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Mit und über uns

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10.08.2003
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Mit und über uns

Da jede Geschichte eine Handlung braucht und nicht in eine reine Zustandsbeschreibung ausarten sollte, wird das auch in dieser Geschichte so sein. Und um dieser Behauptung weiter Nachdruck zu verleihen, wird es am Ende sogar ein Pointe geben. Sie können es gleich nachprüfen indem sie den Scroller ihrer Maus bedienen oder sie haben Teil an jenen Dingen die bis dorthin geschehen werden.

Ich laufe durch das Geschäftsviertel unserer Kreisstadt und sehe eine Gruppe abgemagerter Mädchen in ein Geschäft stolzieren, wo sie wohl ihr Selbstvertrauen in Form von ein paar überteuerten Tops und Slips aufstocken werden. Dass diese Klamotten nur ihrer Marke wegen und nicht ihrer Produktion wegen so teuer sind, ist ihnen entweder egal oder sie wollen es nicht wahr haben. Abgemagert und teuer angezogen. Zwei Ideale über die man kaum länger nachdenken kann, ohne ironisch zu werden.
Da mich sowieso einer dieser Obdachlosen, die hier überall die Straße unsicher machen, ablenkt, muss ich glücklicherweise nicht weiter über irgendwelche Ideale nachedenken.
Verdammt, um ein Haar wäre ich auch noch über einen solchen Typen gestolpert. Ich habe nichts gegen Obdachlose. Sie können genauso wenig für ihre Armut wie andere etwas für ihr riesiges Gehirn, mit dem sie Millionen von Euro Jahr für Jahr verdienen.
Jedem das seine und mir das Meiste.
Was für eine bescheuerte Floskel, an der aber doch erschreckend viel Wahres dran ist.
Genannt: Kapitalismus.
Wir nehmen jenen, die nichts haben, den Rest und geben denen, die im Überfluss leben, noch mehr, damit sie weiter mit ihren Handies Fotos schießen und kleine Filme drehen können. Das wiederum nennen wir alle Fortschritt.
Zum Glück leben wir auf der richtigen Seite des Erdballs, so muss uns das Leid derer, die wir betrügen, nicht weiter kümmern.
Unaufhaltsam ist er, dieser Fortschritt, schon allein des Geldes wegen, das reiche Leute dazuverdienen, wenn sie uns teure und noch leistungsfähigere Computer verkaufen, als wir überhaupt noch sinnvoll gebrauchen können, während die, die darunter leiden, zu arm und zu weit weg "leben", um sich groß beschweren zu können.
Derart von dem Penner abgelenkt, laufe ich weiter und sehe wieder eine kleine Gruppe von Mädchen. An einem warmen Samstagnachmittag trifft man immer wieder solche vereinzelten Grüppchen mit ihren DDR Handtäschchen und Che Guevara Oberteilen.
Ob sie überhaupt wissen, wer Che Guevara war, frage ich mich, während ich abschätzigen Blicken von normalen Teenagern ausgesetzt, die Straße überquere, um mich in meinem kleinen Lieblingscafé niederzulassen.
Sie tragen eine politische Meinung vor sich her, ohne eine Ahnung zu haben, warum eigentlich und was sie genau repräsentiert. Ich bin gespannt was sie wohl sagen würden, wenn ich sie fragen würde, wie Che´s Vorname in Wahrheit war, aber In ist eben In und da wird nicht blöd gefragt. Zumindest nicht von normalen Teenagern. Außerdem hieß er ja auch irgendwie Che, nicht wahr?
An meinem Lieblingscafé angekommen, setze ich mich hin und beobachte weiter die Menschenmenge, die sich die Straße entlangzieht, um irgendwelche wichtigen Dinge zu erledigen.
Die von mir bestellte große Cola wird von einer netten Kellnerin gebracht. Ich nippe an der Cola und sehe wie mich ein paar Jungs in weiten Hosen und schlabbrigen Pullovern beobachten, aber nicht weiter über mich reden.
Ich kann diese Trends beim besten Willen nicht verstehen. Soll die weite Hose zeigen, dass in der goldenen Mitte viel Platz beansprucht wird? Oder spart sich die Regierung so das Säubern der Gehwege?
Im Grunde ist es mit diesen Jungen nicht viel anders als mit der Clique der Mädchen von vorhin. Sie leben alle in ihrem vom Staat gemachten und vorherbestimmten Leben, mit ihren selbstgemachten Problemen, ohne auch nur einmal daran zu denken, über was für Lapallien sie sich gerade aufregen. Ich sage aber nicht, dass sie den ganzen Tag mit einer, den Armen da unten gedenkenden Miene herumlaufen und sich gegenseitig in die Arme fallen müssen, schließlich können sie ja auch nichts dafür, dass es ihnen so "gut" geht.
Es ist ja die Politik, die für die Armut in der dritten Welt verantwortlich ist, aber wie soll sich die Politik ändern, wenn die Jugend alles glaubt, was man ihnen erzählt und es daher nicht einmal in Frage stellt.
Bestimmt haben sie auch in Erdkunde gelernt, wie schlecht es den Chinesen mit dem bösen Kommunismus ging und wie gut es den reichen kapitalistischen Amerikanern geht. Slums werden in diesen äußerst Lehrreichen Filmchen aber nur seltenst gezeigt. Leider bringt es aber nichts, den Lehrer zu kritisieren, da er nur seinen Lehrplan verfolgt und der Direktor auch nicht bereit sein wird, über diesen zu diskutieren.
Die Cola ausgetrunken zahle ich in unserer neuen und, Gott sei dank mittlerweile auch amerikanisierten Währung, bevor ich das Café verlasse. Nun bin ich am Ende der Straße angelangt und frage mich, was ich hier mache.
Ich richte über Menschen, die nie etwas anderes kannten und blicke mit meinen Behauptungen von oben auf sie herab, ohne die Normalität zu ehren, die uns allen (auf der richtigen Seite der Erdkugel; oder die, die uns interessieren) ein gewalt- und angstfreies Leben ermöglicht, so dass wir uns nie die Frage stellen müssen warum das so ist...


Aber Halt. Der Autor hatte noch eine Schlusspointe versprochen:
"Hey sie da!"
"Ja was gibts?"
"Ihr Schuhbändel ist offen."
"Was aber das stimmt doch gar nicht."
"Dann wars wohl meiner."
"Der ist aber auch zu."
"Warum schauen mich dann alle so komisch an?"
"Vielleicht ziehen sie sich einfach eine Hose an."


PS: Der Autor hat sich diese "Pointe" in Markenklamotten gekleidet an einem luxuriösen Computer ausgedacht.

 

Hallo,
die Geschichte an sich gefällt mir, nur die häufigen Fehlerchen sind etwas ärgerlich, hier eine Liste:

nachdenken kann ohne ironisch
Komma vor "ohne"
die Straße unsicher machen ablenkt
auch vor "ablenkt" ein Komma
die nichts haben den Rest
Komma hinter "haben"
Überfluss leben noch
Komma nach "leben"
ie wir betrügen nicht
Komma hinter "betrügen"
schon allein wegen dem Geld
entweder "wegen des Geldes", besser wäre aber noch "des Geldes wegen" - es ist Genitiv
Computer verkaufen als wir
komma vor "als"
weg "leben" um sich
Komma vor "um"
wissen wer Che Guevara ist
Komma vor "wer", aus gegebenem Anlass(Che ist schon tot) könnte man auch "war" statt "ist" nehmen
überquere um mich
Komma vor "um"
wie Che´s Vorname
eigentlich heißt es ja noch "Ches", aber die Macht des Apostrophs wird immer größer ;) (soll heißen, man kann es stehen lassen, ich wollte es nur mal gesagt haben)
den Armen da unten, gedenkenden
hier muß das Komma weg
nichts den Lehrer
hier wieder Komma nach "nichts"
wird über diesen
Komma nach "wird"

Der Zynismus deiner Ironie ist sehr angenehm zu lesen und man muß des Öfteren schmunzeln.

Oder spart sich die Regierung so das Säubern der Gehwege?
Dieser Satz soll dafür mal als Beispiel gelten. Also, nur die Formalitäten hätten vorher überprüft werden können, ansonsten ist die Geschichte gelungen und auch mal eine etwas andere Art, das ständige Gemecker über den "Markenterror" anzupacken.
Gruß
Arthuriel

 

Hallo Maniac,

die Oberflächlichkeit der Leute, die gedankenlose Konsumhaltung - dies ist sicher wert, kritisiert zu werden. Die dozierende Form spricht mich nicht an, eine Überraschung war der (unnötig angekündigte?) Schluß, bringt einen verzerrenden Aspekt in die ganze Geschichte, etwas Selbstironie. War das so gedacht?

Zitat:
Ich habe nichts gegen Obdachlose. Sie können genauso wenig für ihre Armut wie andere etwas für ihr riesiges Gehirn, mit dem sie Millionen von Euro Jahr für Jahr verdienen.

Die Verknüpfung von großem Gehirn mit Reichtum verführt zu der Verbindung von Armut und kleinem Gehirn…

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo lieber Maniac,

trotz deiner Einleitung, dass jede Geschichte eine Handlung braucht, hast du hier im runde eher kleine aufeinanderfolgende Begegnungen beimWeg deines Prot durch die Kreisstadt kommentiert. Das hast du in der dir typischen leicht ironischen Art gemacht.
Bei deiner letzten Geschcihte habe ich die zwar bemängelt, bei dieser finde ich sie allerdings passend. Es sind durchaus Gedanken, die einem kommen können, wenn man durch die Straßen schlendert.
Manchmal bleibst du rein sprachlich in deiner Perspektive nicht konsequent.

Derart von dem Penner abgelenkt, laufe ich weiter und sehe wieder eine kleine Gruppe von Mädchen. An einem warmen Samstagnachmittag trifft man immer wieder solche vereinzelten Grüppchen mit ihren DDR Handtäschchen und Che Guevara Oberteilen.
wenn man sich trifft, müssen es die eigenen DDR Taschen sein, also seine.
Formal hast du eher eine Glosse, denn eine Geschichte geschrieben.
Ich fand sie recht amüsant (wobei ich mich mit den letzten Satz als genauso oberflächlich oute, aber ich habe ihn nicht in Designerklamotten geschrieben ;)).

 

Hallo ihr drei,

vielen Dank für die Auflistung der Kommatafehler, Arthuriel. Ich hab sie hiermit verbessert und hoffe, dass nicht mehr all zu viele auftauchen.

Die dozierende Form hat sich ein wenig selber entwickelt, es lässt sich so etwas leichter kriteln und deuteln.;)
Die Selbstironie, die der Schluss mit sich bringt, ist beabsichtigt und sollte ein wenig auf die Weltverbesserer abzielen, die überall verbessern außer bei sich selbst.
Und die Pointe satiert sowohl etwas den Handlungszwang bei kg.de als auch die Verschwenderisch schlechten Resultate, die mit einem solchen Luxusartikel produziert werden können.
Sim dir auch danke für dein Feedback, die Ironie gehört bei mir wohl einfach dazu;)

So long und nochmals vielen Dank
Maniac

 

Hi Maniac,
hatten wir diese Gedanken nicht alle schon einmal? Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es so ist, denn die angesprochenen Grüppchen aus hippen Tops tragenden Mädchen und viel Beinfreiheit brauchenden Jungs denken wohl dasselbe. Nur vertreten sie dabei einen anderen Standpunkt, sofern man von einem solchen sprechen kann. Für sie sind halt andere Leute nicht „normal“. Die Öko-Tussi auf Birkenstock, der stocksteife Krawattenmann, der langhaarige Bombenleger und was es nicht noch so alles gibt. Verteidigen möchte ich sie aber nicht, da ich auch nicht unbedingt ein fan unserer Jugend bin (gut, ich gehöre auch dazu...), aber manchmal weiß ein Che shirt tragender, CC Unterwäsche bevorzugender Mittteenie doch, was für eine politische Meinung er vor sich her trägt...manchmal wenigstens...
Die Geschichte hat mir gefallen, auch wenn einzelne Kritikpunkte an der Gesellschaft ein wenig genauer beleuchtet werden könnten.

Grüße...
morti

 

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