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Morgenstund hat Dreck im Mund
Alles um mich herum ist Schwarz, es ist warm, weich und kuschelig. Ich fühle mich geborgen, so geborgen als würde ich im Mutterleib schlummern. Ich fühle mich vollkommen frei und entspannt. Alle meine Probleme sind fort, so als ob sie nie existiert hätten. Die Ruhe die in diesem endlosen Schwarz existiert ist göttlich. Es ist so ruhig und das ich sogar meine Atmung hören kann. Doch was ist das? Plötzlich geraten schreckliche, fast unmenschliche Geräusche an meine Ohren und zerschneiden die Stille wie ein verrückter, Kettensägenschwingender Massenmörder seine Opfer. Beim näheren hinhören kann ich so etwas wie eine Melodie erkennen, die von einer Frauenstimme übertönt wird. Mein Unterbewusstsein sucht sofort nach einem Querverweis in meinem Gedächtnis und übermittelt die Bildinformationen an mein geistiges Auge. Aus dem dunkeln treten langsam Konturen in den Vordergrund und formen sich zu einer weiblichen Person mit langen, blonden Haaren, einem bauchfreien Top und einem künstlichen Busen. Sofort wird eine weitere Suchanfrage auf den Weg geschickt um eine Meinung zu dieser Person abzuholen.
Kaum eine Nanosekunde später kommt sie auch schon an und verleitet mich dazu, die Augen zu öffnen und im Dunkeln nach der Schlummertaste meines Weckers zu suchen. Ziel gefunden und schon saust meine Hand herab und sorgt für Stille. Ich schaue auf die Uhrzeit uns sage: “Wie kann man um sechs Uhr morgens schon Britney Spears im Radio spielen? Grausam!“ Nachdem diese Lärmbelästigung beseitigt wurde, lege ich meinen Kopf wieder auf das Kissen und schließe die Auge um wieder die Geborgenheit zu spüren, die ich noch vor der „Spears-Attacke“ erleben durfte. Allerdings ist nichts schönes von Dauer und so kommt es das zehn Minuten später wieder der Wecker anfängt zu singen. Diesmal sind es allerdings „No Doubt“ mit „Don’t speak“ die mich an meiner wohlverdienten Ruhe stören wollen. „Zack“, schon saust meine Hand wieder auf die Schlummertaste und meine Äuglein schließen sich wieder wie die Roll-Läden eines Geschäftes in der Innenstadt bei Feierabend. Nachdem sich dieses Trauerspiel noch zwei weitere male wiederholt hat, entschließe ich mich dazu aufzustehen.
Ich schalte das Licht an, greife zu meiner Brille und schwinge mich mit Müh und Not aus dem Bett. „Wieso ist es morgens eigentlich immer so dunkel?“ denke ich während ich mit der einen Hand zur Türklinke greife und mich mit anderen Hand genüsslich am Hintern kratze. Ich schlüpfe langsam in meine Klamotten und taumle schlaftrunken die Treppe hinunter, um mir die Zeitung zu schnappen und mich in die Küche zu begeben. Ich schmeiße die Zeitung auf den Küchentisch, greife zum Wasserkessel, mache ihn voll und stelle ihn zurück auf den Herd. Nachdem ich die Herdplatte, auf der der Kessel steht, angemacht habe, schlage ich die Zeitung auf. Ich nehme mir den Lokalteil und verdrücke mich aufs Klo. Das schönste was es am Morgen gibt, ist es die ganze angestaute Energie, die man in der Nacht gesammelt hat, in flüssiger Form wieder loszuwerden. Während ich diese „überschüssige Energie“ abbaue, lege ich die Zeitung vor mir auf den Boden und gehe in Ruhe die Schlagzeilen durch. „Mal sehn, was steht denn da? ...Hmm, „Einbahnstraße am Theaterwall wohl doch keine gute Idee“… ach, was du nicht sagst, ich hab noch nicht mal `nen Führerschein und hab das dennoch bemerkt! Schauen wir mal weiter, „Einbruch bei Leffers“, klingt schon interessanter, mal sehn. „In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde im Bekleidungsgeschäft Leffers in der Innenstadt eingebrochen. Zwei Passanten haben beobachtet wie sich mehrere dunkel gekleidete Personen am Lieferanteneingang des Geschäftes zu schaffen gemacht haben. Die Polizei vermutet das die Einbrecher Ausländer sind…“ Oh man, in der Nacht sind alle Katzen grau, ergo sind alle Einbrecher auch Ausländer und keine Deutschen in Schwarzer Kleidung, was für Deppen!“ Nachdem ich den Zeitungsteil und die damit verbundenen Anzeigen durchgearbeitet habe, muss ich mal wieder feststellen das der Euro echt ne Scheiß Idee gewesen ist.
Nichtsdestotrotz, begebe ich mich zurück in die Küche um das bereits kochende Wasser in eine Kaffeetasse zu gießen. „Geben Sie 3 Löffel Cappuccinopulver hinzu und 2 Löffel Zucker und schon in das Frühstück fertig.“ denke ich während ich mir einen Cappuccino mache. Ein Blick auf die Uhr verrät mir dass es bereits sieben Uhr ist. „Ich glaube ich sollte nicht immer so lange auf den Klo bleiben bis mir der Hintern abfriert, dann hätte ich auch mehr Zeit für das Frühstück.“ denke ich mir und setze mich an den Küchentisch. Ich nehme mir den Rest der Zeitung vor, wobei ich den Sport- und den Wirtschaftsteil ignoriere und nippe von meinem Cappuccino. Kaum habe ich die Zeitung durch und mein warmes Getränke zur Hälfte ausgetrunken, verrät mir ein Blick auf die Uhr dass es mal wieder halb acht ist und ich wohl wieder zu spät zur Arbeit komme. Ich dackel, noch immer im Halbschlaf ins Badezimmer und putze mir die Zähne. „Man, man, man, schaffe ich es jemals pünktlich um halb acht bei der Arbeit zu sein?“ frage ich mich und beschließe das Duschen auf heute Nachmittag zu verschieben. Nachdem ich mich „eingedieselt“ habe um den gröbsten Gestank zu übertünchen, schwing ich mich auf mein Fahrrad und steuere meine Arbeitsstelle an. „Auf zu acht Stunden Langeweile!“ denke ich und während ich in die Pedale trete.