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Miriam ist immer da

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22.01.2005
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Miriam ist immer da

Der Nachmittag nach dem Kindergarten war langweilig gewesen. Es regnete. Leo musste alleine zu Hause spielen. Der kleine Junge hatte die ganze Zeit auf seinen Papa gewartet. Er spielte gern mit ihm, aber Wolfgang war immer noch auf der Arbeit.
„Räum dein Spielzeug auf“, mahnte Leos Mutter jetzt, "es gibt gleich Essen."
„Jaja“, antwortete der kleine Junge.
„Leo!“
„Ich mach ja schon.“

Die Haustür schnappte auf, und ein griesgrämiger Mann kam herein. Die Katze Pollux schreckte auf.
„Papa!“, rief Leo laut.
„Schon wieder zu spät“, sagte Agnes an den Kochplatten.
„Der Chef wollte noch was“, murmelte der zu spät Kommende und begab sich auf direktem Weg zum Kühlschrank.
„Papa, spielst du mit mir?“
„Wir essen jetzt“, unterbrach Leos Mutter jede voreilige Abendplanung.

Eine Minute später saß die dreiköpfige Familie still am Esstisch.
Der Sohn schlürfte seine Suppe mit dem großen Löffel.
„Leo, ohne Geräusche.“
Seinem Papa floss glucksend das kalte Bier durch die Gurgel.
„Du auch, Wolfgang“, meinte Leos Mutter. Leos Papa grummelte und trank dann langsamer.
Pollux lag schnurrend auf Leos Füßen.
„Können wir jetzt spielen?“, wollte der Junge wissen, als er keine Lust hatte, weiter zu essen.
„Iss auf, dann darfst du aufstehen.“

Nach einer weiteren Minute war es dann soweit.
„Bin fertig.“
Besorgt schaute Wolfgang auf seine Armbanduhr: „Es ist schon spät, du musst jetzt ins Bett gehen.“
„Aber…“
„Protestieren hilft nicht“, fiel ihm seine Mutter ins Wort.
„Ich lese dir eine Geschichte vor“, schlug Leos Papa vor.
„Na gut, aber ich suche sie aus.“
„Zuerst auf Klo gehen, Hände waschen, Zähne putzen, Spielsachen aufräumen, Pyjama an“, betete Agnes herunter.

Nach einer bewegten halben Stunde, in der Leo genörgelt, gebettelt und seine Eltern ihn ermahnt und geschimpft hatten, lag der kleine Junge schließlich im Bett.
„Pinocchio!“, erklärte er feierlich.
„Aber das dauert ja eine Stunde zum Vorlesen“, protestierte Wolfgang.
„Ich hör dir doch so gerne zu.“
„Also gut, heute lesen wir den ersten Teil und morgen den zweiten.“
Wolfgang fing an zu lesen, und Leo stellte sich die Holzmarionette vor, den alten Mann, die Fee und die bösen Männer vom Zirkus.
„So, und morgen geht’s weiter.“
„Ich will aber die ganze Geschichte hören...“, maulte Leo.
„Nein, morgen lesen wir den zweiten Teil. Gute Nacht, Leo.“
„Ich halte dich fest, Papa“, sagte der kleine Junge und umfasste den Arm seines Vaters.
Wolfgang lachte: „Leo, ich bin doch unten und schau mit Mama fernsehen.“
„Aber ich will nicht alleine schlafen“, klagte das Kind.
„Guck mal“, sagte sein Papa und riss sich los, „hier lassen wir die Tür auf; da kommt das Licht vom Gang rein. Und wenn du mich rufst, komme ich zu dir.“
„Aber…“
„Gute Nacht, Leo.“
„Gute Nacht, Papa.“
Traurig legte der kleine Junge seinen Kopf auf das Kopfkissen und schaute zum Lichtstrahl der angelehnten Zimmertür. Sein Vater ging schweren Schritts die Holztreppe ins Wohnzimmer. Von unten tönte dumpf die Stimme des Nachrichtensprechers. Gern hätte der Junge noch länger mit seinem Papa gespielt oder gelesen…
„Das ist ungerecht“, entfuhr es ihm.
Dann wurde er müde.

Als er wach wurde, war es stockdunkel. Kein Lichtstrahl war zu sehen. Und es war still. Kein Laut war zu hören. Das Haus kam ihm leer vor. Unendlich leer. Auch war es kalt.
„Papa?“, rief Leo in die Dunkelheit. „Papa!“ Und er begann aus Angst zu wimmern. „Papa…“
Doch keine Stimme antwortete. Nur die undurchdringlich schwarze Stille um ihn herum.
„Papa!“ Leo stand auf.
Er suchte den Lichtschalter, fand ihn aber nicht.
„Mama, Papa!“
Der Junge tastete sich zur Zimmertür. Er öffnete die Tür.
Auch im Gang war kein Licht an. Leo glitt an der Wand hin zum Elternschlafzimmer.
Er betrat das Zimmer, suchte das Bett. Er ertastete das Bettlaken, es war kalt und unberührt. Seine Eltern lagen nicht im Bett.
„Mama, Papa?“
Leo ging zur Treppe, hielt sich am Geländer fest, schritt Stufe für Stufe hinunter. Auch im Wohnzimmer war kein Licht.
„Mama, Papa, wo seid ihr?“
Der Junge ging zur Haustür, drückte den schweren Griff nach unten und trat nach draußen. Auch die Straßenlaternen waren aus. Außer dem Mond, der die Häuser und Strassen grau beschien, war kein Licht zu sehen.
Leo trat barfuß auf die Straße, der kalte Asphalt unter seinen Füßen tat ihm weh.
„Hallo, Mama, Papa, wo seid ihr?“
Er bekam keine Antwort. Langsam wurde ihm kalt. Eine tiefe Traurigkeit machte sich in ihm breit. War er ganz allein? Gerade in dem Moment, als er richtig Angst bekam, nahm ihn jemand an der Hand.
„Was machst du denn hier, Leo?“ fragte ein Mädchen neben ihm.
Es war sehr schön, fand Leo, und einige Jahre älter als er. Wo hatte er sie schon mal gesehen? Bei den Großen in der Schule?
„Weißt du, wo meine Eltern sind?“ fragte Leo sofort, ohne sich beirren zu lassen.
„Ja zuhause.“
„Aber … ich habe sie nicht gesehen.“
„Doch sie sind da.“
„Aber…“
„Wenn ich es dir doch sage“, beharrte das Mädchen.
Leo dachte nach. Endlich fragte er: „Wer bist du?“
„Miriam.“
„Kenn ich dich?“
„Ja sicher.“
„Woher?“
„Ich bin immer da.“
„Was willst du damit sagen?“ Leo war erstaunt.
„Naja, dass ich eben immer da bin.“
„Und was machst du, wenn du da bist?“
„Na, dich beschützen, das ist doch klar.“ Das Mädchen lachte.
„Was machst du?“
„Ich bin deine Glücksfee. Du kannst mich auch deinen Schutzengel nennen, aber eigentlich heiße ich Miriam.“
Der Junge nickte stumm.
„Willst du nicht nach Hause gehen? Dir muss ganz kalt sein.“
„Ja, aber zuhause ist doch keiner.“
„Das hast du nur geträumt.“
„Nein, ich habe es gesehen“, widersprach Leo.
„Ich weiß, dass du es gesehen hast, aber du hast es geträumt, Leo.“
„Wie kommt das?“
„Alle Kinder haben Angst und träumen, dass sie alleine sind oder dass ihre Eltern sie alleine lassen.“
Leo verstand gar nichts mehr: „Aber…“
„Komm“, meinte Miriam und zog ihn an der Hand.
Die beiden gingen zum Haus zurück.
Leise öffnete Miriam die Haustür. „Sag nichts, sonst bekommen deine Eltern Angst“, flüsterte die Fee. Licht und Wärme strömte den beiden aus dem Türspalt entgegen.
Pollux saß auf einem Stuhl nahe am Eingang, hob den Kopf und maunzte, als Leo das Haus betrat. Der Fernseher lief. Agnes und Wolfgang schauten konzentriert die Nachrichten an.
„Schnell“, wisperte der Schutzengel und führte Leo zur Treppe.
Bedächtig stiegen sie die Treppe hoch und gingen in Leos Kinderzimmer.
„Kannst du wieder einschlafen?“, fragte Miriam.
Leo nickte.
Sein Schutzengel lächelte.
Leo lächelte zurück und legte sich beruhigt auf sein Kissen.

Jemand streichelte ihm die Wange.
„Willst du nicht aufstehen?“
Leo machte die Augen auf.
Vor ihm kniete sein Papa.
„Willst du heute nicht in den Kindergarten?“
„Doch!“ Leo richtete sich auf.
„Was hast du geträumt, Leo? Du hast ja im Schlafen gelächelt!“
„Das ist doch wegen Miriam!“
„Wer ist denn das?“
„Das erzähle ich dir später einmal; aber es ist schön, dass du da bist.“ Leo schlang seine Arme um Wolfgang. „Kommst du heute Abend früher nach Hause?“

 

Bon jour Urach,

ganz nette Geschichte, auch nur ein paar Kleinigkeiten anzumerken:

Es regnete. Und der kleine Junge musste alleine zu Hause spielen. Leo hatte die ganze Zeit, auf seinen Papa gewartet.
Alles was fett ist haette ich anders geschrieben. Gleich den dritten Satz mit "Und" zu beginnen ist nicht gerade gut; "der kleine Junge" ist etwas ungeschickt platziert, weil ich anschliessend Probleme hatte, ihm den Namen Leo zuzuordnen. Ich musste daher den Anfang zweimal lesen. (ich hoffe, das fettgedruckte Komma ist ebenfalls zu sehen ...)
Vielleicht alternativ: "Es regnete und der kleine Leo ..."
Die Haustür schnappte auf, und ein griesgrämiger Mann kam herein.
An dieser Stelle fuehrst Du den Vater genauso unpersoenlich wie Leo zu Beginn ein. Das schafft keine Atmosphaere und liest sich etwas eigenartig.
der zu spät Kommende
haette ich in die woertliche Rede gepackt: Tut mir leid, dass ich zu spaet bin, aber der ...
Diese Partizipkonstruktionen klingen fuer mich immer etwas hoelzern ...

Ich weiss, es ist etwas schwierig, fuer Kinder immer sauber die Personen bei der woertlichen Rede mit anzufuehren, ohne sich dabei staendig zu wiederholen, aber es sind etwas viele Leos Papa und Leos Mutter. Allerdings wuerde ich nie Leo (als direkte Bezugsperson fuer das Kind, das diese Geschichte eventuell liest) mit "das Kind" oder "der Junge" oder "der Sohn" umschreiben. Ich haette nur "Leo" oder "er" verwendet, um keine Distanz aufkommen zu lassen.

Essenstisch
Bei uns hiess das Ding immer Esstisch.

„Schon zu Ende?“, maulte Leo.
Ich dachte, Leo kennt Pinocchio? Er wuerde sich vermutlich eher beschweren, dass es noch nicht zu Ende ist und betteln, dass Papa weiterliest.

grapschte sich
mir gefaellt das "grapschen" hier nicht, weil das nicht unbedingt die beste Beschreibung fuer das Klammern kleiner Kinderhaende ist. Es klingt dafuer zu grob.

und schau mit Mama fernsehen
Da ist mir eine schauen oder sehen zu viel (auch wenn es nur woertliche Rede zu einem Kind ist).

miaute das Kind.
Hier hab' ich kurz gezuckt. Ist vielleicht gut, vielleicht auch nicht. Ich weiss, Du willst damit den noergelnden Tonfall von Leo umschreiben. Kinder denken bei miauen eigentlich immer an eine Katze (und Leo ist keine Katze). Ob sie das so richtig verstehen weiss ich nicht. Am besten einfach mal testen ...

hier lassen wir die Tür auf;
Pluralis Majestatis? "ich lass' Dir die Tuer einen Spalt auf" waere vielleicht eine Alternative.

Sein Vater ging schweren Schritts die Holztreppe ins Wohnzimmer.
Interessante Architektur.

„Das ist ungerecht“, entfuhr es ihm.
Ab dieser Stelle hatte ich eigentlich erwartet, dass die Eltern umerzogen werden, weil sie ihr Kind fast schon wie einen Automaten oder eine Aufziehpuppe nach Gebrauchsanleitung behandeln. Stattdessen wird der enttaeuschte Junge zurechtgebogen (und das, obwohl seine Enttaeuschung anhand Deiner Geschichte nachvollziehbar ist). Ich weiss nicht, ob der Plot so gesehen gut ist, weil er fuer kindliche Leser so verstanden werden kann: Es ist ganz normal, wenn Du fuer Deine Eltern nichts besonderes bist. So in etwa wirken die Personen auf mich (fast wie die Apologie eines gestressten Familienvaters ... ). Waere vielleicht gut, wenn noch der ein oder andere sagen koennte, wie diese Geschichte auf ihn wirkt ...

muss jetzt leider abbrechen, weil's bei mir fast schon halb drei ist und ich mein Gutenachtglaeschen gelehrt und meine Gutenachtgeschichte gelesen habe.

Deine Geschichte gefaellt mir eigentlich sehr gut, bis auf obige Details und die Sache mit der Intention (zumindest wie sie bei mir rueber kam). Vielleicht gehe ich spaeter noch durch den Rest, gegen Ende ist mir allerdings beim Lesen weniger aufgefallen - lag wohl am Whisky ...

sarpenta

 

Hallo Sarpenta,

das sind sehr interssante und tief gehende Kommentare, die ich einzeln abhandeln werde. ich melde mich.

LG
WU

 

Hallo Sarpenta,

jetzt habe ich einen Teil Deiner Verbesserungsvorschläge einfliessen lassen.

Was ich nicht berücksichtigt habe:

Unpersönliche Formulierungen beim Eintritt des Vaters "Griesgrämige" und "Zuspätkommende" - Genau diesen effekt wollte ich erzielen! Der Vater ist ein Fremdkörper, der von der Arbeit kommt und überhaupt keinen Bock auf Familie hat! Das ist leider in vielen Familien Realität...

Pluralis majestatis: Der Vater möchte - wie eine Krankenschwester - die Zustimmung von Leo dadurch erreichen, indem er Leo mit als handelndes Subjekt in den Satz hineinnimmt.


Leseeindruck: Ich bitte Dich! Die Figur des Vaters ist doch so eindeutig gestrickt, wie er den armen Junge herumkomandiert.

Allerdings - auch wenn es nicht "politically correct" ist - gibt es zwischen Eltern und Kindern ständige "Grabenkämpfe", die keine Sieger kennen. (Deshalb nenne ich auch meine Kindergeschichten "Keine-Gute-Nacht-Geschichten" , weil ich gutmenschelnde Stories nicht abkann.)

Doch der Kern der Geschichte ist die Angst von Leo. Sein Papa schafft es nicht, trotz Vorlesen, trotz Licht im Gang, diese Angst vor dem Alleinsein, vor der Dunkelheit ganz zu beseitigen. (Das kann er wolhl auch nicht.)

Dafür gibt es in meinem Märchen den Schutzengel, der die Sachen wieder zurecht rückt.

Am Ende bitte Leo seinen Papa, doch etwas mehr Zeit für ihn zu haben. Ist das nicht ein ausgegelichenes Ende?

Was meinen die anderen Leser?


LG

Wolfgang Urach

 

Hi Urach nur ganz kurz, weil's schon extrem spaet ist ...

ich will Dir natuerlich nicht die Intention Deiner Geschichte verbiegen, allerdings war ich von einer Geschichte fuer Kinder hier ausgegangen. Deine Intention passt eher darauf, wenn Erwachsene diese Geschichte lesen. Wenn Du dieses Publikum anpeilst, dann das sicher OK, andernfalls wuerde ich mir das vielleicht ueberlegen.

Uebrigens: Das Komma im vierten Satz ist zuviel (hatte ich schon angemerkt, ist aber nicht sehr klar zu sehen);
Bei dem zu "spaet Kommenden" war mir das Partizip zu ungeschickt, gegen die Charaktereigenschaft hatte ich nichts (ebenso wie bei griesgraemig: das Adjektiv stoerte mich nicht, nur die Tatsache, dass zunaechst ein Mann genannt wird, der sich dann als Ehemann und Vater entpuppt. Diese unpersoenliche Einfuehrung ist es, die auf mich eigenartig wirkt - ok?).

Ich sehe fern - ich schaue fernsehen
Was von beiden klingt besser?

so, muss jetzt in die Heia ...

s.

 

Hallo Sarpenta,

Deine Beobachtungen sind richtig. Deine Schlussfolgerungen trage ich nicht vollständig mit.

Dies soll eine (anspruchsvolle) Geschichte für Kinder (und Erwachsene) sein. Meinst Du nicht, dass auch Kinder instinktiv verstehen, dass der Papa wie ein Fremdkörper in die Geschichte hineinkommt ? ("griesgrämig, zu spät kommend")
Ich finde, meine Geschichte lebt sogar, von der sprachlichen (und quasi physischen) Annäherung zwischen Vater und Sohn.

Was meinen die anderen Leser? (Vielleicht ist ja Sarpentas Leseeindruck der allgemeine...)

LG
Wolfgang Urach

 

Hallo Urach,

ich muss meinem Vorkritiker streckenweise recht geben. Dass der Vater ein Fremdkörper ist, merkt man schon - aber nur durch die Sprache und SEIN Verhalten, nicht durch das von Sohn und Mutter. Inhaltlich empfinden die ihn nicht als Fremdkörper. Der Sohn freut sich aufs Spielen, will Kontakt - so geht man nicht mit einem Fremdkörper um! Die Mutter - Routine. So geht man auch nicht mit einem Fremdkörper um. Den einzigen inhaltlichen Anhaltspunkt gibst Du damit, dass der Vater die Angst nicht zerstreuen kann. Dazu möchte ich sagen, dass auch in Familien, wo sich die Eltern mehr kümmern, Angst vor dem Alleinsein in der Nacht bei fast jedem Kind phasenweise auftritt ...
Aber sprachlich erscheint mir übrigens die Mutter nicht viel besseren Kontakt zum Kind zu haben. Mach dies, tu das - Routine, sonst nichts. Ist das denn ebenfalls beabsichtigt? Darüber habe ich in Deinen Kommentaren bis jetzt nichts gelesen.
Die Idee hinter Deiner Geschichte gefällt mir. Allerdings empfinde ich Inhalt und Sprache nicht wirklich abgestimmt.

„Räum dein Spielzeug auf“, mahnte Leos Mutter jetzt.
warum? In der Situation möchte sogar ich als Leser fragen, Leo tut es nicht. An der Stelle ist das nahende Abendessen ja noch nicht erkennbar.

Pollux lag schnurrend auf Leos Füssen.
Füßen

Er betrat das Zimmer, suchte das Bett. Er berührte das Bettlaken, es war kalt und berührt. Seine Eltern lagen nicht im Bett.
berührte, berührt wdh - außerdem wolltest du beim zweiten Mal vermutlich unberührt schreiben?


Leo trat barfuss auf die Strasse, der kalte Asphalt unter seinen Füssen tat ihm weh.
barfuß Straße Füßen (Hilfe, drei in einem Satz!!! :susp:)

War er ganz allein? Gerade in dem Moment, als er richtig Angst bekam, nahm, ihn jemand an der Hand.
nahm (kein Komma) ihn

Bei den Grossen in der Schule?
Großen

„Und was machst du, wenn du da bist.“
?

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Wolfgang,

es ist wieder eine schöne Geschichte von Leo, Agnes und Wolfgang.
Sie ist dieses Mal sogar ein bisschen geheimnisvoll angehaucht. Hat mir gefallen.

Aber wie immer habe ich ein paaar Anmerkungen:

„Räum dein Spielzeug auf“, mahnte Leos Mutter jetzt.
vielleicht kannst du hier noch den Nachsatz bringen: "Es gibt gleich Essen."

„Schon wieder zu spät“, sagte Agnes an den Kochplatten.
..., sagte Agnes, die am Herd stand.

„Zuerst auf Klo gehen, ...
aufs Klo gehen

Nach einer bewegten halben Stunde, in der Leo genörgelt, gebettelt und seine Eltern ihn ermahnt und geschimpft hatten, lag der kleine Junge schließlich im Bett.
hier fasst du mir ein bisschen viel zusammen. Schreib es doch ein wenig ausführlicher: Nach einer bewegten halben Stunde lag der kleine Junge endlich im Bett. Wie jeden Abend hatte Leo herumgenörgelt und um längeres Aufbleiben gebettelt, bis seine Eltern mit ihm schimpfen und ihn mehrmals ermahnen mussten.

„Guck mal“, sagte sein Papa und riss sich los, ...
... und löste behutsam seine Umklammerung, ...
(riss sich los, das hört sich ziemlich brutal an, wenn auch der Vater inzwischen genervt ist, sollte er nicht grob werden)

Von unten tönte dumpf die Stimme des Nachrichtensprechers.
... Nachrichtensprecher heraus.

Und es war still. Kein Laut war zu hören.
hier würde ich nur einen der beiden Sätze nehmen. Sie sagen eigentlich beide dasselbe aus.

Er berührte das Bettlaken, es war kalt und berührt.
Er fasste auf das Bettlaken. Es war kalt und unberührt.

„Was machst du?“
diesen Satz würde ich streichen und das Mädchen weiterreden lassen.

„Wie kommt das?“
würde ich auch streichen.

So das war es von meiner Seite.

Viele Grüße
bambu

 

Liebe Maus, liebe Bambu,

vielen Dank für Eure Textarbeit.

Ich habe die Fehler ausgemerzt und einen Teil der Ausdruckverbesserungen mir zu Herzen genommen.

Manchmal liegt ja auch in einer Wiederholung ein sprachliches Mittel, gell Ute?


LG
Wolfgang Urach

 

Hallo Wolfgang,

ja , ja, immer diese gewollten Sachen und sprachlichen Stilmittel!!!
Wenn einem nichts anderes einfällt, dann ist diese Ausrede immer nützlich. Grrrr.

Ist nur Spaß, bekomme es nur nicht in die falsche Kehle. Du kennst meinen Humor ja inzwischen, oder?

Liebe Grüße
bambu

 

Natürlich, und Du weisst, dass ich gerne die Hintertür nehme...

Lakita und ich hatten letzte Woche bei den Krimis eine ähnliche Diskussion...

Na denn, gute Nacht!

Lieben Aschermittwochs-Gruss anch Deutschland

Dein
W.

 

Hallo Urach,
eine nette Familengeschichte hast du da geschrieben. Hat mir größten Teils wirklich gut gefallen, besonders der zweite Teil mit dm Schutzengel. Das ist für Kinder sehr beruhigend, schenkt Geborgenheit. Den ganzen ersten Teil würde ich persönlich kürzen Ich mag überhaupt nicht, dass die Eltern mit ihrem Kind nur im Befehlston reden und nörgeln. Das erinnert mich an Geschichten aus den fünfziger Jahren. Das muss nicht sein. Auch wenn die Realität manchmal so sein mag, aber wir schreiben hier ja eigentlich kein Protokoll der Wirklichkeit, oder? Ich denke Sarpenta liegt nicht ganz falsch mit der Aussage, dass Kinder hier etwas missverstehen können.
Du schreibst in deiner Antwort:

Doch der Kern der Geschichte ist die Angst von Leo. Sein Papa schafft es nicht, trotz Vorlesen, trotz Licht im Gang, diese Angst vor dem Alleinsein, vor der Dunkelheit ganz zu beseitigen. (Das kann er wolhl auch nicht.)
Da hast du Recht. Die Angst vor dem Alleinsein im Dunkeln hat jedes Kind (mehr oder weniger ausgeprägt) Das kann auch jedes Kind nachvollziehen. Der ganze erste Teil hat mit der Angst von Leo nicht wirklich etwas zu tun. Deshalb beschränke dich auf die Angst und auf den Schutzengel. Die Geschichte wird m. E. dadurch noch stärker.
Bitte verstehe das nicht falsch. Die Geschichte ist auch so o.k., aber ich denke speziell, wenn sie für Kinder gedacht ist, ist weniger manchmal mehr ...
Viele Grüße
zauberfee

 

Liebe Zauberfee...

... erst mal vielen Dank für diesen sehr intensieven Kommentar.

Ich bin hier seit zwei jahren auf kg.de angemeldet, um diese Art von Austausch über Kindergeschichten (und Krimis) mir zu ermöglichen.

1.) Angst vor dem Alleinsein
Ich habe tatsächlich noch andere Kommentare aus meinem persönlichen Umfeld bekommen, dass die Beschreibung dieser Angstsituation für eine Kindergeschichte schon grenzwertig ist, weil Kinder den Eindruck bekommen könnten, dass nur ein Engel sie retten kann.
Mein vierjähriger Sohn war ebenfalls durch die Geschichte überfordert.
Ich sehe das Ganze allerdings eher aus Deiner Perspektive, dass die Sicherheit und Geborgenheit durch die Engelpräsenz diesen Eindruck überdeckt. Kurz: Kinder (ab 6 Jahre) behalten - aus meiner Sicht - von dieser Geschichte eijnen Eindruck der Geborgenheit und Sicherheit zurück.

2.) "Befehlston"
Du hast schön herausgearbeitet, dass es diese zweite Ebene gibt, die sich mit der ersten überlagert.
Ich teile Deine Ansicht nicht, dass ich hier eine Realität protokolliere.
Sondern ich verschärfe verdichtend (und provokant) den Eindruck des Alleinseins durch das geschäftsmässige Abspulen von Riten des Familienlebens. Ich glaube auch nicht, dass der "Befehlston" das herausragende Element dabei ist, sondern das Erlebnis, dass die Eltern auf die Tube drücken, dass das Kind endlich ins Bett geht und dass das Kind an den Eltern und dem Tag "festhalten" will, kurz: nicht schlafen gehen will. Das ist nicht nur realistisch, sondern auch Teil der Erzählbotschaft.

Zusammenfassend:
Aus diesen beiden Ebenen entsteht der Albtraum des Kinds 1. aus einer ursprünglichen Angst des Alleinseins verstärkt 2. durch das durchgemanagte Zubettgehen, das kaum Zeit zum Zusammensein ermöglicht. Da! kommt der Engel ins Spiel und da! wird die Notwendigkeit und die Zusage eines Zusammenseins (durch den Engel) formuliert. Deshalb erlebt der Leser / Zuhörer die Geschichte im Sinne einer Botschaft der Geborgenheit.

Einverstanden?

LG an die Zauberfee

Wolfgang Urach

 

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