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- 09.06.2002
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Morgendämmerung
Spüre die Gänsehaut, wenn ich daran denke! Spüre die Fasern dieses irdischen Wesens, in das er mich füllte. Möchte es auch, das Spüren! Wenn ich von innen mehr nach außen dränge, als der Weltdruck dagegenhält, dann berste ich, platze und meine Augen füllen sich mit Tränen. Momente des Gebetes, der Ehrfurcht vor ihm, dem Schöpfer aller unserer Vorstellungen, der auch Dinge macht, die wir katalogisieren, zählen, analysieren, quälen. Nie wird es vollkommen sein! Zurück in der Welt, ziehe ich mich an, gehe aus dem Haus. Zusperren, Türe schließen, die Jacke zuziehen, denn es ist kalt mitten im Sommer. Ich treffe die anderen, sie warten schon auf mich. Lächeln, tausendmal geübt, tausendmal gelogen, der größte Hohn, gelogenes Lachen! Längst habe ich aufgehört zu fragen, denn es funktioniert, das gelogene Lachen! Alle können es und mir zieht es die Mundwinkel nach unten. Ich will der Mensch sein, den nichts verletzen kann und trotzdem voller Gefühle sein. Hallo da, wie geht’s, was geht so ab bei euch, nein, morgen hab ich keine Zeit, da will ich die Sehnsucht spüren und zwar ohne euch, da will ich mir in Ruhe einen Film ansehen, da hab ich schon was vor, da scheiß ich auf euch! Die Banalität ist wie eine zu kleine Hülle, wie ein Eimer für die Welt. Und die Vernunft sind die eisernen Ringe drum herum! Was machen wir heut? Ah, was soll das für ein Fest sein? Na gut, ich komme mit und werde in Licht und pulsierende Schwingungen gehüllt. Wir zucken uns im Rhythmus und Licht in Ekstase, ein gelogenes Lachen im Gesicht, bis die Muskeln schmerzen. Die anderen nehmen was, ich mag das nicht! Brauche einen klaren Geist, damit ich das Tor nicht verpasse. Die Sternenbrücke, aber auf der anderen Seite, was wird mich da erwarten? Taub geworden von Musik, die eigentlich die Sinne zum Schwingen bringen soll, taumle ich nach draußen. Die klare Nachtluft wischt mir den Schmutz von der Seele, die Ruhe lässt den Schmerz nachlassen. Irdische strömen nach innen und heraus. Im Osten wird der Himmel heller und meine Lieder werden schwer. Schwinge mich aufs Fahrrad und trete in die Pedale. Rauschender Wind umgibt mich, meine Beine schwingen auf und ab, ich bewege mich, ich lebe mich! Ich stehe still und drehe die Welt unter mir! Langsam will der Geist wieder in sich zurück, senkt sich ins Fleisch, aus dem er geschüttelt wurde. Sperre die Türen auf, öffne die Fenster, lasse Licht in den Raum, in die Hülle! Schließe meine Augen und spüre die Gänsehaut wieder, während ich auf die Reise gehe, in ein Land aus Morgendämmerung gemacht.