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Monotonie und Freiheit
Leise trommelte der Regen einen sanft Takt an die wenigen großen Fensterscheiben. Hinterließen dünne, fast unsichtbare Spuren von sich. Ein stetiges tak, tak, tak echote gegen das Trommeln des Regens. Muffige staubige Luft erfüllte den großen Raum, sowie leises Murmeln aus allen Richtungen. Der alte Lehrer sprach leise und erklärte die wirren Formen, Zahlen und Strichen die er zeichnete, während die Schüler sich leise Sachen erklärten oder über belanglose Sachen redeten. Alles war wie immer, die gleichen Leute, die gleichen Stimmen, die gleiche Luft, der gleiche Raum. Dieselbe Monotone Welt, wie jeden Tag.
Mein Blick richtete sich auf die Welt hinter den schmutzigen Scheiben dieser Schule. Leute rannten, hielten Regenschirme und lebten ihr Leben. Einige wirkten erschöpft, andere hell wach und andere als wären sie gar nicht hier. Der Himmel sah grau und dunkel aus, weinte seine klaren Tränen auf uns hinab. Die wenigen Bäume hatten ihr grünes Dach verloren und wirkten nun kahl und verloren. Hohe graue Gebäude verweigerten den Blick auf die Stadt. Langsam wanderte mein Blick wieder in den viel zu großen Raum, in dem ich saß. Die leicht graue Tafel war gefühlt mit den wirren Formen, Zahlen und Linien, der Lehrer zwischen den Reihen beim erklären verschiedener Dinge, die Schüler mehr mit sich als mit dem Lehrer beschäftigt. Alles war wie immer.
Mein Blick streifte das Blatt auf meinen grauen Tisch. Es war mehr grau als weiß, die Ecken waren leicht gewellt und nur einzelne Striche waren auf ihm, ergaben kleine Formen. Der Stift in meiner Hand lag ruhig, fühlte sich glatt und rau zugleich an, so wie immer.
Irgendwann kam der alte Lehrer an meinem Tisch vorbei, sein Blick streifte mein Blatt, glaube ich. Sein Gesicht erschien mir so gut wie nicht vorhanden, wie jeden Tag. Ein abfälliges Geräusch verlies ihm, die anderen lachten leise, dann ging er weiter. Meine Finger verkrampften sich leicht um den Stift. „Es ist bald vorbei, nur noch ein wenig länger.“ Redete mir die leise Stimme sanft zu, wie jeden Tag. Vorne wieder angekommen, erklärte er erneut leise Sachen, wischte alte Sachen von der grauen Tafel weg und schrieb neue ran, wischte diese dann wieder ab und schrieb wieder neue Sachen ran.
Nach einer Weile ertönte das läuten der Schulklinge, läutete das Ende des Tages ein. Einige schreckten hoch, andere hatten es bereits erwartet, anderen war sie egal, wie jeden Tag. Jetzt lauter erteilte der alte Lehrer uns Aufgaben für den nächsten Tag, wie jeden Tag. Doch mein Interesse galt ihm nicht, mein Blick war erneut nach draußen gewandt. Noch immer regnete es, noch immer war der Himmel dunkel und grau, noch immer wirkte die Welt trüb. Mein Blick folgte den dünnen, fast unsichtbaren Spuren. Trist, grau, monoton.
Langsam fingen meine Hände an das immer noch fast leere graue Blatt, die Stifte und alles andere in die graue Umhängetasche zu packen. Der große Raum war mittlerweile fast leer, der alte Lehrer war weg und nur noch eine kleine Gruppe Schüler stand einem Tisch, lachten, sprachen und erzählten sich sinnloses Zeug, wie jeden Tag. Ich ignorierte sie, nehm meine schwarze Jacke und verließ den Raum, Schule und ging auf ein graues Auto, direkt vor der Schule zu und stieg ein. Leise Musik spielte und eine leichte angenehme wärme sowie der Geruch nach altem Papier hing in der Luft. Sie sah erschöpft, fertig aus. Einzelne, einst Blonde nun graue, Strähnen hingen ihr im Gesicht, leichte Falten zogen sich durch dieses und ein trübes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie sah zu mir fragte mich Sachen und ich, ich lächelte, für sie, wie jedes Mal wenn sie da war, wie jeden Tag. Die Fahrt war kurz, leise, ab und zu durchbrochen von unserem leisen Gerede. Graue Häuser, kahle Bäume, verzerrte Gesichter und trübes grau zog während der Fahrt wie immer an uns vorbei.
Das kleine Auto kam zum stehen, wir stiegen aus und gingen in eins der großen grauen Häuser, wie immer. Treppen brachten uns vor eine graue Tür, hinter dieser lag unser Wohnbereich. Leise betraten wir ihn, alles wirkte irgendwie trüb, grau und schwarz, farblos.
Meine Schritte führten mich in mein Reich, in diesem schloss ich die Tür hinter mir. Sperrte dies falsche Lächeln aus, sperrte sie aus, sperrte alles aus. Mein Blick glitt durch das kleine Zimmer, die Wände wirkten grau, der Boden farblos, das Bett ungemütlich, der Schreibtisch schwach, der Schrank fehl am Platz, alles wie immer. Mein Blick fand das alte rechteckige, graue Ding zusammen mit den langen weißen Kabeln. Meine Tasche ließ ich auf den Boden fallen, meine Schritte gingen gerade aus zu dem kleinen grauen Ding, meine Hände griffen nachdiesem.
Die Enden des Kabels in meinen Ohren, erwachte ich das kleine Ding zum Leben. Töne, hell und dunkel, schnell und langsam, aggressiv und ruhig erklangen. Meine Augen schlossen sich, ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und mein Herz begann schnell zu schlagen. Meine Augen öffneten sich wieder. Die Wände strahlten in einem hellen Blau, der Boden war ein tiefes Braun, das Bett wirkte weich und gemütlich, der Schreibtisch oft genutzt und stabil, der Schrank wie als gehöre er nur hier hin. Alles wirkte hell, lebendig und frisch. Mein Lächeln wuchs zu einem Lachen.
Ich ließ mich auf das weiche Bett fallen und schloss meine Augen. Hinter meinen verschlossenen Liedern zeigten sich die verschiedensten Bilder, wie es sie nur jetzt geben konnte. Nicht gestern, nicht morgen, nur Heute.
Nur hier und jetzt. Nur mit dieser Musik, nur mit diesem Gefühl. Nicht wie immer, nicht grau, nicht monoton.
Es war bunt, fröhlich und einzigartig. Es war meine Freiheit…