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Thema des Monats Missing Link

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22.03.2002
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Missing Link

Der Förderkorb rauschte mit 12 Metern pro Sekunde in die Tiefe. Alte Zugänge und längst vergessene Fördertunnel bildeten ein schemenhaftes Muster mit dem glatten Gestein der Aufzugsschachtes. Die 18 Leute der Nachtschicht im Flöz 33G waren unterwegs in 1150 Meter Tiefe und die steigende Wärme stand im krassen Gegensatz zu dem kalten Luftzug, der durch die rasende Geschwindigkeit erzeugt wurde.
Die Kumpel waren mit ihren Gedanken noch bei Familien oder Freizeitaktivitäten, denn das laute Geräusch des Fahrkorbs ließ keine Unterhaltung zwischen den Männern zu. Starre Minen blickten auf einen imaginären Punkt im Aufzug oder in dem Band der vorbeieilenden Gesteinsformationen.
Martin Grabowski, Fahrsteiger der Truppe, drehte sich zu seiner Mannschaft, als der Aufzug seinen Geschwindigkeit merklich verlangsamte.
"Richard, Aznaz, Yilmaz und Golski, ihr macht den Anstich im 33G auf dem rechten Lauf, die anderen gehen vor Ort. Denkt an die defekten Träger beim Abbauschild... da suppt irgendwie Hydrauliköl raus... könnte sauglatt sein."
Richard Dremmler, seit 20 Jahren Bergmann und Spezialist für Bergwerksmaschinen, schaute mürrisch in Grabowski´s Richtung.
"Scheiße Martin, warum muß ich da hin? Das Anstechen schaffen Az und Yil alleine. Ich wollte mich um den defekten Motor am Laufband kümmern. Der steht schon seit Tagen auf Leerlauf. Der muß raus."
"Ja Nee, ist klar - 2 Stunden Abbau, 1 Stunde begutachten und 2 Stunden Einbau, Rest Pause. Heut nicht, Richard. Heut ist Arbeit angesagt."
"Aber das ist..."
Graboswski ging einen Schritt auf Dremmler zu und stupste ihn mit dem Zeigefinger an.
"Du machst heute den Anstich! Der neue Bohrkopf ist von der Mittagschicht eingebaut worden... schau, ob das alles so funktioniert, wie es sein soll."
Richard drehte sich in Richtung Aznaz, der vor sich hin grinste.
"Hasste Spaß, was?"
"Korrekt Alter, mußt arbeiten."
"Du blöder ..."
"Hey! Richi! Ist gut jetzt, mach deine Arbeit."
Der Fahrstuhl hielt an und die Sicherheitstore schoben sich nach oben.
"Glück auf" , rief Grabowski in Richtung Dremmler und seiner Truppe, "wenn was nicht klappt, rufste durch."
"Glück auf" , antwortete ein vierstimmiger Chor.
Egal, welcher Ärger unter den Bergmännern brodelte, den über hundert Jahre alten Gruß und Wunsch für eine unversehrte Schicht im Bergbau verweigerte man niemanden.
Nicht mal dem Steiger.

Der Bohrkopf drückte sich in den Stein, wobei ein immer breiter werdender Kohleflöz sichtbar wurde. Richard beobachtete die Anzeigen im Führerhaus der Vortriebsmaschine und horchte intensiv nach Geräuschen, die sich von denen einer einwandfrei laufenden Bohranlage unterscheiden. Zufrieden drosselte er nach 2 Stunden den Vortrieb, um eine kurze Pause einzulegen. Aznaz und Golski standen links vorne in der Nähe des Bohrkopfes und beobachteten den Fortschritt, während Yilmaz die Hydraulikpumpen kontrollierte.
Die Drehzahl des Bohrers nahm immer mehr ab und Richard war gerade dabei, die Kanzel zu verlassen, als ein ohrenbetäubendes Kreischen die leiser werdenden Motorengeräusche übertönte.
"Scheiße, weg da, SOFORT WEG !"
Die beiden Bergmänner rannten eine halbe Sekunde vor Richards Ruf vom Bohrkopf weg und stellten sich hinter die Kanzel. Yilmaz hatte per Notaus-Schalter die Vortrieb-Hydraulik deaktiviert und der Kopf fuhr langsam zurück.
Sekundenlang rührte sich niemand von der Stelle, ein zu einem Foto gefrorener Augenblick, die Augen der Kumpel auf den Bohrkopf zentriert.
"Was war das?" fragte Richard
"Kopf kaputt?"
Yilmaz zeigte in Richtung der Wand.
"Kann nich."
Richard ging zum Bohrkopf und seine Kumpel folgten ihm in einigen Metern Abstand. Er drehte sich um und blickte sie an.
Golski neigte den Kopf ein wenig, um besser auf den Bereich der Kopfspitze sehen zu können.
"Kopf qualmt. Ist im Arsch. Muss echt hart sein, was er da getroffen hat."
"Diamant?" fragte Yilmaz.
"Das wäre was..." fiel Aznaz ein.
"Träumt weiter, ihr Hohlköppe... dazu braucht es noch höheren Druck, als..."
"Da glitzert was."
"WAS?" Richard ging zur Spitze des Kopfes.
"Glitzert. Was." antwortete Golski.
Im Gestein, unterhalb des Kohleflöz warf eine kleine Stelle das Licht der Maschinenscheinwerfer mit der gleichen Intensität zurück. Richard ging zur Wand und nahm mit der Hand lockeres Gestein weg, um die Stelle zu vergrößern.
Es sah aus wie ein Chromlegierung, eine glatte und spiegelnde Fläche... und es hatte grade einen Bohrer zerstört, der mit einem Druck von vier Tonnen pro Quadratzoll jedes Material der Erde außer Diamant in Sekunden pulverisiert.
Die glatte Metallfläche in der Wand hatte nicht einmal einen leichten Kratzer.

Das Raumschiff war alt, nach menschlichen Maßstäben extrem alt. Der Typ Omega war ein Erkundungsschiff und wurde in den Werften des Droc-Systems zu einer Zeit gebaut, als die Erde noch glühend heiß ihr ersten Wege auf der neuen Umlaufbahn um die Sonne antrat. Die Droc betrieben seit Millionen von Jahren die Raumfahrt und hatten dabei fast das gesamte Universum erforscht. Mit einer Raumfalttechnik ausgestattet, waren die Omegas die schnellsten Schiffe der Flotte.
Rek´s Schiff hatte eine der weitesten Reisen hinter sich, die je ein Droc unternommen hatte.. Aus dem Zentrum der Galaxis zu mehreren Seitenarmen, ca 80 Millionen Lichtjahre entfernt. Rek´s Bewusstsein war augenblicklich ein Stück Hardware, angeschlossen am Informationsnetzwerk der Omega und sah dem Wachstum eines Embryos zu, der in ein paar Monaten die neue biologische Hülle für ihn werden würde.
Ein hübsches Exemplar, sechs feingliedrige Arme und zwei kräftige Beine, perfekt, dachte Rek und seine Freude wegen der baldigen Ankunft auf Droc-Central und seinem Umzug in den biologischen Körper ließ die Stromstärken im Netzwerk ansteigen.
Biologische Körper waren nicht nur für die Präsentation wichtig, sondern wurden auch gerne für die Erforschung der Planeten genutzt. Man konnte sie so konstruieren, daß sie hohe Temperaturen und Druck standhielten, oder in zierlicher Bauweise auf Planeten mit niedriger Schwerkraft dem Bewusstsein ein komfortables Bewegungsgerüst boten.
Je schöner und ausgefeilter die Biologischen waren, desto vergnüglicher war der Aufenthalt in Ihnen. Rek hatte schon Tausende von Formen bei seinen Erkundungsbesuchen auf fremden Welten ausprobiert, meist von der einheimischen Flora und Fauna inspiriert. An seinem Wirt für die Rückkehr auf Central hatte er viele Eigenschaften und physikalische Merkmale anderer Zivilisationen eingebunden, ein sichtbares Zeichen seiner ausgedehnten Reisen durch das Universum.

Der Stollen 33G hatte noch nie soviel Besucher wie heute. Dutzende von Wissenschaftlern aus dem Bereichen der Geologie, Metallurgie, Geschichte und Technik wuselten im taghell erleuchteten Abschnitt des Stollens in über tausend Meter Tiefe herum. Auch ein paar Computerexperten waren mit Notebooks und Hunderte von Kilo schwerer Peripherie vor Ort und machten sich im Tunnel breit. Notzelte und Klimageräte waren aufgebaut, dienten den Wissenschaftlern als Arbeits- und Schlafunterkünfte.
Grabowski beobachtete das Gewimmel mit gemischtem Gefühl, weil er die für die Sicherheit der hier untergebrachten Menschen verantwortlich war.
Vierzig Meter rechts von ihm stand auf normalen Brettern ein zwei mal zwei Meter großer, hochglänzender Behälter, der nur von einer Lampe angestrahlt wurde. Das reflektierende Licht reichte aus, um den ganzen Bereich um den Kubus herum zu erleuchten.
Seit drei Wochen waren alle Arbeiten unterbrochen und er machte täglich eine zwölf-Stunden-Schicht, damit sich keiner aus der Elite der europäischen Wissenschaft den hochempfindlichen Kopf an irgendeinem Stück Stein oder Tunnelwand zerdepperte.
Alle Versuche, den Kubus in irgendeiner Form auch nur anzukratzen, sei es durch Hitze, Kälte oder mechanischen Kräften, waren ohne Erfolg geblieben. Auch eine Messung, ob es ein Hohlkörper ist, konnte nicht durchgeführt werden; die Ergebnisse waren nicht zu interpretieren. Eine einzige Stelle am Kubus, die wie eine postmoderne Art-Deco-Abdeckung eines Lüftungsschachts aussah und von dem sich eine feine, leicht geschlängelte Rille bis zum Boden zog, unterbrach die spiegelglatten Flächen.
Lediglich das Anlegen einer hochfrequenten Spannung sorgte für Aufregung, da sich daraufhin an einer Fläche schwarze Zeichen bildeten, die an Keilschriften erinnerte und eine Art Rahmen auftauchte. Das Ganze dauerte aber nur ein paar Sekunden, dann war der Spuk vorbei. Nach tagelangen Versuchen, das Phänomen zu replizieren, gaben die Fachleute erst einmal auf.

"Glück auf", rief jemand, dem ein Notebook lässig von der Schulter baumelte.
"Glück auf", antwortete Grabowski, "schon irgendwelche Erkenntnisse?"
"Nein, nein, die Metallurgen verzweifeln an der Aktivierung der Zeichen und die Geologen sind immer noch ganz aus dem Häuschen, weil das Objekt unter der ersten Schicht Kohle lag."
"Was ist daran so erstaunlich?"
"Nun, diese Kohleschicht ist die letzte, darunter ist nur noch Gestein. Für die Geologen bedeutet es, daß dieser Kubus VOR jeglicher Flora und Fauna auf diesem Planeten war."
"Hab mir schon so etwas gedacht", sagte Grabowski nachdenklich, "muß sehr alt sein, wenn er in dieser Tiefe steckt. Ausserirdisch?"
"Naja, ist wohl naheliegend, das er nicht von dieser Welt ist, oder?"
Grabowski´s Mundwinkel hoben sich ein wenig.
"Ein Gebäude der kleinen, grünen Männchen, was?"
"Ob sie grün waren, weiß ich nicht, aber sie waren schon hier, als dieser Planet totes Gestein war." Der Wissenschaftler schaute zur Tunneldecke.
"Vielleicht waren sie für das Entstehen von Leben verantwortlich. Vielleicht ist dieser Kubus der Grundstein des Lebens. Ein biologische Fabrik, eine fortschrittliche Farm der Götter aus dem All, um in einem Experiment das Leben zu studieren."
Er schaute wieder Grabowski an. "Noch wissen wir nicht viel, aber ich denke, die Geschichte unseres Planeten wird neu geschrieben werden. Eines der Missing Links unserer Evolutionsgeschichte wäre gefunden."
"Missing Link?"
"So bezeichnen wir fehlende Glieder in der Beweiskette, die das Entstehen von Leben auf der Erde dokumentiert. Es gibt Abschnitte, die fehlen... und zwar Initiatoren, die als Bindungsglieder für bestimmte Übergänge und Gabelungen der Evolution verantwortlich sind. Die Entstehung des Lebens an sich ist das wichtigste Puzzlestück. Irgendwie muß das Leben, einzellig und primitiv, auf die Erde gekommen sein. Es gibt zum Beispiel Theorien über Meteoriten, mit deren Hilfe die Urzelle auf diesen Planeten kam. Es gibt auch noch andere Überlegungen, aber ich denke, wir haben hier den Ursprung vor uns."
"Echt interessant", sagte Grabowski und schaute auf seine Uhr," ich muß nun los, Schichtende. Die Ablösung kommt gleich."
"Na dann", antwortete der Wissenschaftler und ging zum Kubus, um seine glatten Flächen vorsichtig zu untersuchen.
Welches Wunder ausserirdischer Zivilisation hatte er vor sich stehen. Ehrfurcht machte sich auf seinem Gesicht breit, als er sich vorstellte, wie Götter in ihren Raumschiffen das Leben auf die Erde brachten. Als Geschenk, als das größte Geschenk, welches eine technologisch fortgeschrittene Rasse einem toten Planeten geben kann.

Ein Signal störte Rek´s Beobachtungen. Widerstrebend loggte er sich in den Datenstrom des Schiffes ein.
Was gibt es?
Verschiedene Datentabellen öffneten sich und eine Stimme drang in sein Bewusstsein.
#Vor Ankunft auf Central muß eine Bestandsaufnahme der Gerätschaften abgeschlossen werden.#
Routinearbeit, aber notwendig, dachte Rek und widmete ein paar Sekunden seiner Zeit den Tabellen. Es war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstände auf Planeten vergessen worden, die in späteren Zeiten bei den Ureinwohnern plötzlich zu heiligen Ehren gekommen waren oder ganze Zivilisationen ausradiert haben. Da gab es die kuriosesten Bespiele. Auf einem Planeten im Turan-System wurde einmal ein Gesteinsdestruktor vergessen und nachdem die dortige Zivilisation aus dem Zeitalter des Glaubens in das Zeitalter des Wissens schwenkte, wurde der Destruktor, der vorher als heiliges Instrument der Götter verehrt wurde, aus den Räumen der Kirche geklaut und geriet in die Hände eines Sammlers für Kulturgeschichte. Weil er mehr über das Gerät herausfinden wollte, aktivierte er aus Versehen den Dauerimpuls des Gerätes und 15 Jahre später war der ganze Planet Geschichte.
Traurig, aber wahr.
Im Nesta-System wurden zwei Schraubwerkzeuge zum Zankapfel verschiedener Religionen und lösten einen Krieg aus, der nach mehr als 1000 Jahren immer noch kein Ende gefunden hat.
Grob gesehen konnte man sagen, daß auf fast jedem Planeten im Universum mit festen Boden irgendwelche Gebrauchsgegenstände der Droc herumlagen, aber in den seltensten Fällen von einer späteren Zivilisation gefunden oder als Solche erkannt wurden.
Kontrolle war wichtig und Rek achtete peinlich genau darauf, keine Werkzeuge oder Waffen zu verlieren.
Eine farbig hinterlegte Zeile blinkte in einer Tabelle auf.
Was ist denn das? Segment 193. Gewicht 612. Status: nicht vorhanden
#Hierbei handelt es sich um ein Abfall-Wiederaufbereitungssystem für biologische Lebenseinheiten Typ E#
kam die prompte Antwort der Schiffsintelligenz
???
#Es ist eine Toilette mit geschlossenem Kreislauf und ohne Schwerkraftregulierung für Planeteneinsätze#
Seit wann fehlt sie?
#Letzte Aktualisierung der Datensätze im System CCA35 / Sonnensystem, letzte Station vor Rückflug-Koordinaten. Besuch auf dem dritten Planeten von 9#
Das war doch die abkühlende Steinwüste?... ahhh... keine biologische Aktivitäten.

#Bis dahin nicht#
Etwas krampfte sich in Rek´s nicht vorhandenem Magen zusammen und sorgte für ungewöhnlich hohe Spannungsspitzen im System.
Ach du heilige Scheiße !
Die Schiffsintelligenz wartete ein paar Mikrosekunden, bevor sie sich wieder meldete.
#Du sagst es, ... im wahrsten Sinne des Wortes.#

Thema des Monats Juni 2006: Artefakte

 

CountZero teilt dazu mit:

Hallo

Nachdem ich als Initiator dieser Tage selbst einen Wettbewerb auf einem anderen Board abgeschlossen habe und einige Mitglieder von Kurzgeschichten.de mit ihren Storys zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen (und gewonnen) haben, wollte ich mich im Gegenzug mit einer Story bedanken.

Das mengenmässig bescheidene Ergebnis für "Thema des Monats" im April war der Aufhänger, in diesem Monat eine Themen-Story einzureichen.
Es ist kein stilistische Meisterwerk, eher ein kleiner Gag; die Story lebt von der Idee.
Ich bin auch kein SF-Schreiber, deshalb verzeiht mir, wenn sie nicht ganz so deftig mit technischem Sense-of-wonder gespickt ist.
Viel Spaß beim Lesen.

Solche Hinweise bitte immer in separaten Postings, danke!
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Count Zero!

Ach, das gibt uns doch ein muckeliges Gefühl im Bauch, jemanden zum Schreiben gebracht zu haben! :D

Zum Text:

Außerirdische Artefakte in einem Kohleflöz zu entdecken, scheint in letzter Zeit in Mode gekommen zu sein; Uwe hat so was Ähnliches ausgetüftelt ... deine Variante finde ich soweit sehr gut, Anfang der Story und die Pointe sind seeeehr cool, ABER:

Der rote Faden der Story könnte durchgängiger sein; gerade die Überleitung zum Alien kommt zu abrupt; der Leser ist noch ganz im Stollen verhaftet und plötzlich ist man im Weltraum, das reale - und gut geschilderte Szenario - des Bergwerks wechselt schlagartig mit dem irrealen Innenszenario eines Raumschiffs ... das sollte weicher überblenden:

Beispielsweise geht die Story noch ein wenig weiter; die Wissenschaftler kommen und finden heraus, dass es ein außerirdisches Artefakt ist und sind ganz aus dem Häuschen, was das doch Geiles sein könnte, und dann:

Überblende in die Frühzeit der Erde; man sieht den Alien auf der Erdkruste werkeln, neues Leben erschaffen etc. und der Leser denkt, ah: ein Artefakt, das Leben macht!

Wieder Überblende: Die Wissenschaftler kommen zu dem selben Ergebnis - tüfteln weiter rum, können den Behälter öffnen - und dann quillt ihnen die ganze konservierte Scheiße entgegen ... :D

Letzte Überblende zum Raumschiff: Auflösung, was das Artefakt wirklich ist. Ende.

So würde ich das inszenieren! :)

Dann noch: Diese erkärenden Passagen können auch wunderbar im Dialog mit dem Bordrechner erzählt werden; ganze "Tell"-Blöcke in einer Kurzgeschichte sind immer ein ganz gefähliches Ding, weil sie ohne Ende Geschwindigkeit rausnehmen. Der Bordrechner könnte auch noch etwas "alienmäßiger" sein, irgendwie durchgeknallt oder seltsam - der ist mir zu "menschlich", im Sinne von: "vom Menschen erschaffen".

Jo, ansonsten aber ein schönes Ding. Hat mir gut gefallen! :)

Dante

 

Hey Count,

zum Stil hat Dir Dante ja schon ein paar Takte gesagt. Für mich bleibt daher der technische und wissenschaftliche Rahmen und die Einordnung.
Letztere zuerst: Die versehentliche Erschaffung von Leben auf der Erde aus außerirdischen Exkrementen, da ist Dir leider schon Onkel Lem zuvorgekommen (bei ihm war es Schnodder), und zwar in den "Sterntagebüchern". Macht nix, weil der so ziemlich jede Idee irgendwo schon verwurstet (und dann auch noch über die Maßen des denkbaren gesteigert) hat.

Das Schiff heißt "Omega", was ein böser anthropozentrischer Terminus ist. Wenn der Kerl schon Droc heißt, nenn sein Schiff doch Omarga oder so, das ist ähnlich genug, aber nicht so platt menschlich.

Wenn er das - äh - Klo noch vor dem Kryptozoikum hier vergessen hat, dürfte es eigentlich nicht in einem Kohleflöz - sprich Erdzeitalter Karbon - stecken, die sind nämlich läppische 2 Mrd. Jahre jünger.

Trotzdem finde ich die Geschichte von der Stimmung recht brauchbar, Du gibst Dir einige Mühe mit der Charakterzeichnung und dem Setting, und das entschädigt auf jeden Fall für die anderen Schwächen.

Beste Grüße,
Naut

 

Uwe hat so was Ähnliches ausgetüftelt
:D Dann muss ich ja die Eigenwerbung nicht mehr selbst machen ...
Bei mir liegt das Artefakt aber zurecht im Karbon; ein Fehler, der mir auch sofort aufgefallen ist, wie schon Naut. Es gibt noch so ein paar Stellen, die mir aufstoßen; z.B. direkt am Anfang: Wenn man sich im Förderkorb befindet, sieht man die Schachtwände nicht (höchstens durch eine Ritze vorbeihuschen, aber der Schacht ist natürlich dunkel, also ...), also kann man da keine schemenhaften Muster erkennen, und glattes Gestein ist da auch nicht, der Schacht ist ja verkleidet. Genausowenig spürt man den Luftzug, und sooo warm wird's nun auch wieder nicht ... sag mal, warst Du schonmal in einem Bergwerk, ich meine, so in einer Teufe von 1000 Metern?
Vielleicht bin ich da überempfindlich, weil ich selbst massiv für meinen Text (der in Nova 10 erscheint) recherchiert habe, aber sowas wirft mich einfach aus der Geschichte. Auch sowas hier:
Für die Geologen bedeutet es, daß dieser Kubus VOR jeglicher Flora und Fauna auf diesem Planeten war
ist natürlich Unsinn, das hätte Dir der nächstbeste Wikipedia-Artikel über Gesteinsschichten verraten. Karbonschichten entstehen nur unter ganz bestimmten Umständen; umgekehrt gesagt: nicht jedes Lebewesen wurde zu Kohle.
Meiner Meinung nach sind solche Fehler unbedingt zu vermeiden - die Recherche ist freilich manchmal recht viel Arbeit, aber das Ergebnis ist es gewöhnlich wert.

 
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Jürgen ist Sohn eines ehemaligen Steigers ... jaja! :teach: :)

 
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Erst einmal....vielen Dank für eure Anmerkungen

da sind einige Punkte über die man nachdenken kann.

Zum Beispiel darüber, SF zu schreiben :lol:

Nee Leute, ich unterhalte mich gerne über stilistische Ungereimtheiten oder unterbrochene Handlungsfäden. Auch Ausdruck und Spannungsbogen (wenn vorhanden) sind Dinge, über die man reden kann.

ABER DOCH NICHT ÜBER WISSENSCHAFT IN DER SF !

Und kommt mir jetzt bloß nicht mit Recherche, dem Alibi eines jeden populärwissenschaftlichen Schreibers.
Recheche muß da aufhören, wo sie das Tempo oder den Plot der Story in negativer Weise tangiert. Ich will nicht lehren, sondern unterhalten und da nehme ich mir einfach die Freiheit, etwas so zu interpretieren, daß es in die Story passt.
Das mit der Kohle passt wissenschaftlich nicht ? Tja, ich enttäusche euch nur ungern, aber das mit dem Faltantrieb im Raumschiff funktioniert auch nicht. :D
Wenn Thorsten Küper, der Physiker und Mathematiker ist und den ich auf Grund seiner Sachkenntnis äusserst schätze, ne 5 mal grade sein lässt, dann nehme ich mir das Recht heraus, es ebenfalls zu tun.

Hallo, wir reden von seichter Unterhaltung :dozey:

@Uwe
Wenn du dir die Mühe machst, genau für eine KG zu recherchieren, dann kannst du das gerne tun. Ob es für eine SF-Story überhaupt eine Relevanz besitzt, ist eine andere Sache.
Übrigens, bei der KG Pizza Colina Redoc hast du mit Sachen jongliert, bei denen ich als Informatiker große Bedenken anmelden müsste. Hab ich aber nicht. Ich habe mich amüsiert... und das war tolles Entertainment !

Ich werde an dieser Geschichte nichts mehr ändern, weil sie nicht anderweitig genutzt werden soll. Die Anmerkungen zum Tempo oder "dem roten Faden" bzw. den unterbrochenen Lesefluß greife ich aber gerne auf, um sie in einer anderen Geschichte (die ähnlich aufgebaut ist) einfließen zu lassen.

Weichere Blenden - hmm... ja Buana, ich kümmere mich drum, Buana !

Danke nochmals für eure Kommentare

 
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@Dante:
:eek: Was, Uwe heißt Jürgen? :eek: :D

 

ABER DOCH NICHT ÜBER WISSENSCHAFT IN DER SF !
Immer langsam! Wir wollen Dir doch nichts Böses! ;)

Der Unterschied zwischen Sprungantrieben und prä-kryptozoischen Artefakten in Karbonschichten ist, dass das eine unwahrscheinlich aber immerhin denkbar, das andere hingegen absolut unmöglich ist. Uwe (als Physiker) wird mir zustimmen, dass ein Faltantrieb (oder wie immer man das Ding betitelt) nach derzeitigem Stand der Physik zwar schwer vorstellbar ist, dass es aber immerhin eine - wenn auch unwahrscheinliche - übergeordnete Theorie der Physik geben könnte, die Relativitätstheorie, Quantentheorie und den Sprungantrieb in ein einheitliches Schema packt.

Die Karbon-Sache dagegen ist absolut unmöglich.
Selbst das wäre egal, wenn sie für Deine Story essentiell wäre; was sie aber nicht ist: Ich habe keine Ahnung von Bergbau, aber ich stelle mir vor, dass man sich ab und zu auch mal durch andere Schichten wühlen muss, um an ein Flöz zu kommen. Pack das Teil da rein und gut ist.

Also nochmal: Es geht uns hier nicht darum, Dir einen reinzuwürgen, sondern um vermeidbare Ungenauigkeiten, die den Lesespass (zumindest für Kleingeister wie uns *räusper*) doch etwas einschränken.

Beste Grüße,
Naut

 

Was, Uwe heißt Jürgen?
Upps! Dann kann ich's ja auch ausplaudern: "Uwe Post" heißt in Wirklichkeit "Jürgen Maria Kratzamsack" ... :rotfl:

@Count: Hör auf die Jungs, diesmal haben sie Recht! :) [Auch wenn mir ihr wissenschaftliches Detailgenörgel auch manchmal gehörig auf die *piep* ... geht! ;)]

 
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Hmrmpf... grummel... penetrante Kleingeister... grummel... Unterdrücker von geistigem Erfindungsreichtum... grummel, grummel... gelangweilte Physiker... grummel... hmpf :bonk:

Na gut.. ich schaufel das Szenario mal eben in den Tunnelbau für einen Transrapid... mitten durch den Berg.
Könnte ich da vielleicht ein bischen mit Gold oder Bergkristall :naughty: ... nein, wahrscheinlich nicht, es sei denn, ich verlagere den Transrapid nach Südafrika .
Gott, ist das Leben arm an Phantasie ! :mad:

Gruß
Jürgen

 
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Och, komm schon Countiboy! :)

Ist ja wirklich gut gmeinte Kritik. Wir wollen ja alles was lernen
oder etwa nicht? Und ehrlich gesagt würd ich in diesem Fall echt
auf die Jungs hören.
Ich kenn da gaaaanz andere Verrisse von Geschichten.
Manchmal sogar dermaßen ehrlich, dass die Leute nie wieder was schrieben.
Wahrscheinlich auch kein Verlust für die Menschheit, aber
ein bisserl Contemplatio tut schon gut.

"Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, dass sie verdient war." - good old Tacitus

Daher muss ich mir noch überlegen eine Kritik zu schreiben *hehe*

bg, Lemski Papemski (Oh Gott, ich muss von diesem Helgetrip runter)

 

CountZero schrieb:
Na gut.. ich schaufel das Szenario mal eben in den Tunnelbau für einen Transrapid... mitten durch den Berg.
Ist gar nicht notwendig. Ein kurzer Ausflug bei Google liefert mir dies:
http://www.bochum.de/umweltamt/geologischergarten.pdf
Beachte Seite 20 "Schrägschichtung": An ehemaligen Küsten kommt es zu einer Schrägstellung des Flözes, d.h. du findest ältere Schichten in unmittelbarer Nähe. Jetzt noch eine Ausrede, um durch diese Schichten zu bohren, z.B. Entwässerung oder Belüftung, und schon bist du bei deinem Artefakt.

Recherche ist nicht schwer im Netzzeitalter.

 

Ihr habt mich gar nicht lieb !
So !

Und überhaupt... ich kann Kritik sehr gut ertragen... wenn sie nicht gegen MEINE Geschichten gerichtet sind.

Jetzt aber im Ernst... eigentlich wollte ich gar nicht daran arbeiten, aber nun gibts wohl kein Zurück mehr.
Machen wir es anders... gehen wir vom Bergbau oder Tunnelbau weg, nehmen wir das Mittelmeer (das ja nicht immer ein Meer war), nehmen wir eine Suchmannschaft oder Abenteurer, die nach alten Schiffen aus der Römerzeit, ägyptische Hochkultur oder was weiß ich suchen.
SF mit Wasser ist ja nicht soooo häufig.

Oki, ihr wolltet das ich nacharbeite... ich arbeite, aber dann richtig.
Das wird die Story in die Länge ziehen, aber jetzt sitzen wir mal alle in einem Boot (geschmeidige Metapher, oder nicht) und machen da was besonderes draus.

Ich schreib, und ihr bringt euch mit Vorschlägen ein.

Gilt der Deal ?

Gruß
Jürgen

 
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SF mit Wasser ist ja nicht soooo häufig.

Waterworld, The Abyss, bei A.I, Star Wars Episode I, Cocoon,
und vor allem :huldig: SOLARIS :huldig:, sind ein paar die mir ad hoc einfallen.

Stimmt, ziemlich selten und unbekannt :D
bg, LE

 

Lems Erbe schrieb:
Waterworld, The Abyss, bei A.I, Star Wars Episode I, Cocoon,
und vor allem !!!! SOLARIS !!!!, sind ein paar die mir ad hoc einfallen.

Stimmt, ziemlich selten und unbekannt :D
bg, LE

Eine Fülle weiterer Beispiele:
http://www.scifinet.org/scifinetboard/index.php?showtopic=2524

Aber mach ruhig, Count, das Thema ist gut, und für Verbesserungsvorschläge sind wir hier zurecht berüchtigt (gekuschelt wird woanders ;) ).

 

Das wird ein langer Thread werden...

Ich fange am Freitag an... mal schauen, wie weit wir kommen.

 
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Unterdrücker von geistigem Erfindungsreichtum ... gelangweilter Physiker

Fehler = geistige Kreativität? :susp:

Ich langweile mich nie, Count, schon gar nicht, wenn ich Geschichten lese.
Naut hat den entscheidenden Punkt aber genannt: Ist etwas eindeutig falsch oder denkbar?

Wenn von irgendwelchen Raumschiffantrieben die Rede ist, ist die physikalische Richtigkeit irrelevant (es sei denn, jemand behauptet, dass er auf eine Weise funktioniert, die nicht funktionieren kann, z.B. indem man ein bestimmtes Plasma auf -15 Kelvin abkühlt).

Ein Wissenschaftler, der etwas offensichtlich falsches behauptet, ist nicht nur in der Realität, sondern auch in einer Geschichte unglaubwürdig. Im letzteren Fall fällt es allerdings auf den Autor zurück, und das bist Du, und deshalb bist Du halt der, der den Kopf hin hält und die Prügel kriegt.

Und da braucht man nun wirklich nicht zu streiten oder gar Kollege Küper als Fünfegeradeseinlasser hinzustellen (was er nicht ist), sondern man ändert die Stelle einfach ab, wie Naut auch schon vorgeschlagen hat. Das macht die Geschichte ja nicht schlechter, sondern besser.

In einem bestimmten Subgenre kommt es aber automatisch zu Konflikten: Weil ich sage, Zeitreisen sind unmöglich, verurteile ich automatisch jede Geschichte, in der eine vorkommt. Leider ist dieses Thema als Gedankenexperiment recht beliebt. Ich dagegen ziehe Alternativwelten als Spielwiese vor - da ist man auf der sicheren Seite, weil die Welt ja eh komplett fiktiv ist und man jede Freiheit hat, solange man sich nicht in hanebüchene Widersprüche verstrickt. Ja, selbst Alternativwelten mit anderen physikalischen Gesetzen sind möglich und durchaus schon beschrieben worden ...

 

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