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Modeströmungen in Geschichten

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05.05.2004
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Modeströmungen in Geschichten

In meinen Geschichten kommen immer wieder mal Kinder und Teenies vor, und wie es sich für die gehört, tragen sie natürlich aktuelle Mode, hören aktuelle Musik, benutzen zeitgemäße Unterhaltungselektronik etc.
Das Problem ist nur, diese Geschichten sind zum Teil schon Jahre alt und damit ist die Aktualität zumindest teilweise längst Geschichte. Die Frage ist nun, soll ich diese Modeerscheinungen immer wieder aktualisieren (besonders wenn ich versuche, sie in irgendeiner Form zu veröffentlichen)? Oder soll ich einfach beschließen, okay, die Geschichte spielt einfach im Jahr 2004 und aus. Historische Romane aktualisiert ja auch keiner, aber ich denke, bei Geschichten, die so nahe an der Gegenwart sind, ist es doch etwas anders. Nichts ist schlimmer als fast up to date zu sein. Und jeder, der die Geschichte liest, ohne zu wissen, dass sie ein paar Jahre alt ist, dem erscheint sie womöglich als "misslungen aktuell", besonders bei Geschichten, die eben für Kinder oder Teenager gemacht sind, denn die finden eine "falsche" Darstellung ihrer Lebenswelt wohl nicht so toll.
Wie seht ihr das?

 

Ich würde an solchen Geschichten nie etwas ändern, nur weil der Zeitgeist ein anderer geworden ist. Im Gegenteil: Das ist ein Zeitdokument für die spezielle Ära.

Lieber Gruß
bernadette

 

Wenn die Zeit, in der die Geschichte spielt, nicht die aktuelle Zeit ist, haben Kinder und Jugendliche glaube ich kaum Schwierigkeiten, sich mit Protagonisten zu identifizieren, die kein Handy haben, keinen PC und keinen Plasmabildschirm.
Sonst hätten sich Lindgren Bücher zum Beispiel nicht ewig halten können.
Wir unterschätzen die Kinder und Jugendlichen da glaube ich sehr.
Universelle Gefühlswelten und deren Beschreibungen (erste Liebe, Gewalt in der Schule, Ungerechtigkeit, Tod, Trauer) finden jenseits technischen Spielzeugs statt und werden auch jenseits davon verstanden.
Wenn solche Dinge in den Geschichten vorkommen, müssen sie natürlich stimmig sein. Schlaghosen sollten also nicht in den Achtzigern vorkommen, bunt gestreifte Röhrenjeans nicht im Heute.
Kinder und Jugendliche könnten übrigens auch durchaus abstrahieren, dass vom Schreiben bis zum Lesen Zeit vergeht. Wollten sie also in einem Buch ihre reale Lebenswelt finden, müssten bei der Fluktuation an Lebenswelten der Autor in die Zukunft sehen können.
Schwierig wird es bei Marken und Labels, wenn man denn den Anspruch hat, denn während des Schreibens ist vielleicht noch das Handy Gui307 der absolute Renner und brandneu, während der Verlag aber seine Arbeit tut und das Buch auf den Markt bringt, bringt die Handyfirma noch drei neuere Modelle raus.
Allgemein habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendlicher eher auf diesen Versuch, aktuell zu sein allergisch reagieren als auf das Hinterherhinken der Technik. Verlage mögen das anders sehen, müssen es sogar, weil sie ja selbst oft genug Trends hinterherlaufen.

Lieben Gruß
sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich denke nicht, dass es nötig ist, die Mode in einer Geschichte immer wieder zu aktualisieren. Ich glaube auch nicht, dass es überhaupt nötig ist, Mode in Geschichten zu beschreiben. Okay, "Ich zog meine Jeans an" ist ja in Ordnung, das kann allgemeingültig sein und kann sich immer dem jeweils "neuesten Schrei" anpassen, aber wieso sollte es nötig sein zu schreiben: "Ich schnappte mir meinen neuen iPod nano der dritten Generation und zog mir das neue Lied der Ärzte rein."? (Das ist jetzt übertrieben ich weiß, niemand würde das schreiben ...) Also man kann Mode auch ganz zeitlos darstellen und die Details der Phantasie des Lesers überlassen.
Außerdem habe ich persönlich kein Problem damit, Geschichten zu lesen, in denen z.B. Kassetten vorkommen oder Schallplatten. Man stellt sich ja nicht hin und lacht dann darüber, weil das "uncool" ist oder so. Eine Geschichte verliert mMn dadurch nicht an Authentizität, im Gegenteil.

Kinder und Jugendliche aber können sich mit dem Protagonisten vielleicht nicht mehr identifizieren, wenn der zur Telefonzelle geht, statt mal schnell aus der Hüfte eine SMS abzuschicken.
Im Gegenteil, ich finde es total nervig, wenn die hippen Teenies in Jugendgeschichten ihre Handys rauszerren und mal eben ne schnelle SMS schicken. Wieso sollten die nicht zur Telefonzelle gehen dürfen? Weil man jung ist, ist man ja nicht automatisch engstirnig, man kann ja verstehen, dass es Handys eben nicht schon immer gegeben hat. Wenn man sich nicht mit den Protagonisten in einer Geschichte identifizieren kann, dann liegt das bestimmt nicht an der Technik, sondern eher an der Schreibkunst des Autors.
Es ist schrecklich, wenn Autoren versuchen, bei Jugendlichen anzukommen, indem sie ihr Wissen über die neueste Mode zur Schau (zu) stellen (versuchen).

Liebe Grüße,
vom Strudel

 

@gbwolf:

Ja, cool, klar. :D Dagegen sag ich ja auch gar nichts. Aber ist man nur cool, wenn man ein Handy hat? Und eine Playstation? Mich persönlich spricht die Persönlichkeit eines Protagonisten an, nicht sein Besitz.
Ich sage ja auch nicht, dass ein Protagonist kein Handy oder was weiß ich haben darf. Es muss am Ende einfach natürlich wirken.

 
Zuletzt bearbeitet:

@ wölfin: klar, verrat ich das: zwölfjährige ungefähr, die schon allein augrund ihrer pubertären Identitätssuche auf "identitätsstiftende Statussymbole" wert legen.
Das Buch, das du erwähnst, hab ich sogar (glaub ich zumindest, meins hat einen anderen Titel aber das gleiche Titelbild). mal wieder reinschauen.
@ strudel: Wie die wölfin schon richtig sagte, endet Anbiedern und mit Gewalt modern, jugendlich und cool tun meistens peinlich. (Der Autor und Regisseur von "Donnie Darko" hat laut eigener aussage seinen ganzen Film aus diesem Grund in den 80ern angesiedelt, weil er sich eingestehen musste, dass er nicht genug Ahnung vom Leben heutiger Teenager hat.)
Aber wenn man eine lebendige, atmosphärische Geschichte schreiben will und deshalb eher konkrete als vage Beschreibungen verwendet, lässt es sich schwer vermeiden, sich mit "Mode" auseinanderzusetzen. meine Heldin zieht auch einfach nur eine Jean an, die kommt grundsätzlich nicht so schnell aus der Mode, und welche Art von Jean das ist, ist mir wurscht. Aber es ist nicht egal, ob sie zum Musikhören ihren Discman aufdreht (alte Version, ich glaube nicht, dass irgendein zwölfjähriger noch einen Discman hat) oder jetzt eben ihren MP3-Player. Vager kann man es schwer machen, außer man schreibt "Musikgerät" oder ähnlichen Unsinn.

Gruß, Woodwose, der Trendscout

 

@Woodwose: Nimm doch einfach einen Walkman, der kommt nie aus der Mode. :D Wenn deine Protagonistin ein bisschen alternativ eingestellt ist, passt das perfekt.

 

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