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Vielen Dank, das ihr meinen Text lest. Ich habe erst angefangen und freue mich über Tipps und Anregungen
Mom ist in Bad Heilbrunn
Vergesslich war Klaus schon immer, doch das er sogar vergaß, was am Vortag geschehen war, ist selbst ihm noch nie passiert.
Es begann damit, das er in einem kleinen, fremden Zimmer aufwachte. Blasse Sonnenstrahlen fielen durch einen pastellgrünen Vorhang und tauchten das Zimmer in ein mattes Licht.
Sein Rücken schmerzte.
Er befand sich auf einer flachen Liege, wie man sie sonst nur aus alten, heruntergekommenen Krankenhäusern kennt und eine kleine Lampe hing über seinem Kopf.Neben seinem Bett stand ein Tisch mit zwei Stühlen und lud dazu ein, Platz zu nehmen.
Die Lampe begann zu erzittern und daraufhin kam eine junge Pflegerin in einem hässlichen Kittel ins Zimmer.
„Schlafen Sie noch Herr Lange?“, rief sie fröhlich lächelnd, mit einer lauten piepsigen Stimme, bei der Hunde für gewöhnlich anfingen zu jaulen.
Er versuchte die sinnlose Frage zu ignorieren und fragte seinerseits: „Wo bin ich?“
„Ach machen Sie keine Witze, Sie sind im Altersheim. Ich bringe ihnen gleich ihr Frühstück. Jetzt ziehen Sie sich an, ihre Kinder kommen Sie heute besuchen, an die können Sie sich doch hoffentlich noch erinnern!“
Verdattert versuchte er den Inhalt ihrer Antwort nachzuvollziehen, die Frau war schon dabei zu gehen, dann erst bemerkte er, dass auch er in so einen widerlichen Kittel steckte.
„Warten Sie!“, er sprang auf und stieß sich seinen Kopf an der kleinen Lampe, die daraufhin wild anfing umherzubaumeln, „Wo bin ich, nein warte, wo ist überhaupt meine Frau?“
Die Pflegerin blieb stehen, doch ihr Lächeln war zu Eis erstarrt: „Also darüber sollte man wirklich keine Witze machen.“, dann wandte sie sich wieder um und ging.
Verdammt. Was war hier los?
Er zog sich schnell den Kittel aus, wenigstens seine alten Kleider hingen noch über einen der Stühle, und hechtete wie wahnsinnig raus auf den Flur, doch die Pflegerin war nirgends mehr zu sehen. Er ging zurück in das Zimmer und setzte sich verzweifelt auf die Liege. Erst nach schweißtreibenden zwanzig Minuten kam sie wieder, ein Tablett mit mehreren Scheiben Toast und Saft in der Hand und stellte es auf den Tisch.
„So hier ist ihr Frühstück, ihre Kinder sind jetzt da!“, die beiden, ein Junge und ein Mädchen, traten ein, „Ich lasse Sie am besten jetzt allein.“
Er wandte sich ihnen zu: „Was mache ich hier?“
Sein Sohn zog eine verwunderte Grimasse: „Hä, das weißt du doch! Wir haben dich vorgestern hierher ins Altersheim gebracht, nachdem du deinen Autounfall hattest.“
„Einen Autounfall?! Und wo ist überhaupt eure Mutter?“
Sein Sohn wurde plötzlich zornig, er kam auf ihn zu und packte ihn am Kragen.
„Das weißt du auch nicht?! Du hast...!“
Seine Schwester unterbrach ihn: „Warte doch, Mom hat einmal erzählt, dass Dad Anzeichen von Demenz aufweist. Vielleicht hat er einfach alles vergessen!“
Er ließ ihn seufzend los und sagte: „Mom war bei dir, als du deinen Autounfall hattest.“
Klaus sprang auf und riss dabei die Lampe über seinem Kopf mit sich:
„Oh mein Gott, geht es ihr gut?“
Die beiden tauschten bedeutungsvolle Blicke, dann sagte sie schließlich zögernd:
„Keine Sorge, sie ist in Sicherheit und erholt sich in einer Rehabilitationsklinik in Badheilbrunn, doch sie muss vorerst dort bleiben.“
„Gott sei Dank, habt ihr mich erschreckt. Habt ihr ihre Adresse, dann gehe ich sie besuchen.“
Plötzlich wurde sie nervös:
„Du kannst hier nicht weg, man hat deinen Führerschein eingezogen und dich unter Aufsicht gestellt, aber schreib ihr doch einen Brief, dann schicke ich ihn für dich ab!“
Am Abend, nachdem seine Kinder gegangen waren, fragte er seine Pflegerin nach einem Telefon und rief in der Klinik an:
„Eine Frau Lange haben wir hier nicht und sollte das ein Telefonstreich sein, so etwas ist echt nicht komisch, wir retten hier Leben.“
Er zögerte und nahm das Telefon wieder vom Ohr. Dann haben meine Kinder mich wohl angelogen, dachte er wehmütig lächelnd und legte auf.