seinen Stock dabei, den mit dem Löwenkopf.
Er schloss den Wagen auf und lies ihn an. Dann fuhr er los. Er war noch lange zu hören.
Bald war es so weit. Sie rieb sich ihre kalten Hände. Auch Ian fror, er schlang seine Arme enger um sich. Nur Logan ließ sich nichts anmerken.
Sie hörte die Fensterläden zuklappen. Dann erloschen im Haus Zimmer für Zimmer die Lichter. Die Türe wurde wieder geöffnet und der Butler trat hinaus. Er schloss zwei mal ab. Sie musste grinsen. Sie hörte das große Gartentor quietschen und das Schloss knacken – wieder zwei mal. Dann ging auch er.
Endlich konnten sie aufstehen. Ihre Beine waren eingeschlafen.
Nicht viel später kam Moe. Er grinste über beide Ohren und man konnte seine Grübchen sehen. Logan streckte die Hand aus und Moe gab ihm den Schlüssel. Er hätte gerne selbst aufgeschlossen, das sah sie ihm an.
Dann war das Tor auch schon offen. Zum Glück hatte es nicht gequietscht, die Nachbarn waren noch wach.
Die Türe sah schön aus. Sie hatte einen dicken Klopfer. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie ihn benutzt hatte. Schwer war er gewesen und kalt.
Mr. Shipley war sehr gemein gewesen. Hatte sie einfach fort gejagt. Hatte ihnen Schimpfwörter hinterher geschrien.
Logan drehte den Schlüssel um. Ein mal. Ein zweites mal. Dann war die Türe auch offen. Sie traten ein und schlossen die Tür hinter sich wieder.
Es war schön warm hier drin und es roch nach Tabak. Er rauchte Pfeife. Fast hätte er sie ihnen damals hinterher geschmissen.
Logan zeigte auf Moe und Ian, dann nach rechts ins Esszimmer. Von dort aus ging es zur Küche. Sie verstanden und folgten.
Dann lief er die Treppe hinauf. Sie folgte ihm. Die Kassette war im Arbeitszimmer. Der Schlüssel für den Schreibtisch über der Tür. Ein Glück, dass Logan groß war.
Die Kassette war nicht allzu groß. Reich verziert aber. Er machte den Deckel auf. Die Geldscheine waren schön sortiert. Alle gebündelt. Logan schmunzelte ihr zu. Sie zurück. Sie mochte ihn.
Er nahm die Hälfte und gab ihr die andere. Es fühlte sich gut an. Dann stellte er die Kasette wieder zurück und schloss ab. Den Schlüssel legte er über die Tür.
Unten warteten schon Moe und Ian. Moe kaute und grinste wieder. Es roch nach Würsten. Beider Hosentaschen waren prall gefüllt.
Dann gingen sie hinaus. Moet durfte abschließen. Er freute sich. Sie gab Logan die Schnur und er band den Schlüssel ans Tor. Gut sichtbar.
Mr. Shipley würde sich sehr ärgern.

 
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Servus Micha Borchert,

Nach Herbstlaubliebe nahm ich mir gleich noch deine zweite Geschichte vor. Stilistisch gefällt mir die weit besser. So kurze, prägnante, teils elliptische Sätze mag ich lieber als diese unnötig langen Satzkonstruktionen in Herbstlaubliebe, die dort stellenweise so verschachtelt sind, dass du dir damit selbst ein (grammatikalisches) Bein stellst.
Also sprachlich ist mir dieser Text hier einfach sympathischer. Und sympathisch finde ich es auch, dass du dich offenbar in verschiedenen Genres und Schreibstilen versuchst, das spricht für dein ernsthaftes Interesse am Schreiben.

Alles war ganz einfach. Der Plan war gut. Die Mühe hatte sich gelohnt. Sie kannten den Ablauf genau.

Der Einstieg gefällt mir gut, weil er gleich mal mein Interesse weckt.
Dann allerdings wird es ein bisschen unübersichtlich:

Er würde Punkt Acht das Haus verlassen und in seinen Wagen steigen. Dann würde er ins „Blue Lagoon“ fahren. Vor Mitternacht wäre er nicht wieder daheim. Auch sonst war [müsste auch im Konjunktiv stehen, liegt ja noch in der Zukunft] niemand im Haus. Seinem [highlight]Butler[/highlight] gab er Mittwoch abends [mittwochabends] immer frei. Sonst wohnte niemand dort. Der Butler würde eine halbe Stunde nach [highlight]Mr. Shipley[/highlight] das Haus verlassen, nachdem er alle Fensterläden geschlossen und die Lichter gelöscht hatte. Er würde den kleinen silbernen Schlüssel in seine linke Innentasche stecken und nach Hause laufen. An der Ecke Gordon Square und Conway Ave würde [highlight]Moe[/highlight] auf ihn warten. Er würde loslaufen und ihn anrempeln, nur ganz leicht. Dann würde er [Moe] den Schlüssel bringen.
Ein Glück, dass Mr. Shipley keine Hunde hatte!
Jetzt war es so weit. Die Tür wurde aufgeschlossen und Mr. Shipley trat aus dem Haus. Er hatte seinen guten Abendrock an. Bevor er die Tür wieder schloss [Komma] zog er noch seine Handschuhe über. Er hatte auch seinen Stock dabei, den mit dem Löwenkopf.
Er schloss den Wagen auf und lies [ließ] ihn an. Dann fuhr er los. Er war noch lange zu hören.
Bald war es so weit. [highlight]Sie[/highlight] rieb sich ihre kalten Hände. Auch [highlight]Ian[/highlight] fror, er schlang seine Arme enger um sich. Nur [highlight]Logan[/highlight] ließ sich nichts anmerken.

In den ersten fünfzehn Zeilen führst du gleich sechs Personen ein. Für so eine kurze Geschichte sind mir das eindeutig zu viele und mir erschließt sich auch nicht wirklich, wofür du die alle brauchst. Na gut, es scheint sich offenbar um eine Gruppe (junger?) Leute zu handeln, die sich am ehemaligen Arbeitgeber von zweien (?) der vier rächen wollen. Aber hätten es nicht auch nur zwei getan? Obendrein verschweigst du hartnäckig den Namen der einzigen weiblichen Figur, das verstehe ich nicht ganz, weil du dir und dem Leser damit unnötige Stolpersteine in den Weg legst. Hier zum Beispiel:

Die Türe sah schön aus. Sie hatte einen dicken Klopfer. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie ihn benutzt hatte.

Überhaupt solltest du öfters die Personalpronomen durch die Namen der entsprechenden Personen ersetzen.

Hatte sie einfach fort gejagt. Hatte ihnen Schimpfwörter hinterher geschrien.

Wem? Allen vieren oder zweien oder dreien?
Oder ist das für die Geschichte ohnehin egal, weil ich mir sowieso sehr viel selbst zusammenreimen muss?

Die Türe wurde wieder geöffnet und der Butler trat hinaus.

heraus, weil das ja aus Sicht der drei, die draußen sind, beschrieben ist.

Er schloss zwei mal ab.

Entweder zweimal oder zwei Mal,

Dann war die Türe auch offen.

auch ist hier entbehrlich.

Ein mal. Ein zweites mal.

Einmal, ein zweites Mal

Kasette

Kassette

Moet durfte abschließen.

Ist Moe gemeint oder eine siebte Figur?

Und warum du das Setting unbedingt in England (?) ansiedelst ist mir auch nicht ganz klar. Nur um einen Butler in der Geschichte unterbringen zu können? Mich hättest du damit als Leser schon am Anfang beinahe verloren, weil ich mich an so Agathe Christie- und Conan Doyle-Krempel erinnert fühlte, eine Art von Lektüre, die ich persönlich auf den Tod nicht ausstehen kann.
Aber letztendlich mochte ich die Geschichte dann eh, auch wenn du für mein Gefühl da noch einiges mehr herausholen könntest. Also wenn du schon so viele Figuren hast, könntest du doch auch das Geschehen ruhig ein bisschen verkomplizieren und komplexer machen. Und vielleicht auch die Protagonisten ein wenig farbiger zeichnen.

Eine nicht unwitzige Geschichte.


offshore

 

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