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Morgens

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11.10.2002
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Morgens

Von diesem Platz aus kann man die ganze Straße überblicken. Ein Geruch aus frischen Brötchen, heißem Kakao, warmen Croissants und Schokolade steigt mir in die Nase. Im Cafe ist es gemütlich warm und die kleinen, nassen Tropfen, die langsam, aber unaufhaltsam von den Handschuhen fallen, bilden eine Pfütze auf der Glasplatte des Stehtisches.
Bei einem Blick auf die vom Regen nasse, ungemütliche Straße fällt ein Mädchen auf, das an der Bushaltestelle steht und seine kalten Hände in die kurze, dunkelblaue Jacke gesteckt hat, um sich zu wärmen. Ihre Nase ist rot und der lange Schal bedeckt den Mund, der schon ganz wund und aufgesprungen ist. Sie hört Musik. Man erkennt schwarze, lange Fingernägel und Ringe an der rechten Hand, als sie diese kurz aus der Tasche nimmt um den Reißverschluss der Jacke noch etwas weiter hoch zu ziehen. Ihre Hand ist rot, erfroren, kalt.
Sie zieht kurz die laufende Nase hoch. Man erkennt ihre großen, braunen, dick geschminkten Augen bis in die gemütliche Atmosphäre des Cafes. Sie sieht nachdenklich, traurig und schön aus. Ihre schmalen Schultern sind von braunen Haaren bedeckt, die wie ein Wasserfall bis zu dem, an die Brust gedrückten Ordner fließen und dort in kleinen Locken enden. Sie scheint damit den Eindruck von Wildheit, Freiheit und Unbändigkeit erwecken zu wollen, doch ihre feinen Gesichtszüge, die so blass und weich aussehen, sprechen von Verletzbarkeit und Traurigkeit. Ihre Bewegungen sind unsicher und ängstlich.
Das kleine Gesicht verändert sich kurz, als wolle das Mädchen weinen. Woran sie wohl eben gedacht hat? Doch kurz darauf hat sie sich wieder im Griff und steht stolz, selbstsicher, unnahbar und beinahe trotzig da.
Wie alt ist sie? Fünfzehn, sechzehn? Ihr Gesicht ist kindlich, weich, doch sie scheint so erwachsen und klug. Ihre Augen schweifen zum Cafe herüber und kurz ist ihr Blick so, als spiegle sich die Wärme und Gemütlichkeit in ihren Augen. Sie fährt mit der Zunge über den trockenen Mund und kurz sieht man wie weich und warm er sonst sein muss.
Plötzlich fängt ein kleines Mädchen, dass auf einer Bank sitzt lauthals an zu lachen. Die Traurige blickt auf das fröhliche Kind und ihre Augen lächeln, doch der Mund bewegt sich kaum. Sie ist ein Mensch, der mit den Augen lächelt. Ich lehne mich zurück und schlürfe kurz an der heißen Schokolade. Das kleine Mädchen winkt nun der anderen, der traurigen, zu und die winkt zurück. Jetzt lächelt sie! Sie ist schön.
Da kommt der Bus. Kurz blicke ich auf, um der Kellnerin das Geld für die heiße Schokolade und den Croissant hinzuschieben und als ich wieder zur Straße blicke, ist das Mädchen verschwunden. In den Bus eingestiegen.
Ich klemme mir die Zeitung unter den Arm und nehme meine Aktentasche. Ich muss los. Es ist spät. Ich schaue auf die nasse Strasse, doch ich sehe weder das Flugblatt, das jemand auf den Boden geworfen hat, noch den Raben, der zerzaust hin und her hüpft. Ich denke an das Mädchen.

 

Hallo Thorny4g!

Eine gute Charakterisierung ist Dir da, meines Erachtens nach, gelungen. Man kann sich das frierende Mädel gut vorstellen... allerdings - obs so ganz für eine Geschichte langt? Sehr viel Moment, keine Handlung. Schön geschrieben ansonsten. :)

Zwei Sachen sind mir aufgefallen:

"fällt ein Mädchen auf, die an der Bushaltestelle steht und ihre kalten Hände in die kurze, dunkelblaue Jacke gesteckt hat, um sich zu wärmen" muss heißen: ... das steht...seine kalten Hände (das Mädchen)

Und am Ende, da gibt es 2 Mädchen, da bin ich ein bisserl durcheinandergekommen im Lesefluss. Die Bezüge sind nicht so ganz klar. Vielleicht solltest Du aus dem einen, betrachteten "Mädchen" z. B. eine "junge Frau" machen? Dann wärs klarer...

warüber ich auch nachgedacht habe: warum fällt einem Betrachter ausgerechnet dieses Mädchen an der Haltestelle auf? Was unterscheidet sie vom Rest der Wartenden so stark?

Und zu guter letz, was speziell ich mir formal gewünscht hätte: ein paar Absätze. ICh mag die Dinger, die einen Text so übersichtlicher machen...:)

Liebe Grüße, Anne :)

 

Hi Thorny

Ich kann mich Maus nur anschließen. Absätze sind wunderbar, sie erleichtern das Lesen, was dazu führt, dass ich Texte auch mal ganz durchlese... ;)
Ansonsten ist die Situation gut beschrieben, wo ich mich aber wiederum Maus anschließen muss, dass doch ein bisschen mehr Handlung nicht so ganz verkehrt gewesen wäre.

Gruß
deMolay

 

hi thorny,

braunen, dick geschminkten, Augen

das komma vor augen dürfte überflüssig sein.

Sechzehn

klein.

das waren 2 von 3 fehlern, die ich gefunden habe.
der dritte fehler ist genau betrachtet durch die ganze geschichte gezogen.
pass auf ;) :

ungemütliche Straße fällt ein Mädchen auf, die an der Bushaltestelle steht

das mädchen ist sächlich. du hättest auch immer in der sächlichen person weiterschreiben können.
naja, aber sooo schlimm ist es dann auch nicht.

später im text hast du ein problem, zwei mädchen von einander zu unterscheiden. (hey mausi, "junge frau??? *hehe*) nein, nicht junge frau ist die lösung. wir haben da ein anderes werkzeug. es gibt eben kein geeignetes synonym für mädchen, so geben wir ihm vorher im text eine sichtbare charakterisierung, wie zum beispiel sommersprosse (oder wer kennt das? das blasse äderchen?), und können diesen nick bei solchen unterscheidungen anwenden.

zur geschichte.

ein mensch sitzt gemütlich im cafe und hat die musse, seine umwelt zu betrachten. er sieht ein fremdes mädchen, bei dem er anfängt, das an ihr beobachtete in einen sinn zu bringen. er macht sich also gedanken, was hinter dem steckt, was er an ihr gesehen hat.

es ist eine momentaufnahme, eine opernhafte darstellung einer szene. sie ist dir auch gelungen!

so gut dir das auch gelungen ist, es hat seinen preis.
du verwendest fast standardmässig immer ketten von adverbialen bestimmungen, adjektiven und sonstigen akkusativ objekten.
viele aufeinanderfolgende sätze enden mit:
adverbiale bestimmung, adverbiale bestimmung und adverbiale bestimmung.

es gibt dem leser den eindruck, als würdest du eine schularbeit erledigen, die die aufgabe hatte, adverbiale bestimmungen zu üben.
dieses phänomen zieht sich durch die ganze geschichte.

beispiel1:

Man erkennt ihre großen, braunen, dick geschminkten, Augen

beispiel2:

Sie scheint damit den Eindruck von Wildheit, Freiheit und Unbändigkeit erwecken zu wollen

und so weiter...

fazit: durchaus gute momentaufnahme - also wirklich positiv! -nur ein wenig zu viel des guten.

bye

barde

 

Hallo auch.

Vieles ist schon gesagt, Absätze, klar, zu viele Adverben, auch klar, stimmt alles.
Und doch ist es ein schöner Moment, den ich mir genau so vorstellen kann, ein kleiner Film.
Was mich etwas irritiert hat war, wie er erkennen konnte daß ihr Mund rissig ist, da war der Schal drüber.
Und du beschreibst ihre Haare und sagst sie wolle damit einen Eindruck von Wildheit... erwecken. Ich weiß, du meinst ihre ganze Aufmachung, aber es klingt als ob sie diesen Eindruck mit ihren Locken erwcken will, was ja nun ein wenig eigenartig ist.
Hat mir aber wirklich gut gefallen.

grüße, alex.

 

Hi@all

Naja, wenn sie sich mit Haarschaum etc. Locken macht, ganz unordentlich *g*.... Okay, Absätze, ja...., ich weiß! Sagt mein Deutschlehrer auch immer, aber ich kann mich dann doch immer nicht entscheiden wo! Irgendwie unterbricht mich sowas!? :) Das mit dem rissigen Mund soll so,.....weiß nischt wie ichs beschreiben soll! So dieser allwissende Autor! :) ....Doch das sollte noch ein böses Ende haben.... oder so ungefähr... *g* Bei dem mit den zwei Mädchen muss ich mir nochmal was überlegen....mit den adverbialen Bestimmungen und so, ist mir erst gar nicht aufgefallen!!!....Aber stimmt, muss ich auch nochmal gucken! Also, dankeschön! Habt mir wirklich weitergeholfen!
Gruß thorny

 

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