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Modularitäten des Maarten Moondrop

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20.07.2015
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Modularitäten des Maarten Moondrop

Früh morgens, der Wecker klingelt in immer lauter werdenden Zwitschertönen, das Seitenschläferkissen schon misshandelt, es wäre doch mal ein neues angebracht. Der Wunsch liegen bleiben zu wollen macht sich breit, wird aber relativ schnell von der Tatsache verdrängt, dass Verpflichtungen und Erledigungen anstehen. Irgendwann gönnt er sich schon noch den Luxus.

Als er dann, nun doch, eine gute viertel Stunde später seinen Kadaver in die aufrechte Position bewegte, packte ihn schiere Unlust. Regen… Wie soll er ohne nass werden zu wollen zu eines seiner Ziele gelangen? Er ist leidenschaftlicher Radfahrer, was nicht tötet härtet ab drängte sich durch seinen Kopf. Vielleicht regnet es ja auch gar nicht mehr, nachdem er geduscht hatte, hat aber schon vorsichtshalber einen Gedanken an einen Regenschirm verschwendet, auch wenn er eventuell keinen finden würde oder im schlimmsten Fall gar keinen besitzt. Egal… Der Gedanke wird in die Warteschlange gepackt und später abgearbeitet.

Nachdem der rituelle Säuberungsakt vollzogen worden war, gemeint ist hier die tägliche Morgendusche, wird sich vor den Rechner geranzt, News gelesen.

Griechenland… scrollen… Flüchtlinge… scrollen… Islamischer Staat…
Öde… Nichts was jeder noch nicht weiß. Ob es stimmt, wie es ist, sei dahingestellt, man soll ja schließlich hinterfragen bzw. in Frage stellen. Das waren die Worte seines Geschichtsdozenten, an die er sich erinnerte.
Eine neue Adresse wird in die Tasten gehauen, dabei bemerkt er, dass augenscheinlich die Tasten eingestaubt sind, die nie benutzt werden. Ebenfalls gedenkt er die Mate-Flaschen endlich mal wegzuräumen, zumal er mit einer regelmäßig unter dem Tisch füßelt, als Ersatz für einen Fußhocker.

Auf der neuen Seite: personenbezogene Werbung.
Eisendünger… Anzuchterde… Hobbygärtner ohne Garten, mit Balkon.
Keine interessanten Neuigkeiten gefunden, es wird eh langsam Zeit sich fertig zu machen.
Zähneputzen, die Pasta bald alle, schmeckt auch irgendwie komisch, aber halt notwendig.
Socken an, Radlershorts drunter, Fußballshorts drüber. Trikot an. Chucks werden gebunden.
Es regnet nicht mehr.
Er hatte sich extra eine Monatsfahrkarte für sein Fahrrad gekauft, um dem Schienenersatzverkehr aus dem Weg zu gehen.
5 Stockwerke werden im Eiltempo runtergehechtet, etwa auf der hälfte stolpert er, versucht so wenig wie möglich Lärm zu erzeugen, es gibt schließlich jene welche Menschen im Aufgang, die nicht vor Sonnenaufgang aufstehen müssen.

Erst kürzlich legte er sich für sein Fahrrad eine neue Kurbelgarnitur zu, sodass er die nur zwei Kilometer kurze Strecke schneller absolvieren kann, die er unter der Woche hin und zurück fährt. Lohnen tut es sich alle Male im Großstadtverkehr, wohin ihn sein Ticket bringt.
Reifendruck überprüfen, alles fest, nichts wackelt oder macht Geräusche, da ist er penibel.
Ruhig muss es sein, ohne Kettengeräusch, kein Quietschen, das lauteste ist der Fahrtwind, wenn es gerade nicht regnet.

Beim Hochtragen des Rads stößt er mit der Pedale gegen die Bunkertür des engen, mit Bewegungsmeldern hochgerüsteten, vor kurzem sanierten Keller eines DDR-Neubaus.
Ein dumpfes, lautes Geräusch dröhnt bis in den letzten Stock, wo er seine Wohnung hat.
Hoffentlich ist das Neugeborene im ersten Stock nicht aufgewacht.

Er gleitete zum Bahnhof, traf auf dem Weg dorthin alte Bekannte oberflächlicher Natur.
Es hatte geregnet, Schnecken wuchsen auf dem Asphalt, sodass er ihnen ausweichen musste.
Keine Verletzen.

Sieben Minuten hatte er bis zum Bahnhof gebraucht, diesmal mit langer Wartezeit an der Vekehrsinsel gegenüber vom Supermarkt, was ihn etwas ärgert.
In Fünf Minuten soll der Zug kommen.
Dort sah er sie wieder, seine Vergangenheit.
Er ist unsterblich, aber das Feuer tötet ihn langsam.

 

Hallo Mr. Marten Moondrop,
herzlich Willkommen bei uns. Bist du noch da?
Es ist sauwichtig, wenn man hier neu ist und die Geschichte, die man eingestellt hat, nicht gleich kommentiert wird, sich einfach mal selbst ins Gespräch zu bringen. Auch wenn ich das völlig verstehe, wenn man da ein wenig verhalten noch ist. Ging mir auch nicht anders. Trotzdem. Andrer Leut Geschichten zu kommentieren, sich bemerkbar zu machen, denn dann wird sich vielleicht der Name gemerkt und es gibt dann jemanden, der dich kennen gelernt hat und dich kommentieren mag.
Das geht nämlich so rasant hier mit dem Runterflutschen der Geschichten, gerade am Wochenende. Und manchmal hat das gar nichts mit der Qualität der eingestellten Geschichte zu tun, da trifft sie einfach grad nicht den herkömmlichen Geschmack. Und weg ist sie.
Aber in deiner Geschichte ist das so, das möchte ich dir zu bedenken geben, dass du dir ein sauschweres Thema ausgesucht hast. Du möchtest einen Menschen in seiner Routine, in seinem Alltag, in seiner selbstgewählten Struktur zeigen. Und das machst du, indem du viel Gewohntes zeigst, völlig normale Abläufe. Das Problem dabei ist nur, dass das Darstellen von Monotonie in Alltagseinerlei eben auch schnell monoton wirkt. Ich würde daher meinen Text, um deine Idee rüberzubringen, im Alltags- und Monotonieteil ganz arg verdichten. Also an jeder Stelle mich fragen, ob ich das kürzer und prägnanter ausdrücken kann, ohne die Färbung, die du deinem Text gegeben hast, wegzustreichen.
Das Überraschungsmoment, also das Wiedersehen der eigenen Vergangenheit, kommt im Moment noch sehr unverhofft. Ich denke mir, du beabsichtigst das, aber es ist momentan einfach zu pointenmäßig, zu sehr auf den Effekt des letzten Satzes zugeschrieben. Ich glaube, ich könnte diese Feuergeschichte leichter mitmachen, (also dass er an einer vergangenen Geschichte verbrennt), wenn ich Anspielungen darauf schon vorher gelesen hätte. Wüsste, dass es da etwas gibt, So kommt das wie der Teufel aus der Springbox. Und man bleibt als Leser zurück und kratzt sich am Kopf und sagt: Aha. Also du erreichst durch die Art, wie du das aufgebaut hast, momentan noch nicht so ein inneres Wiedererkennen im Leser. Damit meine ich Wiedererkennen eigener Probleme oderirgendeine andere Art der Identifikaton.
Das dritte (wenn ich richtig mitgezählt habe) ist, dass du echt sehr unkonventionell mit den Zeiten umgehst. Unkonventionell ist sehr harmlos ausgedrückt. Das kannst du echt nicht bringen, dass du Zeiten wie mit einem Würfel hingeschnurpselt verwendest. da gibt es momentan überhaupt keinen logischen Zusammenhang.
Ich zeig es dir mal an einer Stelle, wie ich das meine:

Früh morgens, der Wecker klingelt in immer lauter werdenden Zwitschertönen, das Seitenschläferkissen schon misshandelt, es wäre doch mal ein neues angebracht. Der Wunsch (KOMMA?) liegen bleiben zu wollen macht sich breit, wird aber relativ schnell von der Tatsache verdrängt, dass Verpflichtungen und Erledigungen anstehen. Irgendwann gönnt er sich schon noch den Luxus.
Hier schreibst du im Präsens.

Als er dann, nun doch, eine gute viertel Stunde (Viertelstunde) später seinen Kadaver in die aufrechte Position bewegte, packte ihn schiere Unlust. Regen… Wie soll er ohne nass werden zu wollen (zu werden) zu eines (einem) seiner Ziele gelangen? Er ist leidenschaftlicher Radfahrer, was nicht tötet KOMMA härtet ab KOMMA drängte sich durch seinen Kopf. Vielleicht regnet es ja auch gar nicht mehr, nachdem er geduscht hatte, hat aber schon vorsichtshalber einen Gedanken an einen Regenschirm verschwendet, auch wenn er eventuell keinen finden würde oder im schlimmsten Fall gar keinen besitzt. Egal… Der Gedanke wird in die Warteschlange gepackt und später abgearbeitet.
Das ist der zweite Absatz. Und du wechselst urplötzlich - für mich wirklich aus keinerlei erkennbarem Grund - ins Präteritum, und dann, wenn du seine Gedanken darstellst, schwuppst du wieder zurück ins Präsens. Das ist echt chaotisch. Wenn du im Präteritum beginnst, sind auch seine Gedanken im Präteritum.
Viele Grüße von Novak

 

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