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Monster bemonstern Marinas Welt

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12.04.2002
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Monster bemonstern Marinas Welt

Das Gehirn von Marina.
Monster bemonstern ihre Welt.

Herz krankt. Seele krankt.
Herz stirbt. Seele stirbt.
Herz und Seele sterben leise.
Alles so egal.
Und der Körper lebt sein Leben ... irgendwie.
Der Körper quält sich durch die Zeit.
Der Körper speit sich durch sein Leben.

Marina* fragt mich: sich: "Warum geht das nur nicht? Ach, könnte ich doch bloß mein Gehirn austauschen! Es dominiert mein Herz. Es zerredet meine Seele. Mein Gehirn bestimmt mein Leben. Es diktiert meine ganze Gedankenwelt. Mein Herz, meine Seele ... sie zersterben daran.

Mein Gehirn lässt mich nicht mehr träumen. Mein Gehirn zerträumt meinen Körper in tausende von Fetzen von mir weg. Mein Gehirn zerfetzt mich. Mein Gehirn zersetzt mein Ich.

Mein Gehirn bleckt meine Haut, wenn mich ein Mann nur angreift. Mein Gehirn beschmerzt mein Fleisch, wenn mir eines dieser Monster nur zu nahe kommt. Und immer wieder komme ich an ein Monster.

Monster! Monster! Monster kreuzen meinen Weg seit ich klein war. Monster bemonstern meine kleine Gedankenwelt. Monster monstern wild durch meine Traumeswüste. Monster! Mein Leben ist vermonstert, zugemonstert, seit ich ein wenig denken kann. Und weil ich oft so monsterhaft einsam bin, lasse ich die Monster immer wieder an mich ran. Immer wieder lasse ich die Monster in mir weiter monstern.

Monster monstern auf mir herum. Monster monstern unter mir. Monster monstern mich von vorne und von hintern. Monster monstern mich im Doppelpack und monstern gierig ihr Sperma auf mich ab. Und am Meisten hasse ich es, wenn sie in Geilheiten zerfallend zärtlich an mir herum monstern.

Wie oft habe ich mir schon geschworen, dass ich Niemanden mehr an mir herum monstern lasse. Doch dann bin ich wieder so furchtbar furchtbar einsam, so allein. Meine Haut schreit nach einer zarten Streichelhand. Mein Fleisch kreischt nach Hingebung. Mein Ganzes Ich sehnt sich nach ein bisschen Liebe. Meine Seele giert nach Seele. Mein Herz zerreißt nach einem Herz. Und dann besäuft sich mein willenloser Körper wieder. Die Anti-Depressiva machen mich so stumpf. Das Rohypnol bläst seinen Sturm der Hoffnung. Kokain und Speed brummen wie ein ganzer Stock von Hummeln in meinem Arsch. Und Alles, was ich dafür kriege, sind dann wieder Monster. Monster!

Monster pflastern meinen Weg. Sogar als Gutmenschen so wohl bekannte Gutmenschen haben mich schon halb tot gemonstert. Ich frage dich, was ist dies bloß für eine Welt?

Monster! Monster! Monster bemonstern mich Tag und Nacht. Und ich weiß es: Alle Welt weiß es ... auch. Ich bin ein zum Schweigen verdammtes Opfer dieser Welt der Monster, doch diese Welt sieht einfach dabei weg. Diese Welt ist voller Monster. Und diese Monster sind Alle so furchtbar furchtbar feige. Sie bemonstern dich schon als kleines Kind, kaum bist du auf der Welt.

Für diese Welt bin sogar ich kleines Kind schon Monster. Ein Monster, von dem das Gewissen besser gar Nichts weiß. Monster! Monster, so und so, sogar scheinheilige Gutmenschenmonster durchmonstern meine kleine Welt. Alle sind sie fasziniert vom Bösen. Reden tun sie ja ganz anders. An ihren Runden Tischen der Schönkultur da reden sie ja schön. Doch wenn die Monster eine wie mich mal wieder halb zu Tode monstern, dann schauen sie Alle wieder beflissen weg. Monster regieren diese Welt.

Ich bin Opfer, doch manchmal denke ich: Ach, könnte ich doch bloß mein Gehirn austauschen. Ach, wäre es doch nur irgendwie möglich, ich wäre dann auch so gerne ein Monster, so ein Monster in dieser Monsterwelt. Schon so ein Gutmenschenmonster zu sein, und von Allem Nichts wissen wollen, wäre das nicht nett?

Monster! Monster bemonstern meine kleine Welt. Monster! Überall nur Monster! Und am Schlimmsten ist diese Bande von Gutmenschenmonstern. Sie versprechen dir eine Neue Heile Welt, eine Welt ganz ohne Monster. Aber sie haben nur ihre Gutmenschenworte ... Bla-Bla-Bla-Bla ... und weit und breit keine Gutmenschentaten. Scheinheilige Monster in einer Monsterwelt."

Marina weint. Marina ist Opfer. Marina ist begraben im Schweigegrab der Opfer, in einem Schweigegrab, in die Welt gemonstert vom Gutmenschenmonster dieser Zeit. Gutmenschenblabla ohne die entsprechenden Taten. Und keine echten Gutmenschen weit und breit, die auch nur annähernd wissen möchten, wie weit Monster gehen können, wenn sie ein Opfer brutal zusammen monstern. So werden auch manche Opfer dann zu Monstern.

Monster! Es leben nur noch Monster in dieser Welt. Monster! Sogar Gutmenschen sind Monster ... auf ihre Art. Monster! Monster so und so bemonstern diese Welt. Und Niemand will davon Etwas wissen.

© Copyright by Lothar Krist (23.1.2003)
* Name geändert
Aus meinem neuen Buch "Ich Täter - Ich Opfer". Geschichten und Gedichte direkt aus dem Seelenleben heraus geschrieben, in brutalrealistischem Stil.

 

Mahlzeit Buji,
Die ersten Absätze gefielen mir wirklich gut! Die Thematik ist ein oft verdrängtes Phänomen unserer Gesellschaft, und du bemühst dich, ihr entsprechend zu begegnen, sie intensiv zu beschreiben. Leider verfällst du dann immer mehr in... tja, in was?

Auf jeden Fall erinnert die unglaubliche Inflation der Monsterwörter an die Weltwirtschaftskrise. Sicher, es ist möglich, dass dir einfach Worte fehlten- aber das ständige monstern läßt eher an schlumpfen denken und nimmt der Geschichte einiges an Intensität.

Mein Rat: Kürzen! Bringt vielleicht mehr als tausend Mon... sorry, Worte. Die Geschichte hat Potenzial.

Grüße,
para

(beruflich von "Monstern" umgeben)

 
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Hi palladon, hi Paranova!

Ich weiß, es wäre auch heute schon ein guter Text, wenn ich den Bezug auf den Gutmenschen lassen würde. Aber das ist es ja gerade, was ich gar nicht will. Ich will keine "guten" Geschichten für unser Heute schreiben.

Und dass ich mit dem Wort "Monster" mein Spielchen spiele, hat wahrlich nichts damit zu tun, dass mir vielleicht die Worte ausgegangen sind. Wer meine Texte ein wenig kennt, der weiß, dass mir immer wieder neue Worte einfallen. Es gibt, glaube ich jedenfalls, keine Geschichte und kein Gedicht, in der/dem nicht zumindest ein neues Wörtchen vorkommt. Und ich schreibe ja keine Serie über dieses Wort. Ich trieb es nur in dieser einen Kurzgeschichte ein wenig auf die Spitze. Also auf 1 1/2 Seiten, dass müsste erlaubt sein. in Bezug auf ein Lebenswerk.

Und ich habe sie mit Absicht nicht kürzer gehalten. Marinas Leben ist ja auch keine kurze Kurzgeschichte. Die Monster in ihr hören ja auch nicht auf, wenn es unerträglich wird. Sie ist Opfer in einer Welt, in der sie von Monstern umgeben ist. Diese Welt ist ihre Realität. Für uns sieht diese "unsere" Welt natürlich anders aus.

Ich wollte diese ihre Angst vor jedem neuen Tag auch für den Leser unerträglich machen. Aber was sind wir wohl für lesende Menschen, wenn uns selbst das Lesen über die wahre innere Welt der Opfer schon zu viel ist, wenn sie uns anödet und langweilt. Und genau das wollte ich auch aufzeigen, deshalb wurde die Geschichte um genau 4 "unnötige" Absätze länger, als sie sein könnte.

Marina ist ein äußerst nettes Mädchen, eine verdammt gute Malerin und Dichterin. Die Frage bei ihr ist nur, ob sie auch so alt wird, dass die Welt sie eines Tages als Künstlerin wahrnehmen kann. Sie hat mit ihren erst 20 Jahren schon wesentlich mehr erlebt, als die meisten Leute in ihrem ganzen Leben, zumindest was Action und das Böse anbelangt. Sie wandelt immer eine Grenze entlang. Spaß um jeden Preis, wenn sie es sich einmal gibt, und da kann man dann verdammt hart auf die Schnauze fallen. Ein Mädchen wie sie, das Alles, wirklich Alles einfach ausprobiert, ohne lange über die möglichen Folgen nach zu denken, so eines fällt auch oft.

Ich werde ihr vielleicht eine eigene Homepage gestalten, mit ihren ins Herz gehenden Texten und Bildern. Vielleicht! Das Problem ist meine Zeit, ich müsste ihre Texte eintippen, sie kann ja nicht einmal Maschine schreiben.

Sie kann irre gut erzählen. Sie war in den letzten Jahren mehr "drinnen" als draußen, Ihr versteht. Sie erzählt über dieses ihr Leben auf eine Art, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.

Gestern hat sie mir die Geschichte vom jährlich stattfindenden Narrenhausball in Linz erzählt. Da kommen aus allen Narrenhäusern Österreichs ganze Busladungen mit "Verrückten" so und so, zB die Tiroler mit Tirolerhut und Tracht. Die stiegen letztes Jahr aus dem Bus, jeder eine Trillerpfeife im Mund und dann ging´s los. Tüüüt, tüüüüt, tüüüt, ein irrer Lärm und ein Bild für Götter. Ich habe mich fast tot gelacht. Sie steigert sich beim Erzählen richtig rein, schmückt die sowieso schon irren Bilder mächtig aus, ... ein echter Genuss für Jemanden wie mich, der bereit ist, zuzuhören und der dauernd auf der Suche nach Geschichten ist, noch dazu, wenn sie wie bei ihr, so toll in die meinen passen.

Oder so Alltagsgeschichten, wenn sie in der Straßenbahn sitzt und auf einmal schreit jemand durch die ganze Bahn: "Hi Marina, wann warst du das letzte Mal im Narrenhaus? Mich haben sie gestern wieder mal entlassen." Sie ist ja ein äußerst hübsches Mädchen und man kennt ihr im normalen Zustand ihre Krankheit ja nicht an. Sie schämt sich dann, wenn so etwas geschieht, traut sich dann nicht einmal mehr mit der Straßenbahn zu fahren. Ein geiles Leben, nicht wahr? Und dabei kann sie gar nichts dafür, dass sie so ist, wie sie ist. Sie wurde schon als kleines Mädchen dazu gemacht, dabei kommmt sie aus bestem Haus, Vater ein bekannter "Gutmenschen"-Arzt, Mutter aus bestem, alten Adel.

Und unsere Behandlungsmethoden in derartigen Fällen: Medikamente und Wegschauen. Sie ist seit Ewigkeit in Behandlung, kennt schon einen Haufen von Psychologen, Neurologen, 100 Ärzte haben sich schon mit ihr befasst, doch sie wurde noch nie direkt gefragt, ob vielleicht der Vater die Ursache ist. Den Skandal scheut jede/r. Also wenn man da nicht von einer Gutmenschenwelt sprechen kann?

Eines ist jedenfalls sicher: die Opfer haben in unserer Welt keine Chance auf Heilung. Jeder Heilungsprozess muss scheitern, so lange die Gesellschaft nicht bereit ist, als Ganzes an diesem Heilungsprozess mitzuwirken und den Opfern ein Ohr zu leihen. Und so lange das nicht der Fall ist, werde ich auch nicht aufhören, zu schreiben wie ich eben schreibe. Und ich weiß, dass der Mensch hiezu eines Tages fähig sein wird. Er muss nur endlich den Schritt hin zum Realismus wagen, das Leben so nehmen, wie es eben ist. Jede andere Philosophie, die sich nur das Schöne aus dem Leben heraus picken will, muss scheitern.

Ihr werdet in nächster Zeit übrigens ein paar ihrer Geschichten in den meinen wieder finden. Mal sehen.

Liebe Grüße
buji

 
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Hi Morphin!

Danke für das Talent.

Ad: Sogar als Gutmenschen so wohl bekannte Gutmenschen haben mich schon halb tot gemonstert.

Das meinte ich auch so. Doppeleffekt. Nicht bloß ein Gutmensch, der von sich selber glaubt, er sei einer, sondern der auch noch als solcher in der Öffentlichkeit bekannt ist und als solcher auftritt, der zB bei jeder Geldbeschaffungsaktion für einen guten Zweck dabei ist. Diese Leute sind ja auf ihrem besonderen Gebiet Profis. Sie riechen die wahren Opfer, sie wissen auch, wie weit sie gerade noch gehen dürfen, so dass auch Alles schön "unter der Tuchent bleibt", wie wir in Österreich dazu sagen. Sie wissen, dass eine Marina keine Anzeige macht, wenn sich das nur irgendwie machen lässt. Sie macht ein weiteres Stricherl auf ihrer Monsterliste, ihre Welt hat sich wieder einmal bestätigt und ist somit okay.

Es handelt sich im Übrigen um eine Anspielung auf eine wahre Begebenheit, ich kenne auch die Namen der Herren. Es hat sich nach so einer Aids-Veranstaltung abgespielt und diese Typen haben ein euphorisches, naives 14-jähriges Mädchen ein "wenig ausgenutzt". So werden sie es wohl bei sich sehen, wenn sie den Vorfall nicht schon längst vergessen haben. Ein kleiner Tablettenmix und das kleine Mädchen ist äußerst willig. Doch die Narben in Seele, Herz und Hirn, die sieht man nicht.

beste Grüße
buji

 

Hallo buji,

am Anfang finde ich Deinen Text ziemlich ansprechend, doch dann verflacht er, auch wegen der ständigen Wiederholungen. Auch von der Aussage her bleibst Du in der Ausführung stecken, so ein monstermäßiger Rundumschlag verpufft ein wenig - eine konkret durchgeführte Gesellschaftskritik wäre passender.
Deine etwas ungewöhnliche, kraftvolle Art zu schreiben, ist dem Thema schon angemessen, doch fehlt mir auch eine Geschichte, die über die Statements hinaus geht.
Vielleicht willst Du noch ändern: ihr Sperma; Geilheiten zerfallen Komma - oder zerfallend.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hi Woltochinon!

Danke für die Verbesserungen, wird berichtigt.

ad "in der Ausführung stecken bleiben": die Geschichte gehört zu einem Buch, ist also nur Teil eines Themas. Wenn Marina bei uns ist, dann läuft immer ein Band mit. Das Wort Monster hat sie selbst x mal erwähnt, während sie erzählte. Es sind ihre Worte, nur das Spiel mit dem Zeitwort "monstern" kam von mir. Sie sagte natürlich auch nicht Gutmenschen, sondern "de Guaden", was ja auf das selbe hinaus kommt.

Die Opfer denken nun mal ein wenig anders, als wir. Ich beschäftige mich seit einer Ewigkeit mit ihnen und ich weiß von vielen, dass sie zB bei Behandlungsgesprächen mit Ärzten ganz anders reden, als mit mir, weil sie nur selten zu einem Arzt, einer Ärztin Vertrauen haben. So gesehen kann man eigentlich jede wissenschaftl. Studie weg werfen.

Ich habe auch noch nie ein Opfer körperlicher Gewalt angetroffen, das Verständnis für den Täter hat. Sie reden zwar anfangs stereotyp nach, was sie glauben in dieser Richtung sagen zu müssen, weil unsere Gesellschaft es von ihnen "verlangt", aber wenn man da nach setzt, da "blühen" sie oft richtig auf. Und wenn sie dann ein paar Geschichten von mir lesen, dann wissen sie meist gleich, dass ich voll auf ihrer Seite bin.

Ich weiß, das mag jetzt großspurig klingen. Aber warum schauen sie dann immer wieder bei mir vorbei? Ich spüre es oft genug, wie sie gerade danach drängen, mir ihre Geschichten zu erzählen. Sie haben auch selten was dagegen, wenn ich die Gespräche aufnehme.

Ein Opfer kann seine Welt nicht "differenziert" sehen, wie wir das von uns selbst verlangen. Da gibt es nur den Schmerz, und ob der Täter vielleicht auch mal armes Opfer war, ist den meisten völlig wurscht. Deren Welt ist nun einmal einseitig. Und das versuche ich in meinen Geschichten wiederzugeben. Das nennt man dann "verallgemeinern" oder Rundumschlag oder zu wenig konkrete Gesellschaftskritik.

Ich sehe es nun einmal so. Ob ich recht habe, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass die Art und Weise, wie wir mit diesem Thema umgehen, Scheiße ist, zumindest für die Opfer. Für uns ist es natürlich ne Beruhigungspille.

tschüss
buji

 

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