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Montag

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29.01.2014
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Montag

Montagabend. Es war saukalt, dunkel und jetzt hatte es auch noch zu regnen begonnen. Sie hasste Montage. Eigentlich hasste sie die ganze Woche. Und da die Woche nun einmal mit Montagen begann, hasste sie diese stellvertretend. Sie hatte im Büro gesessen und den Sonnenuntergang betrachtet. Ein Büro ist nicht der richtige Ort für sowas. Sie hätte am Strand oder auf einem Berg sitzen müssen und nicht auf einem unbequemen Schreibtischstuhl. Aber sie hatte keine Zeit für Strand oder Berge. Sie musste arbeiten. Von 9 bis 18 Uhr. Jeden Tag. Auch montags.

Nun stand sie an der Bushaltestelle und wartete auf den Bus. Sie war zu früh losgelaufen und jetzt musste sie im Regen stehen. Aber noch länger im Büro hätte sie es nicht ausgehalten. Sie hatte gesehen, wie es erst hell und dann wieder dunkel wurde. Hatte die Lichter in den umliegenden Büros an- und wieder ausgehen sehen, während sie weiter vor ihrem Monitor saß und darauf wartete, dass auch sie das Licht ausschalten durfte. Am liebsten für immer. Die Zeit schien extra langsam zu vergehen. Als es endlich soweit war hatte sie ihren Mantel geschnappt und war hinausgelaufen. Doch draußen war es dunkel und kalt und die feuchte Luft konnte ihre Stimmung nicht aufhellen. Insgeheim wusste sie, dass sie etwas ändern musste. Dass sie dieses Leben nicht weiterleben konnte ohne in der Dunkelheit der Montage verloren zu gehen. Aber es fehlte ihr die Zeit. Und die Kraft.

Autos fuhren vorbei und spritzten dunklen Matsch auf den Bordstein. Das unechte Licht der Straßenlaternen konnte die Dunkelheit nicht vertreiben. Sie hielt die Arme verschränkt und hatte die Hände in die Mantelärmel zurückgezogen. Zuhause würde sie sich zwingen etwas zu essen und kurz darauf ins Bett gehen. Sie konnte es nicht ertragen noch länger wach zu bleiben und sich von gekünsteltem Licht blenden zu lassen.

Aus dem Haus neben der Bushaltestelle war ein Mann getreten. Er hatte eine Zigarette angezündet und beobachtete die Autos auf der Straße. Obwohl er nur im Pullover da stand, schien ihm die Kälte nichts auszumachen. Er hatte sogar die Ärmel hochgeschoben und hielt sein Gesicht beharrlich in den Regen. Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Seine langen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden. Zu seinem knallroten Pullover trug er eine grüne Stoffhose. Er passte überhaupt nicht in diesen grauen Tag und sie fragte sich, wie er so glücklich aussehen konnte. Plötzlich drehte er sich zu ihr und lächelte. Die Glut seiner Zigarette warf ein rotes Licht in die Pfütze zu seinen Füßen. Vorsichtig lächelte sie zurück. Der Mann machte eine Geste mit der Hand: Komm doch her. Das Licht in der Pfütze tanzte. Ihr Herz klopfte, als sie einen Schritt auf ihn zu machte.

In diesem Moment hielt der Bus neben ihr und die Türen wurden geöffnet. Im Inneren sah sie Menschen mit dunklen Mänteln und dunklen Blicken. Sie stieg ein. Es war eben einfach nur ein Montagabend.

 

Hallo Lilu,

herzlich Willkommen auf Kurzgeschichten.de!

Ich finde, dass deiner Geschichte noch so einiges fehlt.

Zunächst einmal zu den Dingen, die mir gefallen haben:
Die Gedanken deiner Protagonistin hast du schön eingefangen und sie waren mir durchaus bekannt. Wer kennt solche Gefühle nicht - wenn er von morgens bis Abends in der Arbeit ist und im Winter noch nicht mal Tageslicht abbekommt?
Ich denke, das die meisten von uns schon mal das Gefühl hatten, das das "wirkliche Leben" an einem vorbei zieht, während wir uns in dieser Tretmühle befinden.
Bei deiner Protagonistin scheint das nicht nur ein vorübergehendes Gefühl, sondern eine "Lebenseinstellung" zu sein. Schade, dass sie so denkt und diese Zeit nur als vergeudet ansieht. Während sie innerlich gegen all das ankämpft, verstreicht ihre Lebenszeit ja dennoch.

So, nun zu den Dingen, die mir nicht so sehr gefallen haben bzw. die aus meiner Sicht noch verbesserungswürdig sind.

Der Einstieg, dieses Lamentieren über den Monat, der ist schon sehr ausgenudelt. Das kennt wohl jeder, der mal im Büro gearbeitet hat oder noch arbeitet.
Mir fehlen dann einfach auch die Details über deine Protagonistin. Wie alt ist sie ? Warum findet sie ihren Job so schlimm. Was waren ihre Träume (wollte sie vielleicht einmal Tänzerin werden und ist stattdessen in einem Büro gelandet). Ist sie vielleicht eine alleinerziehende Mutter, die in ihrem Job gut verdient und nicht einfach alles hinwerfen kann?
Und warum hat sie keine Zeit? Ein 9 to 6 Job nimmt einen zwar in Anspruch, aber es ist ja auch nicht so, als würde sie ne 60 Stunden Woche haben. ;)
Was ich mit meinen Fragen sagen will: Du solltest deine Protagonistin einfach noch weiter ausbauen. Diese Dinge sind es, die den Leser interessieren. Sie wollen an ihrem Schicksal teilnehmen und nicht nur irgendwelche allgemeingültigen Gedanken lesen.

Ein paar Textsachen:

Jeden Tag. Auch montags.

Wenn sie jeden Tag arbeiten muss, dann logischerweise auch am Montag. Das muss dann nicht extra erwähnt werden. Davon abgesehen bezweifle ich, dass sie z. B. auch am Wochenende arbeitet.

Das unechte Licht der Straßenlaternen konnte die Dunkelheit nicht vertreiben.

Es sind sehr viele Adjektive in deinem Text und viele davon sind unnötig. Hier z. B. das "unechte."

Zuhause würde sie sich zwingen etwas zu essen und kurz darauf ins Bett gehen.

Ich weiß zwar nicht, wie lange ihr Fahrtweg dauert, aber wenn sie um 18.00 Uhr Feierabend hat, nach max. einer Stunde zu Hause ist und dann noch kurz was isst, geht sie um 20.00 Uhr ins Bett oder was?

 

Lieber flammbert112 , liebe Bella,

ganz vielen Dank, dass ihr euch meiner Geschichte angenommen habt und mir Tipps gebt!

Flammbert, deine Interpretation des Textes war tatsächlich auch die, die ich im Kopf hatte. Ich dachte, ich lasse die Bedeutung für den Leser relativ offen und habe nun aber gemerkt, dass das scheinbar nicht so sinnvoll ist. Das stimmt ja auch mit dem überein was du gesagt hast, Bella. Da sollte ich die Protagonistin wohl noch etwas weiter ausbauen und verständlicher machen, warum sie so reagiert und das "Angebot" auf ein neues Leben eben nicht annimmt.

Ich setze mich da nochmal ran, danke euch! :)

 

Hallo Lilu,

also der Einstieg und auch die Gedanken Deiner Hauptfigur gefallen mir ganz gut. Viele Leute können sich mit ihrer Situation identifizieren und das animiert zum Weiterlesen.

Dann kommt die Situation, wo der Mann an der Haltestelle ihr zulächelt und sie mit der Geste auffordert, näher zu ihm zu kommen. In dieser Szene hätte ich mir ein Schlüsselereignis gewünscht, das die Geschichte der Frau eine bestimmte Richtung nimmt. Aber da kommt leider nichts mehr. Plötzlich hielt der Bus, die Frau fuhr weg und die Geschichte ist zu Ende.

Schade. :-( Dein Text birgt viel Potenzial, ich hoffe, Du schreibst weiter und ich bin gespannt, was die Frau aus ihrem Leben macht und ich bin auch gespannt, was aus dem Mann an der Bushaltestelle wird ;-).

Viele Grüße
EssWorm

 

Hallo EssWorm,

das freut mich, dass du meine Geschichte gelesen und sie dir zum Teil gefallen hat.

ich bin gespannt, was die Frau aus ihrem Leben macht und ich bin auch gespannt, was aus dem Mann an der Bushaltestelle wird

Tja, genau da liegt wohl mein Fehler - die Geschichte an sich hat einfach zu wenig Inhalt. Ich muss das wirklich noch mehr ausarbeiten und eine abgeschlossene und in sich stimmige Story draus machen. Denn als Serie ist das ganze nicht geplant, es soll also gar nicht weiter gehen mit der Protagonisten und dem Fremden an der Bushaltestelle ;)

Für mich ist der Mann wirklich eher eine Metapher für ein neues Leben, was die Protagonistin aber nicht ergreift / ergreifen kann.

Ich danke dir, EssWorm, für deine Gedanken!

Liebe Grüße,
Lilu

 

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