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Thema des Monats Monochromismus

Seniors
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12.12.2004
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Monochromismus

Das Wichtigste ist der Blick für das Wesentliche.
Ich arbeite seit drei Jahren als Touristenführer und es ist immer wieder faszinierend, wie man den Blickwinkel der Menschen zurechtrücken kann, wenn man nur will.
Es war Silvester auf Herkules 2. Ich kam mit dem letzten Transporter an.
Damals war ich schon bereit, so ziemlich alles für einen neuen Job zu tun.
Jedenfalls wurde mir ein fetter, untersetzter Glatzenträger von der Erde zugewiesen und da sah ich meine Chance.
Ein Tourist. Wollte einmal die Jahreswende in Schwarz-Weiß sehen.
Na, Sie können es sich ja vorstellen. Schweiß, Hyperinteresse und permanentes fotografieren machten es mir etwas schwierig ihm die wichtigsten Eindrücke zu vermitteln.
Während er sich seine Platte mit einem karierten Taschentuch abwischte, begann ich mit meiner Tour.
Ich ging dabei vorsichtig vor. Für Anfänger, Sie verstehen.
„Willkommen zum Silvesterabend auf Herkules 2. Sie befinden sich auf einer Welt, die in zeitloses schwarz-weiß getaucht ist. Durch die dichte Atmosphäre gibt es keine Farben und gerade das ermöglicht Ihnen einen klaren Blick auf die Wahrheit.“
Xaver hieß mein Tourist.
“Aha, unglaublich! Wenn ich so an meinen Hof denke, das wäre zeitweise auch nicht schlecht, wenn die Farben fehlen würden. Gerade im Stall …“
Als Zusatz hatte er ein schwabbeliges Lachen anzubieten, das ich mit einem freundlichem: “Sehr geistreich!“ kommentierte. Man will ja seine Kundschaft nicht verärgern.

Während ich ihn durch die einzigartige Grautöne des Festplatzes manövrierte, musste ich mit ihm Dinge sehen, die mir ein Gräuel waren. Die Hintern feister Damen, die schmalen Brüste junger Mädchen und die Fotoapparate der anderen Touristen. Schlussendlich kamen wir an. Ein von ihm reservierter Platz von einem halben Quadratmeter um 500 Points, für das Feuerwerk.

Ich spürte geradezu, dass ihm eine Frage unter der Hirnschale brannte, also erlaubte ich mir, ihm zuvorzukommen.
„Womit darf ich ihnen helfen?“
Er kratzte sich am Ohr und fragte: „Das schaut hier alles aus wie in einem der alten Filme aus den 1970ern und so. Ich frag mich, wie die Leute hier zurechtkommen.“
„Nun, das ist sehr einfach“, antwortete ich „die Bewohner von Herkules 2 haben es sich so eingerichtet, dass sie Grautöne mit Gesten kommentieren. Wenn sie zum Beispiel den kleinen Finger der linken Hand wegstrecken, bedeutet das soviel wie Freude. Wenn sie hingegen den Zeigefinger der rechten Hand krümmen bedeutet es soviel wie Zorn. Es ist viel einfacher als mit Farben, das können sie mir glauben. Insbesondere haben die Bewohner von Herkules 2 kein Problem mit weißen Mäusen und schwarzen Katzen.“
Mein Tourist musste lachen. Ein Scherz bricht das Eis, glaube ich.

„Oh, mein Herr, jetzt geht’s los!“, frohlockte ich.
Vom Himmel begannen kleine, grelle Streifen zu fallen. In der nähe der Ionosphäre verglühten sie. Ein weißer Regen aus feinen Strichen ging über den Himmel nieder.
So wie wenn man sich mit einem Fotoapparat ins Auge blitzt, nur mit einem viel nachhaltigeren Effekt.
„Ja was ist denn das?“, sprudelte es erfreut aus meinem Touristen heraus.
Ich musste innerlich lachen.
„Das mein Herr sind Überreste von alten Satteliten. Feuerwerk bringt hier auf Herkules 2 nicht viel, also hat sich der Rat dazu entschlossen Überreste der orbitalen Erkundigungen vergangener Zeit in die Ionosphäre zu steuern, damit sie verglühen. Eine tolle Sache und man spart sich die Entsorgungskosten.“
Xaver kommentierte dies mit einem gutmütigen Grunzen.
Während mein Tourist in den Himmel starrte überkam mich wieder dieses Gefühl.
Dieses Gefühl zu wenig von der Wahrheit zu zeigen.
Zu wenig davon zu zeigen, unter welchem finanziellem Aufwand diese Satteliten erzeugt worden waren. Wie viel Hunger man damit beenden hätte können. Wie viel Geld hinausgeworfen worden war, nur um einen Hunderasierkanal mehr im Fernsehen zu haben.
Noch dazu Schwarz-Weiß. Ich meine für Königspudel und schwarze Yorkshireterrier recht nett, aber für Retriever?

Das war auch der Moment, als ich mir die Augen meines Touristen ansah.
Schiefergrau, gutmütig, kuhäugig.
Ich konnte nicht mehr anders, ich musste ihm die Wahrheit zeigen.
„Was ist denn das?“, rief er erschrocken.
„Xaver, ich darf Sie doch Xaver nennen, das ist die pure Wahrheit.“
Dabei spielte ich ihm Bilder der Sterbenden und Hungernden in die Schutzgläser.
Xaver war schockiert.
„Ich bin hier im Urlaub, ich will mich hier entspannen, ich will hier …“
Er blickte nach rechts und links.
Direkt in die Gesichter der anderen Touristen.
Xaver sah die schwarzen Ringe unter den Lidern, er sah die bleichen Lippen.
Er sah das Schwarze ihrer Seele und das Weiße in ihren Augen.

„Ist das die Wahrheit?“, fragte er mich erschrocken.
„Farben können täuschen“, sagte ich, „das Rot eines Apfels schaut gut aus. Das Rot einer Beere ist aber giftig. Das Grün einer Gurke ist gesund, doch das Grün von Fleisch ist verdorben. Sieht man das Schwarz, dann ist das Weiß klarer.“
„Und was ist mit den anderen Menschen? Den Menschen, mit denen ich lebe?“, bohrte er nach, während eine Orbitalstation in der ätzenden Atmosphäre von Herkules 2 versank.
„Ich kann sie nur führen, erkennen müssen sie selbst.“

Tja, sie werden lachen, das war mein Freifahrtschein.
Raus aus den vielen Augenblicken die ich mit ansehen musste, raus aus den giftigen Blicken und dem Hass unter den Menschen.
Er kaufte eine alte, interaktive Monochrombrille, aber an seinem Blick auf die toten Augen seiner Frau erkannte ich, dass er mehr erstanden hatte.
Ein Auge für die Wahrheit und ein Schutz vor der Lüge.
Ich war froh.
Aber irgendwie tat es mir trotz aller Wahrheit Leid, nie wieder zwei Liebende küssen zu sehen.

 

Hi LE!

Äääh, nun, irgendwie muss ich zugeben, das Konzept deiner Story nicht so richtig verstanden zu haben, beim zweiten Lesen eigentlich noch weniger als beim ersten.
Ein Planet nur in Grautönen, ein Touristenführer und ein Bauerntourist, ein Feuerwerk, und plötzlich geht es darum, Wahrheiten zu erkennen? Was für Wahrheiten, und was haben die mit dem farblosen Planeten zu tun? Was haben die Elemente der Story überhaupt miteinander zu tun? Das ist alles sehr verwirrend. :silly:
Das Ganze ist ein bisschen zu wirr geschrieben, als dass ich jetzt mit einer ausführlichen Kritik dienen könnte. Versuche mal, mir und den anderen Lesern einen kleinen Zugang zu verschaffen, dann sehen wir weiter.

Ciao, Megabjörnie

 

Hi Lem!

Schweiß, Hyperinteresse und permanentes Fotografieren machten es mir etwas schwierig, ihm die wichtigsten Eindrücke zu vermitteln.

Sie befinden sich auf einer Welt, die in zeitloses Schwarz-Weiß getaucht ist.

„Nun, das ist sehr einfach“, antwortete ich „die Bewohner von Herkules 2 haben es sich so eingerichtet, dass sie Grautöne mit Gesten kommentieren. Wenn sie zum Beispiel den kleinen Finger der linken Hand wegstrecken, bedeutet das soviel wie Freude. Wenn sie hingegen den Zeigefinger der rechten Hand krümmen bedeutet es soviel wie Zorn.
:confused:

In der Nähe der Ionosphäre verglühten sie.

„Das, mein Herr, sind Überreste von alten Satelliten.

Dieses Gefühl, zu wenig von der Wahrheit zu zeigen.

Also ich fürchte, auch ich habe die Geschichte nicht so richtig verstanden. Mit der Monochrombrille kann man die Wahrheit erkennen, die die Farben sonst überdecken? Hmm. Dichte Atmosphäre, die den ganzen Planeten schwarz-weiß macht? Hm-Hm.
Naja, ist halt ne Story für die Touristen. Hat bei mir aber leider überhaupt nicht gezündet, ich spendiere dir also auch einen :silly: und mache mich schnell vom Acker. :D

Viele Grüße und nix für ungut,
Seaman

 

Hi Leute!

Danke zunächst mal für das "trotzdem-lesen"
Die story war ein bisserl ein Schnellschuß im Bierdelier :D
Hab sie gerade im nüchternen Zustand gelesen und mir ist aufgefallen, daß der dritte Akte nicht nur zu kurz ist, sondern fast gar nicht vorhanden.
Das werde ich nachholen. Dann kommt alles besser rüber.

Danke jedenfalls.
Frohes neues Jahr wünsche ich allen kglern hier. :)

bg, LE

 

Na, dann bin ich doch mal gespannt auf die leichter verständlichere Version. :)

Bisher habe ich verstanden, dass Schwarzweiß irgendetwas besser erkennbar macht als Farben. Da würden viele US-Republikaner zustimmen, aber auch viele deutsche Weltverbesserer!

Zu denen gehört Dein Protagonist nicht. Der Fremdenführer gibt ihm zu erkennen, dass auf seiner Welt große Not herrscht.

Und weiter?

F.

 

Hi Alpenbewohner,

ich fand's irgendwie cool, skurril und mit einer bizarren Bedeutungsebene. Hab über Weihnachten ein wenig Haruki Murakami gelesen, daher schrecken mich semantische Sprünge im Moment nicht ;)

Allerdings finde ich, dass Du etwas Sorgfalt in die Beschreibungen investieren könntest, gerade zu Anfang wirkt alles etwas abgehackt. Auch Deinen Drang zum Zeilenumbruch solltest Du in den Griff bekommen.

Insgesamt eine schöne Idee, aber noch etwas skizzenhaft.

Liste:

Während ich ihn durch die einzigartigen Grautöne des Festplatzes manövrierte
einem der alten Filme aus den 1970ern
Wir hatten zwar 1970 noch keinen Farbfernseher, aber das Kino war schon bunt. Wie wär's mit 1950 oder 1960?
antwortete ich.[Punkt] „Die Bewohner von Herkules 2 haben
So wie wenn man sich mit einem Fotoapparat ins Auge blitzt
Warum nicht gleich "So wie wennste"? :D Besser: "Als blitze man sich" oder "So als wenn man sich".
Satelliten
Hunderasierkanal
:thumbsup:

2007er Grüße,
Naut

 

Hi Lem,

tja ne, muss mich wohl der Meute anschließen. Gut zu lesen war dein s/w-Trip schon, aber verstanden habe ich auch nicht viel. Bin gespannt auf deinen Zusatz. Was trinkst du denn für Bier?

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Leute,

Skizzenhaft trifft es ziemlich genau, Naut und ja, bin wegen meiner chronischen Enteritis auch schon in einer Therapiegruppe.
Die Anonymen Zeilenumbrüchler. :D

Aber wie gesagt, ich werde den zweiten Akt überarbeiten und einen drastischen dritten hinzufügen. Dann wird es klar was ich meine. ;)
Also, gespannt bleiben bitte...

@Weltenläufer:

Was trinkst du denn für Bier?
Schwarzweißinger Hopfenperle :D

bg, LE

 

Hi LE,

Ja der dritte Teil ist wirr.
Der Rest gefällt mir. Endlich bist Du mal wieder ein echter ERBE.
Als Reiseleiter kann ich noch dies hinzufügen:
Was ist der Unterschied zwischen Touristen und Terroristen?
Terroristen haben Sympathisanten!

Ein reiseleidender Proxi

 

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