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Mir brennt die Schnauze
Ich bin gar nicht wütend, überhaupt nicht zornig. Denke allerdings, ich müsste den Zornigen spielen. Und den Verletzten, den Sich-elendig-Fühlenden. Die Wahrheit ist, es ist mir scheißegal, Hauptsache das Mett ist scharf, so scharf, dass einem die Schnauze brennt.
Um meine Mutter tut es mir Leid. Nein, ehrlich, das ist der größte Schmerz an allem, meine Mutter. Sie ist Witwe, hat nur wenig Rente und immer alles nur ihren Kindern in den Arsch geschoben. Bis heute dankte es ihr keiner. Und wenn ich daran denke, wie alle in ihrem Alter High-Life leben, während meine Mutter kaum Geld hat, alleine ist und sich die gemeinen Fragen der Nachbarn über ihre missratenen Kinder gefallen lassen muss ... und es tut mir weh ... Doch spricht Mutter mich darauf an, macht sie mir Vorwürfe, dann schrei ich sie nieder und jage ihr tränentreibende Formulierungen durch den Hörer entgegen, bis sie schweigt.
Was soll ich machen? Ja es ist wahr, ich hasse mich und verabscheue, dass alles ist, wie es ist. Wenn meine Mutter nicht wär´, ich wäre ohne schlechtes Gewissen. Meine Verwandten und Freunde sehe ich sowieso kaum, die sind mir egal. Sollen sie denken, was sie wollen. Ich meide sie. Aber Mama kann ihre Freunde und Nachbarn nicht meiden. Wenn sie bloß nicht mehr wär ........ aber sie macht noch immer meine Wäsche und ohne ihr vom Munde Abgespartes würde ich nicht nur Zigaretten, sondern alle Lebensmittel stehlen müssen.
Nein, daran kann ich nicht denken, es ist so schlimm und wenn ich dann doch daran denke, dann werde ich zornig, zornig auf die Leute, die mir nicht geben wollen, was sie selbst doch haben und weshalb ihre Mütter stolz auf sie sind. Mir brennt die Schnauze, so zornig werde ich dann und bin bereit es zu tun, sie zu bestrafen, hinzugehen, in ihr Büro oder zu ihrem Hause oder sie irgendwo abzufangen und sie dafür bezahlen zu lassen, dass meine Mutter nicht mehr glücklich werden kann. Und ja ich bin nah dran: es ist nicht nur mehr der Gedanke, der vorhanden ist, nein, der war immer da, doch nun steigt die Bereitschaft es zu tun. Ich fühle mich V E R P F L I C H T E T es zu tun, ich muss es tun, da es das Letzte ist, was ich für meine Mutter tun kann.
Nein, nicht für meine Mutter, sie würde sich abermals schämen, ihr Sohn ein Mörder. Für mich muss ich es tun, um meine Wut zu kanalisieren. Ich kann´s doch nicht an meiner Mutter auslassen. Nein, Leute, ich werde es tun, sollte ich all die Jahre umsonst studiert haben und am Ende ohne Abschluss sein, muss jemand bezahlen. Ich bin ein Arschloch. Selbstmörder gehen. Feiglinge rächen sich. Mir brennt die Schnauze. Und ich habe Angst, ich kann´s nicht tragen, denn ich bin ein Feigling. Ich muss es tun.