Momente der Unentbehrlichkeit
Ein dunkles Zimmer.
Ein leichter Sonnenstrahl durch das geschlossene Fenster.
Zwei Männer sitzen sich gegenüber.
Der eine in den mittleren Jahren, trägt Designerkleidung und mustert seinen Gegenüber mit wachem Blick durch seine Lesebrille.
Ihm gegenüber ein Greis im Rollstuhl. Trotz seines Alters und seiner Behinderung wirkt er stark, anziehend, charmant. Sein Gesicht ist vornehm mit schönen, klaren Gesichtszügen.
Der Sonnenstrahl verläuft direkt zwischen den Beiden Männern hindurch, wie eine unüberwindbare Grenze.
Der jüngere der Beiden, hat ein Notizblock auf seinem Schoss, einen Stift in den Händen, die ruhig auf dem Notizblock ruhen.
Der Alte kramt eine Brieftaschen aus seiner Tasche, aus der er ein altes, leicht zerkratztes Schwarz-weissfoto zieht und es dem Interviewer hinhält.
„Das bin ich.“
Meint er in leicht verlegnem Ton und zeigt mit dem Mittelfinger auf den jungen Mann im Zentrum des zerknitterten Bildes. Er war ein muskulöser, athletischer Mann. Sein Gesicht hatte scharfe, kantige und elegante Konturen. Die Augen schienen, obwohl das Bild farblos war, hervorzuleuchten und verliehen ihm ein leichten Tatsch von Arroganz. Der einzige Makel an diesem fast perfekten Mannsbild war jener Umstand, dass er schon damals ein Krüppel war.
„Ich brauchte nie zu arbeiten,“
¨Beginnt der Alte zu erzählen, in dessen Gesicht die Schönheit seiner Jugend noch immer zu erkennen ist.
„ Ich hatte reiche Eltern, die mir all ihr Vermögen nach ihrem Tod hinterlassen hatten. So brauchte ich nie mehr zu tun, als auf diesem Vermögen sitzen zu bleiben und mich in den richtigen Kreisen aufzuhalten und gut zu verkaufen. Und das tat ich mit viel Geschick und Eleganz.
In Wahrheit lebte ich aber in der billigsten und sinnlosesten Gesellschaft überhaupt. Wir redeten und philosophierten Tag ein Tag aus, während wir assen und tranken über Dinge ohne jegliche Bedeutung.
Diese Schicht der Gesellschaft gehörte in einem Krieg an die vorderste Front, sie sind es, auf die das Volk am leichtesten verzichten könnte.
Wissen sie, in meinem Alter sind Materielle Werte nicht mehr von der selben Bedeutung. Neue Dinge haben deren Stellenwert eingenommen –so wie Erlebnisse, Anekdoten, Geschichten....“.
kurze Pause.
Doch in jener Seifenblasenkultur gibt es keine Erlebnisse, keine Anekdoten, die es Wert wären erzählt zu werden und schon gar keine Geschichten.“
Eine weitere Pause, dann greift der Greis wieder nach der Fotografie.
„Doch ich habe meine Geschichte. Eine, die es Wert ist geteilt zu werden.... ER ist meine Geschichte.“
Der Interviewer sieht wieder zur Fotografie. Der alte Mann weist ihn auf eine Figur im Hintergrund des Bildes. Hinter dem glanzvollen Krüppel und seinen reichen Gästen oder vielleicht Gastgebern, weit im Hintergrund, stand eine dunkle Gestalt, kaum erkennbar dicht in eine Ecke gedrängt.
„Im Hotel, in dem ich wohnte, traten abendlich verschiedene Künstler auf. Clowns, Musiker, Zauberer und sogar Artisten erfreuten, das verwöhnte und selten begeisterungsfähige Publikum. Auch ich gesellte mich jeden Abend dort hin, um mich in dieser Gesellschaft müde zu trinken.
Eines Abends trat Er auf die Bühne. Er war schlicht gekleidet, schwarze Haare und Bart, bedeckt von einer Seemannsmütze, setzte er sich ans Piano. So lächerlich seine Gestalt in diesem Prunkvollen Ambiente, gefüllt mit Neureichen, auch schien, so verblasste die Wichtigkeit all dieses Schein, als seine Finger die Tasten des Pianos berührten“
Die Finger des alten Mannes beginnen in der Luft auf unsichtbaren Tasten zu spielen, während er weitererzählt.
„Ein Moment begann, den man einfach versuchen musste, für immer fest zu halten. Jeder im Saal verstummte ab diesen Klängen, und man begann zu lauschen und zu zuhören. Auch wenn man nichts von Musik zu verstehen schien, so blieb die Grösse der darauffolgenden 2 Stunden für jeden unverkannt.
An diesem Abend fasste ich keinen Tropfen an und auch an den darauffolgenden Abenden, an denen Er auftrat, blieb ich trocken.
Am vierten Abend hielt ich es nicht mehr aus, irgendetwas geschah mit mir, wenn ich dieser Musik lauschte und ich entschloss mich den geheimnisvollen Pianisten kennen zu lernen. Ich fuhr am diesem Abend nach seinem Auftritt nach hinten zu den Künstlerkabinen und klopfte an seine Tür. Als auch nach mehrmaligem Klopfen keine Reaktion aus dem Zimmer zu vernehmen war, öffnete ich die Tür von aussen. Das Zimmer war leer, ich fuhr hinein und verharrte dort einen Moment, ich suchte irgendetwas in diesem Raum, das von ihm stammte, irgendein Kleidungsstück oder ein Buch, doch es war nur leere Stille. Dann fuhr ich vor die leicht angelehnte Badezimmertür und öffnete sie langsam, vorsichtig und ganz leise. Dahinter erblickte ich den Mann, der mich so fasziniert hatte. Er stand da und starrte in den Spiegel, ohne meine Anwesenheit auch nur wahrzunehmen, Er schien wie weggetreten.
Ich weiss nicht, was er damals in seinem Spiegelbild gesucht hatte oder versuchte zu sehen, Er stand einfach da.
Ich begann laut zu röcheln, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch als Er auch trotz mehreren Versuchen nicht reagierte, klopfte ich an der Tür und schlussendlich boxte ich ihn ungeduldig in den Arm, worauf Er sich endlich zu mir drehte.
Obwohl ich mir sicher bin, dass Er mich zuvor nicht bemerkt hatte, schien Er nicht einmal überrascht von meiner ihm fremden Gegenwart. Er sagte kein Wort, ging stattdessen an mir vorbei ins Zimmer zurück, ich folgte ihm natürlich und als ich mich im schmalen Bad endlich zum Zimmer gewendet hatte, war Er schon verschwunden, ich folgte ihm weiter und rief ihm hinterher, dass ich ihn gerne zu einem Drink einladen würde, doch Er lief einfach weiter aus dem Club raus auf die Strassen. Trotz starkem Regens fuhr ich ohne Jacke oder ähnlichem hinterher und versuchte ihn einzuholen. Auf diese Art legten wir bestimmt einen Kilometer zurück. Doch als ich ihm über die Strasse auf die andere Seite folgen wollte, war ich unachtsam und rutschte mit dem rechten Rad über den Bordstein und kippte mit dem Rollstuhl auf die Strasse um, ein Kleintransporter schaffte es gerade noch rechtzeitig vor meinem Kopf abzubremsen.
Man kann sich vorstellen, dass ich in dem Moment um mich herum nichts mehr mitbekommen hatte, doch als mir wieder klar vor Augen wurde und ich mich von dem Anblick der nur wenige Zentimeter vor meinem Kopf stehenden Kühlerhaube erholt hatte, sah ich den Fremden auf der anderen Strassenseite reglos im Regen stehen, als ob jemand die Zeit angehalten hätte. Er hatte sich nicht umgedreht und sah nicht einmal zu mir nein, sein Kopf war nach vorne gerichtet, doch er verharrte still stehend. Viele Leute versammelten sich gaffend und murmelnd um mich. Es dauerte mehrere Minuten bis einer der dastehenden Passanten auf die Idee kam mir auf zu helfen und als ich dann wieder fahrtüchtig aufrecht sass, stand der Fremde noch immer an der selben Stelle auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Ich fuhr hinüber und rief ihm ein weiteres Mal hinterher, diesmal kehrte Er sich zu mir und ich konnte ihn einholen.
Ich kann mich nicht erinnern, dass Er mir irgend etwas entgegnet hätte, doch einige Minuten später waren wir in einer Bar und tranken einen Drink zusammen. Ich musste wohl der sein, der von uns beiden an diesem Abend geredet hatte. Vor allem, glaube ich mich zu erinnern, redete ich über die vielen merkwürdigen Gefühle, die seine Musik in mir weckten. Auf Fragen antwortete Er ebensowenig, wie Er im allgemeinen nichts zu sprechen pflegte, stattdessen hörte Er zu –nur zu.
Er war nicht etwa stumm, Er hatte einfach nichts, dass es ihm wert gewesen wäre, gesagt zu werden. Er nippte immer wieder nur leicht an dem Drink, den ich ihm bestellt hatte, ohne wirklich einen Schluck zu nehmen.
An diesem Abend verstand ich seine Sprachlosigkeit nicht, ich fasste sie als Arroganz an und fühlte mich gekränkt und beleidigt, dass Er sich zu gut dafür zu fühlen schien, sich mit mir zu unterhalten. Aus diesem Grund entschied ich mich zu gehen. Ich wollte schon zur Tür hinsteuern, als Er plötzlich aufstand und zu einer Gitarre lief, die in einer hinteren Ecke des Raumes neben einem Hocker stand. Nun es war kein Piano, doch als Er sich auf den Hocker gesetzt hatte und zu zupfen begann, war augenblicklich alles im Raum still.
Ich weiss nicht wieso, doch wir trafen uns immer wieder, Er wohnte in einem kleinen Appartment in der Nähe dieser Bar und wir gingen viele Abende zusammen durch die Bars der ganzen Stadt.
Er redete nie, wirklich nie und Er brauchte das auch nicht, seine Musik machte seine Gefühle und sein Wesen mir irgendwie verständlich. Ich suchte seine Gegenwart von da an immer wieder von neuem und ich glaube Er genoss auch meine.
Der Greis weist den Reporter wieder auf die alte Fotografie hin.
An diesem Abend bat ich ihn mich bei einem meiner Treffen mit alten Freunden aus der Studienzeit zu begleiten. Diese Freunde kamen aus den gleichen Kreisen wie ich und der Abend versprach äusserst langweilig zu werden. Da Er mich, begleitete war ich dem Treffen doch etwas wohlgesonnter und freute mich sogar ihm meine Welt zeigen zu können.
Im Haus des Gastgebers begann Er sich weit weg von uns aufzuhalten, Er schien sich alles einprägen zu wollen, jeden antiken Gegenstand und jedes Bild, während wir im Wohnzimmer rauchten und tranken. Meine Freunde waren verwirrt über den mysteriösen Fremden, den ich ihnen ins Haus geschleppt hatte und begannen schon bald Scherze über ihn zu reissen.
Doch von einem Moment auf den Anderen verstummten sie, als sie aus einem Zimmer in der zweiten Etage das Klavier von Pauls Mutter (dem Gastgeber) spielen hörten.
Es war unglaublich sie so zu sehen und ich genoss die nächsten Minuten mehr, als all die sonstige Zeit, die ich mit ihnen verbracht hatte.
Es war spät geworden, als wir beide uns wieder gemeinsam auf den Rückweg machten. Ich schwärmte Ihm von den verdutzten Gesichter meiner Freunde vor, als sie die Musik begannen zu hören und bejubelte ihn pausenlos und lachte, freute mich und machte mich über sie lustig. Dann blieb Er ohne ersichtlichen Grund plötzlich stehen. Wir standen einige Zeit nur da, ich wagte kaum, ihn nach dem Grund für diesen Halt zu fragen. So stand er und ich sass einfach da auf der leeren Strassen inmitten der Nacht. Nach bestimmt 20 Minuten des Schweigens krempelte Er einen zerknüllten Fetzen aus seinen Hosentaschen, er hielt mir den Fetzen vors Gesicht und sagte mit leiser, heiserer Stimme: „Sie ziehen mich ein, ich muss in den Krieg.“ Ich fand zum ersten Mal Emotion in seinem Gesicht wieder, es war Furcht. „Ich würde für dich gehen, wenn ich könnte, ich würde deinen Platz einnehmen“ sagte ich zu Ihm „Mein Gott, sie müssten doch alles tun, um dich zu schützen, um die Magie zu erhalten, welche du allen Leuten schenkst.“
Ich meinte es ernst damals. Ich wäre ohne zu zögern für Ihn gegangen, wenn ich gekonnt hätte.
Der Greis hält inne. Er nimmt einen Schluck aus dem Glas lächelt den Interviewer verlegen zu und fährt fort.
Es war der Tag der Einrückung, wir hatten uns seither nicht mehr gesehen, Er hatte sein Appartment verlassen und war seither nicht mehr aufgetreten. Ich musste ihn sehen und ihm auf Wiedersehen sagen und fuhr zu dem Platz von dem sie in Transportern zu den Lagern fahren würden. Es war eine riesige Menschenmenge aus älteren und jüngeren Männern. Viele von ihnen würden nicht mehr zurückkehren. Ich versuchte mir den Weg durch sie zu Bahnen auf der Suche nach Ihm. In den Meisten dieser Männer sah ich die selbe Furcht, die ich zuvor schon in seinem Gesicht vorgefunden hatte. Und dann sah ich Ihn. Wie Er an eine Wand gelehnt mit einer Zigarette im Mund dastand. „Hey, Hey!“ schrie ich und winkte mit grossen Gebärden, bis Er mich endlich entdeckt hatte. Zwischen uns waren 20-30 Männer und ich schrie: „Alles Gute, Auf Wiedersehen.“ Ich schrie Ihm alle Möglichen Abschiedformeln zu wurde von der wachsenden Menge jedoch immer weiter weggedrängt. Als mich einer der Soldaten schon wegschieben wollte, hörte ich plötzlich das wunderbare Spiel einer Mundorgel, es war sein Spiel und die Furcht in den Gesichtern der Männer verschwand für einen kurzen Moment, in dem sie alle inne hielten und ohne zu denken lauschten, bis irgendwann der Motorenlärm der Transporter alles übertönte und den Krieg wieder in greifbare Nähe rückte.
Der selbe Raum.
Der selbe Lichtstrahl.
Der Interviewer sitzt einem 60 oder gar 70jährigen Mann gegenüber. Das Haar des Mannes ist trotz seines weiten alters noch immer strahlend hellblond und seine Gesichtszüge scheinen nicht die eines Alten, sondern die eines Kindes, eines Jungen der eben erst aus der Schule kommt, zu sein.
Ja ich erinnere mich. Ich war in Seinem Bataillon. Er fiel allen sofort auf, weil Er nicht redete. Alle von uns redeten, die Meisten aus Nervosität pausenlos. Doch Er blieb ruhig und stumm. Ich war schon während der kurzen Ausbildung mit Ihm zusammen. Er tat was man Ihm sagte. Er hatte ein ungeheures mechanisches Geschick und die besten Reflexe Der Ausbilder meinte immer, Er sei der geborene Killer. Wir kamen dann wie gesagt auch in das selbe Bataillon. Ich erinnere mich an die erste Nacht hinter dem Kriegsfeld, es war die Nacht vor unserer Taufe, bevor wir unsere Unschuld verlieren und zum ersten Mal aufs Feld gehen sollten um ein paar Meter gut zu machen. Man hörte die Schüsse, Explosionen und wusste, vielleicht würden wir schon vor dem nächsten Morgen, bevor wir die Möglichkeit bekommen zu kämpfen, von einer Bombe getötet, manche unter uns hofften es.
Die Angst unter uns allen war greifbar, wie das wenige Essen am Vormittag, nur viel realer und vor allem grösser.
Einige kotzten, einige redeten vor sich hin, wieder andere lagen mit offenen Augen, teils zitternd da oder rauchten eine Zigarette, zwei schrieen wild um sich und Er summte vor sich hin. Als er nach einer Weile die Blicke von uns bemerkte, die nicht wütend oder genervt, sondern irgendwie fasziniert waren, zog er seine Mundharmonika aus der Tasche und begann zu spielen. Er spielte die ganze Nacht über, bis in den frühen Morgen und am nächsten Abend waren wir alle noch immer am Leben und entjungfert.
So ging es von da an jeden Abend und nie fiel einer aus unserer Kompanie, wir waren zu einer wahren Legende geworden, wie ich später feststellen sollte, als ich aus mir unbegreiflichen Gründen versetzt wurde.
Einige Wochen später sah ich sie wieder, ich sollte ihrem Vorgesetzten eine Nachricht von meinem Vorgesetzten überbringen, wir waren nur 3 Kilometer von ihnen entfernt. Ich war in einer Gruppe, die jede Nacht von neuem ca. 5 Soldaten verlor, doch mein altes Bataillon war noch immer vollständig. Ich kam erst spät nachts bei ihnen an und erkannte die Musik schon von einiger Entfernung aus. Der Vorgesetzte schlief etwas ausserhalb des Lagers und als ich zu ihm kam, las er in einem Buch. Er war ein kleiner, dicklicher Mann und doch ein bisher unverwundeter Kriegsherr.
Die Nachricht stimmte ihn nicht freudig, ich selbst kannte den Inhalt des von mir überreichten Schreibens nicht und irgendwie schien ihn nun die Musik aus dem Lager noch mehr in Rage zu versetzen und so lief er los in die Richtung, aus der die Musik kam. Ich folgte ihm und sah zu, wie er zu Ihm ging, Ihm die Mundorgel rasend vor Wut, aber ohne ein Wort zu sagen entriss und sie in einem Satz weit Richtung Schlachtfeld warf. Mich schickte er darauf mit einer schriftlichen Antwort an meinen Kommandanten zurück.
Am nächsten Tag erfuhr ich von anderen Soldaten, dass die berüchtigte unschlagbare Infanterie bis auf zwei Männer in der letzten Schlacht dahingemetzelt worden sei, einer der Überlebenden war Sein Kommandant....
Der Greis zerriss ab der Frage des Interviewers die alte Fotografie in viele Stücke, er riss immer weiter, er zerkleinerte jedes einzelne Stück noch weiter und legte dabei einen erstaunlichen Fleiss und Geschicktheit zu Tage.
Während er dieser Arbeit frönte begann er mit der Antwort auf die Frage.
Er kam zurück und war unverletzt –äusserlich unverletzt. Er sagte nichts und Sein Gesicht zeigte noch immer die selbe Furcht, obwohl doch nun alles zum guten gekommen war, Er war unversehrt zurück!
Ich machte den Auftritt für Ihn klar, Er sollte im grössten und schönsten Club der ganzen Stadt spielen, ich wollte Ihn zu einem Star machen und ihm das Leben eines grossen Künstlers ermöglichen, einer Legende.
Der Club war voll. Viele reiche, schöne Frauen und reiche, schöne Männer. Viele berühmte und einflussreiche Frauen und viele berühmte und einflussreiche Männer sahen zur Bühne, als Er in einem noblen, schwarzen Anzug die Bühne betrat und sich ans Piano setzte. Er sass da und sah auf die Tasten vor sich, Seine Hände verharrten in der Luft. Die Leute im Publikum sahen sich schon gegenseitig fragend an und einer brüllte auf die Bühne, Er solle zu spielen anfangen und dann plumpsten Seine Hände leblos auf die Tasten herunter und ein Wirr-Warr der Töne verhallte im Raum. Mit den Händen noch immer so auf den Tasten ruhend blieb Er einfach sitzen. Einige Leute lachten, einige schimpften und einige buhten Ihn aus.
Als ich von hinten zu ihm gelaufen auf die Bühne kam, sass Er noch immer unverändert da. Er sah zu mir hoch und meinte mit seiner ach so leisen und heiseren Stimme in bitterem Ton und der Furcht in den Augen „Geben sie mir meine Musik wieder, bitte!“. Es war das letzte mal, dass ich Ihn sprechen hörte. Darauf verliess Er die Bühne, ich versuchte ihm zu folgen, bis er über die dunklen Strassen im Schatten der Häuser verschwunden war.
Für Immer