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Mississippi

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02.11.2001
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Mississippi

Das brennende Flüstern in den Ecken traf sich in der Mitte des Zimmers.
Sag’ es ihr, raunte irgendwas in ihm. Judy, ich liebe dich.
Äste schlugen mit dem Wind gegen das Dach. Regen würde kommen. Oben am Hügelkamm stierte ein zunehmender Mond in Lauerstellung. Die glitzernden Spuren verirrter Schnecken lagen wie helle Fäden auf dem Bretterboden der Terrasse, verloren sich irgendwo im Buschwerk.
Judy, ich will dich. Ja, David, sagte sie. Ich weiß. Wird das reichen? Deine und meine Liebe? Sie ist absolut für uns, Judy, hab’ keine Angst darum.
Die Frösche draußen im Sumpf waren unzählig. Es war ihr Schlamm dort. Sie waren schon immer da gewesen. Alles war schon immer da gewesen. Alles von dieser Liebe hörten sie mit und trauten ihren Ohren nicht, weil sie von den Sümpfen wussten. Als David losfuhr, begann das tiefe satte Unken. Mit Mühe nur hielt sich der Mond am Hügel. Seine Hände warfen die Erde auf und dabei zitterte der Mond angestrengt. Bleib’ doch, David, wollte er schreien, doch Monde sind stumm. So vergrub er sich tiefer, verschwand bald, wollte nichts ändern müssen, weil er es nicht konnte, weinte ein bisschen hinter dem Hügel und blieb bei all dem ungetröstet, obwohl er zunahm und noch dick und fett werden würde diese Nacht.
Es war spät und so fuhr David los.
Er hatte den Whisky nicht getrunken. Judy zuliebe. Er würde alles tun für diese Frau.
Die Alligatoren lieferten sich ihre heiseren Kämpfe, aber sonst war nur dieses Unken, das die Stille in den Sümpfen nicht zur Ruhe kommen ließ. Ein Sternschnuppengewitter ging über dem Mangrovenwald nieder und David dachte an Judy. Nur eine Nacht hatte es gebraucht. Dafür hatte er lange gewartet.
Jetzt kannte er die absolute Liebe. Er meinte, sie zu kennen.
Ihre Haut hatte sie mit Mandelöl eingecremt und ihre Küsse waren wie die Flügel eines Schmetterlings auf seinen Lippen. David liebte das Land, seine Sümpfe und Kanäle, die alles darin in Unordnung brachten. Und den großen Fluss, der alles heran holte von irgendwo und alles mitnahm nach irgendwohin. David hatte sein Herz bei Judy gelassen. Das wusste er und er spürte, dass es mit Judy zusammenhing. Dass er sie brauchen würde für all die kommende Zeit in seinem Leben.
Dass alle gewesenen Ursächlichkeiten in seiner Suche nach dem Absoluten bei ihr zusammenliefen. Er hatte von Beginn an daran geglaubt. An sie hatte er geglaubt. Es war die Sonne in ihrem Haar, als sie beide den Blue Merlin aus dem Wasser holten. Dann war es ihr Duft, wenn er tief in ihr kam und sie ihre Beine um seinen Nacken schlang. Er wusste, dass er sie nicht mehr hergeben würde. Er hatte es gewusst, in ihrem ersten vagen Blick erkannt, hatte ihn mit sich getragen, ihren Blick und seinen Glauben an diese eine absolute Liebe. Was Glück war bei all dem und Unglück im Vergleich dazu, würde David diese Nacht lernen müssen.
Mississippi ist ein großes Land.

David mochte ,Sixteen Horsepower’.
Eine Band, deren Musik schwarz und göttlich ist wie die Sümpfe überall hier.
Und schwarz wie der Fluss, in dem er früher manchmal Aale fing.
Die Musik ist wie Mississippi, dachte er. Judy ist auch wie Mississippi. Wie der Fluss, der das Land seit Ewigkeiten teilt, so teilte er sein Herz für sie. So wie der Heilige Martin den Mantel für den frierenden Bettler teilte, so sah David das mit seiner Liebe für Judy. David schwamm diese Nacht im Glück. Als die Band den dritten Song anspielte, sang er mit. ,I see the bad moon rising’ coverten die Sixteen’s und sie spielten es besser als CCR; und es war die eine Seite. Die glückliche von den Beiden, die er diese Nacht erleben durfte und doch später über das Absolute lernen würde.
Die andere Seite in dieser Glücksnacht war das Pech mit dem zerreißenden Vorderreifen.
Es ging alles in den wenigen Bruchteilen eines Augenaufschlags.
Judy roch ein paar Kilometer entfernt nach Mandelöl und ein paar verwegene Träume über eine vorstellbare Zukunft, die sie glaubte, formen zu können, stolperten, nach Ansprache suchend , in ihrer Nacht herum. Dann überschlug sich David’s Wagen und schlitterte steuerlos geradewegs in den Sumpf, der neben der Straße dampfte.
Das war das Unglück, welches David diese Nacht kennenzulernen hatte. Er war nicht fähig, diesem aus dem Weg zu gehen. Es war nur so weiter akzeptierbar für den kommenden Morgen.
Der Mond sah alles.
David hatte nie die Angst gemeint, wenn er von einem nicht definierten Schicksal sprach. Es war nichts ungewöhnlich daran. Es passierte eben. Ungewöhnlich war so was hier nicht. Immer wieder kamen in den Nächten ein paar Wagen von der Straße ab. Der Mond kroch das Nachtschwarz hoch und der Sumpf schmatzte wie der Gemüseeintopf am Herd von Judys Mutter.

Das Radio spielte weiter. Die Armaturen blieben oberhalb des Wasserspiegels.
David hatte nicht das Bewusstsein verloren und das war gut so, denn so konnte er den Mond sehen. Wie viele Sterne dem Mond dort oben ihre Unnahbarkeit beweisen müssen, dachte David und konnte seine zerschmetterte Hüfte spüren, die vom Gewicht der zerbeulten Rahmenholme des Wagens langsam in den Schlamm des Sumpfes gedrückt wurde. Denk’ an Judy, David, sagte er sich und dann begann David doch leise zu weinen, weil er Judy jetzt gerne bei sich gehabt hätte und der Duft nach ihrem Mandelöl langsam verflog. Die Sixteen’s begannen den Song ,For heavens’s Sake’ zu spielen und David verlor für ein paar Sekunden das Bewusstsein.
Die Sümpfe gaben ihm eine Chance. Eine, aber doch die. Die Blutegel waren es nicht. Er konnte sie nicht wegtun, nicht mit seinen Händen, die sich irgendwo verklemmt hatten, unwiderruflich verklemmt hatten. Er konnte aber denken und versuchen, zu glauben. Das war seine Chance, jetzt und hier. Das gaben ihm die Sümpfe und er nahm es als gegeben hin.
David begann zu glauben, während sich die Lähmung an der Wirbelsäule hochzog; wie ein Artist, der hoch oben unter der Hülle des Zelts seinen Absprung geplant hatte. Es ging bis zum dritten Halswirbel, dann war Schluss. Es war nicht so wie ein Blitz, der aus einem Gewitterberg fährt und die Steppe in Brand setzt. Es war so wie der lange erwartete Besuch, der an das Tor klopft. Es kam sonst niemand in dieser Nacht. Dazwischen schrie David wie ein angeschossener Alligator und ließ sich in die Welt hinter dem weißen Vorhang fallen. Als die ersten Bisamratten auftauchten, begann sein Geist auf meterhohen Wellen zu reiten. Wie verkrüppelt, so schien es, hing der Mond über den Sümpfen und konnte sich nicht wegstehlen, weil er an die Nacht genagelt war. Ein paar Eulen jagten über den Mangroven. Fischreiher schliefen unruhig im Schilf.
David liebte das Land hier.

Als die ersten Bisams ihre Zähne in die Hüfte Davids bohrten, spielten die Sixteens den , South Pennsylvania Waltz’ und David sang leise mit. Die Windstille über den Sümpfen und noch weit darüber ließ die Sterne dort stehen, wo sie waren. Und den Mond, diesen bleichen Krüppel, auch. Die Bisams zersägten Davids Unterleib mit der gefräßigen Konsequenz der hier herrschenden Gattung, gruben sich in die Genitalien und machten noch weiter. Als sich die erste Ratte an Davids Brustkorb wagte, hatte David seine Judy und ihr Mandelöl fast vergessen und als die Ratten begannen, ihm die Augen auszufressen, hatte er begriffen, dass es den Mond, so wie er da oben hing, bald nicht mehr geben würde.

So dicht lag das alles beieinander.
Und es ging dabei um das Tosen draußen im weiten Raum und um das Knirschen des Schlammes, in dem sich die Alligatoren verkrochen hatten. Nur war es schon davor klar, dass es so werden würde. Wenigstens für ein paar Minuten war für David alles gespürt und aufbereitet gewesen. Nun gut. Dann war eben dieses kurze aufbereitete Etwas an Belanglosigkeit das Absolute. Warum auch nicht.
David hat das alles mitgenommen.
Die absolute Liebe, zu Judy und den Sümpfen; und diese Musik von einem anderen Stern.
Das Nasenbein Davids zersplitterte unter den Bissen der Ratten, als die Sixteens ,Day of the Lords’ spielten. So war es auch weiterhin nicht wirklich leise und die Musik trieb mit den Morgennebeln zu den bitteren Ufern dahinter; zu denen, die auf David gewartet hatten. Vom Beginn an gewartet hatten.
Die CD spielte ihre Musik die ganze restliche Nacht und sie wurde zur Endlosschleife über den Sümpfen. Die Ratten gingen mit Ungestüm an die Sache heran und es blieb absolut nichts. Als sie den Wagen raushievten, es muss am späten Morgen gewesen sein, spielten die Sixteeens noch immer.

 
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Lieber Aqualung!

Vom Textlichen her ist es, wie immer, intensiv geschrieben. Es sind vor allem anfangs schöne Bilder drinnen, angenehm naturverbunden, Tiere hinterlassen ihre Spuren in der Geschichte, das gefiel mir sehr gut.

Ich freute mich, weil es in einer deiner Geschichten, nämlich einer der wortgewaltigen Sorte wohlgemerkt, endlich möglich schien, dass diese Worte sich kraftvoll auf Liebe beziehen, auf energiegeladenes Leben und nicht auf Zerstörung.

Aber dann ! "Er würde alles tun für diese Frau" - wirklich? Würde er für die Frau auch mit der gleichen Intensität leben wollen mit der er hingebungsvoll stirbt. Würde er dieselbe Kraft für Glück aufwenden wie für Zersetzung und Zerfall, fragte ich mich als der Text endete.

Die Musik begleitet ihn, scheint ihn von überall fortzutragen. Immer der Sehnsucht nach. Ja, nach was eigentlich? Es wurde viel gesprochen in der Geschichte von der absoluten Liebe. Aber am Ende verliert sich das alles in einer seltsamen Leere.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Lieber Aqua, liebe Schnee.eule,

ich habe zunächst nicht gewußt, wie ich dir meine Kritik zu dieser Geschichte schreiben soll, denn ich wußte nicht, wie und wo anfangen.
Nun hat schnee.eule etwas geschrieben, dem ich herzhaft widersprechen möchte und schon hab ich den Faden gefunden, um ihn aufgenommen, weiterverfolgen zu können.

Deine Geschichte hat mir ganz grundsätzlich betrachtet, gut gefallen.
Eindringlich wäre die erste Eigenschaft, die mir dazu einfiele.
Ich hab den Mississippi, diesen grauschlammigen Fluss mit seinen dicht bewachsenen Ufern, die schwarze Sumpflandschaft mit ihrem dunklen Grün direkt vor meinen Augen gehabt. Gefehlt hat mir in deiner Beschreibung die gespenstische Atmosphäre, die durch die kahlen aus dem Sumpf herausragenden Bäume erzeugt wird, welche mit grünschwarzem wie zerzaustes Haar aussehendem Moos behangen sind.Du beschreibst nur die Mangroven in den Sümpfen. Diese Gegend hat wirklich etwas Unheimliches. Man bekommt dort den Blues.

Etwas mißfallen hat mir, dass die Tiere deinen Protagonisten letztendlich auffressen, es erscheint mir etwas unwahrscheinlich, dass es so schnell passiert, aber vielleicht hast du da mehr Ahnung als ich und beschreibst zwar etwas Grausames, aber Realistisches. Keine Ahnung.


Gespenstische Atmosphäre hast du aber dadurch geschaffen, dass ich als Leser Stück für Stück den Tod deines Protagonisten mitverfolgen muß. Du läßt ihn grausam sterben und doch ohne Bitternis.
Diese Art der Darstellung und ihre Dichte haben mir sehr imponiert. Gelungen.
Und nun komm ich zur Reibungsfläche, die schnee.eules Kritik erzeugt hat:
ich bin im Gegensatz zu dir, liebe schnee.eule der Meinung, dass diese Geschichte Ruhe und Gelassenheit hinterläßt als Stimmung.
Der Protagonist liebt und hat all die Stärke dieser Liebe in sich, sie macht ihn so stark, dass er loslassen kann, sein Leben und seine Geliebte. Für mich ist das exakt eine Umschreibung für absolute Liebe.

Lieben Gruß
elvira

 

Ach Aqua,

diese Geschichte ist voll von poetischer Wahrhaftigkeit. Außerdem ist es eine Geschichte, die den Kreislauf der Natur – Mensch und Tier – mit einer Intensität beschreibt, dass es einem fast wehtut.Es passierte eben, so hast du es ausgedrückt. Liebe und Hoffnung deines Prot wurden unwiederruflich zerstört durch seinen Unfall. Dann, das ewige Zusammenspiel der Natur. Der blaue Merlin hat verloren. Wie er sich wohl gefühlt hat? Ich denke, er hat gekämpft, bis zum bitteren Ende. Ich denke, da unterscheiden sich Tier und Mensch nicht voneinander.
Die Bisamratten witterten Nahrung, sie nahmen sich die Beute, die sich ihnen hilflos anbot.

Wieso war es für David, als wenn ein lang erwarteter Besuch an die Tür klopfte?

 
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Hallo Lakita!

Die Geister müssen sich ja nicht scheiden dabei. Ich verstehe sehr gut was du meinst. Natürlich kann man es so auch sehen. Wenn man unter absoluter Liebe dieses Loslassen begreift, es einem Menschen genügt (im positiven Sinn des Wortes) genügt zu wissen, dann wirst du Aquas Türen weit öffnen und er sich in diesen Worten gut wiederfinden können.

Ich selbst bin so ein Mensch nicht, deshalb bist du auch in meinen Geschichten nicht zu Hause stimmsts Lakita? Und das ist ja auch vollkommen in Ordnung so - wir sind eine bunte Welt in der alle ihren Platz finden und auch die verschiedenen Zugänge, sowohl zu Geschichten als auch zur eigenen Gefühlswelt.

Dieses Loslassen in der Liebe, dieses vielleicht sogar demütige Wissen welches ein sehr stilles und warmes Gefühl ist, kenne ich auch. Aber in Verbindung mit dem Tod. Es ist jenes Gefühl welches ich meinem schwer kranken Vater entgegenbringe. Da ist nichts offen geblieben, alles befriedet. Aber vor allem - es bleibt mir nichts anderes übrig. Hätte ich noch eine Wahl, wäre die Liebe lebensverbundener.

Einen schönen Tag für dich und lieben Gruß - Eva

 

Liebe Schnee.eule,

ich glaube, wir sind beide mehr Schwestern im Geiste, als es uns bewußt ist.
Und ich geb es zu, deine Geschichten sind mir ein zu warmes zu Hause. ;)

Aquas Protagonist, der dieses Loslassen in der Liebe irgendwie schafft, ist dort angekommen, wohin ich mich, noch Lichtjahre davon entfernt, hinbewegen möchte: sich selbst, in welchem Zustand auch immer, genug zu sein.


Lieben Gruß
und auch dir einen schönen Tag
elvira

 
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Liebe Lakita!

Deine Zeilen freuen mich, haben eine Wärme die ich vielleicht vorher noch nicht sah.

Der Prot. in der Geschichte ist, denke ich, nicht dort wo du hinkommen willst in Lichtjahren, dorthin bin ich auch auf dem Weg, wenn auch vielleicht auf einem ein bisserl umständlicheren Wegerl parallel zu deinem geraden ;)

Dieser Prot. überspringt aber einfach diese nötigen Lichtjahre, wenn auch durch einen Unfall. Er ist vom Beginn des Fühlens einfach in die absolute Stille gehupft, er starb als er erwachte. Genüsslich mit vielen Gekrabbel und Knabberei, welches das Sterben so schön lange werden lässt, ohne Aufbegehren.

Dieser Prot. ist nicht gelassen weil er am Ziel des bewussten Seins angelangt ist, denn da würde ich deine Worte sofort bestätigen. Sondern weil "es",wie er es selbst definiert, so nah beieinander liegt.


Alles Liebe für dich - Eva

 

Liebe Schnee.eule,

das sind die Momente auf kg, die ich so unendlich liebe:
zwei Menschen begegnen sich mit ihren Gedanken, betrachten sich, reiben sich an ihren unterschiedlichen Auffassungen und gehen erkenntnisreicher weiter zum nächsten Menschen, um seine Gedanken zu betrachten. :)

 
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Hallo Aqualung!

Uhf. Was für eine Geschichte. Also, ich antworte jetzt einfach einmal aus der Emotion heraus.

Du stellst zwei komplette Pole gegenüber: einerseits die Erfüllung der "absoluten Liebe" - eine wunderschöne, aber gleichzeitig äußerst verwirrende Situation - und andererseits eine Szene, die an Schrecklichkeit und Horror ihresgleichen sucht.

Ja, die Geschichte wirkt, sie nimmt mit und ich war beim Lesen völlig gefesselt von ihr.

Im nachhinein finde ich aber, dass es schon etwas gewagt ist, diese kompletten Pole in eine Geschichte zu verpacken. Es ist mir fast zu brutal, zu extrem.

Der erste Teil der Geschichte ohne Unfall, ohne schreckliches Ende würde mir reichen, mir gefallen. "Absolute Liebe" und aus -- nichts weiter. Irgendetwas wehrt sich aber, es so stehen zu lassen. Mir ginge es genauso, wenn ich über dieses Thema schreiben würde. Aber warum eigentlich?

Naja, ich bin gedanklich schon wieder im Cafe Anita. ;)

lg
klara

 

HAllo Aqua!

Intensiv, von Anfang an, und ich denk mir noch: Das beginnt so positiv.
Als Du ihn dann von der Straße geschubst hast, den David...
Der zweite Teil ist grausames, unendlich langes Sterben, der LEser muss das mitverfolgen, Du lässt nichts raus. Und dazu die tragende Musik, der Duft, der langsam verfliegt.
Er stirbt friedlcih irgendwie dennoch, nach der "absoluten" Liebe. Zu friedlich? das mit dem Loslassen, dieser Gedanke beschäftigt mich nämlich auch.
Deine Beschreibungen sind wieder einmal absolut toll. Lauter Bilder, ein Film in Zeitlupe.
Liebe und Tod - Nur von einem Absatz getrennt.

ganz liebe Grüße, Aqua...
Anne

 
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Ich bin sehr froh, dass gerade ihr, die ihr mir eure Kritiken zukommen habt lassen, diese Geschichte gelesen habt. Dass euch diese Geschichte dazu bewegt, euch darüber mitzuteilen. Dass ihr Standpunkte verteidigt. Dass es genau so zum Philosophieren kommt. Es fehlt noch Merlinwolf, dann wären wir komplett.

Ich habe sehr lange über den Begriff der ,absoluten Liebe' nachgedacht. Schnee.eule sagte was davon, dass die in einem jeden von uns steckt, dass die transportierbar wäre von A nach B, von dem, der sie gibt und daran glaubt.
Ich habe versucht, in dieser Geschichte die absolute Liebe ad absurdum zu führen. Weil sie keinen Platz hat im Alltag. Weil die eine große Liebe schon mehr ist, als die Hoffnung zulässt. Die absolute Liebe ist in den Kaufhausregalen zu finden, in den Egoismen, die da sind und auch notwendig fürs grundsätzliche Weiterkommen.
Warum ist das so?
Die Liebe ist eine Himmelsmacht und daher hat sie nicht den Anspruch für sich gepachtet, absolut zu sein. Sie ist in uns, doch sind wir absolut? Es geht schnell mit dem Glauben, schneller noch mit dem Ende. Der geplatzte Reifen hätte nicht sein müssen, aber genau in dem MOMENT war es eben so.
Der Alltag selbst hat mehr Konstrukt als in dieser Geschichte zu finden ist.
Ich glaube an die Liebe, nicht aber an ihren Absolutismus, der, wenn man ihn aufkommen lässt, alles Gewachsene zerstören würde.
Ich kann mich aber auch sehr irren. Es ist nur meine Meinung.

Ganz liebe Grüße an euch alle - Aqua

 

Lieber Robert!

Wenn deine Geschichte uns begreiflich machen sollte, dass Liebe mit Absolutismus nicht vereinbar ist, dann muss ich dir recht geben und denke, dass du im Cafe Anita von ganz anderen Dingen sprachst als wir oder zumindest ich.

Dieses Wort absolut hat im alltäglichen Sprachgebrauch nicht diese fatalistische Bedeutung die du ihm hier nachträglich gibst. Wenn ich von der absoluten Liebe spreche, dann ist es jene Liebe, der ich, in einem mir möglichen Maximum fähig bin und welche ich dann auch lebe.

Vielleicht ist meine Demut vor diesem Wort Liebe aber auch einfacher und deshalb auch mehr mit meinem Sein verbunden. Ich hätte dieses Wort, vielleicht das schönste das der Sprachgebrauch überhaupt hervorgebracht hat in tausenden von Jahren, niemals mit dem freiheitsraubenden und einschränkenden Wort Absolutismus in Verbindung gebracht. Allein dieser Denkansatz führt die Liebe die ich spüre und lebe in diesen schmatzenden Sumpf mit Unken und sonstigem Getier von dem du hier geschrieben hast.

Dort lasse ich sie mir von dir aber nicht hintragen und werfe dir herzlos mit einem Dreckpatzen dein Wort Absolutismus zurück um meine Art von absoluter Liebe wieder reinzuwaschen. Dann bleibt dir der geliebte Morrast und mir die Liebe, ehrlich wie immer.

Busserl an dich - Eva

 
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Maus hat die Fäuste auf die Tischplatte getrommelt. Dann begann das wegen der Liebe und überhaupt.
Vielleicht habe ich mit der Himmelsmacht untertrieben. Wenn Aktionäre dies mit einer artgerechten Untertreibung tun, wird es als clever verkauft. Ich sage in meinem Stumpfsinn, dass es die absolute Liebe nicht gibt und untertreibe dabei. Weil es schlimmer ist. Jeder kann sich die Liebe irgendwohin schminken. Das tun sowieso viel zu viele.
Schau dich in den U-Bahnen um, Eva. Dort ist der MORAST, in dem alle mehr oder weniger stecken.

Liebe Grüße - Aqua, und abschließend:

Bring me a wheel of oaken woods
a rein of polished leather
a heavy horse under a tumbling sky
brewing heavy weather.

 

Ach Aqua!!

Ich will das jetzt nicht so ausdiskutieren, aber manchmal hast Du sehr seltsame Vorstellungen!!!

alles Liebe... Anne

 

Ja, Maus, Maus, das mag stimmen.
Aber lass uns statt ,seltsam' das hübsche Wort ,einsam' gebrauchen. Es bedarf manchmal nur einer kleinen Anregung zu einem bestimmten Thema und dieses läßt einen nicht mehr so schnell los.

Liebe Grüße - Aqua

 
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Lieber Aq,

diese Story hier ist höchste Schreibqualität, nicht nur bei short-stories.
Ich hab ja auch schon überlegt, was ich dir zu "Totentanz" schreibe, die etwas schwieriger ist, aber hier ist es ganz klar.
Du kannst diese Story als Bewerbungsunterlage nehmen, für was weiß ich was (Kreativität, Kunststudium...ach ich bin von den Socken)

"Die glitzernden Spuren verirrter Schnecken lagen wie helle Fääden auf dem Bretterboden der Terrasse, verloren sich irgendwo im Buschwerk", ja wie kommt man denn auf sowas?

"...waren wie die Flügel eines Schmetterlings auf seinen Lippen" und wie kommt man darauf?

Da gehen dann Sätze wie" Ein paar Eulen jagten über den Mangroven" schon unter, obwohl das in der Einfachheit und an der richtigen Stelle auch schon super ist.

Was soll ich dir bloss schreiben?
Die ganze Story ist, oder das hier "Die ganzen bisams zersägten......mit der gefräßigen Konsequenz..." saugut, stark.

Ich weiß, dass ich manchmal recht gute Sätze hinbekomme, aber hier sag ich ganz einfach.

"Tja, wünsch mir auch so schreiben zu können"
Laß mir diesen Neid, der nicht negativ ist, sondern mich auffordern wird zu schreiben.

Liebe grüsse Stefan

 

Danke Arche, dafür.
Das ist ja ein ganz dickes Lob von dir, welches ich mir auf der Zunge hab' zergehen lassen. Deine Worte bauen mich ganz schön auf, das muss ich gestehen.

Bewerbungsunterlage, höchste Schreibqualität....
Puuhh, tut das gut, wenn gerade auch du das meinst.
Du hast nur das Schreiben betrachtet, nichts zerredet und überinterpretiert. Danke dafür.

Liebe Grüße an dich - Aqua

 

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