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Monate unter sich
Monate unter sich
Es ist noch gar nicht lange her, als die alljährliche Sitzung der Monate im Himmels-Konferenzraum stattfand. Am pünktlichsten kam, genau um Null Uhr, der Januar, denn wie immer wollte er auch hier der Erste sein. Die anderen trudelten so nach und nach ein, denn eigentlich fanden sie die ewig gleiche Wetterplanung furchtbar langweilig.
"Wozu halten wir eigentlich diese Konferenz ab, die Verteilung ist doch sowieso immer dieselbe", maulte der November. Das wunderte keinen der anderen, der November hatte sowieso dauernd schlechte Laune. Der unstete Februar, der ständig kleiner oder größer wurde, je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtete, sollte die Sitzung leiten und raschelte mit seinen Notizblättern: "Also, meine lieben Wochen ... äh ... Monate ...", wie immer war der Februar furchtbar zerstreut, "Der Januar ist auch diesmal für Schnee bis in die Niederungen und Frost zuständig", begann er. – "Och nöö!", fuhr dieser sofort dazwischen. "Immer ich! Das hatten wir doch schon die letzten drei Jahre! Gebt doch dem Dezember mal wieder Eis und Schnee, das passt doch viel besser zu Weihnachten!" – "... und, laut meinem Jahresplan,", der Februar schaute ungerührt in seine Notizen, "... wird der März dieses Jahr heiß und sonnig und der Mai wird kalt, voller Regen und Gewitter."
Heimlich stieß der pfiffige April seinen Sitznachbarn, den März, unter dem Tisch an:
"Du, der hat sich bestimmt vertan, seit wann bist du denn sonnig und heiß?" –
"Sag mal nix ...", flüsterte der März zurück. "... für mich ist das doch mal eine schöne Abwechslung! Die Menschen werden sagen: ‚Also dieser März war aber mal schön!‘ und nicht immer über mich meckern wie sonst. Nun gönn‘ mir doch auch mal was und verpetz‘ mich nicht!"
Der manchmal etwas launische April musste grinsen. "Da wird der Mai sich aber ärgern, dass er verwechselt worden ist. ‚Wonnemonat‘ – wenn ich das schon höre! So eingebildet, wie der Mai ist, wird es ihm nur gut tun, ein bisschen abgekühlt zu werden ..."
Der März kicherte wie ein Lausbube und zwinkerte dem April zu. Und dann spitzte er ganz unschuldig die Lippen zu einem Liedchen, weil der griesgrämige November wegen der Störung schon ganz sauer zu ihnen herüberguckte ...