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Moderne Busfahrt

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07.01.2003
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Moderne Busfahrt

Sie redete, das konnte Steffanie genau sehen. Ihr Mund öffnete und schloss sich in schnellen, regelmäßigen Abständen. Aber was sie sagte, war Steffanie egal. Sie schaute aus dem Fenster des fahrenden Busses. Es regnete hart und so konnte sie einzelne Regentropfen beobachten, wie sie ihren Weg hinunter, immer der Scheibe entlang, suchten. Jemand sagte einst zu ihr, dass diese Tropfen Tränen der Engel seien.
„Die Engel schienen wohl in der letzten Zeit sehr traurig zu sein“, dachte sie sich. Ihre Freundin war immer noch in ihren Monolog verstrickt. Einzelne Worte drangen an ihr Ohr, hätte sie den Zusammenhang mitbekommen, so würden sie sicher einen Sinn ergeben. So aber ließ sie sie passieren. Der Himmel war grau. Sie hatte immer gedacht Engel wären weiß bekleidet. Der Gedanke an traurige Gestalten in grauen Gewändern machte sie schwermütig.
Der Bus fuhr eine Landstraße endlang. Hier lebte sie also, auf dem Land, doch nicht weit entfernt wütete die Industrie. Die Bauern sind von ihren Feldern verschwunden. Auch sie tragen jetzt Krawatten und grüßen sich mit Nachnamen, wenn sie zur Arbeit gehen. Als sie noch ein Kind war, war es hier grün, jetzt übernahm das Grau des Himmels fast die ganze Landschaft. Nun wo immer mehr alte Menschen sterben, werden Grundstücke frei.
„Wohnen auf dem Land“ war jetzt „in“ und so tauschten die alten Bauernhäuser mit den modernen Fertigbauten die Plätze. Stadt und Land rücken immer mehr zusammen. Was gestern noch eine Obstbaumplantage war, ist heute ein Supermarkt. Äpfel aus Holland 20c weniger. Also was regte sie sich so auf. Ihre Hand berührte die kalte Scheibe. Alles blieb beim Alten, nur dass Neues dazu kam. Das war schon immer so.
Der Bus fuhr rechts rein. Gleich würde sie zu Hause sein, die Schuhe ausziehen und ein Bad nehmen. Dann vielleicht etwas Fernsehen und sich einen warmen Kakao machen. Sie schaute hinaus, ihre Freundin redete jetzt leiser. Vielleicht hatte sie unbewusst gemerkt, dass ihr niemand zuhörte. Ein Handy klingelte. Es war nicht ihres, sie hatte einen Klingelton den sie selbst komponiert hatte und der sich von allen, aus dem Internet geladenen, unterschied. Irgendwie musste man ja anders sein.

 

Mir hat die kleine Geschichte, oder besser gesagt der Gedankenschweif sehr gut gefallen! Alles ist sehr einfühlsam und kritisch beschrieben und noch dazu kurz.

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Nun wo immer mehr alte Menschen starben, wurden Grundstücke frei.
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Meiner Meinung nach müsste dieser Satz ins Präsens, weil du vorher im Perfekt schreibst und das "nun" ja ein Zeichen dafür ist, dass du in der Zeit voranspringst.

 

Erstnal danke fürs lesen! Freut mich, dass es dir gefällt. Hab deinen Vorschlag übernommen. Kann mich daran erinnern, mit einer Freundinn darüber diskutiert zu haben. Weiß nicht warum ich es gelassen habe und gebe euch beiden Recht.

 

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