Was ist neu

Mitfahrgelegenheit

Kat

Mitglied
Beitritt
14.01.2016
Beiträge
10
Zuletzt bearbeitet:

Mitfahrgelegenheit

„Toll. Einfach toll“, sagte Amelia und schlug auf das Lenkrad.
Sie drehte den Zündschlüssel, aber der Motor stotterte nur, bevor er wieder abstarb.
Ausgerechnet mitten in der Pampa muss der Wagen verrecken, dachte sie.
Amelia sah sich um. Die Scheinwerfer ihres Wagens leuchteten die Straße entlang. Links und rechts von der Straße sah sie nichts als Wald. Der Rest blieb im Dunkeln verborgen. Amelia schnappte sich ihr Mobiltelefon und klappte es auf – kein Empfang.
„Das wird ja immer besser.“ Sie warf es auf den Beifahrersitz und seufzte, blickte sich nochmal um. Ein paar Kilometer zuvor hatte sie eine Tankstelle gesehen.
Dann werde ich wohl laufen müssen, dachte sie, nahm ihre Handtasche und schaltete die Scheinwerfer aus. Als sie die Wagentür öffnete, hörte sie ein Rascheln. Schnell blickte sie in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ihr Puls beschleunigte sich. Sie starrte noch eine Weile in die Dunkelheit, wartete darauf, dass sie noch etwas hören oder vielleicht sehen würde. Aber es blieb still.
„War wahrscheinlich nur ein Tier“, murmelte Amelia und stieg aus dem Auto. Während sie den Wagen abschloss, blickte sie sich dennoch immer wieder um, bevor sie die Straße in die Richtung zurückging, aus der sie gerade gekommen war.
Sie war bereits eine Stunde unterwegs und verfluchte sich dafür, dass sie nicht ihre Sneakers trug, als ein Scheinwerfer-Paar den Weg vor ihr beleuchtete. Sie wandte sich um und sah einen dunklen Kombi auf sie zukommen.
Glück im Unglück, dachte sie und machte den Fahrer auf sich aufmerksam. Der Wagen wurde langsamer und hielt schließlich ein paar Meter vor Amelia an. Sie ging darauf zu, erleichtert, nicht den ganzen Weg zurück zur Tankstelle laufen zu müssen. Als sie beim Wagen ankam, kurbelte der Fahrer sein Fenster runter.
„Gibt’s ein Problem, Missy?“, fragte er und schien sie dabei mit seinen Blicken auszuziehen. Sein schmieriges Grinsen war Amelia unheimlich. Dennoch dachte sie daran, dass es noch ein weiter Weg wäre und sie jetzt schon müde war.
„Ja, mein Wagen ist liegengeblieben. Ein paar Kilometer weiter ist eine Tankstelle. Vielleicht könnten Sie dort Bescheid sagen, dass ich Hilfe brauche.“
„Warum steigst du nicht ein, und wir fahren gemeinsam zu der Tankstelle?“ Er starrte sie immer noch mit diesem dämlichen Grinsen an.
„N..nein, das ist nicht nötig. Ich warte lieber beim Wagen.“
Der Fahrer schien zu überlegen, was er nun sagen sollte. Langsam verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht.
„Hast wohl Angst vor mir, stimmt’s?“
Amelia wusste nicht was sie sagen sollte.
„Liegt bestimmt an meinen Narben“, sagte er und schaltete die Innenbeleuchtung ein.
Als Amelia sein Gesicht sah, wich sie erschrocken zurück. Es war übersät von vernarbten Schnittwunden, sein linker Augapfel war komplett weiß.
„Keine Angst, ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Er fummelte an seinem linken Auge herum. „Siehst du, ist nur ein Glasauge.“ Er hielt ihr eine kleine weiße Kugel hin. Als Amelia ihn ansah, bemerkte sie die leere Augenhöhle. Sie schnappte nach Luft.
„Hören Sie, ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie einfach nur bei der nächsten Tankstelle Bescheid sagen würden.“ Während sie das sagte, nestelte der Fahrer wieder an seinem Auge herum.
Sie drehte sich um und begann, wieder zu ihrem Wagen zurück zu gehen, bloß weg von diesem eigenartigen Kerl. Er sah ihr noch kurz nach und rief ihr dann hinterher: „Pass bloß auf, sind ´ne Menge Spinner unterwegs!“
Ja, und du warst einer davon, dachte sie und war froh, als er endlich weiterfuhr. Sie war nicht sicher, ob sie tatsächlich wieder zurück zum Wagen gehen sollte. Was, wenn der Typ nicht an der Tankstelle hielt? Ihr Mobiltelefon hatte keinen Empfang, außerdem wusste sie nicht, warum der Wagen eigentlich liegengeblieben war. Es könnte alles Mögliche sein, und solange es so dunkel war, konnte sie auch nicht unter die Motorhaube sehen. Sie blickte auf ihre Armbanduhr – kurz nach Mitternacht.
Vielleicht hat die Tankstelle gar nicht mehr geöffnet, dachte sie. Trotzdem machte sie kehrt und ging wieder in die Richtung, in die der Spinner davon gefahren war, in der Hoffnung, dass ihr doch noch jemand helfen konnte. Sie wollte die Nacht einfach nicht in ihrem Wagen verbringen.
Als Amelia eine halbe Stunde unterwegs war – ihre Füße schmerzten bereits unangenehm und sie überlegte ernsthaft, den Weg ohne Schuhe fortzusetzen – sah sie erneut ein Scheinwerfer-Paar. Diesmal kam der Wagen auf sie zu. Er war noch ein gutes Stück entfernt und sie überlegte, ob es vielleicht wieder der Verrückte war. Oder doch der Abschleppwagen.
Je näher der Wagen kam, umso größer wurde die Erleichterung aber auch die Enttäuschung, dass es keiner von beiden war. Als er schließlich an ihr vorbeifuhr und kurz hinter ihr am Seitenstreifen stehen blieb, erkannte sie ein junges Paar in einem Buick. Die Frau kurbelte ihr Fenster runter und beugte sich aus dem Fenster.
„Haben Sie ein Problem?“, rief sie Amelia zu.
Amelia lief auf den Wagen zu. Als sie bei der Beifahrertür zum Stehen kam, lächelte die Frau sie an. Neben ihr saß ein junger Mann, der sie ebenfalls anlächelte.
„Mein Wagen ist liegengeblieben, und ich war gerade auf dem Weg zur Tankstelle“, sagte Amelia.
„Dort sind wir gerade vorbei gefahren“, sagte der Mann. „Soweit ich sehen konnte, hatte die schon geschlossen.“
„War ja klar“, seufzte Amelia.
Das Paar tauschte kurz die Blicke, bevor der Mann sich wieder an Amelia wandte. „Ich bin Matt und das ist meine Frau, Sophia.“
Amelia stellte sich ebenfalls vor, bevor Matt weitersprach. „Wir könnten Sie mitnehmen, wenn Sie wollen. Vielleicht haben wir in diese Richtung mehr Glück.“ Er deutete in die Richtung, aus der Amelia gekommen war.
„Haben Sie vielleicht ein Mobiltelefon?“, fragte Amelia.
Matt schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, allerdings haben Sie hier draußen ohnehin keinen Empfang.“
Amelia blickte unschlüssig in beide Richtungen der Straße.
„Kommen Sie schon, wir nehmen Sie mit und lassen Sie bei der nächsten Tankstelle raus.“
Nach kurzem Überlegen, nahm Amelia das Angebot dankend an. Sie nahm auf der Rückbank Platz.
„Könnten Sie nur kurz bei meinem Wagen anhalten? Ich möchte noch ein paar Sachen holen, bevor wir weiterfahren.“
„Kein Problem“, sagte Matt. „Wissen Sie noch, wo der Wagen stand?“
„Genau weiß ich es nicht, aber ich war ungefähr eine Stunde unterwegs. Außerdem ist es sicher der einzige Wagen, der am Straßenrand stehen wird.“
„Naja, solange er nicht von selbst weitergefahren ist“, sagte Matt und lachte. Er blickte Amelia durch den Rückspiegel an. Seine Frau begann ebenfalls zu lachen.
Amelia fand die Bemerkung zwar nicht wirklich lustig, lächelte aber zurück.
Sie unterhielten sich eine Weile, als Amelias Wagen schließlich in Sicht kam.
„Da vorne ist er“, sagte sie, froh darüber, dass ihr Auto da war, wo sie es verlassen hatte.
„Okay“, sagte Matt. „Ich fahre rechts ran, dann können Sie Ihre Sachen holen.“
„Danke.“
Als der Wagen zum Stehen kam, stieg Amelia aus und ging auf ihren Wagen zu. Sie wollte gerade den Kofferraum aufschließen, als sie einen Schlag auf den Kopf spürte. Bevor sie wusste, was geschah, sank sie bewusstlos zusammen.

Amelia öffnete die Augen und sah sich um. Sie saß in ihrem Wagen. Die Tür war offen. Ihr Kopf schmerzte höllisch und als sie an sich herabsah, war sie mit einer Jacke bedeckt. Darunter war sie nackt.
„Was ist passiert?“, murmelte sie und begann, sich aufzurichten.
Plötzlich stand der Verrückte neben der Fahrertür und blickte in das Wageninnere. Erschrocken wich Amelia zurück.
„Bist wach. Gut“, sagte er und lächelte sie an.
Sie erinnerte sich an das junge Paar, das sie mitgenommen hatte, und fragte den Spinner nach ihnen.
„Die sind da drüben.“ Er deute hinter sich.
Amelia wollte gerade aus dem Wagen steigen, als ihr bewusst wurde, dass sie unter der Jacke völlig nackt war.
„Wo sind meine Sachen?“, fragte sie.
„Auch da drüben“, antwortete der Verrückte. „Aber die kannst du nicht mehr tragen. Völlig hinüber.“
Sie schlüpfte in die Jacke und stieg aus dem Wagen. Ihr war etwas schwindlig und sie begann zu schwanken. Der Spinner wollte ihr zu Hilfe kommen, doch sie wich ängstlich vor ihm zurück.
„Lassen Sie mich in Ruhe“, zischte sie und blickte in die Richtung, wo sie Matt und Sophia vermutete. Sie sah den Wagen am Straßenrand und wenig später entdeckte sie die beiden. Sie lagen auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. Beide waren nackt, genau wie Amelia. Es dauerte einige Sekunden, doch dann wurde es ihr schlagartig klar: die beiden waren tot. Und sie würde als nächstes sterben, wenn sie nicht sofort von hier verschwinden würde. Ohne nachzudenken begann sie zu laufen. Sie wusste nicht, wohin sie fliehen sollte, überall war nur Wald und Dunkelheit.
Der Verrückte rief ihr hinterher, dass sie stehen bleiben solle. Doch sie lief einfach weiter. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass auch er zu laufen begann. Sie rannte noch schneller.
Er darf mich nicht erwischen, dachte sie. Egal wie, ich muss von ihm weg kommen.
Während sie rannte, dachte sie darüber nach, was passiert sein könnte. Wo war der Spinner hergekommen? War er ihnen gefolgt? Warum hat er sie angegriffen?
Zwischen den Bäumen sah sie plötzlich Licht.
Ein Haus! Als sie darauf zulief, bemerkte sie, dass das Licht sich bewegte.
Ein Auto? Egal, dachte sie und begann darauf zuzulaufen. Nach einer Weile durchbrach sie den Wald und fand sich auf der Straße wieder. Ein Abschleppwagen kam auf sie zu. Sie stellte sich in die Mitte der Fahrbahn und begann, dem Wagen heftig zu winken. Immer wieder starrte sie zurück zu der Stelle, aus der sie aus dem Wald gekommen war. Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Sie hoffte, der Spinner hätte ihre Spur verloren und würde nicht jeden Moment aus dem Dickicht herauspreschen.
Der Abschleppwagen hielt vor ihr an. Ein junger Mann stieg aus und sah sie verwirrt an.
„Alles in Ordnung, Miss?“, fragte er.
Amelia lief auf ihn zu. „Sie müssen mir helfen!“, schrie sie. „Da ist ein Verrückter hinter mir her. Er hat schon zwei Menschen umgebracht!“
„Okay, okay, Miss. Immer mit der Ruhe. Erzählen Sie mir, was passiert ist.“
Sie wollte gerade zu erzählen beginnen, als sie hinter sich ein Rascheln hörte. Sowohl Amelia, als auch der junge Mann richteten ihren Blick auf die Stelle, von der das Geräusch kam. Ein weiteres Rascheln ertönte und plötzlich stand er da: der Spinner, der Matt und Sophia getötet hatte. Er blickte sich um und entdeckte Amelia und den jungen Mann.
„Das ist er!“, schrie Amelia und klammerte sich an den Fahrer des Abschleppwagens. „Bitte! Sie müssen mir helfen!“
Der junge Mann, immer noch etwas verwirrt, blickte zu dem Verrückten.
„Danny? Bist du das?“, fragte er.
Der Spinner kam auf die beiden zu. „Du hast sie gefunden. Dachte schon, sie hätte sich im Wald verlaufen.“
Amelia blickte verwirrt zwischen den beiden Männern hin und her.
„Sie kennen diesen Irren?“, fragte sie den jungen Mann.
„Danny ist doch nicht irre. Er mag zwar etwas komisch sein, und er wird sicher auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber irre ist er bestimmt nicht.“
„Sie … gehören zusammen“, stammelte Amelia. „Oh mein Gott.“
Sie wollte sich von dem jungen Mann losreißen, doch er hielt sie fest.
„Keine Angst“, sagte er. „Er tut ihnen nichts.“
Danny war in der Zwischenzeit bei den beiden angekommen.
„Alles in Ordnung, Missy?“, fragte er und setzte dann an den jungen Mann gewandt fort: „Du glaubst nicht, was da gerade passiert ist, Tom.“
„Oh, ich weiß schon was passiert ist, Mister“, schaltete sich Amelia ein. „Sie haben die beiden umgebracht und nun wollen Sie mich auch noch töten.“
„Wie bitte“, fragte Tom.
„Ich soll die beiden umgebracht haben? Kleine, du musst wirklich ordentlich was abgekriegt haben“, sagte Danny.
„Ach ja? Und warum lagen die beiden dann tot auf dem Boden? Nackt? Und was hatten sie mit mir vor? Wollten Sie mich erst vergewaltigen, bevor Sie mich zu den beiden dazu gelegt hätten?“
Amelia fühlte sich in Gegenwart von Tom ein wenig sicherer, auch wenn sie noch nicht wusste, was genau hier eigentlich gespielt wurde.
Tom sah die beiden skeptisch an. „Okay, jetzt erzählt mir mal einer, was genau passiert ist.“
„Naja, nachdem die kleine Lady da drüben die meiste Zeit bewusstlos war, werde ich mal anfangen“, begann Danny und berichtete von dem Treffen zwischen Amelia und ihm. „Als sie nicht mitfahren wollte, bin ich alleine weitergefahren. Bei der Tankstelle habe ich angehalten, aber du warst gerade unterwegs. Also habe ich dir eine Nachricht hinterlassen. Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als ich das Pärchen entdeckte.“
„Welches Pärchen?“, fragte Tom.
„Erinnerst du dich noch an die Nachrichten gestern Abend? Du weißt schon. Die haben doch von dieser Mordserie berichtet und hatten nach einem jungen Pärchen gefahndet. Erinnerst du dich?“
„Ja. Und?“
„Na, genau die waren gerade an der Tankstelle, als ich wieder in meinen Wagen stieg. Da dachte ich, mal sehen, wohin die beiden unterwegs sind.“
„Also bist du ihnen nachgefahren“, stellte Tom fest.
„Sie wollen sagen, dass das Pärchen, das mich mitgenommen hatte, eigentlich Serienmörder waren“, fragte Amelia.
„Genau“, erwiderte Danny an Tom gewandt, ohne auf Amelias Frage einzugehen. „Schließlich war ich ja nicht sicher, ob sie es tatsächlich waren.“
Er erzählte, wie sie bei Amelia hielten und sie schließlich in den Wagen stieg.
„Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass du es warst, Schätzchen, die da zu den zwei Psychos in den Wagen stieg.“
Amelia lief ein kalter Schauer den Rücken hinab.
Danny setzte fort: „Irgendwann sind sie dann stehengeblieben. Ich blieb auf Abstand und wartete ab. Als sich sah, dass du aus dem Wagen steigst, dachte ich zuerst, sie hätten dir nur geholfen, wieder zu deinem Wagen zurückzukommen. Ich wollte schon wenden, als ich sah, wie die beiden ebenfalls ausstiegen. Der Typ hielt einen Baseballschläger in der Hand und kam auf dich zu. Du hast ihn nicht gesehen, da du mit dem Rücken zu ihm gestanden hast. Plötzlich holt er aus und zieht dir eines über den Schädel.“
Er hielt einen Moment inne.
„Was ist dann passiert?“, fragte Tom.
„Ich konnte nicht riskieren, dass sie mich entdecken, also bin ich aus dem Wagen gestiegen und leise auf sie zu geschlichen. Sie haben dir die Kleider vom Leib gerissen", sagte er an Amelia gewandt. "Und dann begonnen, sich selbst auszuziehen.“
Tom blickte Amelia an. Es schien ihm erst jetzt aufzufallen, dass sie unter der Jacke nackt war. Mit einem Mal wurde auch Amelia ihre Nacktheit bewusst, und sie zog die Jacke weiter nach unten.
Danny erzählte weiter: „Ich weiß nicht, was diese kranken Arschlöcher vorhatten, und – wenn ich ehrlich bin – wollte ich es auch gar nicht wissen. Ich hab mir den Baseballschläger geschnappt und auf beide eingeschlagen. Irgendwann waren sie dann tot.“
Er seufzte. „Ich weiß nicht, warum ich sie nicht einfach nur bewusstlos geschlagen habe. Wahrscheinlich sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt.“
Amelia starrte ihn fassungslos an. „Sie wollen also sagen, dass sie mich vor den beiden gerettet haben?“
Danny blickte zu Boden. „Ich konnte dich denen doch nicht überlassen.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Tränen der Erleichterung rannen über ihr Gesicht und sie spürte, wie ihre Beine drohten, unter ihr nachzugeben. Tom stützte sie und sagte: „Vielleicht sollten wir sie erstmal in Sicherheit bringen, nicht wahr, Danny?“
„Ja, das sollten wir tun.“
Tom ging mit Amelia auf den Wagen zu und half ihr, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Er schloss die Tür und ging wieder auf Danny zu.
Amelia sah, dass sich die beiden unterhielten. Danny wurde lauter, aber sie konnte nicht verstehen, was die beiden redeten. Sie wollte gerade das Fenster öffnen, als Tom mehrere ruckartige Bewegungen machte. Dann sackte Danny auf den Boden. Tom wandte sich um und kam auf den Wagen zu. In seinem Gesicht ein dreckiges Grinsen. In seiner Hand ein blutiges Messer. Sie sah, wie Danny hinter Tom auf dem Asphalt zum Liegen kam, Blut strömte aus seinem Bauch.
Amelia versuchte verzweifelt, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Sie blickte wieder zu Tom. Er hielt den Wagenschlüssel hoch und winkte ihr damit zu.
„Wir werden eine Menge Spaß haben“, sagte er, als er zu Amelia in den Wagen stieg.

 

Hallo Kat,

willkommen bei den Wortkriegern! Das ist ein sehr ordentlicher Einstand, den Du hier gibst: eine nette kleine Horrorgeschichte, klassisches Setting, guter Spannungsaufbau, doppelter Twist am Ende. Damit erfindest Du das Genre nicht neu, aber wer tut das schon? (Das war übrigens fast wörtlich eine der Anmerkungen, die ich für meine erste Geschichte hier bekommen habe.) Dazu eine sehr sichere, weitestgehend fehlerfreie Sprache. Das passt! :thumbsup:

Am Ende bleiben ein paar Fragen offen: Wozu waren alle nackt? War es wirklich das Psycho-Pärchen, oder hat Tom die Morde begangen? Vielleicht anfangs zusammen mit Danny? In einer Horrorgeschichte kann man so was aber auch ruhig mal offen lassen.

Ein paar Details:

Schnell blickte sie in die RichtungKomma aus der das Geräusch kam.

Sie wandte sich um und sah einen dunklen Kombi auf sie zukommen.

"Wand" kommt von "winden", das meinst Du hier nicht.

mein Wagen ist liegengeblieben

Kommt später noch mehrmals vor.

„N..Nein, das ist nicht nötig.

"N... nein" oder "N-nein".

ich wäre Ihnen wirklich dankbar

Während sie das sagte, fuchtelte der Fahrer wieder an seinem Auge herum.

"Fuchtelte" klingt nach sehr ausladenden Bewegungen. "Fummelte" passt besser, hast Du aber kurz davor schon. Vielleicht "nestelte", "fingerte" oder so?

Was, wenn der Typ nicht an der Tankstelle hält?

"Hielt" oder "hielte". Es sei denn, dass soll "wörtliche Denke" sein, aber dann müsstest Du das kenntlich machen.

Als sie bereits eine halbe Stunde unterwegs war – Amelias Füße schmerzten bereits unangenehm und sie überlegte ernsthaft, den Weg ohne Schuhe fortzusetzen – sah sie erneut ein Scheinwerfer-Paar.

Klingt irgendwie ungelenk, genau an dieser Stelle den Namen zu wiederholen. Vielleicht lieber am Satzanfang, dafür dann nur "ihre Füße".

Als er schließlich an ihr vorbeifuhr und kurz hinter ihr am Seitenstreifen stehen blieb, erkannte sie ein junges Paar in einem Buick.

Besser: "in dem Buick". Klingt sonst so, als hätte sie den Wagen vorher noch nicht gesehen, aber er ist ja gerade schon an ihr vorbeigefahren.

Als sie bei der Beifahrertür zum Stehen kam, lächelte sie die Frau an. Neben ihr saß ein junger Mann, der sie ebenfalls anlächelte.

Du meinst vermutlich: "lächelte die Frau sie an". Oder doch nicht?

bevor Matt weitersprach

„Ich fahre rechts ran, dann können Sie Ihre Sachen holen.“

„Bist wach. Gut(Punkt muss weg)“, sagte er und lächelte sie an.

Sie erinnerte sich an das junge Paar, das sie mitgenommen hatteKomma und fragte den Spinner nach ihnen.
„Die sind da drüben.“ Er deutete hinter sich.

Sie sah den Wagen der beiden am Straßenrand und wenig später entdeckte sie die beiden.

Unschöne Dopplung.

Sie wusste nichtKomma wohin sie fliehen sollte, überall war nur Wald und Dunkelheit.

Der Verrückte rief ihr hinterher, dass sie stehen bleiben soll.

"Solle" oder "sollte".

Ein weiteres Rascheln ertönte und plötzlich stand er da: der Spinner, der Matt und Sophia getötet hatte.

„Sie ... gehören zusammen“, stammelte Amelia. „Oh mein Gott.“

Irgendwann sind sie dann stehengeblieben.

wieder zu deinem Wagen zurückzukommen.

Ich weiß nicht, was diese kranken Arschlöcher vorhatten

Tom stützte sie und sagte: „Vielleicht sollten wir sie erstmal in Sicherheit bringen, nicht wahrKomma Danny?“

Das sieht nach mehr aus, als es ist, es hat meinen Lesefluss nicht ernsthaft gestört.

Gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo kat,

willkommen hier bei den Wortkriegern. Ich hoffe, Du hast hier Spass am Lesen, Kommentieren, und am "an Texten werkeln". Du hast dich von Deinen 4 Horrorgeschichten also für diese als Erstlingswerk auf diesem Forum entscheiden. :)

Dann will ich Dir meinen Eindruck mal schildern:
Der Text liest sich flüssig. Positiv ist auch, dass wenig Tippfehler drin sind. Es fehlen zwar ein paar Kommas, aber ansonsten: gut.

Vom Inhalt ist mir die Story zu vorhersehbar. So recht wollte in mir keine Spannung hochkommen.
Sprachlich passt der Text dazu, weil Du weit verbreitete und abgenutzte Phrasen benutzt, so dass das Vorhersehbare noch vorhersehbarer wird. Zum Beispiel: "Sie war bereits eine gefühlte Ewigkeit unterwegs". Wenn ich "gefühlte Ewigkeit" lese, kommt bei mir das geiche Magengrummeln, als wenn ich den Makarena-Song höre. Es ist einfach abgenutzt. Zu oft gehört, gelesen, oder gar selbst verwendet.

Das hört sich vielleicht schlimmer an, als es ist. Du schreibst ja gut. Sozusagen "Pech", dass ich schon so viel Horror-Zeugs gelesen und gesehen habe. Deine Bilder sind klar, man kann sich gut vorstellen, was da passiert.

Trotzdem: Schöner Einstand hier.
bleib dran :)
lieben Gruß
pantoholli

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Ich danke euch beiden für euer Feedback. Ich muss dazu sagen, dass ich die Geschichte sehr schnell und ohne viel nachzudenken geschrieben habe. Wie man am Beitrag von "The Incredible Holg" erkennen kann, habe ich hier noch einiges nachzubessern - auch hier nochmal danke. Werde mich am Wochenende daran machen, die Geschichte nachzubessern.
Dass es vorhersehbar ist, war mir auch klar, immerhin habe ich mir nicht sonderlich viele Gedanken über die Geschichte gemacht. In Zukunft werde ich auch darauf mehr achten. Schließlich will ich ja, dass bei meinen Geschichten genug Spannung aufkommt und man nicht gleich zu Beginn weiß, wie es ausgehen wird.

Ich finde es auf jeden Fall toll, dass hier gleich konstruktives Feedback gegeben wird, mit dem man auch arbeiten kann.

Grüße, Kat


Nochmals danke für die vielen Korrekturen, Holg - habe es soeben verbessert.
Gruß, Kat

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom