Mitglied
- Beitritt
- 11.12.2003
- Beiträge
- 398
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 7
Mit der Nazikeule zum Karneval
Harald Dünnpfiff war ein 40jähriger Junggeselle. Seine grösste Leidenschaft war der Karneval. Jedes Jahr investierte er unglaublich viel Zeit darin, sich ein ausgefallenes Kostüm auszudenken und es zu basteln. Zwei Wochen vor dem Startschuss setzt er sich jeweils an einen roten Tisch, nahm ein weisses Papier und begann ein Brainstorming, als was er sich verkleiden würde. Er begann dann alle Wörter spontan aufzuschreiben, die ihm in den Sinn kamen: Schnauz, tuntig, Aprikose, Fischnetz, Jesus, Syrien, Porno, Dschihad und so weiter. Wenig später hatte er sich entschieden: Er würde dieses Jahr als fettleibiger Nazi gehen.
Der erste Teil der Verkleidung war relativ einfach: Harald rasierte sich einfach die Haare ab. Viele würden dies als etwas radikal bezeichnen, doch für sein Hobby war sich Harald für nichts zu schade. Die Haare würden ja schnell wieder nachwachsen.
Als nächstes überlegte er sich, wie er die Fettleibigkeit simulieren könnte. Harald besass einen durchschnittlichen Körperbau, also weder mager noch fett. Doch er wäre nicht Harald, wenn ihm hierzu nicht eine geniale Lösung in den Sinn kommen würde! Natürlich musste es möglichst echt sein, nicht einfach irgendwie billig ausgestopft, darum ging er zu seinem Nachbar Willy, welcher eine Schweinefarm besass.
Dort angekommen, läutete er an dessen Tür. Niemand öffnete. "Verfluchte Kacke, bin ich jetzt den ganzen Weg umsonst hergekommen?!", fluchte Harald und wollte bereits wieder umkehren. Da hörte er ein Grunzen in der Ferne. Es schien von hinter dem Haus zu kommen, wo der Hof war. Auch waren Schreie zu hören, als würde jemand bei lebendigem Leibe von Schweinen aufgefressen werden. "Oh Gott... Soll ich nachsehen?", dachte der glatzköpfige Harald ängstlich. Doch dann wurde ihm klar, ein Nazi darf keine Angst zeigen, schliesslich maskierte er sich nicht nur, sondern er lebte auch die Rolle seines Karnevalcharakters! Mutig stapfte er um das Haus herum und begab sich zum Hof, wo die Geräusche herkamen. Als er um die Ecke des Schweinestalls kam, traf ihn fast der Schlag. Sein Nachbar Willy tollte, nur mit Unterhosen und Gummistiefeln bekleidet, mit ein paar jungen Ferkeln herum. "Willy! Was zum Teufel ist hier los?! Warum schreist du denn so?", rief Harald.
Willy sprang erschrocken auf, packte seine Mistgabel und rief: "Wer sind Sie?! Was wollen Sie hier? Runter von meinem Hof!"
"Willy, ich bin's, Harald! Was ist denn los mit dir?"
"Ha.. Harald? Meine Güte... Wie siehst du denn aus? Was ist mit deinen Haaren passiert?"
"Ach so, wegen der Glatze meinst du. Du weisst ja, bald ist wieder Karneval, und ich gehe diesmal als Nazi! Hihi!"
"Du spinnst doch... Mich hier so zu erschrecken, wo ich gerade mit den kleinen Schweinchen hier... rumspiele..."
"Tut mir Leid, ich dachte, du würdest gefressen, zumindest hat das so geklungen!"
"Ach was... Ich.., ich habe eben eine sehr eigene Art, zu lachen, haha! Also, was willst du?"
Harald erklärte ihm seinen Plan, worauf Willy einwillygte und ihm fünfzig Liter Schweinefett zur Verfügung stellte. Als Gegenleistung verlangte er von Harald lediglich, niemandem von dem Vorfall zu erzählen.
Harald band das Schweinefett auf seinen Dachträger und brauste dann davon. Ein paar Meter weiter bog er in seine Einfahrt ein und band das Schweinefett wieder los. Nun konnte er sein Kostüm vollenden. Zu diesem Zweck ging er in seine hauseigene Garage. Dort hatte er nämlich einige hilfreiche Apparaturen, unter anderem auch eine ältere Gummipuppe.
Er zog diesen aus einem Holzregal und legte diese flach auf den Boden. Er betrachtete diese und lächelte schelmisch. Aus einem anderen Schrank holte er eine schwarze Spraydose und begann, die Puppe von oben bis unten schwarz anzusprayen. Wenig später war die Puppe schwarz. Nun malte er noch dicke rote Lippen auf.
Dann zog er sich aus und nahm die Puppe. Er stellte sie vor sich auf und begann einen Ringkampf mit ihr. Er machte diverse Wrestling-Moves, die er aus dem Fernsehen kannte. Nach 20 min. war der Spuk vorbei und die Puppe lag regungslos am Boden. Harald brauchte das, um sich noch weiter in dir Rolle des Nazis zu vertiefen. Nun fühlte er sich bereit. Er brauchte nur noch Springerstiefel, eine Bomberjacke und einen Knüppel. Glücklicherweise fand er all dies in einem Nazi-Online-Shop und bestellte es per Express, damit er bis zum Wochenende rechtzeitig mit allen Utensilien ausgestattet war. Dann füllte er das ganze Schweinefett noch in Veloschläuche. Einen Tag später lieferte der Nazi-Shop püntklich die Ware. Harald war ganz aufgeregt. Er nahm das Paket entgegen und öffnete es. Der Karton war bis oben mit Styroporkügelchen gefüllt und Harald hatte natürlich bereits eine pfiffige Idee, wie er diese Kügelchen ebenfalls verwenden konnte. Dann grabschte er sein erstes Kostüm heraus: Die Bomberjacke. Eine Bomberjacke muss man sich in etwa so vorstellen: Hinten ist sie flach und durchgehend schwarz, mit einem weissen Futter, das man allerdings nicht sieht, da es ins Material, meist Vinyl oder Plastik, eingearbeitet ist. Vorne gibt es zwei Reissverschlüsse, einen seitlich und einen nach vorne, so dass die Jacke zwei Öffnungen (nebst den Ärmeln und der Aussparung für den Kopf) besitzt. Manche Modelle haben zudem hinten eine Kapuze, die jedoch rein ästhetische Zwecke bedient, da sie für einen durchschnittlichen Kopf viel zu klein ist. Eine mittelgrosse Orange würde gerade so Platz haben. Aber es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen sollen, dass Nazis im Schnitt um 5 cm kleinere Köpfchen haben als keine Nazis.
Jedenfalls gings weiter mit dem grossen Auspacken: Nun kamen die Springerstiefel zum Vorschein. Er nahm Sie hinaus und betrachtete diese und dachte: "Hmm, irgendetwas ist komisch?" In der Tat waren die Springerstiefel seltsam aufgebaut: Hinten waren lange Absätze angemacht, ca. 7 cm hoch. Zudem waren die Stiefel ganz vorne nach oben eingerundet, wie arabische Pantoffeln, die früher die Sultane trugen. Auch passte die Farbe irgendwie nicht. Statt schwarzem Leder schimmerte der Schuh in einer Mischung aus Braun, Türkis, Weiss und Gelb. Während Harald noch stutzte, klingelte es an seiner Türe. "Meine Güte, wer ist denn das?!", dachte sich sich der Harald und lief zur Türe. "Ja, wer is?", sprach er durch die Türe hindurch. "Ich bins, Deine Tante Abba, darf ich reinkommen?", erklang es von draussen.
Abba war von Haralds Grosseltern adobtiert worden - bis zum 7ten Lebensjahr war sie im Kongo beheimatet. Harald öffnete in seiner Nazi-Montur, und Tante Abba traf fast der Schlag. "Oh mein Gott! Wer sind Sie? Haben Sie Harald umgebracht?", schrie sie hysterisch.
"Nein, Omma, ich bins doch, dein Harald! Ich hab mich nur verkleidet, du weisst ja, bald ist Karneval!", rief Harald. "Komm doch rein, magst eine Tasse Tee?"
"Ja, gerne"
Harald machte seiner Tante den Vorschlag, sie zum Karneval mitzunehmen. Sie willigte ein. "Da komm ich doch gerne mit, höhö! Kann ich mich auch wieder mal n'bissel amüsieren!"
"Ja, voll, das wird lustig! Hihi!", schmunzelte Harald.
Wenige Tage später war es soweit. Der Karneval war angebrochen.
Harald hatte bereits eine örtliche Nazikneipe rechechiert, um sich dort mit seiner Tante auf einen lustigen Karneval einzustimmen. Zuvor befestigte er die gefüllten Veloschläuche an seinem Körper, zog ein weisses Tshirt und schwarze Jeans darüber, dann die Bobmerjacke sowie die arabischen Pantoffeln an. Zum Schluss noch den Knüppel.
Abba war bereits im Hausflur, als Harald in voller Nazi-Montur zu ihr kam.
"Deine Schuhe sind irgendwie etwas gay, nicht so Nazi-like.", sagte Abba lachend.
"Ja ich weiss, die sind irgendwie komisch, aber die sind auch aus dem Nazi-Online-Shop...", antwortete Harald enttäuscht.
Die beiden verliessen das Haus und gingen zu dieser Nazi-Kneipe. Dort angekommen, stand bereits ein fetter Nazi vor der Türe.
"Hallo Leude... Geile Verkleidung! Haha!", rief er lachend.
"Oh, danke!", bedankte sich Harald ebenfalls lächelnd.
"Nein, doch nicht du, ich meinte die Type die sich als Neger-Omma verkleidet hat, haha! Pass aber bloss auf, dass du immer in Begleitung bist, sonst meint noch einer, du seist ein echter Bimbo!"
"Was erlauben Sie sich? Das ist meine Tante Abba!", sagte Harald empört. "Was Sie da sagen ist rassistisch!"
"HAHA! Der war gut, ihr seid ein geiles Duo!"
Verwundert über das Verhalten des fetten Nazis betratend Abba und Harald das Lokal. Es war ein super cozy Place, eine schöne Holzbar, dekoriert mit irgendwelchen Abzeichen, dann eine gemütliche Sitzecke sowie einige Poster, die dem Raum aufpeppten. Abba und Harald gingen zur Bar, um dort eine Bestellung aufzugeben.
"Ja?", ranzte der Wirt.
"Guten Abend. Einen Sirup und eine warme Schokolade, bitte.", sagte Harald.
"Haha, der war nicht schlecht! Hier!", sagte der Wirt und stellte den beiden zwei Flaschen Kölsch vor die Nase.
Harald und Abba standen an einen Stehtisch neben der Bar und musterten die paar Gestalten, die sonst noch hier waren. Einer scheint sich auch ganz lustig kostümiert zu haben, denn er hatte eine Augenbinde. Ein anderer hatte ein lustiger kleiner Oberlippenbart.
Harald spürte, dass etwas nicht stimmte, und verliess das Lokal. Draussen beschloss er, den Karneval dieses Jahr ausfallen zu lassen. Wie sich später herausstellte, war dies die richtige Entscheidung, denn es gab massive Krawalle mit über 100 Verletzten.
Tante Abba reiste daraufhin zurück in den Kongo, wo sie sich einer Menschenrechtsorganisation anschloss und ein Bordell eröffnete.
Willy wurde wegen illegaler Schweinezucht festgenommen. Er hatte versucht, eine Kreuzung aus Mensch und Schwein zu erschaffen.
Harald ging nach diesen Ereignissen nie wieder zum Karneval. Er hatte gemerkt, dass sich dort jeweils nur primitives Gesocks herumtreibt, dem es lediglich ums Saufen und Ficken geht, und gar nicht um die ursprünliche Bedeutung, nämlich sich lustig und originell zu verkleiden.
Ende