Was ist neu

Mordsehrlich

Mitglied
Beitritt
11.07.2012
Beiträge
3
Zuletzt bearbeitet:

Mordsehrlich

„Ich muss dir etwas beichten.“

Seine Worte trafen sie unvorbereitet. Sie hatte nicht mit ihm gerechnet. Nicht zu dieser unchristlichen Zeit. Durch das Türklopfen aus dem Schlaf gerissen war sie plötzlich hellwach und trat zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren.
Er war triefend nass. Als er mit durchweichten Wildlederschuhen ihre Wohnung betrat, hinterließ er Pfützen auf ihrem Parkett und brachte einen eisigen Windzug mit hinein, der sie frösteln ließ.

„Was ist denn los?“, fragte sie stirnrunzelnd und beobachtete, wie er sich an die Tischkante lehnte.
Er blickte zu ihr auf, hohlwangig und müde, und nichts an ihm erinnerte sie an den lebenslustigen Mann, der mit ihr die Nächte durchtanzt hatte, ihr hin und wieder ohne Anlass einen Strauß Rosen schickte oder spontan vorbei gekommen war, um sie zu einem Wochenende nach Paris mit zu nehmen, wo sie außer der Decke des Hotelzimmers nicht viel zu sehen bekommen hatte.

„Ich bin ein Mörder.“

Seine Worte trafen sie wie ein Stich ins Herz und sie trat einen Schritt zurück.
„Was…?“, hauchte sie und ihre Kehle schnürte sich zusammen.

„Es stimmt“, sagte er tonlos, „ich bin ein Mörder.“

Für wenige Sekunden herrschte Totenstille.

„Du hast jemanden umgebracht?“, fragte sie atemlos. „Wen? Wieso?“ Ihr war, als lägen plötzlich tonnenschwere Lasten auf ihren Schultern.

„Sie war noch so jung. So wunderschön…“

„Eine Frau? Wer ist sie?“ Sie sah ihn an und seine Emotionslosigkeit ließ ihre starren Glieder zittern.

„Ich habe sie geliebt…“

Während die Pfütze unter seinen Füßen sich stetig ausbreitete, mischte sich unter ihre ursprüngliche Bestürzung etwas Anderes. „Geliebt…“, wiederholte sie hart und ihre Hand krallte sich in den Stoff ihres Oberteils. „Wer war sie?“

„Für sie war es nicht mehr als eine Affäre, ein paar Monate Spaß… doch für mich war sie die Welt.“
Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen und wenn sein Blick nicht leer gewesen wäre, hätte sie einen Ausdruck von Schmerz auf seinen Zügen erkannt.

Ihre Augen flackerten hin zum Telefon und einen Moment lang erwog sie es, hinüber zu rennen und die Polizei anzurufen, aber sie bewegte sich nicht einen Zentimeter. Sie leckte sich fahrig über ihre eiskalten Lippen.
„Wieso bist du hier? Wieso erzählst du mir das?“

Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Doch kein Funken Freude lag darin.
„Sie hat mit mir gespielt, weißt du? Ich habe sie geliebt, aber für sie war ich nichts. Sie hat mich betrogen, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Sie sind essen gegangen. Er hat ihre Hand gehalten.“

Ihr Herz begann zu rasen, während sie zusah, wie er etwas unter seinem Hemd hervorzog.

„Wenn ich sie nicht haben kann, dann soll sie keiner haben.“

Sie starrte direkt in den Lauf einer Pistole, die er auf sie gerichtet hatte und sie wusste, dass es das letzte sein würde, was sie sah.

 

Dies ist meine allererste Kurzgeschichte. :-) Ich hoffe auf ehrliche Kritik, da ich wissen will, ob es sich für mich überhaupt lohnt weiterzuschreiben.
Inhalt, Rechtschreibung, Grammatik... bitte alles her damit. ;-)

 

Hallo Shelune,

du willst wissen, ob es sich lohnt weiter zu schreiben? Das kommt auf deine Motivation an. Schreibst du weil's Spaß macht. Dann kann ich dir die Frage nicht beantworten. Willst du reich/berühmt werden (oder auch erfolgreich im etwas kleineren Maßstab)? Das kann ich dir nach einer Geschichte nicht sagen.
Ich würde vorschlagen, bleib erstmal beim Schreiben, probiere das ein wenig, ob es dir liegt. Mit ein bisschen Erfahrung, kannst du dich besser einschätzen.

So jetzt zum Text:

Also, deine Pointe hat insofern funktioniert, dass sie mich wirklich überrascht hat. Aber: Ich mag keine Pointengeschichte, die neigen dazu nur diesen einen Twist zu haben und wenn der nicht sehr gut ist, fühlt man sich am Ende immer reichlich leer. Ist bei deiner Geschichte ein bisschen so. Gut, sie ist das Opfer, von dem er redet. Aber am Ende denke ich, ja, gut hat mich der Autor an der Nase rum geführt. Aber das gibt mir nichts. Ich hab da keine tolle Sichtweise aufgezeigt bekommen.
Ich denke, Pointen funktionieren nur dann, wenn sie einen neue Sichtweise auf eine Geschichte werfen, die auch ohne sie funktionieren würde.

Nächster Punkt: Ich nehm deinen Figuren, vor allem der Frau, ihr Verhalten nicht ab. Keine Ahnung. Das wirkt wie in sehr schlechten Hollywood-Filmen. Alles sehr künstlich.
Das glaub ich liegt vor allem am Thema. Ich denke, das ist für den Anfang einfach zu schwer. Da muss man schon ziemlich gut sein, dass man so ein Setting, so ein Ereignis glaubwürdig vermitteln kann.

Zur Sprache:

Seine Worte trafen sie unvorbereitet. Sie hatte nicht mit ihm gerechnet.
Du wiederholst dich hier. Zwar nicht direkt, aber die beiden Aussagen liegen sehr nahe beieinander. Ich würde den ersten Satz rausnehmen.

Nicht zu dieser unchristlichen Zeit. Durch das Türklopfen aus dem Schlaf gerissen war sie plötzlich hellwach und trat zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren.
Er war triefend nass. Als er mit durchweichten Wildlederschuhen ihre Wohnung betrat, hinterließ er Pfützen auf ihrem Parkett und brachte einen eisigen Windzug mit hinein, der sie frösteln ließ.
Wirklich Türklopfen? Nicht Klingeln?
Ansonsten, das sind (fast) alles stehende Formeln. So würde jeder deine Szene beschreiben (hab ich das Gefühl). Aber du willst ja auf deine Art diese Geschichte erzählen, die soll ja nicht austauschbar sein. Versuch mal auf neue Bilder, neue Möglichkeiten zu kommen.

Tut mir leid, dass es so negativ wird, aber du wolltest ehrliche Kritik. Ich denke ohnehin, dass am Anfang vor allem Schreiben wichtig ist. Sprich, mach weiter, schreibe neue Sachen, versuche jedesmal dein bestes zu geben. Mit der Zeit wirst du von alleine besser, dann kann man dir auch konkretere Hinweise geben. Am Anfang ist meist alles "schlecht".

Ich hoffe, du läßt dich nicht entmutigen.

Eine positive Sache hab ich auch noch: Die Eifersucht-Sache fand ich gut. Daraus könnte man was machen. Da brichst du ein wenig aus der sehr geraden Geschichte aus.

Viel Spaß und Gruß,
Kew

 

Hallo Kew, danke für deine Antwort. Natürlich will ich nicht reich und berühmt werden. Aber wenn nicht ein Funken Talent bei mir erkennbar ist, sollte ich das Schreiben vielleicht überdenken.

Ich jedenfalls mag sehr gerne Geschichten mit Pointen, aber das ist wohl eine Ansichtssache.

Und ja... Klopfen... es ist die Wohnungstür und nicht die Haustür.

Danke für deine Ehrlichkeit.

 

Aber wenn nicht ein Funken Talent bei mir erkennbar ist, sollte ich das Schreiben vielleicht überdenken.

Ich glaube, den sieht man häufig nicht in der ersten Geschichte, aber vielleicht später. ;)

 

Hallo,

es ist natürlich ein altbekanntes Thema, was du hier behandelst, ich glaube sogar einer der Masterplots, unerfüllte Liebe, Rache, Mord. Viele Morde passieren ja aus Eifersucht etc.

Sprachlich finde ich deine Geschichte gut, nicht zu viele Adjektive, Dialoge bringen die Handlung voran, am Stil feilt man sowieso immer. Mir fehlt allerdings ein wenig Finesse; du treibst die ganze Sache ja auf eine einzige Spitze zu, einen Plotpoint, und dann kommt nichts mehr, dann ist Ende. Ich persönlich finde, man könnte das besser aufbauen, langsamer steigern. Mich würde irgendwie die Backstory der beiden interessieren, das könnte man wunderbar mit Dialogen zum Vorschein bringen, wie sie von vergangenen Zeiten etc reden, sich austauschen. Du verballerst da recht früh dein gesamtes Pulver, obwohl du wesentlich mehr Spannung aufbauen könntest, die dem Leser entgegen kommt, wie er sich und seine Absichten weiter offenbart aber nicht klar wird, ob er es wirklich will, so eine Art Verwirrspiel, wo der Leser sich nachher fragt: Damn, tut er es oder tut er es nicht?

Das sind nur meine 5 Cent.

Gruss, Jimmy.

 

Hallo Shelune

Kurz, spannend, prägnant. Zweifellos treffen meine spontan aufgekommenen Gedanken hier zu, aber - es enttäuscht mich in der Kürze. Kaum drin, kommt schon das ab der Mitte absehbare Ende.

… ihr hin und wieder ohne Anlass einen Strauß Rosen schickte oder spontan vorbei gekommen war, …

Ohne Anlass, das ist mir zu unüberlegt. Treffender schiene mir: … ohne besonderen Anlass …

... wo sie außer der Decke des Hotelzimmers nicht viel zu sehen bekommen hatte.

Dies klang mir etwas despektierlich, war sicherlich nicht ihr eigener Gedanke und liesse sich gefühlvoller ausdrücken.

Dennoch gern kurz gelesen und wäre gespannt auf mal etwas Längeres von dir.

Schöne Grüsse

Anakreon


PS: Ach ja, den Titel empfand ich für die Geschichte eher als Pointe, was es etwas ins Ulkige schiebt.

 

Hallo Shelune

herzlich willkommen!


Meine mordsehrliche Meinung:
Schon der Titel und die Kürze des Textes lassen vermuten, dass es sich wohl um eine mordswitzige Pointen-Geschichte handeln muss.
Und so kommt es auch … beinahe. Aber irgendwie hat der Mordbube doch den Schalk im Nacken. Er erzählt von einer früheren Freundin, was sie getan hatte und warum er sie dann umgebracht hat, bis die Zuhörerin Parallelen erkennt und in Panik gerät.
Tolles Motiv!

Textkram:
Phrasen, die ruhig durch etwas Eigenes, Frischeres ersetzt werden können:
unchristlichen Zeit.
aus dem Schlaf gerissen
triefend nass
Worte trafen sie wie ein Stich ins Herz
ihre Kehle schnürte sich zusammen
herrschte Totenstille
fragte sie atemlos
tonnenschwere Lasten auf ihren Schultern
Ihr Herz begann zu rasen

Unvereinbarkeiten:
sagte er tonlos
Nur Mundbewegungen?

Während die Pfütze unter seinen Füßen sich stetig ausbreitete
„zu seinen Füßen“, das ginge.

Ihre Augen flackerten hin zum Telefon
Flackern hat nix mit der Richtung zu tun.

wenn sein Blick nicht leer gewesen wäre, hätte sie einen Ausdruck von Schmerz auf seinen Zügen erkannt.
Der Blick ist nicht gleich Mimik.

Fragwürdiger Bezug:
Als er mit durchweichten Wildlederschuhen ihre Wohnung betrat, hinterließ er Pfützen auf ihrem Parkett und brachte einen eisigen Windzug mit hinein, der sie frösteln ließ.
Pfützen frösteln im frostigen Wind?

Hmmm …
„Ich muss dir etwas beichten.“

Seine Worte trafen sie unvorbereitet. Sie hatte nicht mit ihm gerechnet. Nicht zu dieser unchristlichen Zeit. Durch das Türklopfen aus dem Schlaf gerissen war sie plötzlich hellwach und trat zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren.
Er war triefend nass. Als er mit durchweichten Wildlederschuhen ihre Wohnung betrat, hinterließ er Pfützen auf ihrem Parkett und brachte einen eisigen Windzug mit hinein, der sie frösteln ließ.

Im ersten Absatz sind die Zeitformen (Vergangenheit/Vorvergangenheit) nicht immer richtig verwendet.
Die Geschichte soll kurz und knackig sein, aber die Sprünge sind doch recht heftig. Es wird zuviel in ein Satzgefüge gepresst: „Durch das Türklopfen aus dem Schlaf gerissen war sie plötzlich hellwach und trat zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren.“
Klopfen und Aufwachen bilden noch eine verständliche Einheit. Danach gehört ein Punkt. Dann folgt die Szene an der Tür, zu der sie erst gehen muss und die sie dann öffnen muss.

Gruß

Asterix

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom