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- 06.01.2013
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Mike
Mike liebt den Geschmack ihres Muschisafts so sehr, dass er ihn sich am liebsten literweise hätte abfüllen lassen, damit er ihn auch noch genießen kann, wenn sie wieder aus seinem Leben verschwunden ist. Also nach dem Sex. So wie sie immer aus seinem Leben verschwinden würden, wenn er erst einmal mit ihnen fertig ist. Sex und weg. Er ist nicht der Typ für etwas Dauerhaftes. War es auch nie gewesen. Wird es nie sein. Für ihn sind Frauen nur ein Gebrauchsgegenstand. Er benutzt sie für eine Nacht oder für ein paar Stunden und dann verabschiedet er sich wieder von ihnen. Und bei ihr würde es nicht anders sein. Genussvoll nimmt er ihren Saft in sich auf, schluckt ihn gierig runter. Spürt ihn in sich ausbreiten, warm und energiereich. Er schlürft, trinkt und leckt ihn ihr von den geschwollenen Schamlippen.
Und sie zuckt unter seinen Berührungen, bäumt sich auf. Seine von ihrem Saft verschmierten Finger drücken ihr die äußeren, größeren, sowie die inneren, kleineren Schamlippen auseinander und er lässt seine Zunge gekonnt über ihren Kitzler gleiten, oder wenige Zentimeter in sie eindringen. Er geht auch mal tiefer, bis zu ihrem After, spreizt ihre Arschbacken auseinander, lässt seine Zunge über ihre zuckende Rosette gleiten. Aber der Geschmack überzeugt ihn nicht, deswegen wandert er wieder nach oben. Er spürt die ruckartigen Wogen ihres Orgasmus durch ihren Körper jagen, so als wären sie beide Teil ein und desselben Körpers, hört ihr gedämpftes Stöhnen. Sie zittert, bebt, verkrampft ihre Hände in die weiße Bettdecke. Seine andere Hand ist mit dem Kneten ihrer einen Brust beschäftigt - sie fühlt sich viel weicher und leichter an, als all die anderen, die er in seinem Leben angefasst hat. Die Haut ist nicht sehr fest, eher runzlig, wie von einer alten Frau. Aber vorhin, da fühlten sich ihre Brüste noch anders an, fester, aber es stört ihn nicht weiter, denn solange sie so gut schmeckt, wie sie schmeckt, ist alles okay - alles bestens, denkt er. Und sie schmeckt so wunderbar, dass er es kaum fassen kann.
Ihre Muskeln verkrampfen sich und ein langgezogenes Stöhnen entrinnt ihren Lippen, dann erschlafft sie kraftlos. Die Beine, die zuvor noch auf seinen Schultern geruht haben, rutschen hinab. Er schöpft nach Atem, leckt sich über die Lippen. Dann richtet er sich auf, um in ihrem Gesicht noch die letzten Anzeichen ihres Hochgefühls zu lesen, doch was er sieht, lässt ihn im ersten Moment erstarren, dann zurückweichen. Er springt vom Bett auf und geht solange rückwärts, bis er die Wand am Rücken spürt. Er betrachtet das runzelige Gesicht einer alten Frau und nicht einer jungen Schönheit. Er betrachtet es voll Abscheu und Überraschung. Er ist verwirrt, kann nicht glauben, was er sieht. Denn es ist nicht mehr die Frau, die er vor wenigen Stunden in einer Bar abgeschleppt hat. Nicht mehr die Frau, die kaum älter als dreißig hätte sein dürfen. Er wollte sich was gönnen, bevor der Stress losgehen würde.
Er hatte sie schon vom Eingang seiner Stammkneipe aus gesehen, sie hatte am Tresen gesessen, völlig allein. Während er noch einen Moment dort in der Tür stand, betrachtete er ihr feuerrotes Haar, das sich in großen Wellen über ihre nackten Schultern ausgebreitet hatte, das trägerlose schwarze Kleid, das sich an ihrem Körper schmiegte und im starken Kontrast zu ihrer blassen Haut stand. Er war direkt zum Tresen gegangen und hatte sich auf einen der freien Barhocker gesetzt, ohne ihr anfangs Beachtung zu schenken. Der Barkeeper, ein junger Typ mit dunklen Haaren und zahllosen Tattoos auf den Armen, brachte ihm das bestellte Bier. Vor den schlanken, bleichen Händen der Frau, die Finger elegant ineinander verschlungen, stand ein Glas mit Whiskey gefüllt, drei Eiswürfel schmolzen langsam vor sich hin.
Ein Rocksong dröhnte durch aus der Jukebox, ihr Kopf bewegte sich leicht zum Beat. Es waren nur wenige Besucher in der Bar, aber es war auch noch früh. Kaum später als zehn Uhr. Mike nippte am Bier und warf ihr immer wieder verstohlene Blicke zu. Aber nicht zu aufdringlich, er wollte noch nicht in den Angriffmodus schalten. Irgendwann erwiderte sie seine Blicke und lächelte ihn an. Er sah seine Chance und ergriff sie.
"Hey, ich bin Mike Turner."
"Hey, Mike Turner.", antwortete sie - sie musste etwas lauter sprechen, weil die Musik so laut war. Sie streckte ihm eine ihrer schönen Hände entgegen und stellte sich als...Er bekam ihren Namen nicht mit, weil gerade ein Schlagzeugsolo eingesetzt hatte. Aber das war ihm eh nie wichtig vorgekommen, denn meist hatte er die Namen seiner Eroberungen schon nach dem Sex wieder vergessen.
"Ganz allein hier?", fragte er sie.
"Ja, ich wurde versetzt. Von einer Freundin.", sie wippte etwas mit dem Kopf, nach dem Motto: kann man nichts machen.
"Nicht nett.", sagte Turner und nippte wieder am Bier.
"Nein, überhaupt nicht. Aber wo ich schon mal hier bin, kann ich auch etwas trinken, stimmt's?!", sie zuckte mit den Schultern und schenkte ihm ein offenes Lächeln.
Er nickte. Sie setzten sich an einen der hinteren Tische, wo es etwas leiser zuging. In einer Nische. Sie saßen eng beieinander. Sie hielten noch etwas Small-Talk und verstanden sich auf anhieb gut. Dann lud sie ihn zu sich ein, und da Mike Turner kein Idiot war, ergriff er die Möglichkeit auf schnellen Sex, und eine Rothaarige fehlte ihm noch in seiner Sammlung. Sie fuhren mit dem Taxi zu ihr, Mike ließ seinen Wagen stehen. Beide hatten sie noch etliche Gläser geleert und waren sich schnell einig geworden. Mike hätte unmöglich noch fahren dürfen und er wollte nicht das Risiko eingehen, seinen Führerschein bis auf weiteres zu verlieren oder einen schlimmen Unfall zu verursachen, der ihnen beiden das Leben hätte kosten können. Er war ja kein Idiot.
Sie küssten sich bereits im Taxi, er hatte ihr schon eine Hand zwischen den Schenkeln, unter den hochgerutschten Rock geschoben, und dass sie keinerlei Unterwäsche trug, machte ihn schier wahnsinnig. Mit der anderen Hand massierte ihre eine Brust. Der Taxifahrer, ein vierschrotiger Kerl um die Fünfzig, starrte stur auf die verlassene Straße, blickte nicht einmal durch den Rückspiegel nach hinten. Sie küsste ihn leidenschaftlich, schmeckte nach Whiskey und Lippenstift, roch nach Rosen und was wusste er nicht alles. Er bezahlte das Taxi und sie stiegen die Treppen zu ihrer Dachgeschosswohnung hinauf. Im Flur hatte sie sich schon ihres Kleides entledigt, und sie waren zusammen in ihr Schlafzimmer gestolpert, sich noch immer küssend. Dann hatte er sie sanft aufs Bett gestoßen. Dann saß sie am Bettrand und machte sich an seinem Hosenstall zuschaffen. Dann holte sie seinen Schwanz heraus, er war hart und dicke Adern schlängelten sich den Schaft entlang, und sie nahm ihn tief in ihren Mund auf, ließ ihn immer wieder ihre Zähne spüren. Er löste sich von ihr und bedeutete ihr, sich auf den Rücken zu legen, was sie dann auch tat. Dann war er abgetaucht und hatte damit begonnen, sie zu lecken und zu schmecken.
Und jetzt, jetzt liegt da eine alte Frau und keine rothaarige Schönheit mehr. Aber zwischen den vielen tiefen Furchen, die sich jetzt durch das einst so schöne Gesicht zeichnen, glaubt er, sie wieder zu erkennen. Irgendwo ist noch die Frau aus der Bar. Er erkennt den sinnlichen Mund wieder, nur dass er jetzt viel eingefallener und in unzähligen Senkrechtfalten eingebettet ist. Auch die Krähenfüße um die Augen herum sind nun deutlich tiefer. Das Haar, das vor wenigen Minuten noch kraftvoll rot geleuchtet hat, ist nun weiß und so sehr ausgedünnt, dass er er die von Altersflecken übersäte Kopfhaut darunter erkennen kann. Ihr gesamter Körper ist von einer pergamentartigen braunen Schicht bedeckt, die er, so schwer es ihm auch fällt, als ihre Haut erkennen muss, und so dürr, dass er sich an die Bilder von den KZ-Juden erinnert fühlt. Wo ist das Schneeweiß ihrer Haut geblieben?
Sie rührt sich nicht. Der Oberkörper ist erschreckend tief in sich zusammengefallen. Überall zeichnen sich dünne Risse ab. Er muss nicht mal nach ihrem Puls fassen, um zu wissen, dass die Frau, die noch vor wenigen Minuten das blühende Leben gewesen war, jetzt tot ist. Wie im Zeitraffer verwest die Frau vor seinen Augen. Kein Arzt kann ihr jetzt noch helfen. Der Verwesungsprozess setzt sich weiter fort, lässt sie vor seinen Augen geradezu verschwinden. Er kann die einzelnen Knochen sehen, das Becken, das sich durch die brüchige Haut abzeichnet. Ihre Augen sind geschlossen und im nächsten Moment klappen die Lider einfach nach innen, als hätten sich die Augäpfel soeben aufgelöst. Er reißt vor Schreck die Augen auf und hält sich eine Hand vor dem Mund, um nicht laut aufzuschreien. Ein unangenehmer Geruch breitet sich aus, lässt ihn würgen. Der metallische Geruch von Blut dringt ihm in die Nase und ist so penetrant, dass er glaubt, er ginge direkt von ihm aus.
Er wischt sich mit den Handrücken über Mund und Nase, in einer einzigen schnellen Bewegung, und erkennt voller Entsetzen, dass seine Finger und sein Handrücken voll von Blut sind. Und erst jetzt wird er sich dem Geschmack auf seiner Zunge bewusst. Und als er unwillkürlich ausspuckt, sieht er roten Fäden, die sich durch den Speichelklumpen am Boden ziehen. Er schaut wieder zu der toten Frau, deren trockene Haut sich nun größtenteils von den Knochen gelöst und zu kleinen Häufen auf der weißen Decke angesammelt hat, schaut auf den Teil der Decke zwischen ihren Beinen und sieht den bereits getrockneten Flecken ihres Blutes. Was hat er getan? Was für ein Spiel wird hier gespielt? Hatte er die Frau getötet? Alles sieht danach aus. Das viele Blut, der tote Körper der Frau, deren Name er nicht mal kennt. Sie sieht aus, als habe man ihr das Leben ausgesaugt. Als habe er ihr das Leben ausgesaugt. Wie ein Vampir. Er würgt, sein Magen zieht sich zusammen, er krümmt sich unter Schmerzen, erbricht eine Mischung aus ihrem Blut und dem, was er zuletzt getrunken und gegessen hatte, auf den Teppich. Sein Körper zittert. Er muss hier weg. Ganz schnell. Er springt auf und hastet über den Flur ins Badezimmer. Im Spiegel sieht er seinen blutverschmierten Mund und an seinen Wangen kleben winzige Hautschuppen von ihr, ein paar sind verwischt und haben braune Striemen hinterlassen. Ihre Haut auf seiner Haut. Sein eh schon sehr heller Teint ist noch weißer und seine blutunterlaufenden Augen stechen hervor. Wie Asche, denkt er, ihre Haut hat sich wie Asche von ihrem Körper gelöst. Auch dort, wo ihre Beine auf seinen Schultern geruht hatten, während er sie noch genussvoll oral befriedigt hatte, sieht er zwei breitere braune Streifen, die ihre Haut dort hinterlassen hat. Er muss an Bräunungscreme denken.
Er erbricht sich ein weiteres Mal, diesmal ins Waschbecken. Doch es kommt nur noch Galle mit Blut gemischt heraus. Er will sich erst den Dreck vom Körper waschen, dann wird er von hier verschwinden. Er würde nicht die Polizei anrufen. Er ist froh, dass niemand weiß, dass er hier ist. Duschen und dann verschwinden. Er steigt unter die Dusche, noch immer unter Schock. Er dreht den Heißwasserhahn auf und reibt sich mit einem Waschlappen jeden Zentimeter Haut sauber. Reibt wie in Trance. Und während die Strahlen vom Duschkopf auf seinen Körper herabprasseln, merkt nicht, wie sich seine Haut erst rötet und dann am Waschlappen kleben bleibt und blutige Wunden dort entstehen, wo sich die Haut großflächig vom Fleisch löst.
Etwas klatscht zu Boden, doch er achtet nicht drauf, sondern genießt die massierenden Wasserstrahlen auf seiner Haut. Das reinigende Wasser. Schnell abduschen, dann verschwinden, sagt er sich wieder und es klingt wie etwas sehr Vernünftiges. Wenn er die Bullen anrufen würde, würde sie nur Fragen stellen, zu denen er keine plausible Antworten hätte. Schon allein deswegen sieht er die Flucht als einzige Option an. Es gibt niemanden, der ihn mit ihr in Verbindungen bringen könne. Wieder landet etwas klatschend zu Boden. Er öffnet seine Augen und wendet sein Gesicht vom Duschkopf ab, er spürt ein leichtes Brennen auf den Armen und überall dort, wo er sich mit dem Waschlappen die Haut bis zum Fleisch runter gerieben hat. Aber er ist kein starkes Brennen, nicht einmal das Brennen einer Brennnessel, eher wie Chlorreiniger auf der Haut, ein leichtes Kribbeln. Er spürt dieses Kribbeln an seinen Beinen, am Po und unter den Achseln. Auch auf seinem Kopf brennt es leicht, als hätte er auch dort eine kleine Wunde. Er senkt den Kopf: Zwischen seinen Füßen liegt ein Büschel Haare und etwas Helles klebt dran. Er fragt sich, ob es sein Haar ist. Länge und Farbe kämen hin. Doch das kann ja nicht angehen, ist doch unmöglich. Er ist kerngesund. Kein Mann der Familie Turner hatte je mit Haarausfall zu kämpfen. Und es ist auch nicht nur Haar, sondern auch Kopfhaut. Dann klatscht wieder etwas zu Boden, direkt zwischen seine Füße. Vor Schreck wäre er beinahe durch die Glasscheiben der Duschtrennwände gefallen.
Ein menschliches Ohr mit einem silbernen Ohrring im Ohrläppchen, sein Ohr. Er will nach seinem Ohr greifen, sieht aber, dass ihm schon Zeige-, Mittel-, Ringfinger fehlen, er sieht sie, vom Wasser weggespült, im Ausguss liegen. Er bekommt einen weiteren Schock, der ihn gegen die Duschwand taumeln lässt. Er kann nicht begreifen, was mit ihm passiert, steht völlig unter Schock. Sein gesamter Körper scheint sich im Wasser einfach aufzulösen. Dann knickt er plötzlich weg, sein Bein gibt einfach nach, bricht einfach unter seinem Gewicht weg und alles unterhalb seines Knies wird mit Wucht gegen die gegenüberliegende Glastür geschleudert, das Fleisch platzt großflächig auf und verteilt Haut und Blutreste an den Duschwänden, um dann nach mehreren Drehungen in der Duschwanne liegen zu bleiben. Er verliert sein Gleichgewicht. Die Glastür, an die er sich lehnt, gibt nach und zusammen krachen sie zu Boden. Die Tür zerbirst und er erleidet zahlreiche Schnittwunden im Rücken. Er schreit auf vor Schmerzen, wundert sich einen kurzen Moment darüber, dass er jetzt Schmerzen empfindet, aber als sein Bein wie ein morscher Stock zerbrochen ist, hat er nichts verspürt. Dann merkt er, dass die Haut um seine Mundwinkel einreißt und im nächsten Moment klappt ihn der Unterkiefer bis auf die Brust hinunter. Seine schreckgeweiteten Augen drohen aus den Höhlen zu fallen, er möchte nach seinem Kiefer greifen, aber dann klappen ihm die Augenlider einfach zu und er schafft es nicht, sie wieder zu öffnen, denn er hat keine Kontrolle mehr über sie. Er erblindet, aber nicht vollends, denn er kann noch das Licht der Halogenscheinwerfer hindurchscheinen sehen. Fast blind versucht er sich aufzurichten, stützt sich mit seinen Händen auf den Boden ab, dreht sich auf den Bauch, sein Unterkiefer baumelt herab. Er verharrt so einen Moment, möchte Kraft schöpfen. Sucht nach Erklärungen für das, was mit ihm passiert, kann aber keinen klaren Gedanken fassen.
Das kann alles nur ein schlimmer, ein sehr schlimmer Albtraum sein, kann unmöglich wirklich passieren. Er stemmt sich mit aller, ihm verbliebenen Kraft ab, winkelt sein gesundes Bein an, spürt, wie der Stumpf des anderen Beins über den Badezimmerboden schleift und der Knochen ein kratzendes Geräusch dabei macht, stemmt sein Bein gegen den Duschrand und möchte sich in einer einzigen kraftvollen Bewegung aufrichten, als ihm auch das zweite Bein und sein linker Arm wegbrechen und er mit der Stirn auf den kalten Kachelboden knallt und ein unschönes knackendes Geräusch von den weißen Wänden widerhallt. Er bleibt liegen. Eine lange Zeit lang. Vermutlich ist er schon tot.
Er genießt für einen Moment die Ruhe. Für einen Moment glaubt er, dass er tot ist. Aber die Scherben in seinem Rücken schmerzen noch und die Schmerzen sind zu präsent, deswegen kann er unmöglich tot sein. Im Tod verspürt man keine Schmerzen. Dann wird er von einer Ohnmacht umspült und für einen Moment verebben die Schmerzen. Dann erwacht er schreckhaft, glaubt, dass das alles nur ein schlimmer Traum gewesen war. Aber Dunkelheit und Schmerzen währen noch immer. Er hebt den ihm verbliebenen Arm an, um sich über die Augen zu wischen, damit er wieder etwas sehen kann. Vielleicht schafft er es, die Lider etwas anzuheben. Er bekommt sogar ein Auge frei, sieht die vielen Scherben auf dem Boden liegen, aber das andere Auge, etwas stimmt damit nicht und sein Arm, er kann ihn nicht mehr aus seinem Gesichtsfeld nehmen, etwas hängt dran und verbindet seinen Kopf mit dem Arm. Er zerrt den Arm weg, aber etwas will partout nicht nachgeben. Er hat das Gefühl, dass ein Gummiband Kopf und Arm verbindet. Er zerrt stärker - er hätte am liebsten die Zähne aufeinandergebissen, wenn er gekonnt hätte - und dann plötzlich löst sich schmatzend das Band. Er schaut mit dem einen Auge auf seinen Arm: Am Handgelenk klebt samt Sehnerv sein linker Augapfel, ein paar Zentimeter daneben das Augenlid samt Wimpern seines rechten Auges. Wieder will er schreien, doch seine derzeitige Lage erlaubt es ihn überhaupt nicht, und deswegen kommt nur ein kehliges Keuchen heraus. Sein verbliebenes Auge irrt unruhig umher. Das Halogenlicht bricht sich in den Scheiben und wirft Lichtreflexe in den Raum, hinter ihm noch immer das Rauschen der Brause. Er kann in den Scherben sein schemenhaftes Äußeres sehen, aber es ist zu undeutlich, um Einzelheiten auszumachen.
Er hätte sich gerne betrachtet, auch wenn er Angst davor hat, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Irgendwie schafft er es, sich wieder auf den Rücken zu rollen und starrt auf die in die Decke eingelassenen Halogenscheinwerfer. Er kann sich nicht mehr rühren, starrt einfach nur noch zur Decke und wartet auf den Tod, und er kann ihn schon riechen, ihn kommen spüren. Er hat keine Angst mehr, das Chaos in seinem Kopf hat sich aufgelöst. Er denkt an Erlösung. Er denkt an die Stille und er denkt an die Frau, die dort tot in ihrem Bett liegt. Dann erblindet sein verbliebenes Auge vollends. Diesmal ist es nicht sein Augenlid, das es verdunkelt, denn er hat ja keines mehr, es ist eine tiefere, intensivere Schwärze und diese zieht ihn mit nach unten.