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Monster
"Mama?", das kleine Mädchen blickt verängstigt auf den verstümmelt am Boden liegenden Körper nieder.
"Mama?", frägt es nochmals. Keine Antwort. Blut fließt noch immer aus den tiefen Wunden. Unwirklich verdreht liegt die Frau im Rot.
"Anna!", die Tür wird geöffnet, ein junger Mann stürmt herrein. Versteinert bleibt er vor dem Leichnahm stehen.
"Anna, dreh' dich weg! Geh' auf dein Zimmer.", sagt er zitternd zu dem Mädchen. Es gehorcht. Der Mann lässt sich auf die Füße fallen. Er starrt in die leere. Dann entgleitet ihm ein markerschütternder, verzweifelnder Schrei.
Die grauen Wolken ziehen sich über mir zu und erste, kalte, dicke Tropfen fallen vom Himmel. Ich richte den Kragen meines Mantels auf. Der lange Fußmarsch, den ich vor mir habe, nervt mich. Gerade heute muss die Bahn ausfallen. Erbarmungslos prasselt der Regen auf mich herab, als wolle er mich verspotten. Die Hände tief in die Jackentaschen gesteckt gehe ich den düsteren Gehweg entlang, mit all seinen Pfützen und Unebenheiten. Kein Auto. Natürlich nicht – um diese Uhrzeit! Ich fühle mich allein im Dunkeln der Nacht, ist vielleicht auch besser so. Ich sollte mich freuen, bis jetzt hat mich noch keiner erwischt, dabei tat ich es so oft, auf so grausame Weise. Ich hasse es, muss es aber tun, wohin sollte ich sonst? Es ist unbequem, das Messer in meinem Gürtel. Das Blut noch feucht. Verdammtes Beweismittel. Seltsamerweise habe ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Keiner hat mich gesehen, da bin ich mir sicher und meine Komplizen werden mich nicht verraten haben. Sind wahrscheinlich nur die dunklen Gassen.
Da war etwas! Hinter mir! Ich drehe mich um, erkenne es zu spät. Werde zu Boden geworfen. Ein Schmerz, so erschütternd wie nie zuvor, durchbohrt meinen Körper, lässt mich erstarren.
„Monster!“, schreit der junge Mann über mir, „Monster!“
Er zieht das Messer aus meinem Körper, nur um erneut einzustechen. Wieder, wieder, wieder. Weint er? Warmes Blut strömt an mir herab. Laute, die aus der Hölle kommen mussten, entglitten meiner Kehle. Ein Todesurteil. „Monster!“ Ich bin noch da, warum? Er verfehlt mein Herz. Meine Organe quellen aus mir heraus. „Monster!“ Ich spucke Blut. So viel Schmerz.
„Monster!“
Ein letzter Hieb, ein letztes Aufschreien.
„Schmor‘ in der Hölle!“