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Mondwald
Mondwald
Man sah nur ein leichtes Flimmern, als die kleine Elfe Layla durch den Mondwald schwebte. Sie ließ sich auf einer grünen Aue nieder und zählte die Blumen des Waldbodens. Die Elfe summte ein Liedchen vor sich hin. Da hörte man ein Rascheln. Erschrocken drehte sich Layla um, doch sie konnte niemanden sehen. Beruhigt setzte sie sich wieder auf ihre Aue und summte weiter. Aber plötzlich vernahm sie ein lautes Rauschen direkt hinter sich.
Die Elfe schreckte hoch und stieß sich den Kopf an einem Ast. Wieder konnte sie niemanden sehen.
Langsam wurde es ihr mulmig. Was, wenn sie von einem Menschen beobachtet wurde? Sie hatte schon öfters davon gehört, dass sich ein menschliches Wesen aus einem Nachbarort ins Elfenreich verirrt hatte. Sie wollte gar nicht an die ganzen Strafen denken, die eine Elfe wie sie erwarteten, wenn ein Mensch ins Elfenreich eindrang, die Elfen sah und dann das ganze Reich zerstören würde. Er könnte die Elfen in Käfige sperren und sie an Zirkusse verkaufen. Layla graute es bei dem Gedanke an all das.
Schnell versuchte sie an etwas anderes zu denken, doch als sie wieder ein Geräusch hinter sich hörte bekam sie es mit der Angst zu tun. Langsam, ganz langsam stand sie auf um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie schwebte auf den Busch direkt hinter ihr zu und zog rasch die Blätter auseinander. Was sie da sah ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen. Dort in dem Busch saß ein kleiner Junge mit einer roten Latzhose und einem grünem Pulli, der es irgendwie geschafft hatte die Grenze ins Elfenland zu überwinden. Und das bedeutete, dass ein Mensch in den Mondwald eingedrungen war. Layla hätte gedacht, dass sie in Panik geraten würde, doch nichts geschah. Aus irgendeinem undenkbaren Grund strahlte dieser kleine menschliche Junge Ruhe auf sie aus. Layla musste lächeln. Und der kleine Junge lächelte zurück.
Layla wusste, dass er trotzdem eine Gefahr für den Mondwald darstellte. Aber noch bevor sie zuende gedacht hatte fing der kleine Junge an zu sprechen:“ Ich bin Marvin. Und wer bist du?“. Layla stutzte. Durfte sie ihren echten Namen verraten? Dieser kleine Junge war doch keine Gefahr. Oder etwa doch?
„Ich bin Layla. Eine Elfe“,sagte sie. Der Junge lächelte und sagte: “Ich weiß, dass ich hier nicht sein darf. Es wäre aber wundervoll, wenn du mir nur einen Tag in eurem wunderschönen Land schenken würdest.“
„Hm. Vielleicht könnte man ja eine Ausnahme.......“
Noch bevor sie zuendegeredet hatte nahm sie den kleinen Jungen an der Hand und sie flogen los. Marvins Haare flatterten durch den Wind. Staunend öffnete er den Mund. Das war aber auch kein Wunder bei der Schönheit des Mondwaldes. Der Wald war nicht so schön wie ein normaler Wald. Nein, er war viel schöner.
Mit den hohen Bäumen in deren blauen Geweihen viele Tiere ihr Heim hatten, den grasgrünen Auen, den dunkelgrünen Sümpfen, den vielen kleinen Bächen und den wundervollen Geräuschen. Selbst Layla staunte jeden Tag aufs Neue über den Mondwald, obwohl sie schon ewig hier lebte.
Doch irgendwann, nach wundervollen Stunden wanderte die Sonne westlich und versank schließlich im Wasser eines großen Sumpfes.
„Nun ist es leider an der Zeit Abschied zu nehmen Marvin“.
„Ja, dabei wäre ich so gern noch länger geblieben.“
„Es gibt da noch eine Sache Marvin. Du musst diesen Tag vergessen. Komm mit mir“
Die Elfe nahm den kleinen Jungen an der Hand und führte ihn zu einem dampfenden Sumpf. „Bade in der Mitte des Sumpfes und du wirst dich nicht mehr an den heutigen Tag erinnern. Es muss sein. Aber vorher möchte ich dir noch etwas geben.“
Layla streifte ihre Kette mit dem Amulett ab und hängte sie Marvin um. „Als kleines Andenken an mich.“
„Dich werde ich nie vergessen Layla. Auf Wiedersehen.“ Und mit diesen Worten stieg er in den dampfenden Sumpf und winkte zum Abschied. Dann verschwand er in einem duftenden Nebel.
Kurz darauf wachte ein kleiner Junge in seinem Bett auf. In der Hand hielt er eine Kette mit einem Amulett daran. In seinen Augen sah man ein helles Leuchten.
Und er lächelte.