Milch und Zucker
Eine kleine Geschichte über Glück, einfach mal eben so schreiben. Glauben Sie mir, das ist gar nicht so einfach, denn schreiben kann man viel, aber mal eben so das Glück zu beschreiben, das ist ein schon schwierig und außerdem muss ich erst einmal von Ihnen wissen wer Sie eigentlich sind ?
Wer sind Sie eigentlich?
Wer sitzt mir denn jetzt hier gegenüber?
Sind Sie vielleicht ein Politiker, einer von denen die nicht wissen was Paneele sind? Keine Angst Sie werden morgen früh welche kaufen.
Oder sind Sie von der Sorte der Intellektuellen ein sogenannter „Grünteetrinker“, der denkt er könne die Welt in der wir alle leben verändern? Oder sind Sie ein einfacher Arbeiter, ein Straßenarbeiter der mittags immer ein stilles Örtchen zum Pinkeln sucht, einer der sein Butterbrot aufklappt um zu sehen was heute wieder gutes drauf ist?
Gehen Sie einfach zum Pinkeln hinter den Bagger, das fällt am wenigsten auf und das steht Ihnen auch am besten.
Haben Sie sich eigentlich alle einmal gefragt was Glück in ihrem Leben für eine Rolle spielt? Nein? Sie haben sich noch keine Gedanken über Glück gemacht? Oder denken sie vielleicht Sie wären ein Glückspilz, einer dem nichts schief geht. So ein Alleskönner mit Handy am Gürtel und einem riesigen Schlüsselbund mit lauter unwichtigen Schlüsseln. Werfen Sie erst einmal die unwichtigen weg. Den vom Fahrradschloss, das sie gar nicht mehr haben, den vom Reisekoffer, den sie mit so viel Mühe an die kleine Öse ihres Schlüsselbundes gefummelt haben.
Nein, denken sie nicht es schindet Eindruck wenn sie mit dem großen Schlüsselbund klimpern. Ganz im Gegenteil Sie machen sich nur lächerlich.
Und nun wo sie sich von dem bisschen Altmetall getrennt haben, fragen Sie sich einmal was Glück für sie bedeutet.
Ja, auch Sie habe ich gemeint, mein lieber Herr Politiker. Haben sie vielleicht gedacht sie wären jetzt aus dem Schneider nur weil ich mich ein wenig mit unserem lieben Alleskönner beschäftigt habe?
Und auch unseren Grünteetrinker habe ich nicht vergessen, putzen Sie mal Ihre kleine runde Brille und dann geht es weiter.
Hallo! Herr Straßenarbeiter, jetzt lassen Sie mal die Flasche Bier in Ruhe, die ist sowieso gleich leer.
Ja, Sie auch, genau Sie dahinten, Sie Bürohengst, Sie verstecken sich doch nur hinter den Aktenbergen, weil Sie gar nicht wissen was Sie eigentlich mit ihnen anfangen sollen.
Keine Angst, ich bin kein Profischriftsteller. Ich fische nur ein wenig in dem reißenden Fluss des Lebens und Sie glauben gar nicht was da so alles angeschwommen kommt.
Also, jetzt stellt sich jeder von Ihnen einmal die Frage was für ihn Glück bedeutet. Und nicht kneifen. Ich werde jeden zur Rede stellen. Ja auch Sie dahinten, der so komisch glotzt. Haben Sie vielleicht auch schon mal eine Geschichte geschrieben? Na dann kann ja nichts mehr schief gehen. Dann ist ja alles klar. Ich habe es hier mit Profis zu tun, die alle ganz bestimmt wissen was Glück ist. Ich habe hier von jeder Sorte etwas.
Eine Geschichte über Glück, das will doch hier jeder lesen, eine kleine nette Geschichte, die sich gut liest und bei der man auch ab und zu mal so richtig von Herzen schmunzeln kann. Das ist es was Sie wollen. Für manch einen endet die Suche nach dem großen Los nie. Es gibt Menschen die bis an ihr Lebensende glauben sie hätten nur Pech gehabt, ohne zu wissen, dass sie wahrscheinlich einer der glücklichsten Menschen waren.
Ich war auch einmal einer von der Sorte vom Pech verfolgter. Einer der in einen von drei Hundehaufen getreten ist und der sich dann auch noch anhören musste, dass es Glück sei, nicht in alle drei getreten zu sein.
Und im nachhinein ist es ein Riesenglück gewesen, denn jetzt stellen Sie sich einmal vor Sie treten in drei frische Hundehaufen. Ist das nicht schlimm? Da hab ich ja noch einmal richtig Glück gehabt.
Ja, ich habe an diesem Abend nur aus den Rillen eines Schuhes die ekelhaften Überreste herausgekratzt. Das war ein Riesenspaß. Immer raus mit dem Zeug und wie schön, der andere Schuh ist noch sauber.
Schnell mal in den Baumarkt fahren und sich einen Stapel Paneele kaufen. Was? Sie wissen nicht was Paneele sind? Das sind diese komischen Nut und Feder Bretter die sich der ein oder andere schon einmal an die Decke nagelt.
Sie, der Politiker Sie kennen diese Dinger wahrscheinlich nicht. Aber tun Sie mir mal den Gefallen, gehen morgen früh in den Baumarkt, in die Holzabteilung und kaufen sich einen Paket Nut und Feder Bretter.
Was? Sie haben keine Zeit? Soviel Zeit hat man immer, das können sie mir gar nicht weis machen, dass sie keine Zeit haben sich diese Bretter zu kaufen.
Bitte, bitte, machen Sie schon, nur mir zu gefallen. Und zu Hause packen Sie dann das Paket aus. Und Sie werden feststellen, dass Sie drei von Zehn Bretter vergessen können. Was glauben Sie haben Sie gehabt? War es Glück, dass nicht mehr Bretter schlecht waren, oder Pech, dass Sie ausgerechnet das Paket mit den drei schlechten gegriffen haben?
Ich hatte immer Pech. Meine Wohnzimmerdecke hat mehr Astlöcher als normalerweise rechtlich erlaubt ist und der Baumarkt schert sich einen Dreck darum.
Sie glauben gar nicht wie viel Pech man im Leben haben kann. Haben Sie mal versucht mit einer Fähre den Rhein zu überqueren? Nein? Dann viel Spaß dabei. Sie haben es eilig und sehen schon von weitem das Schiff anlegen. Na kein Problem gleich sind Sie ja da und können sofort auffahren. Nur Sie haben den Traktor vergessen der noch schnell aus dem Feldweg ausschert. Mann, jetzt müssen sie hinter dem lahmen Krüppel hinterherfahren. Aber mit einem kleinen Überholmanöver schaffen Sie es doch noch an dem stinkenden Landwirt vorbeizukommen. Jetzt gleich sind Sie da, der Trecker im Rückspiegel wird immer kleiner. Und dann passiert der Supergau. Die Fähre fährt Ihnen vor der Nase davon und der Landwirt reit sich hinter Ihnen ein. Was war das? Das muss doch Pech gewesen sein? Oder? Das war doch eindeutig Pech?
Mir ist das immer passiert. Dieses blöde Fährschiff, das in einem unmenschlichen Rhythmus über den Rhein tuckert, fährt mir immer davon.
Dabei bin ich ein waschechter Rheinlandpfälzer und das Schiff müsste doch eigentlich auf mich warten.
So, jetzt drehen Sie einmal den Spieß herum. Sind es nicht herrliche Minuten in einem hektischen Arbeitstag, an denen Sie den Zündschlüssel einfach herumdrehen und einmal so richtig abschalten können. Sie genießen die vorrüberziehenden Rheinschiffe und erfreuen sich an dem monotonen Motorengeräusch dieser alten Kähne. Ja, Sie haben jetzt eine Zwangspause, was sind sie doch für ein Glückspilz. Ihnen fährt die Fähre immer davon. Da wird so manch einer richtig neidisch. Ja schauen Sie einmal in die Augen des kleinen Vogels der sich gerade auf ihren Scheibenwischer gesetzt hat. Das ist doch einfach schön, oder etwa nicht.
Achtung, alle immer noch gut zuhören, die Geschichte ist noch nicht am Ende, obwohl es schon spät ist und ich eigentlich gar keine Lust habe noch weiter zu schreiben. Ich bin es Ihnen schuldig. Ich erzähle Ihnen noch ein bisschen mehr von dem guten alten Glück.
Es ist eigentlich immer da, nur es versteckt sich und Sie müssen schon einmal genau hinsehen um es auch zu entdecken. Aber einige Menschen werden es nie erkennen und diese Menschen können einem wirklich leid tun.
Haben sie schon einmal beim Autofahren in der Nase gebohrt? Ja, ja, Sie haben schon richtig gehört. Das ist keine Geschichte für feine Leute. Das ist eine Geschichte für jedermann. So wie ich einer bin oder auch die ganzen anderen die in diesen Seiten blättern. Also haben Sie oder nicht? Wenn ja, dann ist es doch schlimm wenn sie nicht wissen wo hin mit dem grünen Unrat. Lenken, schalten und auch noch den Blinker setzten. Das ist zu viel mit so einem widerlichen Störenfried am Zeigefinger. Der muss schnell entsorgt werden. Aber Sie haben kein Taschentuch zur Hand und der nervige Stadtverkehr bringt Sie total ins schwitzen.
Ja so ein Pech, jetzt hängt Ihr Freund irgendwo zwischen Lenkrad, Schaltknüppel und Blinkhebel. Das kann doch nur Pech sein, oder?
Nein, nein Sie haben ein verdammtes Glück gehabt Sie Glückspilz. Jetzt stellen Sie sich einmal vor Sie hätten bei der Bohrerei Nasenbluten bekommen. Ja das ist was feines. Das Blut läuft Ihnen aus der Nase und versaut das ganze Auto.
Tropf, tropf, tropf. Immer auf die Klamotten und auf die Polster. Ja, ja, blinken, schalten und natürlich lenken nicht vergessen. Sehen Sie nur wie schnell ihre Kleidung das Blut aufsaugt. Also haben Sie mit Ihrem kleinen Grünling noch einmal so richtig Glück gehabt. Aber trotzdem, ich gebe Ihnen den Tipp, lassen Sie das Bohren während der Fahrt sein. Es ist doch auch schrecklich wenn Sie so etwas neben sich an der Ampel sehen, oder?
Ah, jetzt Sie sind zu Hause und in fünf Minuten fängt das Fußballspiel an. Das kalte Bier steht auf dem Tisch und die Chips sind auch schon ausgeschüttet. Na dann steht ja dem schönen Familienabend nichts mehr im Wege? Nur noch das bisschen Schnee im Bild stört, aber das wäre ja gelacht, wenn wir das nicht auch noch schnell hinbekommen würden. Dann wäre der Abend bestimmt perfekt. Das liegt garantiert an dem blöden Antennenstecker, dieser kleine runde Kerl kann mir doch keine Schwierigkeiten machen? Schnell mal dran rumgewackelt und schwups ist es passiert.
Oh nein, es war doch nicht der Stecker. Es war die Buchse, die sie bei ihrem professionellen Reparaturversuch letztendlich völlig aus dem Gerät gerissen haben.
Das muss aber jetzt wirklich Pech gewesen sein? Bei dieser Sache kann es sich unmöglich um Glück handeln, oder? Die Kiste können Sie auf jeden Fall erst einmal vergessen.
Was machen Sie jetzt? Ich sage Ihnen einmal etwas. Holen Sie die alte Spielsammlung aus dem Schrank. Die, die Sie schon seit Jahren nicht mehr in der Hand hatten, dann rufen Sie ihre Frau und vielleicht noch ihren Sohn oder ihre Tochter. Breiten Sie das Spielfeld aus und jagen mit ihrer Familie die kleinen bunten Figuren über das Brett. Ja, und jetzt überlegen Sie einmal was Sie an diesem Abend für einen schönen Familienabend hatten. Einen Abend wie Sie ihn eine Ewigkeit nicht mehr hatten. Und wie nennt man das? Ganz recht, das ist Glück.
So, das war die kleine Geschichte zum Thema Fußballabend.
Jetzt gehen wir einmal an die gute alte Pommesbude. Ja, auch Sie der Herr Politiker, Sie gehen auch brav mit und ihre Leibwächter lassen wir schön zu Hause, denn wenn Ihnen einer an den Leib will dann schafft er das auch so und Ihre Leute haben sich auch mal einen freien Tag verdient. Heute bleiben wir mal ganz unter uns. Was, der intellektuelle Grünteetrinker will nicht in die Bude, weil das alles ungesund ist und er kein Aas verzehrt? Nein, heute kommen auch Sie einmal mit. Sie glauben ja gar nicht wie gut Aas in Würstchenform schmecken kann. Sie alle wollen etwas über Glück hören, dann müssen Sie auch hier Station machen. Auch der Bürohengst und der Herr Straßenbauer. Alle rein in die kleine stinkende Hütte. Was, die beiden sind schon drin? Na das konnte man sich ja gleich denken.
So, Jetzt stellen Sie sich einmal vor es ist so gegen halb drei mittags. Sie haben Heute noch nichts gegessen und auf dem Grill schmort die letzte Wurst.
Ja und dann passiert es. Obwohl sie die schmierige Tante mit der Kippe im Mund zuerst reinkommen gesehen hat, nimmt sie den Typ, der nach ihnen gekommen ist, zuerst dran. Ist das nicht eine Sauerei? Sie müssen sich mit ansehen wie die leckere Wurst durch den Häcksler geschickt wird und dann kommt noch der Curryketschup drüber. Sie könnten den Kerl umbringen und die Pommestante gleich mit. Sie würden ihm am liebsten die dämliche Wurst aus der Hand hauen. So ein Pech kann doch nicht normal sein? Jetzt waren sie schon schneller in der Bude und haben trotzdem die Wurst nicht bekommen. Doch warten sie einmal ab, gehen sie nicht raus um sich zu ärgern. Warten Sie einmal ab was passiert.
Ja genau, es werden ein paar neue Würstchen auf den Grill geschmissen. Welche die richtig gut schmecken und nicht so ein verkohltes Ding, das schon stundenlang vor sich hin gebraten hat. Und jetzt schauen Sie einmal in das Gesicht von dem Typ mit der Currywurst. Glauben Sie im ernst das ihm das Teil schmeckt? Nein ganz bestimmt nicht. Er würgt es runter. Und sie bekommen gleich ihre frische leckere Bratwurst. Ja, schauen Sie, wie neidisch er auf Ihre neue Wurst starrt, aber er ist ja jetzt leider schon satt. Da haben Sie doch wieder einmal so richtiges Glück gehabt.
So, jetzt essen Sie erst einmal in Ruhe. So viel Zeit muss jetzt einfach sein.
Bevor wir gehen, wischen Sie sich besser den Senf aus dem Gesicht.
Nun kommen Sie alle einmal mit, raus aus der fettigen Bude und ab nach Hause.
Was machen Sie denn da? Sie stehen am Küchenfenster und beobachten ihren geschiedenen Nachbarn wie er mit der Zwanzigjährigen, die er gestern Abend aufgerissen hat in seinem Haus verschwindet? Ja gut, dann schauen Sie auf die langen schlanken Beine bis hoch zu dem kurzen Röckchen. Oh Mann, dann ausgerechnet fällt seine Haustür zu. Und jetzt stellen Sie sich vor, was er wohl mit dem kleinen Luder anstellt. Das ist doch gemein, dieser verdammte Glückspilz, der hat es gut. Und Sie müssen jetzt in die Garage den blöden Rasenmäher reparieren, mit dem Sie gestern über das Kabel gefahren sind weil Sie dem jungen Ding hinterhergeschaut haben.
Warten sie am besten noch einen Tag. Denn Morgen kommt bestimmt der liebe gefrustete Nachbar zu Ihnen in die Garage gelaufen um sein Leid zu klagen. Die Kleine ist ihm nämlich davongelaufen und nun würde er gerne mit Ihnen tauschen. Na machen Sie schon, bieten Sie dem armen Teufel ein Fläschchen Bier an, dann können Sie gelassen zuhören und froh sein, nicht in seiner Haut zu stecken, Sie Glückspilz.
Oh, Sie haben es aber eilig. Wo wollen Sie denn so schnell hin mit ihrem Wagen? Was, ach so Sie haben einen Termin? Na dann mal los, geben sie Gas, damit Sie es noch rechtzeitig schaffen. Ja, Sie sehen richtig, da vorne fährt ein schöner großer Holzlaster und gleich kommt die schreckliche Bergstrecke. Dort schafft der Dieseltruck höchstens zwanzig Stundenkilometer und er verliert auch noch Rinde dieser unverschämte Kerl. Ja da könnte man platzen. Doch gleich kommt eine kurze Gerade und dann aber schnell vorbei. Das schaffen Sie doch spielend. Wenn da nicht der liebe Gegenverkehr wäre, der Ihnen die Tour komplett vermasselt. Den Termin können Sie sowieso vergessen, am liebsten würden Sie jetzt den dämlichen LKW Fahrer aus seinem kleinen Führerhaus zerren und ihn zur Rede stellen. Doch warten Sie noch einen Moment. Machen Sie einmal das Autoradio an da kommt nämlich ihr Lieblingslied, das Sie schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gehört haben. Ja, genießen Sie es, bei diesem Lied haben sie doch ihre Frau kennengelernt. Summen Sie ruhig mit und denken wieder an die alten Zeiten. Ist das nicht schön, so gemütlich den Berg hoch zu fahren mit dem alten Schlager im Ohr. Jetzt könnten Sie glatt den LKW Fahrer aus seinem kleinen Führerhaus zerren, um ihm dann zu sagen was er doch für ein wunderbarer Mensch sei.
Abends geht es dann mit Freunden in die Kneipe. Nur ein oder zwei Bier trinken, denn Sie müssen ja auch noch fahren. Doch der dumme Kneipenwirt hat Ihnen versehentlich noch ein Bier angezapft. Das kann man doch jetzt unmöglich stehen lassen. Na und was ist drei für eine schrecklich ungerade Zahl. Da machen wir schnell noch eine vier draus. So jetzt reicht es aber, Sie müssen einen klaren Kopf bewahren um noch sicher nach Hause zu kommen. Schnell bezahlen und dann ab raus hier. Na gut die frische Luft wird den Alkohol schon verfliegen lassen und Sie können den kurzen Heimweg ruhig antreten.
Aus der Parklücke ging es ja gar nicht mal schlecht und die lange Hauptstraße macht bestimmt auch keine Probleme.
Nein, die Straße nicht, aber die niedliche kleine Polizeikontrolle da vorne könnte ihnen in die Quere kommen. Ha, wenn ich Glück habe, dann nimmt er den Wagen vor mir dran. Der ist sowieso viel älter als meiner, denken Sie in ihrer Naivität.
Vergessen Sie es, Jetzt sind Sie an der Reihe. Schauen Sie nur wie die kleine Kelle nach Ihnen winkt. Machen Sie schon, rechts ran fahren und dann hübsch das Fenster runter lassen. Lügen Sie sich keinen in die Tasche, fein raus mit der Wahrheit.
Sie haben aber auch ein Pech. Einmal trinken Sie vier Bier und dann werden Sie auch gleich schon rausgeholt. Dabei hängen Sie doch so sehr an ihrem geliebten Führerschein. Den kann, man Ihnen doch nicht einfach wegnehmen. Das ist aber jetzt wirklich Pech und auch noch von der schlimmsten Sorte.
Wo bitteschön soll denn hier das Glück versteckt sein? Etwa im Handschuhfach oder im Kofferraum? Nein jetzt sind Sie sich sicher Pech zu haben. Ganz, ganz dickes Pech.
Aber, aber, nur nicht so schnell. Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal und blasen in das seltsame Gerät, in das ihr Vorgänger auch schon seinen Sabbel reingeblasen hat. Ja, ja, kräftig reinblasen bis der nette Beamte ihnen sagt wann Schluss ist.
Und was kommt jetzt? Ja, jetzt greift das kleine versteckte Glück wieder einmal an.
Und raten Sie einmal wo es sich versteckt hat? Nein, nicht unter der Mütze des Polizisten. Nein, es war die ganze Zeit im Batteriefach des Alkoholtesters und es hatte großen Appetit auf Strom.
Was haben Sie doch nur wieder einmal für ein Glück. Ausgerechnet jetzt sind die Batterien leer und es ist auch kein Ersatz aufzutreiben. Na dann gute Fahrt und schön vorsichtig fahren. Beim nächsten mal lassen sie das „versehentlich“ angezapfte Bier ruhig stehen. Denn zwei ist auch eine richtig gerade Zahl!
So, jetzt habe ich Ihnen schon eine ganze Menge über Glück erzählt und ich könnte Ihnen noch viel mehr erzählen. Aber irgendwann muss ja auch einmal Schluss sein.
Was, ich soll noch ein bisschen weiter plaudern? Sie haben noch nicht genug gehört? Na gut, ein wenig erzähle ich Ihnen noch aus der Welt des großen Glücks. Aber Sie müssen mir alle sehr aufmerksam zuhören und auch zwischen den Zeilen lesen. Denn dort habe ich für Sie die Moral der Geschichte versteckt.
Sie sind außer sich vor Wut, stellen Sie sich vor, Ihr Personal hat vergessen Wasser in den Pool zu lassen. Gerade heute Abend, wo sie doch ihre Schickimicki-Vorzeigeparty steigen lassen wollen. Wo Sie den ganzen anderen „Möchtegernreichen“ endlich mal zeigen wollen was Sie alles haben. Dieser dämliche Tollpatsch, Sie werden ihn gleich am Montag entlassen. Raus mit dem Taugenichts, er hat Ihnen das gesamte Wochenende versaut. Man denke nur mal an die ganzen aufgetakelten Weiber, die extra ihren Bikini mitgebracht haben, nur um mit der guten Figur zu prahlen. Ja es ist schon ein Jammer. Alles hätte so schön sein können, in Gedanken schauen Sie schon auf Parkplatz, wo ihre „Freunde“ die unbezahlten Nobelkarossen parken. Aber jetzt stehen Sie mit dem Schampus an einem leeren Becken, ist das nicht romantisch? Sie hatten sich alles so schön vorgestellt. Die Weiber planschen ein wenig im beheizten Becken und die Herren stehen drum herum und lügen sich gegenseitig eins in die Tasche.
Ja, und jetzt stehen Sie wieder einmal vor der Frage wo hier das Glück sein könnte.
Ich sage es Ihnen. Wenn Wasser im Pool gewesen wäre, dann hätte sich der Einbrecher der letzte Nacht bei Ihnen einsteigen wollte nicht beim Sturz in das leere Becken sein Bein gebrochen! Nein, er hätte die Verandatür, die Sie im Alkoholrausch vergessen haben abzuschließen einfach aufgeschoben. Ja, erschrecken Sie ruhig, denn er hätte ihnen den Schädel eingeschlagen und wäre dann noch über ihre Frau hergefallen. Ja das ist schlimm, aber Sie hatten ja Glück gehabt und Ihr Angestellter hat Ihnen sozusagen das Leben gerettet. Hat er nicht jetzt eine saftige Gehaltserhöhung verdient dieser Goldjunge?
Ja, ja, alles ist in Ordnung das Konto ist voll, der Kühlschrank reichlich gefüllt und das neue Auto parkt sicher in der Garage ihres neuen Hauses. Denken Sie jetzt etwa das alles ist Glück? Nein, glauben Sie das nicht. Das alles sind Dinge die in Wirklichkeit total unwichtig sind. Ja gut, Geld ist für Sie sehr wichtig, aber es hat Weißgott nichts mit Glück zu tun.
Gehen Sie einmal zu einem wirklich reichen Menschen. Zu einem der alles hat. Der sich einfach etwas kauft wenn er es will. Und jetzt fragen Sie ihn einmal, wenn er überhaupt mit Ihnen spricht, ob er glücklich ist. Sicher wird er Ihnen erzählen er sei glücklich, aber schauen Sie ihm dabei einmal genau in seine Augen. Ah, Sie glauben er lügt? Sie haben Recht er lügt weil er seinen Stolz nicht verlieren will. Aber in Wirklichkeit würde er Ihnen gerne um den Hals fallen und Ihnen erzählen, dass er todunglücklich ist.
Ja, genau so ist es und nicht anders. Das Leben ist vollgestopft mit Glück, nur manch einer müsste erst einmal seine Brille putzen, dann würde er es vielleicht auch sehen.
Es ist Winter, so ein richtig kalter Wintertag. Aber Sie haben ja eine brandneue Zentralheizung. Die powert jetzt so richtig rein. Die wird ihre Bude schon aufheizen. Noch mal schnell in den Keller und einen Blick auf den Kessel werfen. Das gute Stück läuft wie eine Eins, Sie können sich jetzt ruhig vor die Glotze legen.
Doch dann, mitten im Derrik, wird es langsam so komisch unangenehm kühl. Das kann doch unmöglich an der Heizung liegen. Sie waren doch eben erst gucken. Und gerade jetzt wo Harry den Wagen holen soll aufstehen? Nein, das kann gar nicht sein.
Doch, doch, stehen Sie auf! Ihr geliebter Kessel hat den Geist aufgegeben und die Kälte klettert langsam in ihre Wohnung.
Was nun? Den Kundendienst rufen? Lassen Sie das, der kommt sowieso nicht oder er kostet Sie ein Vermögen. Machen Sie lieber den offenen Kamin wieder einmal an, den Sie schon seit Jahren nicht mehr benutzt haben, dann kuscheln Sie sich mit ihrer Frau in eine Decke. Das ist doch wunderbar. Schauen Sie gemeinsam wie die Holzscheite langsam zu brennen anfangen. Machen Sie sich einen schönen Grog und genießen Sie die schönen Stunden.
Ja und morgen früh wenn der Kundendienstmonteur in seiner Lieblingslatzhose vor Ihrer Tür steht, dann würden Sie ihn am liebsten nach Hause schicken. An diesem kalten Winterabend hatten Sie wieder einmal ein verdammtes Glück.
Hey Sie da vorn an der Ampel in ihrem schicken Mercedes-Cabrio, ja und Sie daneben in dem alten Kadett. Genau Sie meine ich. Was denken Sie denn jetzt von einander. Ich möchte einmal genau von Ihnen wissen, was Sie in den paar Sekunden die Sie da nebeneinander stehen von einander denken? Was? Sie denken dieser Kerl in dem Kadett muss schon ein armes Schwein sein. Nur weil er in diesem Auto sitzt und eine billige Digitaluhr am Handgelenk hat?
Oh nein, das ist bestimmt falsch. Er ist kein armes Schwein. Ganz im Gegenteil er ist gerade auf dem Heimweg und seine Frau macht heute Abend einen leckeren Sauerbraten und das ist sein Lieblingsgericht. Er freut sich schon den ganzen Tag darauf. Also denken Sie nicht er sei ein armes Schwein, das ist er nämlich nicht.
Und Sie in dem alten Kadett, Sie denken dieser Schnösel in seinem Cabrio muss schon ein Glückspilz sein. Nur weil er so ein Auto fährt und seine Felgen mehr Wert sind als ihr ganzer Wagen?
Nein denken Sie das nicht. Er ist nämlich gerade auf dem Weg zu seinem Steuerberater, der ihm mitteilen wird das seine Firma pleite is. Ja, und die dicke Uhr an seinem Handgelenk zeigt die gleiche Uhrzeit wie ihre billige Digitaluhr mit Solarzellen auf die Sie doch immer so stolz waren.
Nein, glauben Sie nicht das er ein Glückspilz sei, das ist er heute ganz bestimmt nicht. Und jetzt schauen Sie beide einmal auf die Ampel, es ist grün, Sie müssen weiter.
Oh, beinahe hätte ich da noch etwas vergessen. Ich frage jetzt jeden einmal ob er das Gefühl kennt wenn er freitags in den Briefkasten schaut und dort einen Stapel Briefe vorfindet? Ja, das Gefühl kennen Sie aber es geht noch weiter. Sie setzten sich an den Küchentisch und blättern langsam die Briefe durch. Ein Werbebrief, die Telefonrechnung, die Autosteuer, die Versicherung und die Rundfunkgebühr ist auch fällig. Alles zusammen ein großer Batzen Geld.
Eigentlich geht es doch noch, aber bei ihrem Auto ist die Wasserpumpe defekt. Das kostet wieder eine Menge und der TÜV ist auch schon einen Monat überfällig und neue Reifen sind auch bald nötig, sonst geht der Wagen nämlich nicht mehr drüber. Ja, und bei ihrem kleinen Gehalt von 2600 Mark netto haben Sie verdammt wenig Spielraum, denn das Geld geht schon für Miete, Strom, Wasser und Müllabfuhr drauf. Vom Einkaufen ganz zu schweigen!
Und jetzt frage ich Sie noch einmal, kennen Sie dieses Gefühl?
Ich höre ja gar keine Antwort, aber ich kenne ja auch Ihr Einkommen nicht.
Vielleicht sind Sie auch einfach verwundert das es so etwas gibt. Und was glauben Sie machen diese Menschen? Diese Menschen werfen einen kleinen Rettungsanker. Sie füllen ein Kästchen mit Zahlen aus. Schon seit Jahren immer dieselben Zahlen. Sie hoffen auf das große Los, sie träumen es endlich geschafft zu haben, sie träumen davon am Montag zu ihrem Chef zu gehen um ihm zu sagen, dass sie nicht mehr kommen werden. Und manchmal wenn diese Menschen montags an ihrer Maschine stehen und den kleinen Schein noch nicht nachgeschaut haben, dann stellen sie sich vor heute eigentlich gar nicht mehr hier sein zu müssen.
Dann träumen sie ein klein wenig von dem Rettungsanker den sie immer im Hinterkopf haben und den sie auch am nächsten Samstag wieder schmeißen werden.
So, ich hoffe sie haben jetzt endlich genug über Glück gehört? Lesen Sie mein Geschichte ruhig noch mal und Sie werden immer wieder feststellen, dass das Glück eigentlich immer da ist. Es gibt nur Menschen die es nie sehen werden. Aber alle die mir gut zugehört haben werden von nun an wissen was Glück wirklich bedeutet.
Ja, wenn der Müllmann Sie morgens um sechs Uhr aus dem Bett schmeißt, dann haben Sie wieder einmal Glück, weil sein Kollege der nächste Woche seine Schicht übernimmt viel lauter mit den verdammten Mülltonnen klappert.
Und für den Penner auf der Parkbank ist es ein Riesenglück, wenn er im Vollrausch noch eine Büchse Bier in seinem Rucksack findet. Denn genau die braucht der arme Teufel um einschlafen zu können damit er die kalte Nacht übersteht.
Ich sage ihnen jetzt einmal was. Morgen geht jeder von ihnen in den Supermarkt und kauft so einen Sechserpack Bierdosen, kaufen Sie ruhig die billigen, dass reicht schon.
Was? Sie schämen sich? Das müssen Sie aber nicht, weil sie an diesem Abend in den Park gehen werden um ein kleines Stückchen Glück zu verteilen!
Sie werden sich wundern wie viel Wärme und Dankbarkeit Ihnen diese Menschen entgegenbringen. Und ich will jeden von Ihnen sehen auch den Herrn Politiker!
Von mir aus nehmen Sie ruhig ihre Bodyguards mit. Ja, genau das ist es was das Glück im Leben ausmacht.
Nicht das Geld und auch nicht der schicke Wagen und erst recht nicht das dicke Bankkonto. Nein, es sind die vielen Kleinigkeiten für die es sich lohnt zu Leben!
Morgen früh stehen Sie auf und werden das Glück suchen!
Genauso wie ich morgen früh aufstehen werde um wieder einmal das Glück zu suchen. Und wenn wir uns dann treffen, werde ich Sie zu mir auf eine Tasse Kaffee einladen. Und wenn Sie mich dann nach Milch und Zucker fragen, dann haben Sie wieder einmal Glück, denn ich war gestern erst einkaufen.