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Mittwoch.

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30.12.2016
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Mittwoch.

Ich wagte einen schnellen Blick auf den Plan. Und dort stand er. Mein Name.

Grelles Licht empfing mich, als ich den Flur verließ und den Vorraum des OPs betrat. Die silbern glänzenden Armaturen und Schränke erstreckten sich bis zu Wand auf der gegenüberliegenden Seite. Der Klang meines wild klopfenden Herzens erfüllte den kalten Raum und schien von den kahlen Wänden wider zu hallen. Ich ging auf die Waschbecken zu und öffnete den Wasserhahn. Das Wasser schoss in das darunterliegende Becken. Immer so weiter. Partielle Duodenopankreatektomie. Eröffnung des gesamten Bauchraumes. 11 Stunden mühsame und kleinschrittige Arbeit warteten auf mich.
Ich schaute nach Rechts, in den Op-Saal, welcher hinter dem Fenster des Vorraums lag. Viele Gestalten eilten durch den Raum und waren mit den unterschiedlichsten Dingen beschäftigt. Diverse Bestecke wurden auf einem Tisch penibel zurechtgelegt und die Unterlage, mit der der Tisch bedeckt war, war grün. Blaugrün. Die Person die den Tisch bestückte, trug ebenfalls einen grünen Kittel. Die OP-Schwester war also bereits steril. Der Tisch war beinahe fertig bestückt und die Vorbereitungen neigten sich dem Ende zu. Bald würde ich meinen Auftritt haben. Meinen großen Auftritt.

Nach einer Weile mischte sich das Rauschen des laufenden Wasserhahns in mein Bewusstsein und ich bemerkte, dass ich lediglich in den Saal gestarrt hatte, anstatt mich für die Operation vorzubereiten. Ich zog eine dünne Haube über meine Haare und begann meine Hände sowie Unterarme sorgfältig zu säubern. Erst die Handinnenfläche, dann die Handaußenfläche, die Fingerzwischenräume und -spitzen und dann die Arme bis zum Ellenbogen. Innenfläche, Außenfläche, Zwischenraum, Spitzen, Arme. Und nochmal. Ich griff nach einem sauberen Handtuch vom Stapel, trocknete meine nun hoffentlich sauberen Hände ab und gleichzeitig wanderte mein Blick erneut in Richtung Operationssaal. An diesem Punkt setzte die Angst ein. Ich hatte früher mit ihr gerechnet. Ich hatte mit ihr beim ersten Blick in den Operationssaal gerechnet, doch sie kam nicht, sondern erst jetzt. Sie gehörte fest zum Ablauf einer jeden Vorbereitung auf eine Operation. Ich konnte mich nicht an ein einziges Mal erinnern, an dem sie mir erspart blieb. Möglicherweise ist das der Grund warum sie jedes Mal da ist. Sie ist ein fester Bestandteil des Ablaufs. Sie gehört dazu. Mein Blick war immer noch auf den Operationssaal gerichtet. Nun ist es soweit, dachte ich. Nun beginnt wieder der Teil des Tages, der ein Maximum von Verantwortung und Konzentration verlangt. Was ist, wenn etwas schiefgeht ? Was ist der Patient stirbt ? Was, wenn er meinetwegen stirbt ? Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich schob sie beiseite, einfach so. Und es funktionierte.
Ich atmete tief ein und aus, den Blick auf den Operationssaal gerichtet. Mein Herz hämmerte gegen die Innenseite meines Brustkorbs. Das Blut schoss durch meine Adern. Ich spürte jede einzelne Zelle in meinem Organismus. Die OP-Schwester öffnete mir die Tür. Es wird Zeit ein Leben zu retten, dachte ich. Es wird Zeit das zu tun, was du liebst.

 

hallo Grenzenlosgross,

eine kleine Geschichte, die mich bis zum Schluss im festen Griff hielt.

Ich weiß, warum ich nicht Arzt werden wollte. Wegen dieser Angst, die, nehme ich an, einmal nur einen Bruchteil der Sekunde aufflackert und dann gleich zum Erlöschen kommt, für immer. Eine Angst, die in jedem Beruf da ist: der Bäcker und die ersten selbst gebackenen Brötchen, der Zimmerer und die erste selbst geleitete Baustelle, Pilot und der erste Flug! Mit der Ausnahme, dass es sich bei diesem Berufszweig bei geringsten Fehlern sehr oft um gravierende irreversible Folgen handeln kann.

Diese atypische Beschreibung mit vielen Details über Licht und Sterilität und Hektik spricht für einen uneingeweihten Leser mehr dafür, dass der Operateur ein grüner "Anfänger" oder Ähnliches ist!
Ich war bis zum Schluss der Meinung, dass es sich NICHT um einen Arzt, sondern vielleicht einen kreisenden Geist handelte, dessen Körper im OP-Raum auf dem Tisch mit dem offenen Bauchraum wartete...

Ich war etwas enttäuscht über das Ende, weil es sich letztendlich doch um eine Normalität handelte, um die Gefühle eines Arztes.

Die Pointe dieser Geschichte sind die Gefühle eines Arztes, die ich als Patient auf dem OP-Tisch meinem Retter nicht unbedingt zutrauen möchte.

Gerne gelesen!

 
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Lieber Grenzenlosgross,

ich begrüße dich bei den Wortkriegern und hoffe, du lässt dich nicht so schnell von unseren manchmal recht barschen Kritiken vertreiben.

Du formulierst recht gut, aber du bist hier in einem Kurzgeschichten-Forum und hier erwarten wir in der Regel eben eine Geschichte, in der sich wirklich etwas ereignet. Du schilderst zwar eine kurze Szene, aber es passiert nicht viel in ihr, alles spielt sich nur in der Gedankenwelt des Ich-Erzählers ab. Er betrachtet den Ort, an dem er sich befindet, nimmt ihn wahr und teilt dem Leser mit, was er beobachtet und denkt.

Fast versteckt findet sich in deinen Ausführungen das zentrale Thema deines Textes:

An diesem Punkt setzte die Angst ein. Ich hatte früher mit ihr gerechnet. Ich hatte mit ihr beim ersten Blick in den Operationssaal gerechnet, doch sie kam nicht, sondern erst jetzt.

Die hier von dir benannte Angst ist ja das entscheidende Problem des Ich-Erzählers. Und daraus hätte sich mMn eine spannende Geschichte entwickeln können. Wie erlebt er diese Situation? Wie verhält er sich? Wie wirken die anderen auf ihn?
Der Leser möchte miterleben, wie er mir dieser Angst umgeht, wie er sie überwindet. Das machst du im Ansatz schon, aber du verhedderst dich für mein Empfinden in zu vielen Nebensächlichkeiten

Diverse Bestecke wurden auf einem Tisch penibel zurechtgelegt und die Unterlage, mit der der Tisch bedeckt war, war grün. Blaugrün. Die Person die den Tisch bestückte, trug ebenfalls einen grünen Kittel. Die OP-Schwester war also bereits steril. Der Tisch war beinahe fertig bestückt und die Vorbereitungen neigten sich dem Ende zu.

Erst die Handinnenfläche, dann die Handaußenfläche, die Fingerzwischenräume und -spitzen und dann die Arme bis zum Ellenbogen. Innenfläche, Außenfläche, Zwischenraum, Spitzen, Arme.

Das ist für den Leser alles nicht wirklich wichtig. Er möchte viel mehr wissen, was die Angst mit dem Ich-Erzähler macht, wie er sich z.B. die Hände unsinnigerweise zweimal wäscht oder die Geräusche schriller wahrnimmt, als sie wirklich sind usw. Stell die Angst des Ich-Erzählers in den Mittelpunkt deiner Geschichte, mach sie zu ihrem durchgängigen Thema und sie wird spannend werden. Denn dann fiebert der Leser u.U. mit, ob er zum Schluss diese Angst überwindet oder daran scheitert.
Es reicht mMn nicht zu sagen:

Ich schob sie beiseite, einfach so. Und es funktionierte.

Ich glaube, du kannst recht gut formulieren. Was dir noch fehlt, sind die Kriterien der Kurzgeschichte. Die kannst du dir selber erarbeiten, wenn du dich hier im Forum umsiehst. Aus den Geschichten selber, aber auch aus den kritischen Kommentaren wird sich dir sehr schnell erschließen, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht. Und ich bin sicher, dass dir der Unterschied zwischen dem, was du in deinem Text formulierst und einer gelungenen Kurzgeschichten-Handlung sehr schnell klar werden wird. Schau auch mal unter ‚Service’ – ‚Beratung / Textarbeit’ nach. Da findest du sehr viele Anregungen und Hilfen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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