Mission
„Verdammt noch mal. Wieso muss es immer mich erwischen. Sie sind der richtige Mann für diesen Job, sagten sie. Pah, darauf kann ich getrost verzichten. Sie hätten ruhig einen dieser evolvierten Genmutanten hochschicken können. Jetzt sitze ich hier in dieser beschissenen Einmannerkundungskapsel vom Typ X-3 und friere mir den Arsch ab. Ich würde meinen rechten Arm geben, wenn ich wieder auf Terra zurück könnte. Aber auf Terra T401, nicht auf diesen beschissenen Planenten, der er jetzt ist. Da würde ich mir höchstens eine Staublunge holen. Der ganze Planet, eine einzige verschissene Wüste.“
Während Frank Tanda diese zahlreichen Gedanken durch den Kopf schossen, landete der automatische Manövriercomputer die Kapsel so sanft, dass er erst, als er nach einigen Minuten einen Blick aus dem Fenster warf, bemerkte, dass er schon am Ziel war.
Er zog sich seinen aeroplastischen Atmospherenstabilsationsanzug an und stieg aus der wirklich recht winzigen Kapsel aus. Er war über das Szenario, dass ihn empfing nicht sehr erfreut. Alles war mit bläulichem Sand bedeckt, der zu fluoreszieren schien.
„Wenn ich als verschissenes Strahlungskrüppel wiederkommen, werde General Johnston den Arsch so gehört aufreißen, dass er sich wünschen würde, nie geboren worden zu sein“
Mit vorsichtigen, tapsenden Schritten ging Frank über diesen blauen grobkörnigen Sand, der unter dem Druck seiner Stiefel aufgewirbelt wurde. „Wo ist nun dieser verschissene, improvisierter Bunker, der mein Zuhause darstellen soll?“, dachte Frank und der Gedanke an ihn behagte ihm ganz und gar nicht. Er war eher der bodenständige Typ, der in einem Haus ohne diesem synthetischen, durch Plerropflanzen produzierten, Sauerstoffgemisch leben wollte. „Wo bleibt eigentlich der restliche Trupp? Wir wollten uns doch hier treffen.“
Er blickte auf seinen terranischen Zeitmesser, denn er, schon in der Kapseln, auf den Sektor Alpha-3 umgestellt hatte.
„Diese verdammten Penner verspäten sich schon seit einer halben Stunde“, schrie Frank und bespuckte dabei das Visier des Helmes. Er wollte schon in die Kapsel zurückkehren, als er auf einem Hügel, der etwa zweihundert Meter entfernt war, ein paar Gestalten sah, die goldschimmernde Anzüge trugen. Sie winkten ihm zu. Frank winkte jedoch nicht zurück. Aus stillem Protest gegen diese unverschämte Verspätung. „Sie hätten mich wenigsten anfunken können“, dachte er, während er auf dem restlichen Trupp wartete.
Jem, ein Schwarzer, der den Trupp anführte, hielt irgend etwas in der Hand. Es war eine kleine Pflanze, die seltsame Früchte trug.
„Da bist du ja Frank. Wir haben schon auf die gewartet. Du ...“
Aber Frank unterbrach ihn: „Zeigt mir mal den Bunker. Ich kann es schon kaum erwarten.“ „Dann komm“, sagte Jem. Die Männer gingen in einen olivgrünen Bunker, der im Inneren die Ausstattung eines Labors hatte. Die Männer nahmen den Helm ab, ließen die Anzüge jedoch an. „Was ist das eigentlich für eine komische Pflanze?“, fragte Frank und zog eine Augenbraue hoch. „Wir fanden sie hinter dem Hügel, deswegen auch die Verspätung; tut uns übrigens leid. Die Früchte sehen essbar aus und da bei uns sowieso ein akuter Nahrungsmangel vorherrscht, nahmen wir sie mit.“
Jem riss eine Frucht von dem vertrockneten Ast und legte sie unter ein DNA-Restrektor.
Der Apparat ließ seine zwei Arme um die rote Frucht kreisen und auf dem Bildschirm erschien ein Muster aus Zahlen und Zeichen.
„Mhhh, sie scheint essbar zu sein“, sagte Jem.
„Wer möchte sie kosten?“
Ein unbehagliches Schweigen verbreitet sich im Raum.
„Frank, du darfst die erste leckere Frucht kosten.“
„Ich weiß jetzt nicht ob ich vor Freude weinen soll oder dir lieber doch eine in deine Fresse hauen soll“, erwiderte Frank, der die Frucht nahm und in seinen Mund stopfte.
„Scheint genießbar zu sein“, fügte er hinzu.
Da alle Truppmitglieder unter einem schrecklichen Hunger litten, nahm sich jeder eine Frucht, die vom Aussehen einer Erdbeere zum verwechseln ähnlich sah.
„Mh, sehr lecker. Da könnte ich mehr davon vertragen“, sagte Jim, der sich sogleich eine andere, dieser Früchte in den Mund schob. „He, lass mir auch noch eine übrig“, meinte Joe, der sich gierig eine dieser Früchte nahm und ebenfalls in den Mund stopfte.
Als alle Früchte verspeist wurden, bis auf eine, die der synthetischen Reproduktion dienen sollte, waren alle zufrieden und satt.
„Es ist schon spät. Wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns. Ich weiß nicht wie es mit euch steht Leute, aber ich werde jetzt schlafen gehen“, erläuterte Jem.
Keiner war der Idee des Schlafes-Gehens abgeneigt und so legte sich jeder in sein Bett.
Am nächsten Morgen war es funkenstill. Man konnte keine Schritte hören, kein Gerede, kein Gespräch. Alles war in eine Stille eingetaucht, die ewig dauernd sollte.
Der Raum, in dem die Notbetten aufgestellt wurden, war kaum noch wieder zu erkennen. An den Wänden klebten Gedärme und Stücken, die zusammengesetzt wohl ein Hirn ergaben. Ein Herz war vollkommend zermatscht und ein anderes war auf einem Bettpfosten aufgespießt.
Drei Wochen später, als ein zweiter Erkundungstrupp kam, um nachzusehen warum kein Funksignal mehr beantwortet wurde, fanden sie halb verweste Innereien vor und einen halbgespaltene Schädel, die eindeutig erkennen ließen, das es sich um Jem handelte. Die restlichen Schädel befanden sich in einem Zustand, indem man nur noch mit Hilfe von DNA-Analysen erkennen konnte, um wen es sich einmal gehandelt hat.
In einem Protokoll, das von dem zweiten Erkundungstrupp stammte, stand unter anderem:
„Organische Früchte, die mit Magensäure verbunden, einen TNT ähnlichen Komplex ergeben, der die Zellstruktur implodieren lässt“